Umfrage: Tragen wir als Deutsche heute eine Schuld/Verantwortung für die Verbrechen des "3. Reiches"?
Du hast keine Berechtigung bei dieser Umfrage abzustimmen.
Ja, wir als Volk tragen eine kollektive Schuld an diesen Verbrechen
0%
0 0%
Nein, ich bin nach 1945 geboren und habe damit also nichts zu tun
0%
0 0%
Wir tragen zwar keine Schuld, müssen uns aber unserer Geschichte annehmen und aus ihr lernen
80.00%
8 80.00%
Keine der Antwortmöglichkeiten ist für mich die richtige
20.00%
2 20.00%
Gesamt 10 Stimme(n) 100%
∗ Du hast diese Antwort gewählt. [Zeige Ergebnisse]

Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Schuld/Verantwortung für historische Verbrechen
#1
Hallo liebes Forum!

Romero hat mich mit seinem Beitrag über die Schuld bzw. die Verantwortung für Vergangenes im Thread "Hosianna" auf die Idee gebracht, dieses interessante Thema aufzugreifen. Wenn man über Schuld oder speziell die Schuld der dt. Bevölkerung für vergangene Verbrechen spricht, dann ist das klassische Beispiel das sogenannte "3. Reich".
Dieses Beispiel möchte ich nun aufgreifen und euch fragen:

Seid ihr euch als Deutsche/Österreicher einer Schuld/Verantwortung für die Verbrechen des "3. Reiches" bewusst?

Welche Meinung habt ihr allgemein über die "Schuld/Verantwortung für vergangenes"?
Zitieren
#2
(09-09-2009, 17:33)Julian schrieb: Hallo liebes Forum!

Romero hat mich mit seinem Beitrag über die Schuld bzw. die Verantwortung für Vergangenes im Thread "Hosianna" auf die Idee gebracht, dieses interessante Thema aufzugreifen. Wenn man über Schuld oder speziell die Schuld der dt. Bevölkerung für vergangene Verbrechen spricht, dann ist das klassische Beispiel das sogenannte "3. Reich".
Dieses Beispiel möchte ich nun aufgreifen und euch fragen:

Seid ihr euch als Deutsche einer Schuld/Verantwortung für die Verbrechen des "3. Reiches" bewusst?

Welche Meinung habt ihr allgemein über die "Schuld/Verantwortung für vergangenes"?

als deutscher?

nääää - bin ja keiner :icon_cheesygrin:

als österreicher sehe ich mich aber genauso in der verantwortung wie die deutschen. in der verantwortung nicht für die taten unserer großväter - aber dafür, aus dem entsetzlichen gelernt zu haben und allem entgegenzutreten, was wieder in diese richtung geht

mit nachgeborenen über "schuld" zu sprechen, ist sowieso unsinnig. schuld vererbt sich nicht, außer in der kranken vorstellung gewisser "erbsünden"-fanatiker
Zitieren
#3
Danke für den Hinweis, petronius!
Ich habe die Frage entsprechend editiert.
In Österreich ist das Problem des Rechtsextremismus momentan sogar noch schlimmer (?) als in Deutschland, oder? Das kannst du sicherlich besser beurteilen, da du in Österreich lebst. Aber hatte die FPÖ bei der Nationalratswahl 2006 nicht 11%?
Zitieren
#4
ich finde heute kann man nicht mehr von Schuld reden ,da auch schon die 3 Generation rum ist, denke was man aber vielleicht noch kann ist sich damit auseinandersetzten wenn es auch ein dunkles Stück ist,und für die Zukunft lernen das sowas nicht Wiederholt wird, aber ansonsten darf die Vergangenheit nicht so eine Rolle einnehmen das sie Zukunft behindert. Und Schuldzuweisungen sind fehl am Platz finde ich.

jam
Zitieren
#5
Ja, Jam hat recht, wir machen mit Schuldgefühlen nicht einen toten Juden wieder ledendig, aber die Gestaltung der Zukunft, die haben wir in der Hand, da haben wir eine riesige Verantwortung.

Und genau da sehe ich auch die Versäumnisse. Wenn ich nur an die iranische Atombombe denke...
Zitieren
#6
(09-09-2009, 17:49)Julian schrieb: Danke für den Hinweis, petronius!
Ich habe die Frage entsprechend editiert.
In Österreich ist das Problem des Rechtsextremismus momentan sogar noch schlimmer (?) als in Deutschland, oder? Das kannst du sicherlich besser beurteilen, da du in Österreich lebst. Aber hatte die FPÖ bei der Nationalratswahl 2006 nicht 11%?

ja und nein. es finden sich in a mehr leute bereit, sich offen zu rechtsextremer gesinnung bzw. zu einschlägigen parteien zu bekennen (was die effen und haiderianer empört zurückweisen würden, weil sie selbst sich als bürgerliche mitte sehen)

andererseits haben wir praktisch kein problem mit gewalttätigen kameradschaften oder "national befreiten zonen". wenn in a mal ein schwarzer zusammengeschlagen wird, dann normalerweise nicht von nazis, sondern von der polizei

