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Papst als Missionar der Ignoranz
#1
Unter der Überschrift '"Ein Missionar der Ignoranz"
ist ein Kommentar des brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff zur jüngsten Brasilienreise des Papstes in der österreichischen Zeitung Der Standard abgedruckt, den ich sehr überzeugend und bedenkenswert finde.
Hier ein Auszug:

Jedenfalls lassen all diese theoretischen Unzulänglichkeiten [siehe URL unter dem Text] den päpstlichen Diskurs in Moralismus und Spiritualismus abgleiten.

Und melancholisch repetiert er stets die alte Leier:
nein zu Verhütungsmitteln; nein zur Scheidung; nein zu den Homosexuellen; nein zur Modernität; ja zur traditionellen Familie; ja zur rigiden sexuellen Moral; ja zur Disziplin ... So viele "Neins" machen eine Sendung einfach antipathisch, als gebe es sonst keine wichtigen Themen.
Diese Argumentationsweise ist Ausdruck einer "gleichgültigen Vernunft" - eine vom portugiesischen Denker Boaventura de Sousa Santos geschaffene analytische Kategorie: Vernunft ist dann gleichgültig, wenn sie die gegenwärtig relevanten Herausforderungen nicht erfasst und die guten Erfahrungen aus der Vergangenheit verpasst.

Alte Trampelpfade
Ein aufschlussreiches Verschweigen prägt den päpstlichen Diskurs: Nur einmal erwähnt er die Basisgemeinden, kein Wort zu Befreiungstheologie oder sozialem Pastoral; kein einziges Mal wird die globale Erwärmung angesprochen. Stattdessen hält er fragwürdige Vorträge über karitative Hilfswerke im Duktus der 50er-Jahre. Verschweigen ist auch eine Form des Negierens.

Die gleichgültige Vernunft,
die so typisch ist für Großinstitutionen wie die Kirche, ist kurzsichtig, weil sie keine neuen Wege sucht und immer wieder auf die alten Trampelpfade zurückkehrt (mehr Katechismus, mehr Zölibat, mehr Gehorsam), und sie ist anti-utopisch, weil sie keinen Hoffnungshorizont mehr hat und so tut, als wäre die Zukunft bloß die Verlängerung der Gegenwart.

Der Papst merkt offenbar nicht,
dass das zentrale Anliegen von heute nicht die Mission der Kirche als Selbstzweck ist, sondern dass es um die Zukunft der Erde und der Menschheit geht und um die Frage, was die Kirche zur Lösung dieser Probleme nachhaltig beitragen könnte.

Wenn der lateinamerikanische Katholizismus auf der Höhe der Zeit sein will,
dann bedarf es der Courage, die jene ersten Christen hatten, als sie den Boden der jüdischen Kultur von Christus verließen und ins Land der hellenischen Heiden auswanderten. Aus jener Verbindung entstand das heutige Christentum, das ein Ausdruck des Neuen Testaments und nicht des Alten ist. Wir brauchen jetzt einen Katholizismus mit indigen-schwarz-lateinamerikanischem Antlitz, nicht gegen, sondern in Gemeinschaft mit dem Römischen Katholizismus.(DER STANDARD, Printausgabe, 18.05.2007)


Den ganzen Inhalt findet ihr unter dieser URL:
http://derstandard.at/Text/?id=2884931

[Bild: 0,1020,461475,00.jpg][Bild: 060928-guara.jpg]
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#2
Was macht die protestantische Kirche den besser? Gibt es überhaupt eine "Kirche" die es besser macht? Und wenn ja, in welchen Augen? Die der Anhänger oder das was man der Bibel als Maßstab entnehmen kann.
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#3
Binanentheoretiker schrieb:Was macht die protestantische Kirche den besser? Gibt es überhaupt eine "Kirche" die es besser macht? Und wenn ja, in welchen Augen? Die der Anhänger oder das was man der Bibel als Maßstab entnehmen kann.
Was soll das denn zur Diskussion beitragen?
Willst du hier "Lustiges Kirchen-Aufrechnen" veranstalten?

Leonardo Boff weiß es besser!
Er lehrt nicht nur an der Uni in Rio, sondern versorgt die Straßenkinder in Rio.

