(09-02-2021, 22:38)Felix schrieb: Wer den Buchtitel "Freud spirituell" (2001) liest, denkt sogleich, der Autor hat keine Ahnung. Freud bezeichnete den Monotheismus als "kollektive Zwangsneurose" und beklagte sich über die "Schlammflut des Okkultismus".
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Hallo Felix - Das ist sehr interessant !!
Ich habe das hochinteressante Buch von Sigmund Freud gelesen: "Der Mann Moses und die monotheistische Religion" (Herausgegeben in London 1939, sicher hat sich Freud aber schon lange mit dem diesem Buch zugrundeliegenden Gedanken beschäftigt - so ein Buch entsteht nicht von heute auf morgen)
Freud beginnt seine Studie mit folgendem einleitenden Satz: "Einem Volkstum den Mann abzusprechen, den es als den größten unter seinen Söhnen rühmt, ist nichts, was man gern oder leichthin unternehmen wird, zumal wenn man selbst diesem Volke angehört."
Das Buch ist derart interessant, daß ich es drei Mal gelesen habe. Zuerst habe ich es verschlungen, dann noch einmal genau gelesen und nach einer Woche Pause ein 3. Mal Satz für Satz unter Beiziehung des Großen Brockhaus in 24 Bänden. Noch den guten Brockhaus mit der echten Deutschen Rechtschreibung (wo Schiffahrt noch mit zwei f geschrieben wurde und nicht trottelhaft mit drei). Das von mir verwendete Buch von Freud war ein Taschenbuch vom Fischer-Verlag, 12. Auflage - um es zu konservieren, ging ich zu einer Buchbinderei und ließ es binden.
Weiters schreibt Freud in der Abhandlung "Zwangshandlungen und Religionsübungen" (1907) gleich zu Beginn des Taschenbuches:
"Ich bin gewiß nicht der erste, dem die Ähnlichkeit der sogenannten Zwangshandlungen Nervöser mit den Verrichtungen aufgefallen ist, durch welche der Gläubige seine Frömmigkeit bezeugt."
Interessant! Allerdings denke ich nicht, daß der Gläubige durch seine Verrichtungen seine Frömmigkeit "bezeugen" will (als sichtbare Heuchelei für Außenstehende) - sondern daß er diese Verrichtungen auch ausübt, wenn er ganz allein und unbeobachtet ist.
Bitte schreib uns von den interessanten Gedanken des Dr. med. Herbert Stein !
Ein Religionsforum wo das unerwünscht wäre, bräuchte ich nicht.