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Hallo THomas,
Zitat:Das Muhammad und seine Gefährten nach der Zurückschlagung des gegen sie geführten Angriffes sich die "Beute" sicherten, entsprach den allgemeinen Gepflogenheiten - ob das nun auch im Sinne von Muhammad gewesen ist, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.
Nun, darum ging's eigentlich auch gar nicht - die Überlegung war:
Wenn ich irgendwen angreifen will, schleppe ich keine Reichtümer
und keine Sklavinnen mit mir 'rum... Daher halte ich die Hypothese
von den armen, dauernd angegriffenen Muslimen für eher fragwürdig.
Aber ich kann Dir gern ein paar Zitate aus der damaligen Zeit dazu
präsentieren - natürlich aus islamischen Quellen, andere gibt's ja
nicht [mehr]. :eusa_silenced:
Zitat:Auch die Sache mit der "Eroberung" Mekka`s läst sich zweifelfrei nicht belegen. Sicher ist Muhammad mit seinen Anhängern auch wieder nach Mekka zurück gekehrt - das kann ein Einzug ähnlich wie bei Jesus in Jerusalem gewesen sein.
Bei beiden Gelegenheiten sind wir auf die Zeugnisse der Nachwelt/
Nachfolger angewiesen - natürlich kann Muhammad auf einem Esel
reitend und palmzweigschwingend nach Mekka zurückgekehrt sein,
wo sie ihn vorher bedroht und verjagt hatten - ebenso kann Jesus
mit einem Heer von marodierenden Straßenräubern über Jerusalem
hergefallen sein - wir wissen's eben nicht... Aber im Zweifelsfall
neige ich doch eher dazu, den jeweiligen Schriften zu glauben :icon_mrgreen:
Zitat:Für den heutigen Islam ist das aber nicht mehr von Belang; die Eroberungskreuzzüge der Christen sind für das heutige Christentum auch nur Geschichte.
Hm - wäre es nicht vielleicht doch von Belang, wenn Jesus
die Kreuzzüge höchstpersönlich angeführt hätte?
() qilin
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@ melek
ich habe dich oben schon um Kroanstelle zu diesem Erbarmen gebeten.
@t. logemann
Ich empfinde es auch so, dass du den Koran etwas verklärst. Lies nochmal meinen letzten Beitrag unter dem Punkt "islamische Expanision". Das ist aktuelle Auslegungspraxis! Zudem empfehle ich, falls dich das Thema näher interessiert den Aufsatz von Rotraud Wielandt "Islam und Gewalt" in "Der Islam - Religion und Politik" und diverse Bücher von Jan Assmann zum Thema Gewaltpotential in monotheistischen Religionen.
Ich will die Muslime hier nicht an den Pranger stellen, nur realistisch reflektieren.
Viele Grüße
Sonne
Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!
Die "aktuelle Auslegungspraxis" des Qur`an, liebe Sonne, hat nix mit den tatsächlichen Gegebenheiten um 606 n.Chr. zutun - das in dem jeweiligen dem religiösen Zeitgeist entsprechenden Licht die Religionsgeschichte auch anders ausgelegt wird, setze ich mal als bekannt voraus. Wenn die Taliban oder Bin-Laden ihren Terrorismus damit rechtfertigen, dass Muhammad ja Mekka "eroberte" und die Ungläubigen "vertrieb", dann bedeutet das in der Denkungsart der Taliban und des Bin-Laden natürlich, das Muhammad mit seinen Anhängern wie ein wütender Mob durch die Strassen gezogen sind.... ob das aber tatsächlich so war, darf und muss doch bezweifelt werden. Die "aktuelle Auslegungspraxis" widerspiegelt lediglich die heutige Meinung zur Flucht von Mekka nach Medina und zur späteren Rückkehr nach Mekka - sie kann jedoch für sich keinerlei Authentität in Anspruch nehmen.
Die "islamische Expansion" entspricht in Art und Weise in weiten Teilen der Überzeugung, das "empfangene Heil weitertragen zu wollen". Insoweit ist der Beginn dieser Expansion durchaus mit dem Beginn der Missionierungen im Christentum gleichzusetzen. Da sich aber sowohl bei den frühen Christen, als auch bei den ersten Muslimen sehr schnell die Erkenntnis eingefunden hat, dass diese "Missionierungsexpansion" auch erheblich etwas mit Machtzuwachs zutun haben kann, liefen die Expansionen halt nicht immer friedlich ab, zumal sich die gesammelte Christenheit im Abendland erbittert gegen diese Expansion zur Wehr setzte und ebenfalls Expansionsversuche bis in den Nahen Osten unternahm. Insoweit war die Auseinandersetzung mit dem jeweils "anderen" Glauben über weite Teile der Geschichte von Krieg geprägt - anders im "Morgenland". Der Übergang von der zoroastrischen Hochkultur Persiens zur islamischen Hochkultur lief vergleichsweise friedlich ab; die Expansion des Islam in die hinduistischen und buddhistischen Einflussgebiete lief ebenfalls weitgehend friedlich ab. Konflikte gab es nur dann, wenn hinduistische Maharadschah`s ihren Einfluss auf die Bevölkerung am Schwinden sahen, weil sich die Bevölkerung eben nach und nach zum Islam bekannte. Da wurden dann auch schon mal die Schwerter geschwungen... aber längst nicht in dem Ausmass wie im Balkan oder in Cordoba...
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Hallo liebe Sonne,
lies bitte im Koran die Sure 9 durch. Bestimmt meinst Du (und melek)
die Verse 4 - 7
Im Koran steht schrieb:4 Ausgenommen diejenigen von den Heiden, mit denen ihr eine bindende Abmachung eingegangen habt, und die euch hierauf in nichts (von euren vertraglichen Rechten) haben zu kurz kommen lassen und niemanden gegen euch unterstützt haben. Ihnen gegenüber müßt ihr die mit ihnen getroffene Abmachung vollständig einhalten, bis die ihnen zugestandene Frist abgelaufen ist. Allah liebt die, die (ihn) fürchten.
5 Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo (immer) ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf (wa-q`uduu lahum kulla marsadin)! Wenn sie sich aber bekehren, das Gebet (salaat) verrichten und die Almosensteuer (zakaat) geben, dann laßt sie ihres Weges ziehen! Allah ist barmherzig und bereit zu vergeben.
6 Und wenn einer von den Heiden dich um Schutz angeht, dann gewähre ihm Schutz, bis er das Wort Allahs hören kann! Hierauf laß ihn (unbehelligt) dahin gelangen, wo er in Sicherheit ist! Dies (sei ihnen zugestanden) weil es Leute sind, die nicht Bescheid wissen.