Erzbischof Oskar Romero wusste es besser:
Er wurde für seinen Einsatz für die Armen am Altar in San Salvador erschossen, im Stich gelassen vom Vatikan.
Es gibt viele, die es besser wissen und besser machten. Die Theologie der Befreiung hatte Jesus sehr gut verstanden,stand und steht mitten im Leben der Armen, während der o.g. Missionar herumreist und Sprüche klopft.
Eine Kirche steht hier gar nicht zur Debatte!
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#4
Binanentheoretiker schrieb:Gibt es überhaupt eine "Kirche" die es besser macht? Und wenn ja, in welchen Augen? Die der Anhänger oder das was man der Bibel als Maßstab entnehmen kann.
WAS kann man denn der Bibel so schlicht eindeutig 1:1 entnehmen für alle Zeiten, kontinente, Gesellschaftszugehörigkeiten?

Ich denke, die Illussion eines Einheitsweges, noch dazu zentral dekretiert, ist ein Irrweg. Papst übernimmt sich da, wenn er seine mitteleuropäischen und auch da ziemlich einsetig eine theologische Schule zugehörigen Vorstellungen weltweit Gültigkeit verschaffen will. Das wird niemals gutgehen. Regionalisierung ist auch in röm.-kath. Kirche ein diskutiertes Konzept für mehr Zukunftstauglichkeit von Kirche.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#5
Mandingo schrieb:Willst du hier "Lustiges Kirchen-Aufrechnen" veranstalten?
Nein, das möchte ich nicht. Aber man kann es sich sehr leicht machen, indem man mit dem Finger auf andere zeigt.
Zitat:Leonardo Boff weiß es besser!
Er lehrt nicht nur an der Uni in Rio, sondern versorgt die Straßenkinder in Rio.
Er war auch nicht Oberhaupt der Katholischen Kirche. Also kann man schlecht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Zitat:Die Theologie der Befreiung hatte Jesus sehr gut verstanden,stand und steht mitten im Leben der Armen, während der o.g. Missionar herumreist und Sprüche klopft.
Nun, Jesus hat den Armen wirklich geholfen, da gibt es keinen Zweifel. Aber hinter seinem Schreibtisch am PC sitzend darüber zu philosophieren, was der Papst falsch macht zeigt mir nur wie weit wir selbst davon weg sind. Anstatt hier zu posten könnten wir das Forum dicht machen und stattdessen eine Spendenaktion ins Leben rufen oder eine Aktion ala "Leben wie Jesus - bereit sich zu opfern" ins Leben rufen. Aber es wird lieber alles ganz Theoretisch angegangen. Ich nehme mich da garnicht außen vor, bevor das wieder jemand als Kritik abtut.
Zitat:WAS kann man denn der Bibel so schlicht eindeutig 1:1 entnehmen für alle Zeiten, kontinente, Gesellschaftszugehörigkeiten?
WAS soll mir diese Frage sagen? Der Bibel kann man zahlreiche, eindeutige Dinge entnehmen, denn Gott wird bestimmt nicht Unterschiede für Menschen festlegen, die an unterschiedlichen Stellen der Erde leben.
Zitat:Ich denke, die Illussion eines Einheitsweges, noch dazu zentral dekretiert, ist ein Irrweg.
Ich halte die Zerstreutheit verschiedenster Christlicher Ansichten für viel gefährlicher. Es müsste einen Glauben geben, der wenige Grundsätze definiert (Nächstenliebe, Liebe zu Gott) und viele Dinge die im persönlichen Rahmen sich abspielen, der Entscheidung eines einzelnen überlassen werden. Denken wir z.B. an die Benutzung von Kondomen, was der Papst ja strikt ablehnt. Ich denke man kann nicht so realitätsfremd sein Kondome auf der einen Seite als schlecht abtun, aber auf der anderen Seite den Menschen nicht klar vor Augen führen, was Glaube ist. Glaube ist nicht nur Dogmen längst vergessener Zeiten herunterzubeten, sondern in der Gemeinschaft sein wohl zu erfahren, immer in Verbindung mit Gott. Wenn dann dort an dieser Stelle Werte vermittelt werden, was vorehelichen Geschlechtsverkehr anbelangt, dann benötigt man keine Kondome. Aber die Menschen sind zu weit weg von Gott zu weit weg von seinem Wort, weil eben alles relativiert wird (dehnbar ist) und jeder sein Süppchen kocht. Und da haben meiner Meinung nach die meisten Religionen versagt!
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#6
Zitat:Und melancholisch repetiert er stets die alte Leier:
nein zu Verhütungsmitteln; nein zur Scheidung; nein zu den Homosexuellen; nein zur Modernität; ja zur traditionellen Familie; ja zur rigiden sexuellen Moral; ja zur Disziplin ... So viele "Neins" machen eine Sendung einfach antipathisch, als gebe es sonst keine wichtigen Themen.

