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Adam und Jesus
#1
Liebes Forum :)

Welche prägnanten Unterschiede und Gemeinsamkeiten seht Ihr zwischen den Erzählungen um Jesus Christus und Adam?

Adam war als perfekter Mensch im Garten Eden der Versuchung des Teufels erlegen und wurde aus dem Garten Eden verstoßen und sterblich. Sterblichkeit und Sünde/Trennung von Gott gehen für mich Hand in Hand.

Jesus Christus (als 2. Adam) hielt der Versuchung des Teufels stand, war allerdings sterblich und wurde am Kreuz dem Tode zugeführt. Da er dem Teufel widerstanden hat, hat er die Schuld Adams getigt und den Menschen die Möglichkeit der Unsterblichkeit gegeben.

Für mich ist die Versuchung des 1./2. Adam durch den Teufel das zentrale Bindeglied in beiden Erzählungen.

Wie seht Ihr das?

Liebe Grüße
Lars
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#2
ich seh das so, daß adam eben nicht der "perfekte Mensch" war. als solcher hätte er weiter dumpf und erkenntnislos den willen gottes getan (was auch immer das gewesen sein möge) und glücklich und zufrieden wie das mein käfig gelebt, dessen maximales risiko darin besteht, wegen überfütterung an herzverfettung zu sterben

nein, adam war nicht "perfekt", sondern eben mensch. mit allen widersprüchen und unzulänglichkeiten, die ein derart komplexes wesen eben zwangsläufig mit sich bringt. glück und freude gibts eben nur um den preis des risikos (der körper kann uns lust spenden, aber eben auch krank werden und leid bereiten), vor die erkenntnis ist die anstrengung gesetzt, nach ihr kann die enttäuschung kommen

das macht das leben, das mensch sein, auch so spannend. der "verstoß aus dem paradies" war so gesehen ein glücksfall, bewahrte er doch den menschen vor der langeweile ereignisloser glückseligkeit im rundumversorgten paradies

für mich steht die paradiesgeschichte als parabel für den übergang vom tier (dumpf, erkenntnislos, fähig weder zu leid noch glück) zum menschen, der eben diese fähigkeiten hat - zu seinem wohl wie wehe

jesus hielt ja nicht immer stand. nein, er wurde in seiner letzten stunde so menschlich wie wir alle und ließ sich in höchster not zur anklage seines vaters hinreißen ("eli, eli, lama asabthani!"). dasmacht ihn für mich menschlich und damit sympathisch, nicht die lobgesänge der evangelisten auf den gottessohn, der der versuchung des teufels widersteht (das ist ohnehin so, als würde der milliardärssohn der versuchung durch einen obdachlosen widerstehen, mit diesem zusammen hühner zu klauen)

was denn nun an diesem widerstehen so heroisch gewesen sein soll, daß damit sogar eine schuld (welche schuld? woran?) adams getilgt sein soll, erschließt sich mir ebenso wenig wie, was das mit unsterblichkeit zu tun haben soll
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#3
Unterschiede:
- Adam wurde sozusagen von Gott Verflucht und verstossen, während dies bei Jesus nicht der Fall war.
- Jesus hatte ein grösseres Publikum für seine Lehren, aber auch mehr Verfolger. Eigentlich hatte Jesus schwierigere Voraussetzungen.
- Adam hat sich fortgepflanzt
- Jesus widersteht der Versuchung, während Adam sich der Versuchung hingibt und bereut.
- Adam trägt Mitschuld am Rausschmiss aus dem Paradies. Jesus bringt die Menschen theoretisch wieder ein Stück näher. Hängt mit dem letzten Punkt zusammen


Gemeinsamkeiten:
- Beide wurden angeblich von Gott direkt bzw. selbst erschaffen. Adam könnte man durchaus als Gottes Sohn bezeichnen.
- Mütterlicherseits stammt Jesus von Adam ab Icon_wink
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#4
Adam ist mir sympathisch, weil er Mensch WURDE. Ich denke, DAS ist unsere Aufgabe. Ich wünsche kein dumpf-gehorsames Leben im Paradies, sondern ein neugierig-forschend-eigenverantwortliches Leben in meinem Umfeld.

Jesus ist ein Ideal. Daran kann man sich orientieren, muss es meiner Meinung nach aber nicht.

DE
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#5
(27-07-2010, 10:07)Lars schrieb: Welche prägnanten Unterschiede und Gemeinsamkeiten seht Ihr zwischen den Erzählungen um Jesus Christus und Adam?
Beide sind in der verkündeten (und schriftlich fixierten Tradition) Typen, deren Leben uns den Spiegel des typischen bzw. idealen Menschseins vorhält. Ich sehe also eher keine Gemeinsamkeiten, sondern einen fundamentalen Gegensatz.

Die Schilderungen Adams führen den Menschen aus dem Paradies (siehe Beitrag Petronius) und stellen unser Sein als getrennt von Gott dar. Diese Trennung ist nach jüdischer (und von Christen übernommener) Tradition Folge (mindestens) einer Sünde, die auch ausführlich in der Sündenfallgeschichte erzählt wird. Richtig ist, dass dabei ein Verführer eine Rolle spielt.