() Tao-Ho
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30-04-2008, 13:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-04-2008, 13:55 von qilin.)
t.logemann schrieb:Die "aktuelle Auslegungspraxis" des Qur`an, liebe Sonne, hat nix mit den tatsächlichen
Gegebenheiten um 606 n.Chr. zutun ... widerspiegelt lediglich die heutige Meinung zur
Flucht von Mekka nach Medina und zur späteren Rückkehr nach Mekka - sie kann jedoch
für sich keinerlei Authentität in Anspruch nehmen. Die aktuelle Auslegungspraxis widerspiegelt den heutigen Stand der historischen Forschung.
Wenn die keine Authentizität in Anspruch nehmen kann, was dann? Die vage Vermutung,
dass alles vielleicht ganz anders abgelaufen sein könnte - oder irgendeine eo ipso wahre
göttliche Überlieferung :icon_question:
Zitat:Die Expansion des Islam in die hinduistischen und buddhistischen Einflussgebiete lief
ebenfalls weitgehend friedlich ab. Konflikte gab es nur dann, wenn hinduistische
Maharadschah`s ihren Einfluss auf die Bevölkerung am Schwinden sahen, weil sich die
Bevölkerung eben nach und nach zum Islam bekannte. Da wurden dann auch schon mal
die Schwerter geschwungen... aber längst nicht in dem Ausmass wie im Balkan oder in
Cordoba...
Welchen Quellen hast Du diese Information entnommen :icon_question: Ich habe offenbar andere -
Wo die Muslime auf buddhistische Klöster und Schulen stießen, wurden die Mönche
dort vor die einfache Alternative gestellt "Auf der Stelle konvertieren oder sterben" -
das Ergebnis war die restlose Auslöschung des Buddhismus in Indien. Politisch fähige
islamische Heerführer und Regenten mussten fanatischen Imamen Widerstand leisten,
die die hinduistische Bevölkerung nach demselben 'Rezept' behandelt wissen wollten.
Die materielle Hochblüte des islamischen Arabien liegt zum nicht geringen Teil an den
Reichtümern und der Unmenge von Sklaven, die im eroberten Indien eingesackt wurden
- Zahlen dazu sind der arabischen Geschichtsschreibung zu entnehmen... Die Menschen
am Balkan und in Spanien waren zumindest 'Schriftbesitzer', die hatten verbriefte Rechte...
() qilin
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Zum Thema islamische Expansion :
Zitat:Prof. Albrecht Noth
Die arabisch-islamische Expansion
(Albrecht Noth, geb. 1937, war Professor für Islamwissenschaft und Arabistik am Seminar für Geschichte und Kultur des Vorderen Orients an der
Universität Hamburg.)
(futuh = Eroberung/en)
Als charakteristisch für die arabisch-islamische Expansion sind immer wieder ihre ungewöhnliche Schnelligkeit ebenso wie ihre anscheinend unaufhaltsame Stetigkeit hervorgehoben worden.
Schon ein kurzer Blick auf die – übrigens nicht immer ganz sichere – Chronologie der wichtigsten Resultate muslimischer Eroberungstätigkeit ist allerdings beeindruckend: Ausgehend von ersten muslimischen Einfällen ins persisch-sassanidische Südmesopotamien und ins byzantinisch kontrollierte
Südpalästina in den Jahren 633/34 wird bereits 635 Damaskus eingenommen ; bald danach – möglicherweise in ein und demselben Jahr (636) – schlagen muslimische Formationen massive byzantinische und persisch-
sassanidische Aufgebote vernichtend und entscheidend,
erstere am Jordan-Nebenfluß Yarmūk, letztere bei Qâdisiyya (westl. von Nadschaf/Irak); der Sieg bei Qâdisiyya führte letztlich zur baldigen Einnahme der sassanidischen Hauptstadt Ktesiphon/arab.: al-Madâ‘in,
mit dem Erfolg am Yarmūk wird Syrien/Palästina de
facto muslimisch, die Eroberung der Hafenstadt Caesarea/Qaysariyya (zw. Haifa und Jaffa) 640 nimmt den Byzantinern den letzten Außenposten in ihrer ehemaligen Provinz ; in den Jahren 639–642 unterwerfen
sich die Muslime Ägypten, ein späterer (645/46) Versuch der Byzantiner, Alexandrien zurückzugewinnen, scheitert letztlich ; fast gleichzeitig mit der Eroberung Ägyptens, etwa in den Jahren 640–642, kommt nahe-
zu ganz Persien unter muslimische Kontrolle.
Entscheidend dürfte die Niederlage eines sassanidischen Heeres bei Nihāwand (im Zagros, südl. von Hamadân) gewesen sein (wohl 642) ; dem folgen in den vierziger und fünziger Jahren die Eroberungen von Südost-Iran und Nord/Ost-Iran (im wesentlichen das Gebiet von Chora-
san) ; von Ägypten aus führen, um 650 beginnend, fortlaufende Unternehmungen zur allmählichen Islamisierung Nordafrikas, wichtiger Standort wird das um 670 gegründete Kairuan/al-Qayrawân (heute Tunesien), die letzten Byzantiner verlassen um 700 Nordafrika (Kar-
thago) ; in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre werden
die Muslime – mit der entscheidenden Hilfe »abtrünniger« byzantinischer Experten – auch zur See aktiv, 649 können sie Zypern erobern, 655 vor der kleinasiatischen Küste eine byzantinische Flotte vernichten, 652 und 667
Angriffe auf Sizilien unternehmen ; 672 sah sich Konstantinopel selbst zum ersten Mal einer muslimischen Belagerung gegenüber ; bereits 652 war auch Armenien erobert worden, im gleichen Jahr hatten Vorstöße von
Ägypten aus nach Nubien zu einer Art muslimischer
Kontrolle auch über dieses Gebiet geführt ; das Jahr 711
markiert den Beginn der weitesten muslimischen Vorstöße in die – von Medina aus gesehen – Himmelsrichtungen (Süd-) Ost und (Nord-)West :
In diesem Jahr erscheinen muslimische Truppen einerseits zum ersten
Mal auf dem indischen Subkontinent (im Sind/Südindus-Gebiet), während ein Jahr später von Chorasan aus die für die weitere islamische Geschichte so bedeutsame Eroberung Transoxaniens einsetzt ; andererseits
setzen die Muslime 711 von Nordafrika (Tanger) aus
nach Spanien über und schlagen den letzten Gotenkönig (Roderich) entscheidend ; in den folgenden zwei bis drei Jahrzehnten gelang es dann bekanntlich, nahezu die gesamte Iberische Halbinsel und (zeitweilig)
größere Teile Südfrankreichs unter muslimische Kontrolle zu
bringen ; das christliche Abendland beginnt eine »Sarazenen«-Gefahr zu spüren ; hundert Jahre nach dem Tod des Propheten muß (732) ein – wohl eher »Razzia«-artiger – Vorstoß der »Sarazenen« in Richtung Loire
von Karl Martell in der Gegend zwischen Tours und Poitiers aufgehalten werden : Der nicht mehr genau zu lokalisierende Platz des Treffens verbindet sich in der abendländischen Geschichtsbetrachtung mit der endgültigen Bannung einer großen Gefahr, in der islamischen Geschichtsüberlieferung nennt er sich »(Befestigte) Straße der (Krieger-)Märtyrer (balât aš-šuhadâ‘)« ;
von muslimischer Seite aus gesehen sehr viel schwerwiegender und ernüchternder war allerdings die, trotz großen Aufwandes erfolglose, zweite und für sehr lange Zeit letzte Belagerung von Byzanz in den Jahren 715–
718 gewesen. Ganz allgemein läßt sich zur Mitte des achten Jahrhunderts hin ein Abflauen muslimischer Eroberungs-Aktivität verzeichnen ; die Befestigung und – nicht immer erfolgreiche – Verteidigung der erreichten
Grenzen tritt zunehmend in den Vordergrund.