Genauso "melancholisch" repertieren diese angeblichen Progressisten und Vordenker die alten Forderungen zur Relativierung der Sexualmoral, Auflösung traditioneller Werte und Einheit des Glaubens.

Zitat:Nur einmal erwähnt er die Basisgemeinden, kein Wort zu Befreiungstheologie oder sozialem Pastoral;

Zur Befreiungstheologie sind wohl schon genug Wprte gefallen, auch durch Papst Benedikt. Ich sehe es dagegen als befreiend, diesen längst überholten theologischen Ansatz nicht weiter lehramtlich Breitzuschlagen.
Was nämlich einige unserer Befreiungstheologen nicht verstanden haben, ist dass nicht ihr Engagement für die Armen, die Schwachen und der Einsatz gegen Ungerechtigkeit auf der theologischen Anklagebank saßen, sondern die sozialistisch-materialistischen Tendenzen dieser Überlegung. Die in ihrem Einfluss auf die Theologie nicht nur Befreiung, sonder zumteil auch revolutionäre Gewalt billigten.

Zitat:Die gleichgültige Vernunft,
die so typisch ist für Großinstitutionen wie die Kirche, ist kurzsichtig, weil sie keine neuen Wege sucht und immer wieder auf die alten Trampelpfade zurückkehrt (mehr Katechismus, mehr Zölibat, mehr Gehorsam), und sie ist anti-utopisch, weil sie keinen Hoffnungshorizont mehr hat und so tut, als wäre die Zukunft bloß die Verlängerung der Gegenwart.

Diese Behauptung zeugt von wenig Kenntnis der "tradtionellen" Glaubensweite. Aber viel schlimmer ist, dass sie auch noch direkt am biblischen Urbild vorbei gehen.
Hat nicht der Gottes Sohn in Gehorsam uns das Heil erfleht? Hat er sein Leben nicht selbst in Ehelosigkeit geweiht?
Gerade die traditonelle Verkündigung des Jesus von Nazareth als Gottes Sohn und Erlöser birgt mehr Hoffnung als so mancher befreiungstheologische Versuch die Vollendung und Freiheit des Reiches Gottes hier auf Erden zu verwirklichen. Gerade diese Abkapslung vom Eschaton auf das Hier ist nicht nur eine theologische, sondern auch spirituelle Bruchlandung.

Zitat:Wir brauchen jetzt einen Katholizismus mit indigen-schwarz-lateinamerikanischem Antlitz, nicht gegen, sondern in Gemeinschaft mit dem Römischen Katholizismus.(DER STANDARD, Printausgabe, 18.05.2007)

Ob unsere chinesischen Mitbrüder in der Unterdrückung, die dieselbe Sehnsucht nach Befreiung haben, dies auch so sehen? Oder unsere orientalischen Mitchristen?
Die längst überholte Meinung, dass die Befreiungstheologie der Rettungsanker der Kirche und Christenheit sei, ist nicht nur langsam obsolet, sondern auch ziemlich blauäugig gedacht.
Was es viel mehr braucht als diese immer neue Anheizung der Grabenkämpfe, ist die aktive und solidarische Nähe zu den Unterdrückten und Verfolgten. Nicht auf der Basis einer umstürzlerichen Theologie, sondern viel mehr auf der johanneischen Verheißung "Deus caristas est".