(wem hier nun irgendwelche schlußfolgerungen gezogen werden, die manchen naheliegend erscheinen - ich kann nichts dafür :icon_cheesygrin:)
Zitieren
#7
Schönen Abend,

mein Vater erblickte im September 1939 das Licht der Welt. Eine Zeit, in der die Not immer grösser wurde und das Licht der Welt immer mehr durch Gewalt und Greuel verfinstert wurde. 1940 wurde dann meine Mutter geboren.
Als Kind von Eltern, die in Kriegszeiten geboren wurden und aufwuchsen, weiss ich zumindest von Erzählungen, wie es den Menschen erging. Von meiner Oma weiss ich, was Vertreibung, Armut, Verwundung, Heimatlosigkeit ist, nicht theoretisch, sondern lebensnah, konkret.

Die Opfer in der Zeit des Nationalsozialsmus setzten sich aus verschiedenen Menschen zusammen, die dem System nicht passten. Neben den jüdischen Mitbürgern wurden Systemkritiker, Behinderte, Roma und Sinti, Menschen, die den Mund auftaten (z. B. die Weisse Rose) und all jene unzähligen Menschen, die aus irgendeinem Grund beseitigt wurden, in die Vernichtungslager geschickt. Die Liste ist unvollständig.

Ich empfinde keine Schuldgefühle, jedoch einen inneren Auftrag oder stete Erinnerung, dass Wegschauen und Stillhalten mitschuldig machen kann. Tatsächlich begangene Schuld vergeht nie. Schuld kann auch niemals "wieder gutgemacht werden", jedoch das, was wir daraus lernen müssen, lebendig erhalten bleiben. Nicht durch Mahnmale alleine, sondern durch den Geist, erzählend, erinnernd, lernend. Anstatt steinerne, eiserne Mahnmale, Wälder der Erinnerung. Für jeden Toten, einen Baum pflanzen. Leben mit Leben erinnern. Und schliesslich Verantwortung übernehmen für die Zukunft und der Gewalt und Unrecht einen Namen geben, woher und von wem auch immer.
Zitieren
#8
Ich habe "Wir tragen zwar keine Schuld, müssen uns aber unserer Geschichte annehmen und aus ihr lernen" gewählt. Ich finde der Satz sagt alles, hätte es nicht besser sagen können. Als eifriger Student (nicht an der Uni, sondern privat) der Geschichte - v.a. der Antike - ist diese Option jene, die meine Meinung am besten vertritt.


Ich bin allerdings gegen die Art und Weise, wie viele Jüdische Organisationen und "an die Geschichte erinnern" - indem sie uns Schuldgefühle einpflanzen wollen! Da protestiere ich energisch dagegen!
Zitieren
#9
Guten Abend!

Ich möchte euch allen zustimmen.
Offenbar sind wir uns hier bis jetzt tatsächlich einig. Auch die Ergebnisse der Umfrage sind ziemlich eindeutig.
Wir tragen meiner Meinung nach keine konkrete Schuld. Und doch tragen wir eine gewisse Verantwortung, einzuschreiten und unsere Stimme zu erheben, wo auch immer heute international Unrecht geschieht (z.B. in Afghanistan). Dieses Lernen aus der Vergangenheit und der damit verbundene Einsatz für Menschenrechte, Toleranz gegenüber Andersgläubigen, Homosexuellen etc. ist für mich die einzig richtige Form der Vergangenheitsbewältigung. Und diese Vergangenheitsbewältigung ist, wie es Marlene so schön formuliert hat, der "innere Auftrag", den sie ansprach.

Ich möchte auch Romero zustimmen, wenn er es als falsch empfindet, den Deutschen "ein schlechtes Gewissen zu machen" oder ihnen "Schuldgefühle einzupflanzen". Denn so wird die Vergangenheit ja nicht bewältigt, sondern es wird Öl in die Wunde gegossen.
Überdies ist es auch gefährlich, einem Volk Schuldgefühle "einzupflanzen", da so Minderwertigkeitskomplexe entstehen. Und worin bei diesen die Gefahr besteht, das können wir ebenfalls aus unserer Geschichte lernen.
Zitieren
#10
Sehr gut dieser Ansatz!
Schade nur, dass Ihr das nur auf die heutigen Deutschen anwendet!
Sobald nämlich das Thema Religion zur Spache kommt, ist wieder jeder Gläubige Mensch für alle Verbrechen des mittelalters alleinverantwortlich!
Sobald nicht das eigene Volk vom Thema betroffen ist, habt Ihr gar nichts mehr gegen ererbte Schuld einzuwenden:
Ich möchte niemanden damit angreifen; denn auch ich bin nicht frei davon; ich habe aber bereits genug eigene Schuld auf mich geladen;
ich muß mich gar nicht mit Historischen Schulden befassen.
Ich bin der "ICH BIN", der EUCH ALLE nur alpträumt !
Zitieren
#11
Hallo erstmal,