Es ist verständlich, daß man sich immer wieder um Erklärungsmodelle für diese frappierend schnellen und weiträumigen Eroberungs-Erfolge der Muslime im ersten islamischen Jahrhundert bemüht hat.
Diese Suche nach den Ursachen hat m. E. bisher vor allem zweierlei
ergeben : Zum einen sind alle Deutungsversuche wenig überzeugend, die die Rolle des Islam als neue Lebensund (in weitestem Sinne) politische Ordnungsform dabei minimieren oder als Faktor gar ausklammern wollen, zum anderen wird man sich von eher monokausalen Erklärungen weg auf die Annahme und in vielem noch zu leistende Erforschung einer – alles andere als unkomplizierten – Polykausalität hin zu bewegen haben. […]
Die historischen Voraussetzungen für die ersten – so entscheidenden – Erfolge muslimischer tribaler Gruppen außerhalb der Arabischen Halbinsel waren in den dreißiger Jahren des siebten Jahrhunderts ohne Zweifel
äußerst günstig.
Im Norden und Nordosten, wo im übrigen geographische Barrieren (zumindest für Araber) nicht vorhanden waren, befanden sich weitestgehend unbefestigte und immer schon durchlässige Randgebiete von entfernten Provinzen der beiden Großreiche (Byzanz, Iran der Sassaniden-Dynastie), die schließlich – ersteres in wesentlichen Teilen, letzteres insgesamt – der muslimischen Eroberung zum Opfer fielen.
Diese beiden seit langem konkurrierenden Imperien hatten zudem bis kurz vor dem Erscheinen muslimischer Formationen auf ihrem Territorium im Kampf um die Herrschaft über Syrien erschöpfende Kriege miteinander geführt und waren im hier entscheidenden Zeitraum auch innerpolitisch alles andere als stabil.
Ernsthafte – und vor allem schnelle – Reaktionen auf die ersten lokalen Erfolge der Muslime mögen gerade auch aus diesen Gründen nicht erfolgt sein.
Wesentlicher allerdings scheint eine Fehleinschätzung (Unterschätzung)
des Gegners gewesen zu sein, die jedoch den seinerzeit
Verantwortlichen kaum anzulasten ist : An ephemere
Überfälle arabischer tribaler Gruppen auf die jeweiligen Randzonen im Süden (Byzanz) und Osten/Südosten (Iran) war man seit langer Zeit gewöhnt, sie waren lästig, stellten aber keine essentielle Gefahr dar.
Die ersten muslimischen Angriffe hatten nun – gerade auch
aus der Ferne gesehen – den traditionellen »Razzia«-Charakter ; daß sie im Zusammenhang mit einer gänzlich neuen politischen Konzeption standen, war nicht sofort zu erkennen ; als die Gefahr dann in ihrem ganzen Ausmaß deutlich wurde und die beiden Großreiche mit massiven Aufgeboten reagierten – die beiden schon kurz erwähnten Schlachten am Yarmūk und bei Qâdisiyya (wohl 636) markieren hier den Höhepunkt und aufgrund der muslimischen Siege auch schon den Anfang vom Ende –, war der entscheidende Zeitpunkt für eine erfolgreiche Abwehr bereits verpaßt, zu fest schon hatten sich die Muslime in ihren Zielreligionen
etablieren können.
Wenn wir die muslimische Seite der ersten futūh-Erfolge betrachten, so erscheint zunächst als wesentlicher Faktor die Tatsache, daß es […] offenbar gelang, tribale Gruppen in den Randzonen für eine – zunächst wohl
nur als lokal und zeitlich begrenzt gedachte – Zusammenarbeit zu gewinnen, für gemeinsame Aktionen also, deren Ziele nicht genau festgelegt waren, die aber den miteinander Verbündeten aufgrund der wechselseitigen Stärkung erfolgversprechend erschienen (und ja auch er-
folgreich waren) und bei denen muslimischerseits das Bekenntnis der Partner zum Islam nicht unbedingt als Voraussetzung für die Zusammenarbeit verlangt wurde.
Unter diesen Partnern der Muslime scheinen vor allem auch tribale Gruppen gewesen zu sein, die theoretisch »in Diensten« der Großreiche standen, nämlich – im Rahmen von deren bewährter Politik, ihre Grenzen vor Arabern durch Araber schützen zu lassen – gegen ein Entgelt Überfälle von Süden kommender Stämme und Clans abzuwehren hatten.
Die tribalen Gruppen in den Randzonen – ob nun von den Großreichen abhängig oder nicht – hatten mit Sicherheit von der Konstituierung des umfangreichen Bündnissystems […] erfahren ; ihre teilweise Bereitschaft zur Zusammenarbeit dürfte eine Ausrichtung nach dem Erfolg gewesen sein ;
den Muslimen jedenfalls verhalf sie wesentlich zur Besetzung erster wichtiger Positionen in Syrien/Palästina und am Euphrat.