Zitat:Leonardo Boff weiß es besser!
Er lehrt nicht nur an der Uni in Rio, sondern versorgt die Straßenkinder in Rio.

Tolles Kriterium zum Besserwissen!!!
Da kenne ich einige Theologen, die der Befreiungstheologie vehement wiedersprechen und dennoch genau den gleichen Dienst vollziehen. Ob die es wohl auch besser wissen?
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#7
Presbyter schrieb:...Was nämlich einige unserer Befreiungstheologen nicht verstanden haben, ist dass nicht ihr Engagement für die Armen, die Schwachen und der Einsatz gegen Ungerechtigkeit auf der theologischen Anklagebank saßen, sondern die sozialistisch-materialistischen Tendenzen dieser Überlegung. Die in ihrem Einfluss auf die Theologie nicht nur Befreiung, sonder zumteil auch revolutionäre Gewalt billigten.

Was Theoretiker wie unser lieber Presbyter
nicht verstanden haben, ist,
dass man sich automatisch auf marxistische Gedanken besinnt, wenn man die Armen in Südamerika aus ihrer Versklavung befreien und zu freien Kindern Gottes machen will, die wenigstens ihre eigenen Kinder ernähren können wollen.
Ich verweise noch einmal auf den verstorbenen Jesuiten und großen Soziologen Oswald von Nell-Breuning: "Wir alle stehen mit beiden Beinen fest auf den Schultern von Karl Marx, aber nur seine Fehler nennen wir Marxismus!"

Leute von der Sonnenseite der Straße
können da woh schwer mitreden und sich selbstherrlich und besserwisserisch über Theologen wie Boff, Dom Helder Camara oder Oscar Romero stellen.
Ähnlich schwer hatte es Jesus mit den Hohenpriestern und Schriftgelehrten seiner Zeit. Die haben ebensowenig begriffen, wie man Gottes Willen gegenüber den Armen und Ausgestoßenen konkret und nicht dogmatisch-steril erfüllen kann.
Dir geht es zu gut, Presbyter,
deshalb fehlen dir die Erfahrungen der Befreiungstheologen, ebenso wie unserm lieben Ratze, der in Theorien badet und die Sozial-Arbeit in Südamerika anderen überlässt, der nicht einmal merkt, wenn er die Idios beleidigt, indem er den Völkermord an ihnen ignoriert und missionarische Sprüche klopft.

Presbyter schrieb:...Hat nicht der Gottes Sohn in Gehorsam uns das Heil erfleht? Hat er sein Leben nicht selbst in Ehelosigkeit geweiht?
Tolle Erkenntnis zu Jesus,
von dem wir gerade mal drei Jahre seines Lebens aus der Sicht seiner Anhänger kennen! Jesus sagt nichts zur Ehelosigkeit und Petrus war nun einmal verheiratet.

Presbyter schrieb:...Gerade die traditonelle Verkündigung des Jesus von Nazareth als Gottes Sohn und Erlöser birgt mehr Hoffnung als so mancher befreiungstheologische Versuch die Vollendung und Freiheit des Reiches Gottes hier auf Erden zu verwirklichen. Gerade diese Abkapslung vom Eschaton auf das Hier ist nicht nur eine theologische, sondern auch spirituelle Bruchlandung.
Klar, mehr Hoffnung für die Satten und Behäbigen im Wohlstands-Europa!
Es ist nicht zu fassen,
wie arrogant hier Theologen oder solche in spe die Nöte der südamerikanischen Bischöfe in den Schornstein stopfen, obwohl die ihr Leben für die Änderung der Verhältnisse einsetzen oder schon verloren haben.
Jesus würde sich im Grab herumdrehen, wenn er nicht auferstanden wäre.

Von einer "Abkapselung vom Eschaton auf das Hier"
können nur die reden, die die Befreiungstheologie nie verstanden haben, aber lauthals auf sie eindreschen.
Keiner der Befreiungstheologen glaubt,
dass hier die Vollendung des Reiches Gottes stattfinden wird.
Es geht um das, was Jesus hier auch will, nämlich das "Reich Gottes nahe herbeikommen" zu lassen und die ersten Schritt zu gehen, statt in dogmatischen Spekulationen Reformen zu bremsen, wie es nach dem zweiten Vatikanum bei vielen geradezu ein Sport geworden ist.

