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elisabeth von thüringen- eine leitfigur für unsere zeit?
#1
hallo an alle mitglieder dieses forums,
ich bastele schon seit mehreren wochen an meinem abi-präsentationsthema herum.... das thema lautet :ELISABETH VON THÜRINGEN- EINE LEITFIGUR FÜR UNSERE HEUTIGE ZEIT?
ich würde mich sehr freuen, wenn mir ein paar leute eine antwort auf diese frage schreiben könnten...das wäre sehr hilfreich und ebenso interessant, inwiefern die meinungen zu diesem thema auseinandergehen bzw.sich ergänzen...
vielen dank!

lisa
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#2
lisa schrieb:ELISABETH VON THÜRINGEN- EINE LEITFIGUR FÜR UNSERE HEUTIGE ZEIT?
Leitfigur im Sinne von vorbildhaft? Mir hat die Elisabeth irgendwie immer leid getan, sie wurde instrumentalisiert und ausgebeutet für die Macht- und Finanzinteressen, unter Missbrauch religiöser Beinflussbarkeit.
Das macht mir ihre gewiss positiven Ansätze von Mildtätigkeit und sozialer Verantwortung und chr. Solidarität ziemlich unverdaulich.

UND lässt das gegenwärtige Abfeiern im runden Jubiläumsjahr als weiteren Mißbrauch ihres leidvollen und zu kurzen Lebens ercheinen, also Fortsetzung der unguten scheinheiligen Praxis vor 800 Jahren - leider in schönster Einmütigkeit beider Konfessionen.
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#3
Ich sehe es ähnlich wie Fritz.

Die Ärmste wurde immer ausgebeutet und war seit ihres dritten Lebensjahres
eine Spielfigur der Mächte.

Zu sagen hatte sie wenig und von ihrem Beichtvater und späterem
Mentor wurde sie (freiwillig war es auch noch - sie bat ihn darum, soweit
ich weiss) geprügelt.

Interessant wäre sicher der Altar in der Elisabethkirche in Marburg.

Dort sind viele Stationen ihres kurzen Lebens aufgezeichnet. Dort kann man
auch sehen, welche Wunder sie gewirkt haben soll. Link

Schau mal dazu bitte hier, was zu finden ist.

Sie wurde erst liebevoll akzeptiert und hat sich viel um Arme und Kranke
gekümmert. Das war damals (gerade als ihr Mann weg in den Krieg zog)
den Anverwandten ein Dorn im Auge.

Hoffe, Du findest alles und schaffst eine gute Note.

() Tao-Ho
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#4
Tao-Ho schrieb:Die Ärmste wurde immer ausgebeutet und war seit ihres dritten Lebensjahres eine Spielfigur der Mächte.
Zu sagen hatte sie wenig und von ihrem Beichtvater und späterem
Mentor wurde sie (freiwillig war es auch noch - sie bat ihn darum, soweit ich weiss) geprügelt.


Na, ja, als Leid-Figur traditioneller, erzreaktionärer Frauen-Rollen in heutiger Zeit, dazu ließe sich auch noch vieles sagen.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#5
Guten Abend!

Ich möchte jetzt doch sehr bezweifeln, daß das Leiden tun der Heiligen eine bedeutende Rolle bei der Heiligenverehrung von Elisabeth spielt. Deutlich im Fordergrund dürfte m.E. sicherlich stehen, daß diese Heilige trotz bedeutendem Widerstand aus ihrem Umfeld Hilfe für Arme und Kranke Menschen geleistet hat.

Gruß
Gerhard
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#6
Gerhard schrieb:Ich möchte jetzt doch sehr bezweifeln, daß das Leiden tun der Heiligen eine bedeutende Rolle bei der Heiligenverehrung von Elisabeth spielt.
Das ist doch unbestritten, dass die Promoter der Heiligenverhrung keinen gesteigerten Wert auf allzuviel Diskussion der bedenklichen Begleitumstände legen. Aber eben dies macht das ganze Unternehmen für mich bigott - trotz der evt. volkspädagogischen Wirkung, aber eben auf unaufrichtiger Basis.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#7
Die hl. Elisabeth wird nach meinen Kenntnissen nicht als Leitfigur angesehen, sondern, als ein herausragendes Beispiel der Mitmenschlichkeit, einer hingebungsvollen Nächstenliebe und deshalb verehrt und gewürdigt.
Vorbildhaft, jedoch keine Leitfigur.
Viele christliche Frauen (auch heute noch) sind wahre Vorbilder, wie es gelingen kann, Nächstenliebe zu praktizieren.
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#8
Lea schrieb:sind wahre Vorbilder, wie es gelingen kann, Nächstenliebe zu praktizieren.
Nicht mal vorbildlich, wenn Nächstenliebe über Selbsterhaltung geht, zum Helfersyndrom entartet. Da wird krankhaftes Selbstaufopfern zum Vorbild umgedeutet.
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#9
Tja, Fritz, es ist also nicht vorbildlich, wenn der einzelne Mensch sein Ego zugunsten anderer Menschen zurück nimmt und dabei selbst seinen Tod riskiert?