Jesus ist zunächst nichts anderes als ein jüdischer Rabbiner und Heiler. Erst der verkündigte Christus wird (von seinen Nachfolgern) als der von Jesaja beschriebene "leidende Gottesknecht" empfunden und tradiert. Dazu gehört auch die Geschichte mit der Versuchung (40 Tage in der Wüste?)
Das Widerstehen wird gerne als Tilgung der Schuld Adams interpretiert. Aber an der tatsächlichen Struktur menschlicher Gesellschaft, nämlich zu sündigen, ändert sich dadurch nichts. Jesu Anliegen war vielmehr, das Gesetz auf seinen Sinn zurück zu holen.

Im Grunde ist es so, dass das Christentum das Ende der zentral verwalteten Religion eingeläutet hatte. Die "Heiligen", d. h. die Anhänger des Christus wurden durch ihren Glauben zu "Erlösten". Sie bedurften keiner Theologen mehr. Sie wurden also schon zu Lebzeiten und in einer nicht erlösten Welt zu Gliedern des Gottesreiches zumindest dann, wenn sie stets reuig ihre Sünden vor der Gemeinde bekannten und Vergebung erlangten.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
(27-07-2010, 18:12)Ekkard schrieb: Im Grunde ist es so, dass das Christentum das Ende der zentral verwalteten Religion eingeläutet hatte. Die "Heiligen", d. h. die Anhänger des Christus wurden durch ihren Glauben zu "Erlösten". Sie bedurften keiner Theologen mehr. Sie wurden also schon zu Lebzeiten und in einer nicht erlösten Welt zu Gliedern des Gottesreiches zumindest dann, wenn sie stets reuig ihre Sünden vor der Gemeinde bekannten und Vergebung erlangten.

ein sympathischer gedanke. ja, das wäre eine "erlösung" hin zur eigenverantwortung auch nach meinem geschmack
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#7
(27-07-2010, 18:12)Ekkard schrieb: Im Grunde ist es so, dass das Christentum das Ende der zentral verwalteten Religion eingeläutet hatte. Die "Heiligen", d. h. die Anhänger des Christus wurden durch ihren Glauben zu "Erlösten". Sie bedurften keiner Theologen mehr. Sie wurden also schon zu Lebzeiten und in einer nicht erlösten Welt zu Gliedern des Gottesreiches zumindest dann, wenn sie stets reuig ihre Sünden vor der Gemeinde bekannten und Vergebung erlangten.

Lieber Ekkard,

kann man das denn dann noch "Religion" nennen, oder noch schärfer: Bedarf es dazu noch "Religion"?

Das klingt mir alles wie eine gute Gruppentherapie, oder weniger "klinisch": Wie perfekte Gruppendynamik. All das kann man durch gemeinsame Werte und Ideale jedweder Art erreichen, ohne dass es irgendeines religiösen Bezugs bedarf,

meint

DE
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#8
Lieber Einsiedler,
(27-07-2010, 19:15)Der-Einsiedler schrieb: Bedarf es dazu (zur Erlösung durch den Christus) noch "Religion"?

Das klingt mir alles wie eine gute Gruppentherapie, oder weniger "klinisch": Wie perfekte Gruppendynamik. All das kann man durch gemeinsame Werte und Ideale jedweder Art erreichen, ohne dass es irgendeines religiösen Bezugs bedarf, ...
Offensichtlich wurde aus dem Christentum erneut eine organisierte Religion zumindest ab dem Jahr 390 - wahrscheinlich schon viel früher.

Andererseits hat Kult sehr viel mit Gruppendynamik, gemeinsamen Idealen und Wertvorstellungen zu tun. Religion wird dies nach hiesiger Definition durch den Bezug auf Gott (eine transzendente Entität) und die jüdische Tradition. Ich persönlich sehe in gruppendynamischen Prozessen durchaus "Religion" und umgekehrt (fasse den Begriff also viel weiter).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#9
Ekkard schrieb:Offensichtlich wurde aus dem Christentum erneut eine organisierte Religion zumindest ab dem Jahr 390 - wahrscheinlich schon viel früher.
Das dürfte offen auf der Hand liegen. Aber welche Glaubensgemeinschaft hat dies nicht erlebt. Insbesondere machen doch alle uns bekannten Religionen den "Fehler", Glauben aus der ursprünglichen Zeit mit Traditionen zu vermengen bzw. zu vermischen. Und so entsteht im Einklang mit Interpretationen ein fortlaufendes Glaubensbild, was mehr oder weniger dem Anspruch der jeweiligen aktuellen Zeiten hinter her läuft. Eine Tradition beruht sich nun mal auf Vergangenheitswerten, die aus verschiedeen Motiven heraus erhalten werden sollen.