In Rom ist man nicht einmal bereit,
den Forderungen des Erzbischofs von Südafrika nachzukommen und Kondome als Schutz-Mittel gegen Aids zuzulassen, so wie die Pille als Medikament für gefährdete Frauen erlaubt ist. So werden Hilfsprogramme von denen blockiert, die sich als Heilsverwalter verstehen.

Presbyter schrieb:..Ob unsere chinesischen Mitbrüder in der Unterdrückung, die dieselbe Sehnsucht nach Befreiung haben, dies auch so sehen? Oder unsere orientalischen Mitchristen?
Die längst überholte Meinung, dass die Befreiungstheologie der Rettungsanker der Kirche und Christenheit sei, ist nicht nur langsam obsolet, sondern auch ziemlich blauäugig gedacht.

Wieder die unverstandenen Versatzstücke
aus der erzkonservativen Dogmatiker-Küche!
Boff spricht von und für Südamerika und sonst nichts!
Gerade er will, dass man den jeweiligen Bereichen menschlicher Probleme gerecht wird. Verallgemeinern ist der Sport der Dogmatiker und kleiner Nacheiferer wie Presbyter.
Blauäugig ist es, mit römischen Blockaden die Entwicklung in anderen Teilen der Welt zu behindern und als "Erlösung" zu verkaufen. Kein Wunder, dass in Brasilien der kath. Kirche immer mehr Gläuibige davonlaufen.
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#8
Binanentheoretiker schrieb:...Aber hinter seinem Schreibtisch am PC sitzend darüber zu philosophieren, was der Papst falsch macht zeigt mir nur wie weit wir selbst davon weg sind.
Du hast wohl übersehen, Bananentheoretiker,
dass der Text von Leonardo Boff ist.
Der ist weder Protestant noch sitzt er am PC und philosophiert!
Informier dich da lieber erst einmal.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#9
Mandingo schrieb:Was Theoretiker wie unser lieber Presbyter
nicht verstanden haben, ist,
dass man sich automatisch auf marxistische Gedanken besinnt, wenn man die Armen in Südamerika aus ihrer Versklavung befreien und zu freien Kindern Gottes machen will...

Ich sage dir Mandingo, sie sind in Jesus Christus schon freie Kinder Gottes. In einer Art und Weise auf der sie keine Macht des Himmels und der Erde herausreißen kann.

"Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? In der Schrift steht: Um deinetwillen sind wir den ganzen Tag dem Tod ausgesetzt; wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat.
Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn."
(Röm 8, 35-39)

Mandingo schrieb:die wenigstens ihre eigenen Kinder ernähren können.

Ich verstehe und anerkenne dein Anliegen Mandingo, aber nicht die Methode.
Ich weiß wie schwer das Leben der Menschen in der Armut von Lateinamerika ist, wie schwer sie unter Repression, Kriminalität, Armut und sozialer Ungerechtigkeit zu leiden haben. Und des ist unsere Verpflichtung als Christen diesen Menschen beizustehen in Gebet und Tat!
Aber nicht in einer Art und Weise die es erlaubt den Glauben an die Heilsbotschaft Christi zu instrumetalisieren, sei es theoretisch theologisch oder praktisch pastoral.

Zwar ist es die prophetische Pflicht und Aufgabe der Kirche und jedes Christen Gewalt, Unterdrückung und verhängnisvolles Leid anzuprangern und daraufhinzuwirken, dass jene Umstände beiseitigt werden, aber darf dies weder zu politischer Gegengewalt noch zu radikaler Revolutuion führen.
Denn eine muss uns klar sein, Gewalt für immer nur zu noch mehr Gewalt und Revolution nur zu Repression.