Dann war es also nicht vorbildlich, dass die frühen Christen lieber selbst in die Arena Nero`s gegangen sind, als Mitgläubige an die Häscher zu verraten? Es war also nicht vorbildlich, dass Christen aus beiden Konfessionen in der Nazidiktatur unter Lebensgefahr jüdische Kinder und polnische Zwangsarbeiter versteckt haben - und dabei der eine oder andere KZ und Mord selbst kennenlernen musste?

Es war also nicht vorbildlich, dass am 11.09.2001 Feuerwehrleute aus New York in die schon einstürzenden Türme gerannt sind, um noch weitere Menschen zu bergen? Es war also nicht vorbildlich, das letztes Jahr ein Arbeiter -auch in New Yotk- sich auf einen Menschen zwischen die Gleise der Unbahn legte, damit dieser Mensch, der durch einen epileptischen Anfall aufs Gleisbett stürzte, `runtergedrückt von der U-Bahn ohne Schaden überrollt werden konnte? Sicher waren dann auch die Rettungskräfte in Bayern, die vor ein paar Jahren unter einer eingestürzten Eishalle Menschen bfereiten, auch nicht vorbildlich - der Selbsterhaltungstrieb hätte ja sagen müssen: "Geh nicht da `rein; das Ding stürzt gleich ein".... Und dementsprechen sind ja dann die Chinesen, die gerade in einer Mittelschule in Chengchou die verschütteten Kinder unter eigener Lebensgefahr freigraben, auch nicht vorbildlich....
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#10
Hallo Thomas,

Du betreibst hier aber ganz kräftig Schwarzweißmalerei - worum es hier geht
ist die hl. Elisabeth von Thüringen, und nicht Alle die ihr Ego zurücknehmen.
Dass es krankhaftes Selbstaufopfern gibt - und das gerade in der katholischen
Kirche immer noch häufig als vorbildhaft und erstrebenswert hingestellt wird,
das ist so - und dass sich dafür auch Elisabeth gut instrumentalisieren lässt,
tja, da ist leider auch so... Icon_frown
() qilin
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#11
Fritz7 schrieb:Mir hat die Elisabeth irgendwie immer leid getan, sie wurde instrumentalisiert und ausgebeutet für die Macht- und Finanzinteressen, unter Missbrauch religiöser Beinflussbarkeit.
Und sie war in der Tat ein bedauernswertes Geschöpf.

Elisabeth von Th. (v. Ungarn) wurde im Alter von vier Jahren dem (späteren) Landgrafen Ludwig v. Thüringen verlobt und musste ihr Elternhaus und die gewohnte Umgebung verlassen. Als sie 14 war, wurde die Ehe geschlossen und vollzogen. Noch zu Lebzeiten ihres Mannes legte sie das Gelübde des Gehorsams (Konrad v. Marburg gegenüber) und der Armut ab, um sich der Krankenpflege und dem Wohlergehen der Armen zu widmen. Ihre Neigung, sich selbst zu erniedrigen, wurde von K. verstärkt, indem er ihr Demutsübungen verordnete. Auf eigenes Verlangen wurde sie von K. gezüchtigt. Das ebenfalls von K. häufig verordnete Fasten und ihre Bereitschaft, solche Anordnungen mehr als zu erfüllen, dürfte sie so sehr geschwächt haben, dass sie bereits 24jährig verstarb. Weil sie schon zu Lebzeiten den Ruf einer Heiligen hatte, wurde ihr Leichnam von Reliquienjägern geradezu zerstückelt. Vier Jahre nach ihrem Tod wurde sie heilig gesprochen. Von den weit über hundert Wundern, von denen über 700 Zeugen zu berichten wussten, waren neun Totenerweckungen.

Lea schrieb:Die hl. Elisabeth wird nach meinen Kenntnissen nicht als Leitfigur angesehen, sondern, als ein herausragendes Beispiel der Mitmenschlichkeit, einer hingebungsvollen Nächstenliebe und deshalb verehrt und gewürdigt.
Vorbildhaft, jedoch keine Leitfigur.
Viele christliche Frauen (auch heute noch) sind wahre Vorbilder, wie es gelingen kann, Nächstenliebe zu praktizieren.


