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Hilfe bei Text über den -Gott Israels-
#4
Hi, also ich hab den Text identifiziert und Herrn van Orschot um Erlaubnis gebeten (und bekommen), ihn hierhin abzuschreiben. Klar, ein bisschen lang, aber als Gedankengang gut herausgegriffen und nicht gut trennbar.
Also erstmal der Text:
Zitat:Prof.Jürgen van Oorschot, Uni Erlangen:
Der eine und einzige G0tt Israels im Widerstreit,
in: Polytheismus und Monotheismus in den Religionen des Vorderen Orients.
-124- ...(in) der Familie verehrt man allerdings nur eine G*ttheit.
(*48 Wird man die familiaere Froemmigkeit in der Koenigszeit eher als einen Ort polytheistischer Vielfalt anzusprechen haben, so kommt ihr mit dem Exil und in der nachexilischen Zeit eine praegende Kraft fuer die Umformung eines partiell diskreditierten JHWH-ismus zu.)
Auf der Ortsebene zeigt sich eine biunte Vielfalt von Kultorten und -symbolen.
Dazu gehoert im koenigszeitlichen Judaea und Israel ganz offensichtlich das Hoehenheiligtum, die nahegelegene Bamah (*49 Vgl. M.Gleis, Die Bamah. BZAW 251, Berlin und New York 1997), mit einem freistehenden Altar, evtl.mit Massebe und Kultpfahl, der Aschera. Noch die Polemiken der Dtr bestaetigen dieses Bild.
Zitat:Hier ist man also in der Studie - sozusagen - im Zeitsprung ueber die Patriarchenzeit hinaus und im Land Israel mit einem inzwischen schon doppeltem Koenigtum Samaria (Nordreich Israel) und Jerusalem (Suedreich Judaea) zwei Konfessionen.
Zitat:Der Staatskult findet sich in Juda zentralisiert in der Hauptstadt Jerusalem und am dortigen Tempel. Hier bildet sich nach und nach eine offizielle JHWH-Religion heraus, beeinflusst von westsemitischen Stadt- und Territorialherrschaften.
Man hat dabei immer wieder von einem "offiziell gefoerderten Synkretismus" (*50 J.A.Soggra, Der offiziell gefoerderte Synkretismus waehrend des 10.? Jahrhunderts, ZAW 76? (1965?), 179-394) gesprochen, um kenntlich zu machen, dass wir es mit einem JHWH-ismus zu tun haben, der mit grosser Selbstverstaendlichkeit ihm bisher fremde Elemente des Kulturlandes und alt-orientalischer Koenigs- und Tempeltheologie aufgreift.
Die Entwicklung des Nordreichs mit seinem nationalen Heiligtum in Bethel ist nicht frei von diesen Tendenzen, scheint aber vielschichtiger.
(*51 Ein Ueberblick findet sich bei Alberts, Religionsgeschichte 1 (Anm.46), 212f)
Der Staatskult findet sich in Juda zentralisiert in der Hauptstadt Jerusalem und am dortigen Tempel. Hier bildet sich nach und nach eine offizielle JHWH-Religion heraus, beeinflusst von westsemitischen Stadt- und Territorialherrschaften. Man hat dabei immer wieder von einem "offiziell gefoerderten Synkretismus" (*50 J.A.Soggra, Der offiziell gefoerderte Synkretismus waehrend des 10.? Jahrhunderts, ZAW 76? (1965?), 179-394) gesprochen, um kenntlich zu machen, dass wir es mit einem JHWH-ismus zu tun haben, der mit grosser Selbstverstaendlichkeit ihm bisher fremde Elemente des Kulturlandes und alt-orientalischer Koenigs- und Tempeltheologie aufgreift. Die Entwicklung des Nordreichs mit seinem nationalen Heiligtum in Bethel ist nicht frei von diesen Tendenzen, scheint aber vielschichtiger. (*51 Ein Ueberblick findet sich bei Alberts, Religionsgeschichte 1 (Anm.46), 212f)
V.
Bisher haben wir einen ausschliesslich religionsgeschichtlichen Zugang zu unserer Frage gewaehlt.
Lassen wir uns nun von seinem Selbstverstaendnis der Ueberlieferung her fragen: Worin besteht das Spezifische der alttestamentlichen Rede von JHWH?
Und laesst sich von diesem Proprium her die Frage nach den Ursachen fuer die weitere Entwicklung beantworten?
Auskunft kann dabei von einem Text erwartet werden, der wie kaum ein anderer im Judentum als Verdichtung des eigenen G0TTES-Glaubens verstanden wurde: das sogenannte Sch'ma Israel in Dtn 6,4-6.
Aber nicht nur die Wirkungsgeschichte (*52 J.Maier, Geschichte der juedischen Religion, Berlin und New York 1972, 376f. und A.Finkel?, Artikel Glaubensbekenntnis(se) III (Judentum), TRE 13, 1964, 338-197) empfiehlt diesen Abschnitt.
Auch seine Zugehoerigkeit zum 5.Mosebuch als dem sachlichen und historischen Nucleus der Tora, die selbst wiederum die Mitte des Tanach bildet, lassen ihm eine zentrale Stellung zukommen.
Darueber hinaus handelt es sich um einen Text, der eine Bruecke schlaegt zwischen den breiten narrativen Traditionen, in denen die alttestamentliche Ueberlieferung sich ihrer (-125-) G0tteserfahrung vergewisserte, und unseren systematischen Interessen als Theologen und Religionswissenschaftlern.
Der Abschnitt beginnt in V.4 mit einem kurzen Aufruf und einem Bekenntnis (*53 Vergleichbare Bildungen finden sich fruehchristlich in Phil 2,11; 1 Kor 8,6 oder Roem 10,9)
SchM'A ISRaEL JHWH ELoKIM JHWH | EHhaD