Daher bin ich weder überzeugt, dass eine sozial(istische) Revolutio (Umdrehung) die angemessene, noch die beste Methode für den sozialen Frieden in Lateinamerika ist.
Und erst recht bin ich überzeugt, dass der Glaube nicht als Anlass für eine solche Revolutio dienen kann. Denn die Verheißungen Jesu, gelten den Freidfertigen:

"Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt."
(Mt 5, 3-12)


Mandingo schrieb:Dir geht es zu gut, Presbyter

Es erstaunt mich immer wieder wie du dir anmaßt den Splitter in meinen Auge zu erkennen, aber deinen Balken nicht bemerkst.
Desweiteren kenn ich sehr gut die ärmlich, ja armseligen Zustände in denen viele unserer Mitbrüder und Mitschwestern leben müssen. Ich habe selbst erlebt wie unsere orientalischen Mitchristen in Unterdrückung, Repression, Perspektivlosigkeit, fanatistischer Gewalt und Angst leben. Ich sehe täglich wenn ich die schützenden Mauern unseres Seminars verlasse, die Armut und Verwahrlosung unserer Großstädte. Uns so weiß ich auch und fühle auch das Leid unserer lateinamerikanischen Christen.

Aber anstatt ihnen utopische und verhängnisvolle Versprechungne zu machen. Anstatt sie in ihrem guten Glauben dazu aufzuforden Gegenwehr und -gewalt (sei sie ideell oder tätig) zu leisten. Diene ich ihnen mit meinem Gebet und mit den wenigen Mitteln die ich ihnen geben kann und gerne bereitstelle.
Anstatt sie in einen Kreis proletarischer Umstürzungstheorien zu führen, glaube und hoffe ich, dass die Liebe Chrsit, die in ihnen wirksam ist, die Umgestaltung ihrer Gesellschaft zu Frieden und Freiheit führt.

Mandingo schrieb:"Wir alle stehen mit beiden Beinen fest auf den Schultern von Karl Marx, aber nur seine Fehler nennen wir Marxismus!"

Das mag schon in gewisser Weise stimmen.
Aber genau diese Fehler entdecke ich und andere weit aus bessere und fachkundigere Theologen als ich, in nicht wenigen befreiungstheologischen Schriften.
Als da wären Ansätze des weltanschaulichen Materialismus, sozialistischen Revolutionismus, uvm. Besonders die Deutung der Messianität Jesu und der Verheißung der Nähe des Reiches Gottes als Anlass zu jenen gesellschaftlichen Umdrehungen (revolutio) sind eine Verkehrung des eigentlichen Messiasgedanken, wie ihn Jesu selbst lehrt:
"Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen [...]. Aber mein Königtum ist nicht von hier." (Joh 18, 36)

mandingo schrieb:Blauäugig ist es, mit römischen Blockaden die Entwicklung in anderen Teilen der Welt zu behindern und als "Erlösung" zu verkaufen.

Es ist genauso blauäugig wie die Idee ökonomische und sozialpolitische Veränderungen könnten die Erlösung auf Erden realisieren. Weder die Exodus-Tradition noch die Botschaft des Evangeliums bieten Grundlage dafür, dass der Mensch sein Heil in dieser Welt schaffen oder herbeiführen kann. Weder durch Werke der Gerechtigkeit, noch durch Systeme vermeintlichen sozialen Friedens. Diese pelagianischen Ansätze der Befreiungstheologie sind nicht nur vollkommen vorbei an den Verheißungen des Gottes Reiches, dass in Christus schin begonnen hat, sondern auch vorbei an den Hoffnungen vieler Christen auf wirkliches Heil und Erlösung in Jesus Christus.
Nicht nur temporär durch politischen Aktivismus, sondern ewig durch Gottes Gnade!

Wann verstehen Leute wie du endlich, dass Die Relevanz des Dienstes am Nächsten nicht durch Umwälzung und Umstürzung geschehen kann.
Die falschen Hoffnungen die ihr den Menschen macht, hängt mir zu Hals heraus!
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#10
Presbyter schrieb:...Ich weiß wie schwer das Leben der Menschen in der Armut von Lateinamerika ist, wie schwer sie unter Repression, Kriminalität, Armut und sozialer Ungerechtigkeit zu leiden haben. Und des ist unsere Verpflichtung als Christen diesen Menschen beizustehen in Gebet und Tat!
Aber nicht in einer Art und Weise die es erlaubt den Glauben an die Heilsbotschaft Christi zu instrumetalisieren, sei es theoretisch theologisch oder praktisch pastoral.
Die Heilsbotschaft Christi
ist ein hervorragendes Instrument dazu, das Reich Gottes näher herbeikommen zu lassen und für Gerechtigkeit auf Erden zu sorgen. Was stört dich denn an einer solchen "Instrumentalisierung"? Jesus selbst hat sie instrumentalisiert und zum Mittel der Gerechtigkeit gemacht.