Ein Vorbild mag E. schwerlich sein. Sie, die dem (als Christin empfundenen) Auftrag, sich "den Armen und Kranken widmen zu müssen", in Selbstzerstörung gerecht wurde, verspürte für jene, die von K. verfolgt wurden, offenbar nicht den Wunsch, helfen zu müssen. Denn etwa zu jener Zeit, in der sie sich dem Beichtvater mit Haut und Haaren verschieb, wurde dieser von Gregor IX  beauftragt (1227), "das Unkraut vom Acker des Herrn auszurotten", was er auch fleißig tat, und zwar so erfolgreich, dass er 1231 mit dem Amt des Großinquisitors betraut wurde.

MfG E.
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#12
Auch Elisabeth war letztlich (auch) nur ein Mensch mit Fehlern und Stärken.
Und um diese Stärken handelt die "Heiligung" dieses Menschen.
Inmitten ihrer Schwächen, trat eine Stärke hervor, die sie zur Nächstenliebe befähigte.
Das ist menschliche Realität.
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#13
Sicher wurde die hl. Elisabeth - wie so ziemlich jede/alle Frauen im Mittelalter und bis in unsere Tage hinein - von gesellschaftlichen Zwängen, männlicher Gewalt, in eine festgelegte, erzwungene Rolle hineingedrängt.
Machtspiele des Adels, Verheiratungen der Töchter waren ja Normalität.
Ich setze an einem Punkt an, wo ich mir vorstellen könnte, der es Elisabeth erlaubte, eigene Ziele und Lebensvorstellungen zu verwirklichen.
Wer kann denn behaupten, einer von uns, kenne diese Frau wirklich? Wir schreiben hypothetisch - das ist unsere Unschärfe.
Wenn die hl. Elisabeth auch nur einen Funken ihrer Lebensziele verwirklichen konnte, wie unsinnig uns oder manchen hier dies vorkommen mag, hat sie doch sehr viel erreicht, indem sie etwas gegründet hatte (Spital) und ihre Wirksamkeit (Schaffen) bis heute sichtbar bleibt.

Kleiner geschichtlicher Exkurs: Heute vor 100 Jahren (genau der 15. Mai 1908) bekamen die Frauen endlich das Recht zugesprochen, sich Vereinen und Parteien anzuschliessen und das, obwohl sie kein Stimmrecht bzw. Wahlrecht hatten. Dieses Stimmrecht erhielten sie erst 1918 zugesprochen. Wohlgemerkt. Das neue Gesetzt hieß damals "Reichsvereinsgesetz".
Dass Frauen ohne Zustimmung ihres Ehegatten arbeiten gehen durften (!), dauerte dann immer noch viele Jahrzehnte. Ich bin entsetzt darüber, im 21. Jahrhundert, diese leidige Diskussion hören zu müssen, was eine angebliche Frauenrolle/Aufgabe sein soll, ob und in welchem Umfang der Vater sich an der Kinderpflege zu beteiligen habe usw...., siehe Erziehungsgeld für den Vater, wenn er auch seinen Teil übernehmen soll...

Die Diskussionen um die hl. Elisabeth, führen auch zwingend zu jenen Themen, welche sich mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft - also mit den gesellschaftlichen Wirklichkeiten, den Rollen usw... - auseinandersetzen. Gestern wie heute.
Die hl. Elisabeth hat etwas bewirkt, was bewirken wir? Wo sind unsere Stärken und Kreativität - so abgedroschen das auch klingen mag?
Immerhin gibt es viele Probleme, also Aufgaben, um uns herum.
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#14
Hallo Lea,

für mich stellt sich hier nur die Frage (denn es gibt auch Männer mit dem
Helfersyndrom), in wie weit ein Mensch sich selber aufgeben muss, um
Gutes tun zu können.

Mir stellt sich auch die Frage, wie ein Mensch einem anderen Menschen
helfen kann, wenn er nicht mal sich selber helfen kann.
Versteckt er sich nicht eher vor sich und seinen Problemen?

() Tao-Ho
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#15
Hallo Tao-Ho,

darum geht's ja - das Helfersyndrom ist doch 'Verstecken vor den eigenen Problemen' -
und wenn's nicht reicht, dann kann man ja auch noch Probleme bei Anderen schaffen -
das 'Münchhausen-Syndrom' ist Dir ja auch bekannt... :icon_twisted:
() qilin
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