Syntaktisch haben wir es mit zwei parallelen Nominalsaetzen zu tun, die folgendermassen zu uebersetzen sind:
"JHWH ist unser G0TT, JHWH ist Einzig" (*54 Zur Diskussion vgl.T.Vaijola, Hoere Israel! Der Sinn und Hintergrund von Deuteronomium VI 4-9, VT XLII (1992), 526-541)
Die erste Satzhaelfte fordert dazu auf, JHWH als den eigenen G0TT zu verstehen.
In individuellen Gebeten finden wir solche Bekenntnis- und Vertrauensaaussagen haeufig: "DU (JHWH) bist mein G0TT" (*55 Ps 22,11; 31,15; 63,2; 86,2; 140,7 und 143,10)
Zugleich spiegelt diese Formulierung den Verheissungssatz "ICH bin JHWH, dein / euer G0TT". Der Mensch antwortet auf G0TTES Zusage.

Die zweite Satzhaelfte wurde immer wieder als Bekenntnis zur wesenhaften Einheit JHWHs verstanden: "JHWH ist Einer". Philosophisch wollte ein Maimonides damit jede Pluralitaet innerhalb G0TTES ausschliessen. (*56 Maimonides, Mischne Tora. I-IV, Amsterdam 1703, 1 7)

Religionsgeschichtlich wird auf dem Hintergrund der obigen Befunde neuerdings auf die Rede von JHWH von Teman und Samaria hingewiesen. Monoj-hwistisch schreite Dtn 6,4 gegen die Vielheit der Erscheinungsformen JHWHs in den Lokalkulten ein. Kratz gab zu bedenken, ob mit dieser Sinngebung nicht ein fruehes dtn Verstaendnis von Dtn 6,4f greifbar werde. (*57 Kratz, Komposition (Anm.90), 125,130f)
Dass diese Sicht ohne Entsprechung in der biblischen Literatur bleibt, hinge demnach mit einer Neuinterpretation der Stelle durch die spaeteren Ergaenzer zusammen, die mit der Einfuegung des Dekalogs in Dtn 5,1-6,3 und der weiteren Paränese in Dtn 6,6ff; 7-11 eine Sinnverschiebung hin zu dem einzigartigen G0ttesverhaeltnis Israels zu JHWH vornaehmen. (*58 Kratz, Komposition (Anm. 20), 131-133)
Mit dieser Interpretation eines aelteren Sch'ma waere dann eine Stimme hoerbar, die ohne weiteren Widerhall geblieben ist.

Auch wenn diese Deutung nicht auszuschliessen ist, so verwundert es doch, dass das Dtn im Zusammenhang der Zentralisation des Kultes in Jerusalem und damit Partien des aelteren dtn Gesetzes nie auf die Gefahr eines Pan-jahwismus hinweist.
Auch die weitere innerbiblische Wirkungsgeschichte von Dtn 6,4 weiss von dieser Bedrohung des JHWHismus nichts mehr.
(*59 So auch Veijkola, Sinn (Anm.55) 530ff)
So liegt die alternative Deutung wohl auch fuer die dtn Fassung des Sch'ma naeher.
-126-
Interpretiert man nun die praedikative Zuordnung von G0ttesname und Zahlwort innerhalb dieses synonymen Parallelismus, so ist das Zahlwort EHhaD ["Eins"] an dieser Stelle im Sinn eines emphatischen "Einzig" zu verstehen.
Auf dem Hintergrund der vorangehenden Aussage wird "unser G*tt" als "unser Einziiger G0TT" verstanden.
(*60? So Veijola, Sinn (Anm.50?), 532f. Dort findet sich eine ausfuehrliche Begruendung der Uebersetzung. In der Sache parallel versteht auch N.Lohfink, J.Bergman, Artikel EHhaD, ThWAT I, Sp.211,113f)
In einer exklusiven Weise wird damit JHWH an Israel und Israel an JHWH gebunden.

