(02-05-2022, 18:05)petronius schrieb: (02-05-2022, 12:31)Reklov schrieb: so so ... "Ulan hats ja auch bereits gesagt"
Na und? Somit hätten wir lediglich 2 persönliche Ansichten unter vielen anders gelagerten Meinungen zu diesem Thema.
Leider kann man hierzu keine groß angelegten Meinungsumfragen starten!
medizinische einordnungen sind keine frage von meinungsmehrheiten
oder sollen wir hier darüber abstimmen, ob reklov jetzt komplett gaga ist?
Hallo petronius,
... komplett gaga ist wohl jede Person, welche bewusst ignoriert, dass z.B. manche Mediziner zu den
absurdesten Heilmethoden griffen, um Krankheiten zu besiegen.
- Ich stelle mal bekannteste Irrwege vor, welche beschritten wurden, will aber nicht alle Beispiele
näher ausführen:
Aderlass
Theorie schlägt hier eindeutig gesunden Menschenverstand: Dass Ärzte auf die Spitzenidee kamen, geschwächten Patienten literweise Blut abzulassen, ist der Säftelehre zu verdanken. Laut dieser antiken Theorie entstehen Krankheiten, wenn die vier Körpersäfte (Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim) aus dem Gleichgewicht geraten. Bei zahllosen Krankheiten war ein Zuviel an Blut die Ursache, also wurde zum Messer gegriffen – und Schwerkranken nicht selten der Todesstoß versetzt.
Bei Bedarf musste auch einer der anderen drei Säfte fließen. Dem psychisch kranken Friedrich Hölderlin wurden beispielsweise entzündliche Wunden an der Stirn beigebracht: Eiter fiel unter gelbe Galle, und davon hatte der Dichter laut Diagnose zu viel.
Quecksilber gegen Syphilis
Antibiotika hätten gegen die früher weit verbreitete "Lustseuche" Syphilis bestens geholfen. Freilich waren die noch nicht verfügbar, also griffen Arzt und Patient zu Quecksilber. Das sollte überflüssigen "Schleim" beseitigen, und wenn sich die Patienten in Reaktion auf das giftige Metall heftig übergaben, bewies dies nur, dass die Behandlung anschlug.
Trepanation
Ob das Loch im Kopf einen Ausgang ermöglichen sollte oder einen Eingang, ist ungewiss. Sicher ist nur: Es muss es einen Zweck gehabt haben, dass Menschen der Frühzeit immer wieder die Schädel ihrer Mitmenschen öffneten.
Antimasturbationskorsette
Nicht einmal eine Krankheit musste man haben, um mit zweifelhaften medizinischen Theorien und Heilpraktiken Bekanntschaft zu machen: Ab dem 18. Jahrhundert steigerten sich europäische Mediziner in eine Art Hysterie gegen die "Selbstbefleckung".
Tabak-Klistier
Bis noch vor Kurzem galt Tabak als gesund und nützlich bei größeren und kleineren Wehwehchen – auch denen des Darms. Und um den Heilqualm direkt an Ort und Stelle applizieren zu können, entwickelten Mediziner Systeme aus Verbrennungskammer und Blasebalg, die den Patienten eine Art rektales Rauchen ermöglichten. Helfen sollte dies beispielsweise gegen Darmparasiten oder Koliken.
Cox' Schaukel
Die vom englischen Nervenarzt Joseph Mason Cox (1763-1818) erfundene Schaukel diente dazu, psychisch Kranke um die eigene Achse rotieren zu lassen. Cox' Apparat hatte gegenüber Vorgängermodellen den Vorteil, dass der Patient nach hinten geneigt im Sitz lag. Die Folgen waren Schwindel, Übelkeit und Erbrechen.
Lobotomie
Ungeahnte Ausmaße nahm Mitte des 20. Jahrhunderts die Lobotomisierung psychisch Kranker an. Vor allem, nachdem der amerikanische Arzt Walter Freeman entdeckt hatte, wie sich der Schnitt ins Vorderhirn mit wenig Aufwand durchführen ließ: Er bohrte den Patienten einen Eispickel unterhalb des Lids am Augapfel vorbei in die Augenhöhle, durchstach den Schädelknochen und fuhrwerkte dann "nach Gefühl" mit der Klinge im Gehirn herum – und zwar so lange und gründlich, bis sein waches Opfer erste Ausfallerscheinungen zeigte. Zurück blieben leichte Hämatome am Auge und Patienten, die ihr weiteres Leben oft damit verbrachten, teilnahmslos die Wand anzustarren.
Ziel der Prozedur war es, diverse Störungen von Schizophrenie bis zur antisozialen Aufsässigkeit zu behandeln. Oder jedenfalls so weit abzumildern, dass die Patienten den Angehörigen oder Pflegekräften nicht mehr zur Last fielen. Mit seinem "Lobomobil", einem umgebauten Wohnmobil, fuhr Freeman durch die USA, um möglichst viele Patienten behandeln zu können. Er war aber nicht der Einzige. Insgesamt dürften im 20. Jahrhundert über 50 000 Menschen einer Lobotomie unterzogen worden sein, allein 3439 gingen auf Freemans Konto.
Rassenlehre
Viele Mediziner glaubten damals an die Rassenlehre der Nazis und gingen entsprechend "gewissenlos" gegen diejenigen vor, welche sie für "minderwertig" hielten.
Contergan-Skandal
Von den laut Bundesverband Contergangeschädigter ungefähr 5.000 Kindern, die damals allein in Deutschland mit schweren Missbildungen vor allem an Armen und Beinen zur Welt kamen,
leben heute
noch etwa 2.400.
Solltest Du noch weitere Fragen zum Wort "gaga" haben, darfst Du Dich gerne melden!
Gruß von Reklov