Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Rund um Berlin
#16
Hallo Thoddy,

deine Infos sind DER HAMMER. Genau das habe ich gesucht.

Email an dich ist bereits verschickt.

Hallo Julchen:

also ich glaube, dass finde ich auch wichtig, der kulturelle Teil von Berlin ist auch der Hammer.
Immerhin kommt Gott und die Welt und jeder, unterdessen jeder A-B-C-Prommi nach Berlin. Hat ja wohl einen Grund.

Da ich nach kurzen Archäologie spezialisiert habe, sollte man Kulturelles aber genauso beachten. Allerdings bin ich da nicht hilfreich. Ich interessiere mich schon dafür, aber gestehe, es ist mir wichtiger zu lesen, wieviel Alkohol Paris Hilton auf einem Event getrunken hat, als für Museen.
Aber nachdem Berlin nicht das Bernsteinzimmer hat und keiner weiß wo es ist, strebt mein Interesse nach Architektur und Archäologie.

Kultur finde ich aber wichtig und nur, weil es mich nicht interessiert oder nicht mein wichtigstes Thema ist, heiß das noch lange nicht, dass ich es nicht gut finde.
Aber kann nicht mitreden und überlasse es allen Kultur-Interessierten

LG
Phaeton
Zitieren
#17
Heute an der Friedrichstraße

Es ist dunkel, es ist kalt. Die Menschen hasten durch enge Gänge aus der U-Bahn oder der Nord-Süd - S-Bahn in die Bahnhofshalle. Dort geben sich neben den dortigen Gastronomie- und Einzelhandelsgeschäften derzeit allerlei kleiner Verkaufsbuden ein Stelldichein, die mit der herrlichsten Düften der Kundschaft das Geld aus der Tasche entlocken wollen. Im dichten Takt spukt die S-Bahn ihre Fahrgäste aus, auf dem Fernbahnsteig ist ein Zug aus Brandenburg angekommen. ICh blicke durch die gläserne Halle und auf die weihnachtliche Beleuchtung der Friedrichstraße. Menschen kommen und gehen, hasten vorrüber, verweilen kurz, Touristen blicken hilfesuchend auf NEtzpläne und Hinweisschilder, bleiben am Ende der Rolltreppen stehen, sodaß die NAchfolgenden fast drüberfallen....Mensch, könnt´ta nich mal beiseite jehn" zischt ein älterer Herr, während dröhnend eine Cola - Dose, eine ältere S-Bahn noch aus DDR - Produktion in den Bahnhof einfährt und dann mit einem Zischen am Bahnsteig hält. Türen öffnen sich, Ein- und Aussteigende drängeln sich wie die berühmten Ameisen im Heuheufen, aus dem Lautsprecher schallt es: eingefahrener Zug fährt nach Hoppegarten, über Alexanderplatz, Ostbahnhof, Lichtenberg! Nach Hoppejarten einsteigen bitte, nach Hoppejarten zuuuuuuurückbleiben bitte! Wie von Geisterhand schließen sich die Türen, die S-Bahn fährt an und verläßt mit dem mir so vertrauten singenden Fahrgeräusch die Bahnhofshalle.

Eine ganz alltägliche Szene, wie sie überall auf der Welt stattfinden könnte. Nichts aber auch gar nichts deutet darauf hin, das es hier je anders gewesen ist. Und doch. Etwas ist anders an diesem Bahnhof. Von den Reisenden unbemerkt, befindet sich zwischen seiner nördlichen Seite und der Spree ein Gebäude, das man so gar nicht mit Bahnhof in Verbindung bringen mag. Eher mit einer Mehrzweckhalle aus den 1960iger JAhren oder einem Tanzsaal. Der sogenannte "Tränenpalast". Seit nunmehr 17 JAhren liegt er im Dornröschenschlaf und doch hat er die Zeiten überdauert. Denn viele Jahre war Friedrichstraße ein ganz besonderer Bahnhof.

Zugegeben, es fällt mir schwer, in dem Gewusel mir vorzustellen, das es jemals anders gewesen ist. Es ist alles so normal geworden, so daß mir meine Erinnerungen wie ein böser Traum erscheinen wollen. Und doch waren sie damals genauso Realität, so wie es heute Realität ist, das man diesen Bahnhof aus allen Richtungen und in allen Richtungen verlassen kann.