wir tragen keine Schuld an den Verbrechen des 3. Reiches, aber wir haben an noch mitzutragen an der Schuld, die Deutsche damals auf sich geladen haben, und sei es nur durch wegsehen.
Im Sinne dieser Verantwortung müssen wir sehr vorsichtig sein mit Schuldzuweisungen gegenüber Israel. Wir wollten damals alle (in Worten: alle) Juden umbringen, und sie hatten keinen Platz, an den sie gehen konnten.
Deshalb ist den Juden das Land Israel so wichtig und deshalb werden sie auch allen misstrauen, die ihnen einreden wollen, dass der Typ mit dem komischen Bart es nicht ganz so ernst meint.
Deutsche und Juden (ich weiß, es gibt auch deutsche Juden, aber das wird jetzt zu kompliziert) haben zu Recht unterschiedliche Lehren aus dem Holocaust gezogen: Wir Deutsche wollen keine Lager mehr bauen und die Juden wollen sich nicht mehr in Lager sperren lassen.
Zitieren
#12
Da bisher alle: "Wir tragen zwar keine Schuld, müssen uns aber unserer Geschichte annehmen und aus ihr lernen" gewählt haben, möchte ich doch die Frage stellen: Stimmt der erste Satz wirklich.
Ganz sicher lastet auf uns nicht die persönliche Schuld des Täters. Aber schon die Nachfolge in der Gesinnung der Täter lässt bei mir Zweifel aufkommen, ob man sich nicht doch schuldig machen kann an den Opfern. Und zwar immer dann, wenn man nicht entschieden genug dem braunen Gesinnungssumpf entgegentritt - oder schlimmer: wenn man in das Horn dieser Leute tutet.

Die Nazi-Ideologie ist keineswegs tot. Es gibt immer noch und immer wieder Leute, die ständig die Schuld an ihrer Misere bei anderen suchen und freudig erregt aufspringen, wenn sie ein Opfer dingfest machen können. Wer da mitmacht, macht sich nicht nur schuldig an den neuen Opfern, sondern auch an denen der Vergangenheit.
Und wer diesem Treiben taten- uns sprachlos zuschaut, der soll nicht schuldig sein bzw. werden?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#13
(09-09-2009, 21:15)Roydans schrieb: Sobald nämlich das Thema Religion zur Spache kommt, ist wieder jeder Gläubige Mensch für alle Verbrechen des mittelalters alleinverantwortlich!

Was für ein haarsträubender Unsinn!
Zitieren
#14
(09-09-2009, 17:33)Julian schrieb: Seid ihr euch als Deutsche/Österreicher einer Schuld/Verantwortung für die Verbrechen des "3. Reiches" bewusst?

Welche Meinung habt ihr allgemein über die "Schuld/Verantwortung für vergangenes"?

Abgesehen davon, dass die Begrifflichkeiten "Schuld" und "Verantwortung" keineswegs so klar sind, wie man zunächst meint, wie es allerdings für eine seriöse Beantwortung von Fragen wie den in Rede stehenden dringend nötig wäre: Von "Schuld/Verantwortung" eines Menschen auf Grund seiner ethnischen/kulturellen Herkunft zu reden, halte ich grundsätzlich für völlig deplaziert. Denn so klärungsbedürftig die Begriffe "Schuld/Verantwortung" auch sein mögen, klar ist, dass sie grundsätzlich immer nur denkenden, urteilenden und handelnden Individuen, also Menschen, sinnvoll zuordenbar sind. "Das deutsche Volk" z.B. ist nun aber ganz klar kein denkendes, urteilendes und handelndes Individuum, sondern lediglich eine Zuordnungs-Schublade im menschlichen Kopfe...!
Zitieren
#15
So einfach kann man es sich nicht machen. Wir leben nicht im luftleeren Raum. Wir profitieren vom Wissen, von der Kultur unserer Vorfahren und sind auch verantwortlich für ihre Untaten.
Menschen definieren ihre Identität immer auch auf der Grundlage der Zugehörigkeit zu ethnischen und kulturellen Gruppen, wie z.B. Nationen.
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Verbrechen gegen die juedische Bevoelkerung Sinai 8 2626 20-10-2022, 14:16
Letzter Beitrag: Ulan
  Covid 19 und die Verantwortung des Einzelnen Athon 277 55954 30-11-2021, 17:57
Letzter Beitrag: Ekkard
  Sind also doch die Chinesen schuld an der Weltseuche ? Sinai 4 1941 03-03-2021, 01:07
Letzter Beitrag: Sinai

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste