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Glaube aus Angst oder Liebe
#1
hallo, ich habe mal wieder eine frage an euch die mich mehr oder weniger beschäftigt. im islam habe ich oft stark die annahme, dass die menschen durch angst (vor der hölle, dem leben nach dem tot usw.) an gott gebunden werden. ich meine jeder 2 satz im koran erzählt von den strafen für die ungläubigen, und was passiert wenn man allahs gebote nicht achtet und danach lebt. andererseits ist er doch ein barmherziger, liebender und verzeihender gott, den man doch gut und gerne von ganzem herzen auch ohne diese verdeutlichungen lieben und achten kann. warum diese angstmacherei. mir kommt es so vor als werden viele menschen aus angst gläubig und nicht aus liebe und überzeugung. was meint ihr ??? oder verstehe ich hier was gänzlich falsch.
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#2
ich habe ja sowieso eine eigene theorie dazu, warum menschen glauben. also religiös glauben, an eine höhere macht, welche in die realität eingreift – so was nennt man üblicherweise „gott“, in deinem fall halt „allah“. imho gibt es drei grundsätzliche möglichkeiten (die sich sicher weiter auffächern lassen, die sich auch im fall des einzelnen gläubigen überschneiden mögen, die mir aber die grundtrends zu repräsentieren scheinen):

1) glaube aus tradition

man glaubt, weil mans halt so gewohnt ist. weil mans nie anders gehört hat. wenn papa schon immer an einen strafenden allah geglaubt hat, opa schon immer an einen strafenden allah geglaubt hat, uropa schon immer an einen strafenden allah geglaubt hat usw. usf – warum sollte man dann was anderes glauben?

2) glaube, weil man die begrenztheit des wissens nicht erträgt

was der mensch über sich, seine umgebung, sprich: die realität als solche und als ganzes weiß, wird täglich mehr. der mensch lernt täglich dazu. umkehrschluß: er weiß eben noch lange nicht alles (wird das vielleicht auch nie alles wissen können). es bleiben also fragen offen: zumindest so lange, bis man auch darauf antworten gefunden hat – vielleicht aber auch wird man diese antworten nie eindeutig finden

das leben ist kontingent. diese unvorhersehbarkeit (und unvoraussagbarkeit) dessen, was sein wird, beruht nicht zuletzt darauf, daß wir eben nicht alles wissen. dieser gedanke ist so manchem unerträglich – er will sicherheit, und zwar unabdingbare – auch dort, wo es diese nicht gibt. so schafft er sich also eine pseudosicherheit und lügt sich selber damit in die tasche, daß er anstatt „ich weiß es nicht“ auf unbeantwortbare fragen die antwort gibt: „gott“

welche natürlich schon deshalb nichts erklärt, weil „gott“ eine letztlich leere chiffre für alles mögliche ist. füllt man sie aber mit inhalt, so ergeben sich dadurch widersprüche. antwort darauf (auf diese widersprüche, beliebtestes beispiel. die theodizee) gibt’s dann wieder mit „gott“ – notfalls eben mit „gottes unerforschlichkeit“. ein unendlicher regreß an nullaussagen, aber manche befriedigt das eben

3) glaube aus erfahrung

das ist natürlich das heikelste thema, weil absolut persönlich. manche glauben an gott, weil sie eben entsprechende erfahrungen gemacht haben. gottes existenz am eigenen leib verspüren. das kann das gefühl sein, ein gebet sei erhört worden. oder eine „übersinnliche“, transzendente, mystische erfahrung. oder schlicht ein gefühl von geborgenheit und vertrauen, welches sich einstellt, wenn man an gott denkt oder zu ihm betet

genau diese gefühlserfahrungen können natürlich weder rational begründet bzw. plausibel gemacht noch wirklich an andere weitergegeben werden. was nicht heißt, daß sie (subjektiv!) nicht real wären


in diesem sinn also würde ich dir raten: hör einfach mehr in dich selbst hinein als auf das, was andere dir vorkauen. wenn du ein gläubiger nach typ 3 bist – was sollen dir dann gläubige des typs 1 oder 2 schon erzählen können?

gar nichts

und typ 3 bist du ja sowieso schon selber…
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#3
@yasani06
Die überwiegend von Strafe und Drohungen vollgestopften Suren kommen in ihrer Masse erst zum Schluß bzw. in der 2. Hälfte. Hier sieht es so aus - oder der eindruck könnte entstehen, daß da etwas revidiert werden sollte. Betrachtet man das Ganze mit dem historischen Ablauf, sind diese in Mohammeds aktiven Kriegszeiten entstanden.

Gruß
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