Was würde der Tränenpalast wohl alles erzählen, wenn er denn sprechen könnte! Vielleicht würde er sagen, das man früher an ihm, den wir heute sozusagen "rechts- oder links liegenlassen, je nachdem, aus welcher Richtung man kommt, keiner vorbeikam, zumindest nicht der, der den Bahnhof in westlicher, nördlicher oder südlicher Richtung aus OSt - Berlin kommend mit der S- oder U-Bahn in Richtung West - Berlin verlassen wollte. Denn der Bahnhof Friedrichstraße trennte ab 1961 - dem JAhr des MAuerbaus - zwei Welten. Hier endeten die S-Bahnzüge von der westlichen und östlichen Stadtbahn (S-Bahn), hier war für "Transitreisende" aus Westdeutschland Endstation. Hier konnte man als "Bürger Berlin (West), als "Bürger der BRD" oder auch als "Bürger anderer Staaten" in die "Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin" einreisen oder aber, wenn man als DDR - Bürger das Privileg der Westbesuchserlaubnis besaß, nach Berlin - West oder der "BRD" "ausreisen". Der West - Berliner oder "Bürger der BRD" durfte seit 1972 auch wieder nach OSt - Berlin einreisen, vorausgesetzt, er war im Besitz "gültiger Reise- und Personaldokumente", wie es so schön im DDR - Jagon hieß, und gewillt, das "Eintrittsgeld" hin Höhe von 25DM West zu zahlen, wofür man dann 25 "MArk der DDR" erhielt und somit die schwierige Aufgabe, alles bis auf den letzten Heller auszugeben, den ausführen durfte man DDR - MArk nicht. Warum schwierig? Die Tageskarte für die "PReisstufe 1 der HAuptsadt der DDR, Berlin" war für 1 MArk zu haben, ein Besuch des Fernsehturmes am Alexanderplatz kostete 3 MArk, eine Brause im HO ca 30 bis 50 Pfennig usw. Oder man konnte mit der "Geisterbahn" - das waren die 2 West - U - Bahnen und die Nordsüd - S - Bahn, die den "OStsektor" auf ihrer Fahrt von West nach West bis auf den Bf. Friedrichstraße ohne Halt durchfuhren - zum Bahnhof Friedrichstraße fahren, um dort im Intershop billig Schnaps und Zigaretten zu kaufen. Zu dem Grusel der dorthin ohne Halt durchfahrenen Untergrundbahnhöfe, wo man zuweilen die Grenztruppen mit geschultertem Gewehr patrollieren sah, kam dann noch der Nervenkitzel, ob man dann den "billigen Fang" auch problemlos würde nach Hause bringen können. Denn nicht selten stiegen an der "Ersten Station in Berlin (West) Uniformierte zu, die freundlich aber bestimmt fragten, ob man denn etwas zu verzollen habe. Da war es dann besser, man tat so, als wenn einem die Sachen nicht gehörten, sah betreten beiseite, ärgerte sich im Stillen über den 10 oder 20 DM - Schein, dem man dem "Arbeiter und Bauern Staat" nun überlassen hatte und trauerte um das edle Rauchwerk oder Gesöff, daß nun in der Aservatenkammer des Berliner Zolls verschwand, eher es denn vernichtet wurde.

Und wenn man dann den Mut gefasst, seine gültigen Reisedokumente beisammen hatte, dann fuhr man mit der S-Bahn oder U-Bahn zum Bahnhof Friedrichstraße, folgte den Hinweisschildern zur Einreise in die HAuptstadte, sortierte sich brav nach den oben geschilderten Auswahlkriterien - Bürger Berlin West etc. In einem endlos erscheinenden Labyrinth aus Gängen wurde einem die Zeit ewig, die Türen zu den Schleusen in den Osten mochten einen wie die Umkleidekanbinen äkterer Badeanstalten vorkommen. "MAchen Sie das rechte oder linke Ohr frei, den Laufzettel bitte mit Kugelschreiber ausfüllen, haben sie etwas zu verzollen, führen Sie Schußwaffen mit sich und was die Damen und Herren der "Organe" sonst noch alles so wissen wollten. Je nach politischer Lage und den Launen der "ORgane" (Stasileute samt und sonders wie wir wissen) konnte es 1 Stunde oder länger dauern, bis man "abgefertigt" war.