Die Abmachungen zwischen den muslimischen Eroberern, welch letztere man sich – zumindest in den ersten Jahrzehnten – nicht so sehr als geordnete Heere, sondern eher als eine Vielzahl von recht selbständig agierenden tribalen Einheiten vorzustellen hat, und Stammesgruppierungen in den Grenzregionen mit dem Ziel gemeinsamer Unternehmungen, ohne daß von denMuslimen das (sofortige) Bekenntnis der Kooperationswilligen zum Islam eingefordert wurde, lassen bereits in den Anfängen eine Verhaltensweise der Eroberer erkennen, die außerordentlich weitreichende Konsequenzen haben sollte : ihre Bereitschaft (und Fähigkeit) zum Kompromiß und Arrangement.
Eine muslimische Ökumene – so läßt sich hier schon generalisierend feststellen – ist wesentlich durch Vereinbarungen und Verträge zustandegekommen und nicht durch eine praktizierte Missionskriegs-Mentalität.
Den Muslimen ist anscheinend sehr schnell deutlich geworden, daß die autochthone Bevölkerung in den Regionen ihrer ersten Vorstöße zu großen Teilen wenig Grund und Neigung zur Loyalität gegenüber den Repräsentanten der jeweiligen politischen Ordnungen hatte, in die sie eingebunden war, daher auch keine großen Anstrengungen unternahm,
diese ernsthaft zu verteidigen.
Der Grund hierfür ist vor allem in bereits seit langer Zeit schwelenden und zum Teil erbittert ausgetragenen Religionskonflikten zwischen Provinzbevölkerung und herrschender Staatsgewalt zu suchen ; dies gilt vornehmlich für die byzantinischen Gebiete, trift aber zum Teil auch auf das sassanidische Iran zu.
Die Christen in Syrien/Palästina und Ägypten (Kopten) gehörten überwiegend monophysitischen Glaubensrichtungen des Christentums an, waren damit im Sinne der »orthodoxen« (chalkedonischen)
byzantinischen Staatskirche Häretiker und seit langem erheblichen Pressionen ausgesetzt ; im westlichen Iran gab es große Gruppen von (nestorianischen) Christen und von Anhängern anderer Religionsgemeinschaften, die mit dem staatstragenden Zoroastrismus nicht
in Einklang standen. Eine politische Neuorientierung, möglicherweise ein Wechsel in der Herrschafft, konnten daher großen Teilen der autochthonen Provinzbevölkerung in Syrien/Palästina und im Irak durchaus als
attraktiv erscheinen, falls sie sich unter Voraussetzungen vollzogen, die eine Verbesserung ihrer Lebensumstände versprachen.
In dieser Situation war es nun von höchster Bedeutung, daß die allmählich vordringenden Muslime von der eingesessenen Bevölkerung in den Provinzen der Großreiche durchweg Unterwerfung, nicht aber Konversion zum Islam verlangten ; zwar erging muslimischerseits in der Regel eine Aufforderung zur Islam-Annahme (da‘wa), aber die Konsequenzen einer Ablehnung waren
nun eben nicht muslimische Versuche, einen Religionswechsel mit kriegerischen Mitteln zu erzwingen.
Man hatte es nämlich während der futūh vornehmlich mit
»Schriftbesitzern« zu tun.
Mit »Schriftbesitzer«-Gruppen auf der Arabischen Halbinsel hatte sich bereits der Prophet verschiedentlich vertraglich geeinigt, und in
Sure 9,29 war offenbart worden, daß diese zu bekämpfen
seien, bis sie eine Abgabe (ğizya) entrichten ; und diese
war in Art und Höhe nicht festgelegt, somit gab es weiten Verhandlungsspielraum.
Da nun die Muslime schon sehr bald über die distanzierte bis feindselige Haltung der ihnen begegnenden Provinzbevölkerung gegenüber ihren Staatsgewalten informiert gewesen sein dürften (entsprechende Hinweise scheinen z. T. von Repräsentanten der Bevölkerung selbst gekommen zu sein), bestimmte zunehmend mehr die ğizya-Alternative der koranischen Offenbarung ihr Verhalten, während die dort viel stärker betonte Aufforderung zum Kampf – ğizya eher als »ultima ratio« ! – in den Hintergrund rückte.
Es entwickelte sich die für die muslimischen Eroberungen so typische und für ihren Erfolg so entscheidende Vertragspraxis der Eroberer, der bei aller Verschiedenheit der Abmachungen das einfache Schema zugrundelag :
Die Muslime erhalten Abgaben (eben : ğizya) – ihre Vertragspartner erhalten Schutz (dimma), dies bei wechselseitiger Abhängigkeit der Konditionen. […]
Die Muslime auf der Basis derartiger Verträge, die wohl fast durchweg schriftlich fixiert worden sind, als neue Oberherren zu akzeptieren, fiel großen Teilen der betroffenen Bevölkerung offensichtlich nicht allzu
schwer, zumal nachdem abzusehen war, daß die Muslime Herr der Lage bleiben würden und Sanktionen der möglicherweise zurückkehrenden früheren Staatsgewalten kaum mehr zu befürchten waren : Die ausge-
handelten Abgaben dürften des öfteren niedriger als die vordem abzuführenden Steuern gewesen sein ; die anfängliche Unerfahrenheit der Muslime in diesen Dingen erwies sich hier als günstig.
Wesentlicher aber war die muslimische Schutzgarantie für die freie Religionsausübung, eine Garantie, an die sich die Eroberer fast durchweg strikt hielten, auf Einschränkungen nur dort insistierten, wo die praktische Ausübung des Fremdkultus der eigenen Religionspraxis störend oder belästigend in den Weg trat.
Religionsfreiheit hatte aus den eben genannten Gründen für viele der von der muslimischen Eroberung betroffenen Untertanen der beiden zentralistischen Großreiche bis dato nicht bestanden, der Herrschaftswechsel brachte somit in einem wesentlichen Bereich erhebliche Vorteile, ja die muslimischen Eroberer wurden mitunter regelrecht als Befreier begrüßt. […]
Die muslimische Vertragsbereitschaft und Vertragspraxis, legitimiert durch prophetische Präzedenz und göttliche Offenbarung, darf man als die entscheidende Basis betrachten, auf der die futūh überhaupt erst mög-
lich wurden. […]
Nur durch die auf Vereinbarungen beruhende Unterstützung von Seiten der Einwohner in den futūh-Regionen ließ sich überhaupt die gesamte Logistik der muslimischen Unternehmungen bewältigen : Verpflegung, Gastung, Führerdienste, Kundschafteraufgaben u. ä. sind denn auch die Dienstleistungen, die in den Verträgen immer wieder begegnen, und manches davon scheint sogar unter der – inhaltlich unbestimmten – ğizya rubriziert worden zu sein.
Diese gesamte unentbehrliche, ja überlebensnotwendige, Basis-Unterstützung wäre den muslimischen Eroberer-Gruppen mit Sicherheit nicht zuteil geworden, wenn sie mit dem Konzept einer auf
kriegerischem Wege zu erreichenden Zwangsbekehrung zum Islam angetreten wären.
Der Einsicht der Muslime in diese Notwendigkeiten ist es wohl auch zuzuschreiben, daß sie im Laufe der futūh den Personenkreis, der
durch die koranischen Offenbarungen als »Schriftbesitzer« definiert und infolgedessen – darauf kam es hier an – vertragsfähig auf der ğizya – Schutz/dimma-Grundlage war, erheblich erweitert haben.
Hatte man es anfänglich noch in überwiegendem Maße mit »Schriftbesitzern« im koranischen Sinne, nämlich Christen (vor allem) und Juden zu tun, so begegnete man bei den weiteren Vorstößen nach Osten vor allem Anhängern des Zoroastrismus (arab. : magűs).
Auch diese wurden nun als »Schriftbesitzer« qualifiziert, womit der Zwang
entfiel, sie wie »Götzendiener« unter allen Umständen zum Islam zu bekehren, und sich die Möglichkeit eröffnete, mit ihnen zu vertraglichen Vereinbarungen zu kommen, eine Möglichkeit, von der die muslimischen
Heerführer dann auch ausgiebig Gebrauch gemacht haben.
Das hier so deutlich sichtbar werdende Bestreben der muslimischen Eroberer, sich die für eine dauerhafte Sicherung ihrer Erfolge und für weitere Verstöße unerläßliche Vertrags-Option – durchweg verbunden mit
dem Zugeständnis der Religionsfreiheit – offenzuhalten, belegt besonders eindrucksvoll die Argumentation eines muslimischen Heerführers, der im Sind/Südindus-Gebiet (zu Beginn des achten Jahrhunderts) mit
Buddhisten einen Vertrag abschloß und ihnen dabei die
Unverletzlichkeit ihres Buddha-Heiligtums garantierte:
»Ein Buddha-Tempel ist (ja schließlich) nichts anderes als die Gotteshäuser der Christen und Juden und die Feuer-Heiligtümer der Zoroastrier (magűs).«
Nun hat natürlich die Vertragsbereitschaft der muslimischen Eroberer nicht ausgeschlossen, daß es im Verlauf der futūh auch immer wieder zu Kämpfen mit der jeweils einheimischen Bevölkerung gekommen ist.
Die Muslime hatten ihre militärische Stärke, sei es in Gefechten, sei es bei der Belagerung von festen Plätzen, des öfteren erst einmal zu demonstrieren, bevor ihre nichtmuslimischen Kontrahenten zu der Überzeugung kamen, daß eine vertragliche Einigung mit den Muslimen
für sie die vorteilhafteste Lösung sei.
Auch erforderte gelegentlicher Vertragsbruch von seiten der unterworfenen Nicht-Muslime kriegerische Interventionen.
Doch es konnte eben auch sehr häufig auf den Einsatz kriegerischer Mittel verzichtet werden, zumal nachdem die überraschend günstigen Unterwerfungs-Konditionen zunehmend mehr bekannt geworden waren und
sich die Tatsache herumgesprochen hatte, daß sich die
Muslime in der Regel an ihre Vereinbarungen hielten.
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melek schrieb:Zum Thema islamische Expansion :
[...]
Schon beeindruckend, wie ein Aggressionskrieg zur "Befreiung unterdrückter Andersgläubiger" umgedeutet wird. :bduh:
Die Ereignisse z.B. bei der Eroberung Karthagos oder Armeniens und Vorderasiens sprechen da ein gänzlich andere Sprache.
Religiöse Toleranz fand nur dort statt, wo es wirtschaftliche Vorteile brachte. Ansonsten wurden hemmungslos massakriert.
Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)
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30-04-2008, 21:36
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01-05-2008, 00:06 von Mustafa.)
Tja Moski , die Geschichte der Menschheit ist nunmal leider blutig und geprägt von Kriegen .
Den muslimischen Herrschern hier "mehr" abzuverlangen als anderen ist dann doch zuviel verlangt .
Aus heutiger Sicht ist das alles zu verurteilen , aber man muß aus historischer Sicht schon feststellen , daß der Islam eben nicht dadurch Verbreitung fand , daß er mit dem Schwert aufgezwungen wurde , sondern weil er meist eine tatsächliche Verbesserung der Lebenslage für die eroberten Bevölkerungsgruppen brachte , was diese dazu veranlasste , sich relativ gerne auf die Seite des Islams zu schlagen .
Natürlich kann man immer wieder Einzelbeispiele für muslimische Grausamkeiten finden , aber daraus kann man schwerlich ein "der Islam ist böse" - Bild zeichnen .
Selbst ein "liebe deine Feinde"- Christentum hat sich keinen Deut besser verhalten .
Du magst das alles als Grund bezeichnen , die Religionen abzuschaffen , aber damit übersiehst du , daß Religionen eine ganz starke kulturgebende Realität darstellen , die du nicht wegdiskutieren kannst .
Es kommt also auf den Umgang mit Religionen an !
Kritik soll selbstverständlich sein !
Aber so billige , einseitige Hetze , wie sie zur Zeit gegen den Islam betrieben wird , ist einfach nur falsch .
Da werden ständig schlimme Beispiele aus der islamischen Geschichte angebracht , und dann wird noch (lustigerweise hauptsächlich von nichtmuslimischer Seite) kräftig mit Koranversen hantiert , um Aufforderungen zu diesen schlimmen Taten darin zu finden .
Völlig übersehen wird dabei die tatsächliche Realität der bald wohl 1,5 Milliarden Muslime , die auch nichts anderes wollen , als in Frieden zu leben .
Diese haben in der Regel mit Gewalt rein gar nichts am Hut , sehen sich aber Angriffen ausgesetzt , was nicht selten zu einer Verteidigungshaltung mit einhergehender Radikalisierung führt .
Wie schon mal gesagt : Das greift zur Zeit in einer unerträglichen Weise um sich .
z.B. an Schulen ; so waren sich etwa die Kinder meiner Schwester ihres Muslim-seins gar nicht wirklich bewusst , bis sie mit "Scheiss Moslems" beschimpft wurden .
Und auch meine katholische (!) Ehefrau berichtet mir aus ihrer Berufsschule von einem Lehrer ,welcher ständig über "die Muslime" herzieht ...