Presbyter schrieb:..Zwar ist es die prophetische Pflicht und Aufgabe der Kirche und jedes Christen Gewalt, Unterdrückung und verhängnisvolles Leid anzuprangern und daraufhinzuwirken, dass jene Umstände beiseitigt werden, aber darf dies weder zu politischer Gegengewalt noch zu radikaler Revolutuion führen.
Na toll,
dann bleib schön brav und bete, sonst kommt die "politische Gegengewalt"!
Lass ruhig die Kinder verhungern und an Medikamentenmangel sterben. Der Herr wird sie aufnehmen in sein ewiges Reich. So ist die Kirche schon immer sehr glaubwürdig erschienen.
In der Zeit der Industrialisierung Europas kannst du das auch schon deutlich erkennen: Die Kirche am Tisch der Reichen, die Armen sollen sich sattbeten.

Presbyter schrieb:..Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt." (Mt 5, 3-12)
Richtig, Presbyter, danke für das Zitat!
So sieht es die Theologie der Befreiung auch, denn für Beten und Singen ist noch niemand "beschimpft, verleugnet und verfolgt" worden.
Du vertrittst mal wieder die These: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass! Bete schön fleißig, die Schmarotzer auf Kosten der Armen werden es dir danken!

Presbyter schrieb:...Desweiteren kenn ich sehr gut die ärmlich, ja armseligen Zustände in denen viele unserer Mitbrüder und Mitschwestern leben müssen.
Dann schreib doch mal Leonardo Boff,
dass du ihm jetzt gern mit deinen Gebeten helfen möchtest.
Offensichtlich hast du eine andere Armut erlebt als die Priester, die ihr Leben einsetzten und verloren, um die Zustände zu ändern.

Presbyter schrieb:...Anstatt sie in ihrem guten Glauben dazu aufzuforden Gegenwehr und -gewalt (sei sie ideell oder tätig) zu leisten. Diene ich ihnen mit meinem Gebet und mit den wenigen Mitteln die ich ihnen geben kann und gerne bereitstelle.
Na, dann werden sie ja ihre Not schon fast beendet sehen
und ihre Unterdrücker werden sich wundern, wie leicht man den Unterdrückten doch helfen kann, ohne etwas abzugeben oder gerecht zu teilen.
Sie müssen nur für die Armen beten, wie sie es bisher immer getan haben, bevor sie sich auf Kosten der Armen den Wanst vollschlugen.

Presbyter schrieb:..."Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen [...]. Aber mein Königtum ist nicht von hier." (Joh 18, 36)
Hier geht es auch nicht darum,
woher Jesu Königreich gekommen ist, sondern wo und bei wem man es näher herbeikommen lässt, wo es hingehört, Presbyter! Es geht um das Ziel, nicht den Ausgang!

Presbyter schrieb:...Es ist genauso blauäugig wie die Idee ökonomische und sozialpolitische Veränderungen könnten die Erlösung auf Erden realisieren.
Nochmal:
Von der vollkommenen Erlösung hat hier niemand geredet!
Es geht darum, etwas zu essen zu haben, damit man besser beten kann.