Und da stand man dann nun, wo ich heute stehe - auf dem S-Bahnsteig Richtung Osten, getrennt durch eine Stahlwand vom Fernbernsteig B, wo damals die Züge der "West-S-Bahn" nach Wannsee abfuhren. Man entwertete sein Ticket an einem der "halbautomatischen" oder "machanischen" Entwerter - man führte seinen Fahrschein in den dafür vorgesehenen Schlitz ein und schlug mit der Faust oben auf einen Hebel, der die Entwertung auslöste. Das Schlagen ist dabei durchaus wörtlcih zu nehmen.....Auf dem Fahrschein erschien dann ein Tintenfleck oder eine gestanzte Lochnummer, wobei man als Laie nicht erkennen konnte, ob das dann nun so in Ordnung war. Und dann lag einem die Hauptstadt für einen Tag zu Füssen, man konnte zum Müggelsee fahren, nach Grünau oder auch nur zum Alexanderplatz. Peinlich genau hatte man jedoch darauf zu achten, das man nicht die Stadtgrenze überschritt, denn dazu wäre ein besonderes Visum notwendig gewesen und die Staatssicherheit wachte mit Argusaugen auch in den Außenbezirken, das niemand sich dort aufhielt, wo er sich nicht aufzuhalten hatte.

Ja und nun ist das alles schon solange Geschichte. Auf meinem Weg zur Arbeit passiere ich 2 Mal die ehem. Grenze und bleibe einfach sitzen. Nicjt nur am Bahnhof Friedrichstraße. Und wie normal ist es mir geworden, daß ich es oft gar nicht mehr merke, das ich von "hüben" nach "drüben" fahre. Keine Angst mehr, nicht mal mehr ein Kribbeln, keine Aufregung. Doch - neulich da kehrte sie einmal kurz und in abgeschwächter Form zurück. Da war wegen Bauarbeiten an einem Wochenende in Friedrichstraße Schluß. Ich sah den am Bahnsteig kehrenden Zügen zu und dachte mir, wie schön es doch ist, einfach zu Fuß über die "Grenze" gehen zu können, einen Bus oder Zug zu besteigen. Doch dieses eigenartige KRibbeln, was ich als Kind immer beim Passieren der Grenze verspürte, kam für einen Moment zurück. "Bahnhof Friedrichstraße, der eingefahrene Zug endet hier und fährt zurück nach Strausberg! Doch niemand zwingt mich heute mehr zurückzufahren, es ist eben ein ganz normaler Bahnhof geworden, der Bahnhof Berlin Friedrichstraße!

MEine S-Bahn kommt, ich steige ein und fahre nach "West-Berlin", so einfach ist das doch. so einafch und so normal, als wäre es nie anders gewesen!!
Zitieren
#18
Hallo Thoddy,

ich glaube Berlin kann man nicht besser beschreiben, als du es in deinem Text getan hast. DAS vermittelt einem einen Eindruck und Feeling für die Stadt, auch für Jemanden wie mich, der da nie gelebt hat und nur zu Besuch war.
Aber ich verstehe, was du beschreibst.

Dein Text ist einfach Gold wert.

Vielen Dank.

LG
Phaeton
Zitieren
#19
Schöne Grüsse von Julchen soll ich Euch ausrichten !

Sie wohnt gerade bei einer Freundin von mir - dort hat die Katze "Kino"... Entweder weil die Katze vor dem Vogelkäfig sitzt, den Julchen mitgebracht hat, und "Julai und Cookie" beim flattern zusieht - oder weil sie gerade mal (wieder) intensiv von Julchen gekrault wird. Katze müsste man sein.....
Zitieren
#20
Na, dann grüsse sie mal herzlich zurück... Icon_lol

Lieben Gruss

Petrus
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Berlin, Berlin, sie randalierten in Berlin Davut 18 6527 06-09-2020, 19:19
Letzter Beitrag: Geobacter

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste