24-03-2009, 12:58
(24-03-2009, 10:31)alejnu schrieb: Der Begriff auserwählt wird leider nicht selten missverstanden. Juden und Jüdinnen glauben nicht, dass sie besser seien als Menschen anderen Glaubens oder anderer Herkunft, oder dass sie eine engere Beziehung zu G''tt hätten als alle anderen. Im Grunde genommen geht das Judentum sogar davon aus, dass die Angehörigen anderer Religionen ebenfalls einen einzigartigen Bund mit G''tt haben. Denn der Ewige ist der G''tt aller Menschen; und kein "Nationalg''tt".
In der Torah (hebräische Bibel) heißt es: >>Denn ein heiliges Volk bist du [das Volk Israel] dem Ewigen deinem Gotte, und dich hat erkoren der Ewige, ihm zu sein ein Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf der Fläche des Erdbodens.< (5. Buch Moses 14;2). Die Auserwähltheit ist eher als ein Anspruch, Verantwortung zu übernehmen, denn als ein Etikett zu betrachten. Mit diesem Status hat das Jüdische Volk akzeptiert, dass ihm, durch die Übergabe der Torah am Sinai, einzigartige religiöse Pflichten auferliegen, wie z. B. den Schabbat und die Kaschruth (Speisevorschriften) zu beachten. Pflichten, die dazu dienen, vorbildhaft aktiv zu einer Verbesserung bzw. Gewährleistung würdiger und gerechter Lebensumstände aller Wesen der Schöpfung beizutragen.
Die Torah umfasst insgesamt 613 Gebote, die nach orthodoxer Auffassung alle Juden erfüllen müssen, damit der Messias erscheint, um das Paradies auszurufen. Demnach liegt das Geschick der gesamten Menschheit in der Hand des Jüdischen Volkes - eine weitere wichtige Aufgabe des Konzepts der Auserwähltheit. Aber die Torah soll keine Last darstellen, vielmehr ist sie eine Freude. Sie bietet dem Menschen die Anleitung für eine bestimmte Art, zu leben; und so kann auch jeder Nichtjude die Torah annehmen, ist jedoch nicht dazu verpflichtet, solange er nicht zum Judentum übertritt.
Obwohl das Jüdische Volk (verhältnismäßig) klein ist und seine Besonderheit immer auch in seinem Status den Dominanzreligionen gegenüber lag, besteht es trotz aller Assimilationsversuche und Verfolgungen bis hin zur organisierten Vernichtung nach wie vor. Es hat sich durch schriftliche und praktische Pflege seiner Traditionen erhalten und die Geschichte und die Entwicklung in der Welt, wohl gerade wegen seiner Verstreuung über die ganze Erde, mehr geprägt und vorangetrieben als jedes andere Volk.
auserwähltheit ist dann also überhaupt nichts besonderes. denn viele völker meinen von diversen göttern besondere pflichten auferlegt bekommen zu haben. das besondere am judentum ist vielleicht, daß ihr meint, das paradies für die ganze welt hänge nur davon ab, daß ihr 613 gebote einhaltet
wenn ich dich denn richtig verstanden habe
übrigens kann natürlich jeder irgendwelche gebote einhalten (wollen) - ich als nicht gläubiger könnte mich dem zölibat unterwerfen, ein evangele den ramadan einhalten, oder ein nichtjude sich wie ein orthodoxer jude benehmen - wer wollte das auch verbieten. die frage ist nur, warum er das tun sollte
ob nun wirklich die juden "die Geschichte und die Entwicklung in der Welt mehr geprägt und vorangetrieben als jedes andere Volk" haben, sei dahingestellt. den hang zur selbstbeweihräucherung jedenfalls sehe ich trotz deiner vollmundigen aussage nicht bei den juden "mehr ausgeprägt und vorangetrieben als bei jedem anderen Volk"