Presbyter schrieb:...Wann verstehen Leute wie du endlich, dass Die Relevanz des Dienstes am Nächsten nicht durch Umwälzung und Umstürzung geschehen kann.
Die falschen Hoffnungen die ihr den Menschen macht, hängt mir zu Hals heraus!
Es ging Erzbischof Romero nicht um Umwälzung und Umstürzung,
sondern darum, den Campesinos ihren Lohn und ihr Brot zu sichern,
kannst du das nicht kapieren?! Deine zynische Verwässerung des gerechten Anliegens der Befreiungstheologen hängt einem in der Tat noch weiter als nur zum Hals heraus! Einfach ekelhaft arrogant!
Genau so hat die Kirche dafür gesorgt, dass kaum noch jemand etwas von ihr erwartet. Brasiliens Entkatholisierung ist da ein gutes Beispiel.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#11
in die Augen schauen darf man den Papst bei den obigen Bild nicht gerade Icon_sad
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#12
Stimmt schon alles. Der gläubige Katholik braucht ordentlich Humor. Den Schwarzen. Diesen Ansatz akzeptiert sogar eine studierte Theologin, mit der ich darüber sprach. Der fehlende "Sitz im Leben" des neuen Papstes. Hat der Vorgänger aber auch gehabt, dieses Problen. Scheint also am Amt selbst zu liegen. Shit happens Icon_lol
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#13
(25-05-2007, 13:59)Binanentheoretiker schrieb:
Mandingo schrieb:Leonardo Boff weiß es besser!
Er lehrt nicht nur an der Uni in Rio, sondern versorgt die Straßenkinder in Rio.
Er war auch nicht Oberhaupt der Katholischen Kirche

natürlich nicht. die hat ihn ja rausgeschmissen, weil er sich um die armen gekümmert hat

(25-05-2007, 13:59)Binanentheoretiker schrieb: Nun, Jesus hat den Armen wirklich geholfen, da gibt es keinen Zweifel. Aber hinter seinem Schreibtisch am PC sitzend darüber zu philosophieren, was der Papst falsch macht zeigt mir nur wie weit wir selbst davon weg sind. Anstatt hier zu posten könnten wir das Forum dicht machen und stattdessen eine Spendenaktion ins Leben rufen oder eine Aktion ala "Leben wie Jesus - bereit sich zu opfern" ins Leben rufen. Aber es wird lieber alles ganz Theoretisch angegangen. Ich nehme mich da garnicht außen vor

ja, dann geh doch mit gutem beispiel voran

und verlier kein wort über die notwendigkeit, die finanzwirtschaft zu reformieren, bevor du nicht selber 100 milliarden als hilfe für die banken zur verfügung gestellt hast

(25-05-2007, 13:59)Binanentheoretiker schrieb: Ich halte die Zerstreutheit verschiedenster Christlicher Ansichten für viel gefährlicher. Es müsste einen Glauben geben, der wenige Grundsätze definiert

ist mit dem papst nicht zu machen
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#14
(25-05-2007, 14:35)Presbyter schrieb: Zur Befreiungstheologie sind wohl schon genug Wprte gefallen, auch durch Papst Benedikt. Ich sehe es dagegen als befreiend, diesen längst überholten theologischen Ansatz nicht weiter lehramtlich Breitzuschlagen

ach, jetzt auf einmal?

grad hast du mir in einem anderen thread noch das gegenteil erklärt - daß nämlich die befreiungstheologie ja so was von anerkannt sei in der rkk und meine kritik an ihrer mißachtung durch den vatikan daher völlig daneben sei

nein, presbyter, natürlich lügst du nicht. du drehst dir halt die dinge so hin, wie du sie grade brauchst

(25-05-2007, 14:35)Presbyter schrieb: Was nämlich einige unserer Befreiungstheologen nicht verstanden haben, ist dass nicht ihr Engagement für die Armen, die Schwachen und der Einsatz gegen Ungerechtigkeit auf der theologischen Anklagebank saßen, sondern die sozialistisch-materialistischen Tendenzen dieser Überlegung

vom beten allein wirst noch nicht mal du satt. und vom beten allein ändern sich auch keine ungerechten verhältnisse
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#15
(25-05-2007, 21:16)Presbyter schrieb:
Mandingo schrieb:Was Theoretiker wie unser lieber Presbyter
nicht verstanden haben, ist,
dass man sich automatisch auf marxistische Gedanken besinnt, wenn man die Armen in Südamerika aus ihrer Versklavung befreien und zu freien Kindern Gottes machen will...

Ich sage dir Mandingo, sie sind in Jesus Christus schon freie Kinder Gottes. In einer Art und Weise auf der sie keine Macht des Himmels und der Erde herausreißen kann

mir wird schlecht angesichts solch nonchalanter unverschämtheit, menschliches leid auch noch in religiöses glück umzudeuten
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