Gruß
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#10
(27-07-2010, 20:50)alwin schrieb: Eine Tradition beruht sich nun mal auf Vergangenheitswerten, die aus verschiedeen Motiven heraus erhalten werden sollen.

yup

man will ja nicht auf die reine eigenverantwortung zurückgeworfen sein, sondern nutzt so bequemer wie gerade deshalb berechtigter weise vorgaben aus tradition und ritus, die als stütze für den eigenen glauben dienlich erscheinen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#11
Da gebe ich Dir aus der Sache heraus uneingeschränkt Recht! (Jubiläumsreif?!) Die Verbundenheit von religiösen Basen und fortgelebter Tradition ist offensichtlich ein Tatbestand in jeder Gesellschaft, mit der betroffene Gläubige (je nach Art) allerdings mehr Schwierigkeiten haben als diejenigen, die eher Außenseiter sind. Was die Ersteren angeht, werden natürlich "liebgewordene" Gewohnheiten gepflegt und das Schubladendenken in "gesunder" Form gefördert.

Leider kenne ich nur wenige gepflegte Traditionen, die diese Pflege aus rein historischen Gepflogenheiten her betreiben. Über die anderen schweige ich mich an dieser Stelle lieber aus, bevor da eine mögliche Streitfrage aufkommt.

Gruß
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#12
Meine ganz persönliche Meinung:
Adam (der erste Mensch) hat sich auf den "Vertrag" mit Allah eingelassen, den die zuvor erschaffenen Dinge (Steine, Pflanzen, Tiere) abgelehnt haben. (Tag von Alastu). Deshalb "vergessen", dass Alles mit Allem verbunden ist. Bestandteil dieses Vertrages ist der eigene Wille, mit dessen Hilfe wir das Vergessen überwinden können.
Jesus (einer der vielen Propheten) hat den Menschen durch sein Leben gezeigt wie man das Vergessen überwinden kann, so wie andere Propheten zu anderen Zeiten andere Möglichkeiten aufgezeigt und vorgelebt haben wie man das Vergessen überwinden kann und dadurch in die Verbindung mit allem, die Verbindung zu Allah, zur Einheit, dem Universum zurückfinden kann.
As Salamu Aleikhum
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#13
Vielen Dank für Eure Anregungen zu dem Thema; es ist wie ich merke immer noch ein größeres Feld als man selbst glaubt.

Beschreibt die Geschichte um Adam nicht irgendwo den Weg der Menschwerdung, vom unsterblichen, paradiesischen Wesen zum Menschen, während Christus der gewordenen Menschheit den Weg zur Unsterblichkeit und zum Paradies zeigt?

Zeigen beide nicht den Pfad in entgegengesetzter Richtung auf? Könnte es auch andeuten, dass nur, wer Mensch geworden ist, auch wieder erlöst werden kann? Und dass Jemand Mensch - mit der Erkenntnis all seiner Facetten und Sünden - sein muss, damit er den Weg ins Paradies finden kann?

Hat Gott den Menschen vielleicht auf Erden verstoßen, damit er die Zeit nutzt, um sich seiner selbst bewusst zu werden?

Gedanken zum Abend & Gute Nacht! :)
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#14
(28-07-2010, 23:39)Lars schrieb: Vielen Dank für Eure Anregungen zu dem Thema; es ist wie ich merke immer noch ein größeres Feld als man selbst glaubt.

Beschreibt die Geschichte um Adam nicht irgendwo den Weg der Menschwerdung, vom unsterblichen, paradiesischen Wesen zum Menschen, während Christus der gewordenen Menschheit den Weg zur Unsterblichkeit und zum Paradies zeigt?

Zeigen beide nicht den Pfad in entgegengesetzter Richtung auf? Könnte es auch andeuten, dass nur, wer Mensch geworden ist, auch wieder erlöst werden kann? Und dass Jemand Mensch - mit der Erkenntnis all seiner Facetten und Sünden - sein muss, damit er den Weg ins Paradies finden kann?

Hat Gott den Menschen vielleicht auf Erden verstoßen, damit er die Zeit nutzt, um sich seiner selbst bewusst zu werden?

die menschliche selbst-bewußtwerdung (alles hat zwei seiten sowie seinen preis - ohne schweiß kein essen, ohne "das böse" gibt es auch "das gute" nicht) wird seitens der religion zum strafwürdigen verbrechen erklärt, mensch so in schuld gesetzt, und schließlich kann man ihm so einreden, er sei einer "erlösung" bedürftig

nein, mensch muß nicht erlöst werden. schon gar nicht von seinem menschsein - denn das paradies war und ist ja wohl auch: unmenschlich
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#15
(27-07-2010, 10:07)Visionaire schrieb: Adam war als perfekter Mensch im Garten Eden der Versuchung des Teufels erlegen und wurde aus dem Garten Eden verstoßen und sterblich. Sterblichkeit und Sünde/Trennung von Gott gehen für mich Hand in Hand.

Die Heiligen Väter sind anderer Meinung. Sie lehren, dass Adam unvollkommen geschaffen wurde und den Weg zur Vollkommenheit verfehlte, weil er der Versuchung erlag.

Christus hat diese gefallene Natur Adams angenommen und der Versuchung, seine göttliche Macht gegen die, die ihn töten wollten, einzusetzen, widerstanden. Insofern ist das, was du über den Zweiten Adam schreibst, richtig.
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