Die NPD fängt mit Anti-Islam-Plakaten Wählerstimmen ;
Bücher , in denen der Islam und der Koran "kritisch" beäugt werden , scheinen plötzlich jeden zu interessieren ,
und im Internet trifft man massenweise Leute wie dich , die sich sogar intensiv mit dem Islam beschäftigen , nur um Negativpunkte als Anti-Islam-Diskussionsmunition zu sammeln ...
Es ist eine Stimmung , in der nicht mehr viel dazu fehlt , daß einem Dönerladen die Scheiben eingeschlagen werden .
Alles natürlich auch umgekehrt , denn "schlauer" sind die Muslime auch nicht .
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Hallo melek,
Du hast zweifellos recht, dass z.Z. bei uns gegen den Islam Stimmung gemacht wird,
und da will ich mich auch gar nicht anschließen, nur - wenn die Expansion des Islam
so blauäugig schöngeredet wird wie hier, dann darf man sich über bissige Kritik nicht
wundern... Zu der so friedlichen Expansion und der Toleranz der Muslime in Indien
hier einige wenige Zitate - es gäbe noch sehr viel mehr - und es waren z.T. gar nicht
die Herrscher, sondern die religiösen Führer...
Zitat:Die mohammedanische Eroberung Indiens ist vermutlich die blutigste Episode der Geschichte.
Es ist eine entmutigende Geschichte, denn die Moral davon ist offensichtlich, dass die Zivilisation
ein kostbares Gut ist, dessen empfindliche Struktur von Ordnung und Freiheit, von Kultur und
Frieden jederzeit von Barbaren über den Haufen geworfen werden kann...
[Will Durant: The Story of Civilization]
Zitat:Der muslimische General [Muhammad Khalji], dessen Name schon durch seine wiederholten Angriffe
auf Bihar Schrecken verbreitet hatte, nahm [1197] die Hauptstadt mit einem waghalsigen Streich.
Ein nahezu zeitgenössischer Historiker traf 1243 auf einen Überlebenden der Angreifer und erfuhr
von ihm, dass die Festung von Bihar von einer Gruppe von nur 200 Reitern eingenommen worden
war, die kühn das Seitentor stürmten und den Ort einnahmen. Man machte reiche Beute, und das
Schlachten der 'Kahlgeschorenen Brahmanen', d.h. der Mönche, wurde so gründlich durchgeführt,
dass kein Lebender gefunden werden konnte, als einer der Sieger jemanden suchte, der ihm den
Inhalt der Bücher in den Bibliotheken der Klöster erklären konnte. "Man entdeckte", erzählte man,
"dass die ganze Festung und die Stadt eine Akademie war", und auf Hindi heißt 'Akademie' Bihar.
[Vincent A. Smith: The Early History of India from 600 BC to the Muhammadan Conquest]
Zitat:Mein Ziel bei der Invasion Hindustans ist es, einen Feldzug gegen die Ungläubigen zu führen,
das Land vom Schmutz des Unglaubens und Heidentums zu reinigen und ihre Tempel und Götzen
zu stürzen, auf dass wir ghazis und mujahids vor Allah werden.
[Timur, zit. nach B. Ramji Ambedkar: Writings and Speeches]
Zitat:Während der ganzen Zeit des Sultanats in Delhi [1206-1526] waren die moslemischen Geistlichen
dagegen, dass die Sultane den Hindus gegen Zahlung der dschizya den dhimmi-Status gewährten,
anstatt sie vor die Wahl zu stellen, entweder zu konvertieren oder zu sterben, wie es der Koran
ausdrücklich gebietet. Als einige führende Ulema den Sultan Illtutmish [1211-1236] dazu drängten,
erklärte ihnen der Sultan seine Gründe wie folgt: Obwohl er ihnen in der Sache zustimme, sei es
klüger, die Hindus am Leben zu lassen, denn Indien sei gerade erst erobert, und die Muslime
seien so wenige wie das Salz [in einem Gericht]. Wenn solche Befehle auf die Hindus angewendet
würden, dann sei es möglich, dass sie sich zusammenschlössen, und ein allgemeiner Aufruhr könne
die Folge sein, der von der geringen Zahl der Muslime nicht niedergeschlagen werden könnte.
Nach einiger Jahren jedoch, wenn sich in der Hauptstadt, im Umland und den kleineren Städten
die Muslime durchgesetzt hätten und die Truppen stärker seien, dann würde es möglich sein,
die Hindus vor die Wahl 'Tod oder Islam' zu stellen.
[Ziyauddin Barani: Sana-i-Muhammadi, zit. in Medieval Indian Quarterly Vol.I,p.3]
Zitat:Indien war eines der bekanntesten Exportländer für Sklaven für Arabien vom 8. bis ins 18. Jh.
Arabische Chronisten und moderne Historiker haben die verfügbaren Hinweise über die Anzahl
der Hindus gesammelt, die [allein] Mahmud Ghazni [998-1030] während seiner 17 Raubzüge
versklavte. In Waihind nahm Mahmud 1001 und 1002 eine halbe Million Menschen gefangen -
so der zeitgenössische arabische Chronist Nasr Mohammed Utbi. Über Mahmuds Angriff auf
Ninduna im Panjab [1014] schreibt er: "Es gab so viel Sklaven, dass sie sehr billig wurden,
und Männer, die in ihrem Heimatland geachtete Ämter ausgeübt hatten, wurden zu Sklaven
von gemeinen Trödlern."
[Kishori S. Lal: Muslim Slave System in Medieval India]
() qilin
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30-04-2008, 23:05
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-04-2008, 23:06 von Mustafa.)
qilin schrieb:nur - wenn die Expansion des Islam
so blauäugig schöngeredet wird wie hier, dann darf man sich über bissige Kritik nicht wundern...
Wird sie das ?
Ich habe nicht bestritten , daß Grausamkeiten geschahen .
Ich habe nur was dagegen , wenn solche Grausamkeiten als dem Islam inhärent bezeichnet werden , und wenn behauptet wird , daß die gewaltsame Ausbreitung des Glaubens eine Pflicht im Islam wäre .
Grausame Handlungen gab es von allen Seiten .
Würde es z.B. Sinn machen , wenn ich dem Christentum vorwerfen würde , daß im bosnischen Krieg letztes Jahrzehnt ganze muslimische Orte von Christen massakriert wurden ?
Darf ich solche Ereignisse dem "Christentum" vorwerfen ?
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melek schrieb:Die NPD fängt mit Anti-Islam-Plakaten Wählerstimmen ;
Wirklich?
Ich habe mehr das Gefühl, dass es eine Art "geistiges Bündnis" zwischen den Neonazis und dem konservativen Islam gibt:
Auszug aus einem Artikel der FAZ vom 12.Juni 2006:
Daß sich Teheran gegen den Westen stellt, bejubeln deutsche Rechtsextremisten. Ihr antiamerikanisches und antizionistisches Feindbild teilen sie mit Präsident Mahmud Ahmadineschad. „Gegen den Neokolonialismus Amerikas und den Staatsterrorismus Israels können sich die Muslime der Solidarität von Nationalisten sicher sein“, heißt es im Aufsatz eines NPD-Politikers.
[...]
Neben der NPD planen auch „Kameradschaften“ und „Freie Nationale“ Veranstaltungen während der WM - in Frankfurt, Halle, Murnau und Saarlouis. Doch sind die Anmelder teilweise NPD-Politiker. So hat in Frankfurt der NPD-Funktionär Marcel Wöll die Demonstration der „Freien Nationalen“ für den 17. Juni angemeldet - sie ist der „Solidarität mit dem Iran“ gewidmet. An diesem Tag spielt die iranische Mannschaft in Frankfurt gegen Portugal. Der 23 Jahre alte Wöll ist nach Einschätzung des hessischen Verfassungsschutzes ein „in der Wolle gefärbter Neonazi“. Er trat erst vor kurzem der NPD bei, zog für sie im hessischen Butzbach in den Stadtrat ein und wurde im Mai zum hessischen Landesvorsitzenden gewählt. Das Bündnis mit Islamisten ist für Wöll kein Problem. „Es gibt ja auch in der Geschichte viele Beispiele, daß zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg die Waffen-SS mit muselmanischen Verbänden oder auch osteuropäischen Verbänden gekämpft hat“, sagte er dieser Tage dem Hessischen Rundfunk.
Dem Islam bringt die NPD zumindest „partielle Wertschätzung“ entgegen. So wirke der Islam in Europa als Anleitung „zum Verzicht auf Mischehen“ und leiste damit „einen wichtigen Beitrag zum ethno-biologischen Erhalt der Deutschen“, schreibt der sächsische NPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel. „Solange die Fremden wegen der politischen Verhältnisse noch nicht ausgewiesen werden können, muß ihre islamische Identitäts- und Glaubensgemeinschaft möglichst intakt bleiben, damit es nicht zu kulturellem Einheitsbrei und Völkervermischung kommt“, fordert Gansel
Passt irgendwie nicht in das übliche Weltbild, oder?
Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)
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Moski schrieb:Wirklich?
Ich habe mehr das Gefühl, dass es eine Art "geistiges Bündnis" zwischen den Neonazis und dem konservativen Islam gibt:
Ach Moski ! Das ist eine deiner immer wieder gerne zitierten "Kugeln" in der Islam-Diskussion .
Hast du die NPD - Plakate bei der bay.Kommunalwahl vor einigen Wochen gesehen ?
Ich zitiere ein Beispiel :
" Wir lassen die Kirche im Dorf ... und die Moschee in Istanbul "
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01-05-2008, 00:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01-05-2008, 00:57 von Moski.)
melek schrieb:Würde es z.B. Sinn machen , wenn ich dem Christentum vorwerfen würde , daß im bosnischen Krieg letztes Jahrzehnt ganze muslimische Orte von Christen massakriert wurden ?
Darf ich solche Ereignisse dem "Christentum" vorwerfen ?
Ja, du darfst das dem Christentum vorwerfen - und mehr als nur Bosnien. Bei der Christianisierung Mitteleuropas ist das Christentum bis zu den Knien in Blut gewatet. Es ist eine Geschichte fortwährender Schlächtereien. Das Christentum hat über Jahrhunderte die Pogrome gegen Juden hingenommen. Die Eroberung und die damit verbundene Christianisierung des heutigen Lateinamerikas ist eine einzige Leidensgeschichte und hat Millionen von Menschen das Leben gekostet (in diversen spanischen Quellen der damaligen Zeit ist nachzulesen, dass die amerikanischen Indios nicht einmal als Menschen angesehen wurden und deshalb wie Vieh abgeschlachtet wurden).
Wenn du dich mal mit der Geschichte des 30jährigen Krieges befasst, dann wirst du Schauergeschichten hören, was Menschen alles aus religiösen Gründen taten - wie ganze Städte massakriert wurden, weil die Einwohner Protestanten waren und die Belagerer Katholiken (z.B. Magdeburg) oder umgekehrt (insbesondere das südliche Deutschland).
Du darfst - und musst! - dem Christentum solche Taten vorwerfen, Denn erst aus diesen Vorwürfen hat sich die politische Vernunft entwickelt, die Trennung von Staat und Religion, die Beschränkung der Exekutivgewalt auf den Staat.
Wirf den Christentum Mord und Totschlag vor, Missionierung nach dem Motto "Willst du nicht mein Bruder sein, schlag ich dir den Schädel ein!", Ausrottung Andersgläubiger (selbst innerhalb des Christentums) bis weit in das 20.Jahrhundert hinein. Wirf all das dem Christentum vor, und ich werde sagen: "Ja, du hast Recht!". Nur durch Vorwurf und Kritik, durch Relativierung der Heiligen Schriften, durch Zweifel am Gründer der christlichen Religion ist der mündige Bürger entstanden. Letztendlich haben sich aus diesen Vorwürfen und Kritiken die Menschenrechte entwickelt, wie wir sie heute kennen.
Aber genau das, die Kritik per se, an den Heiligen Schriften, am Gründer ist im Islam ein derart großes Tabu, dass man dadurch bekanntlich sein Leben riskiert. Oder ein ganz bestimmtes politisches Etikett verpasst bekommt.
Grüße
Moski
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melek schrieb:Ach Moski ! Das ist eine deiner immer wieder gerne zitierten "Kugeln" in der Islam-Diskussion .
Hast du die NPD - Plakate bei der bay.Kommunalwahl vor einigen Wochen gesehen ?
Ich zitiere ein Beispiel :
" Wir lassen die Kirche im Dorf ... und die Moschee in Istanbul "
aus einer Antifa-Webseite, wo eine Schrift der NPD zitiert wird:
Gegen den Neokolonialismus Amerikas und den Staatsterrorismus Israels können sich die Muslime der Solidarität von Nationalisten sicher sein. Selbstverständlich hat der Iran das Recht auf eine selbstbestimmte Nutzung der Atomenergie ohne Einflußnahme der feindseligen Atommächte USA und Israel. Fraglos ist die radikal-islamische Hamas ein legitimer Ausdruck palästinensischen Selbstbehauptungswillens. Und natürlich handelt es sich bei den irakischen Widerständlern um Freiheitskämpfer und Heimatverteidiger. Die arabische Welt führt gegenwärtig einen moralisch gerechten und völkerrechtlich sanktionierten Verteidigungskampf gegen die Aggressoren der “McWorld”, gleich ob in Afghanistan, im Irak oder zukünftig im Iran.
aus der "Mut-gegen-Rechts"-Webseite:
Über den Islam und die extreme Rechte. Wenn in Deutschland große Moscheen gebaut werden, ist es schon fast zur Gewohnheit geworden, dass Neonazis dagegen demonstrieren. Da wird es einige Beobachter der rechten Szene verwundern, dass in der aktuellen Ausgabe der NPD-Parteizeitung der Koran als “ein politisches und ein gesellschaftliches Manifest von revolutionärer Sprengkraft“ gelobt wird. Dies wirft erneut die Frage auf, wie es um ein Bündnis zwischen Islamisten und deutschen Rechtsextremisten steht?
[...]
Von den Befürwortern des Islamismus in der deutschen extremen Rechte wurde immer wieder kritisiert, dass der Islamismus zersplittert sei und keinen Führer habe. Seit dem Amtsantritt des iranischen Staatspräsidenten Ahmedinischad wird dieser oftmals als Führer der islamischen Welt begrüßt und als Hoffnungsträger „der freien Welt“ gesehen. Gerade seine geschichtsrevisionistischen und antisemitischen Äußerungen sind auf breite Zustimmung unter Rechtsextremen gestoßen und haben laut Verfassungsschutz bei deutschen Neonazis zu einer teilweisen Durchbrechung ihrer islamfeindlichen Haltung geführt.
Diese positive Rezeption des Islamismus findet sich in letzter Zeit auch sehr deutlich in der „Nationalzeitung“ vom DVU-Vorsitzenden Frey, der schon erwähnten NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ oder der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“. So kommen in den Zeitungen des öfteren auch Islamisten durch Gastbeiträge oder Interviews zu Wort, wie Vertreter der Hizb ut Tahrir, Hamas oder der Hizb`Allah. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass dem Islam meist das Existenzrecht in Europa abgesprochen und er hier als „widernatürlich“ bekämpft wird. Aber selbst darauf ist nicht mehr Verlass. Im März 2001 war der österreichische Neonazi Robert Schwarzbauer noch recht isoliert, als er im Aufruf „Bordelle statt Moscheen?“ eine geplante NPD-Demonstration gegen ein Moscheebau in Bad Kreuznach vehement kritisierte. Er argumentierte, Moschee würden den entwurzelten muslimischen Einwanderer helfen zu den Geboten ihrer Religion zurückfinden anstatt im „herrschenden babylonischen Sittenverfall“ zu verkommen. Diese Verteidigung des Islam in Deutschland ist zwar bei weitem nicht mehrheitsfähig in der deutschen extremen Rechten, jedoch ist solch eine Position nicht mehr so exotisch wie vor dem 11/9. In dem schon erwähnten Artikel der April-Ausgabe der Deutsche Stimme wird nicht nur die „revolutionärer Sprengkraft“ des Koran gelobt, der Autor Hans-Georg Gjallerup kommt auch zum Schluss, dass der Islam „einen, wenn nicht sogar den alternativen Ansatz zur derzeit vorherrschenden kapitalistischen Ideologie“ bietet. Auch wenn, wie gesagt, diese eindeutige Positionierung pro Islam auch innerhalb Deutschlands eine Randerscheinung in der extremen Rechten darstellt, ist es schon bemerkenswert, dass diese Themen überhaupt in der Deutsche Stimme ernsthaft diskutiert werden.
Konsensfähiger ist da schon eher die Position des Vorsitzende der Hamburger NPD, Jürgen Rieger. Er führte zwar eine Demonstrationen gegen den Bau einer Moschee an, betonte aber gleichzeitig, dass man nicht gegen den Islam demonstriere. Rieger hat es sogar geschafft, seine Vorgängerin an der Spitze der Hamburger NPD mit dem Argument zu stürzen, sie sei antiislamisch und somit für die NPD untragbar, da man als Nationalisten „es sich nicht mit den Islamisten verscherzen“ dürfe. Dass der Islam auf diese Art in der NPD kampagnenfähig ist und eine Vorsitzende mit dieser pro-islamistischen Argumentation zum Rückzug gezwungen werden kann, zeigt, dass das Thema Zusammenarbeit mit Islamisten durchaus stark an Brisanz gewonnen hat.
Was auf den Plakaten steht, ist für den tumben Wähler gedacht. Ideologisch wird bei den Neonazis im Hintergrund ganz anders gearbeitet.
Rechte + Islam - das kann wohl nicht sein, weil es nicht sein darf.
Grüße
Moski
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Hallo melek,
Ja - vor dem Hintergrund von "Die mohammedanische Eroberung Indiens ist vermutlich die blutigste Episode der Geschichte"
und der zahllosen Beispiele dafür sind Aussagen wie
Zitat:Die Expansion des Islam in die hinduistischen und buddhistischen Einflussgebiete lief ebenfalls weitgehend friedlich ab.
Zitat:besonders eindrucksvoll die Argumentation eines muslimischen Heerführers, der im Sind/Südindus-Gebiet (zu Beginn des achten
Jahrhunderts) mit Buddhisten einen Vertrag abschloß und ihnen dabei die Unverletzlichkeit ihres Buddha-Heiligtums garantierte:
»Ein Buddha-Tempel ist (ja schließlich) nichts anderes als die Gotteshäuser der Christen und Juden und die Feuer-Heiligtümer
der Zoroastrier (magűs).«
Zitat:Natürlich kann man immer wieder Einzelbeispiele für muslimische Grausamkeiten finden , aber daraus kann man schwerlich ein
"der Islam ist böse" - Bild zeichnen .
blauäugig schöngeredet. Wäre nicht dieses Beispiel des muslimischen Heerführers das Einzelbeispiel, dann wäre der Buddhismus
in Indien eben nicht ausgelöscht worden... Und - hast Du schon einmal überlegt, woher der jahrhundertealte tiefsitzende Hass
der meisten Hindus gegen den Islam stammt? Für sie ist 'Islam = böse' - aus 1000jähriger Erfahrung. Für uns hier nicht so sehr,
aber die Welt ist klein, und die Erfahrung Anderer nicht mehr so weit weg...
() qilin
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