Dass wir es noch nicht mit einem universalen Anspruch zu tun haben, macht die spaetere Wiederaufnahme der Bekenntnisformel in Sach 14,9 deutlich:
"Dann wird JHWH zum Koenig werden ueber die ganze Erde. An jenem Tag wird gelten:
(*61 Diese Uebersetzung bemueht sich um eine sinngemaesse Wiedergabe der hebraeischen Form von "sein".)
JHWH EHhaD u_SchM_O EHhaD
- HERR ist einzig und Sein Name ist Einzig
."
(*62 Eine Stuetze findet diese Interpretation auch in der neutestamentlichen Wirkungsgeschichte in Mk 12,26-34 und in der juedischen Auslegungstradition, wie Veijola, Sinn (Anm.35), 334-536 sie knapp referiert.)

Wir stehen mit Dtn 6,4 vor dem, was Timo Veijola "eine programatische Bekenntnisformel ... der dtn.Reformbewegung" genannt hat. (*63 T.Veijola, Das Bekenntnis Israels. Beobachtungen zu Geschichte und Theologie von Dtn 6,4-9. ThZ 68 (1982?), 376.)

Das Bekenntnis wird in V.5 um eine ethische Forderung erweitert:
Zitat:
"Du wirst JHWH deinen G0TT lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit aller deiner Kraft
."
(*64 Zur Liebesforderung vgl. H.Spiekermann, Mit der Liebe im Wort, in: R.G.Kratz, H.Spiekermann, Liebe und Gebot. Studien zum Deuteronomium, FD I.Perlitz, FRIANT 190, Goettingen 2000, 190-206. Mit anderen weist er darauf hin, dass die Liebesforderung noch nicht im dtn Gesetz verankert war (ebd.191ff))

Wie kommt es ab dem 7.Jh.v.Chr.
(*65 Trotz des insgesamt legendarischen Charakters von 2 Koen.22-23, das die Kultpolitik Josias als Reaktion auf den Pact? des Dtns erklaert, weisen eine Reihe von Indizien ins Umfeld der antiassyrischen Politik Josias (639-409^v.Chr) als Entstehungszeit des Grundbestandees des Dtns. Die Parallelen zur Topik der assyrischen Staatsvertraege, die sich im Grundbestand und in den spaeteren Ergaenzungen finden, markieren dabei den fruehen moeglichen Zeitraum der Ansetzung. Auf dem Hintergrund der Analyse von Dtn 13 und in kritischer Auseinandersetzung mit weitergehenden Forderungen bei E.Otto kommt M.Koedert, Zum literargeschichtlichen Ort des Prophetengesetzes Dtn 18 zwischen Jeremiabuch? und Dtn 13, in: R.C.Kratz und H.Spieckermann, Liebe und Gebot. Studien zum Deuteronomium, FS I.Perlitz, PRIANT 190, Goettingen 2000, 81-85, zu der gleichen Aussage. Mit Kratz, Komposition (Anm.20), 137, ist vor allem nach der theologischen Programmatik der Grundschrift und nach deren t...torischen Flankierung? zu fragen.
- Dabei kann die Situation nach einer Zerstörung des Nordreiches im Jahr 721 v.Chr. und die beginnende Auseinandersetzung mit den massiver werdenden assyrischen Einfluessen in Juda als plausibler Anlass fuer die dramatischen Reformen im Bereich von Recht und Kult verstanden werden
)
- zu einem exklusiven JHWHis-(-127-)-mus, wie er im Hintergrund einer solchen Bekenntnisaussage erkennbar wird?

Das Sch'ma selbst deutet zwei Einflussbereiche an.

Zunaechst hebt es JHWH als Den Einzigen heraus. Damit reiht es sich in eine polytheistische Redeweise zur Unvergleichlichkeit und Einzigkeit von G*ttern ein, wie sie sich in Aegypten und Mesopotamien findet.
(*66 Textbeispiele finden sich bei O.Loretz, Des G0ttes Einzigkeit. Ein altorientalisches Argumentationsmodell zum "Schma Israel", Darmstadt 1997, 143-152)
So koennen mehrere G*tter in einer Stadt oder einem Gebiet zugleich belobigt werden. Ein monotheistisches Verstaendnis verbietet sich also.
Der Unuebertroffene, der alle Ueberragende wird in einer relativen Abstufung anderen G*ttern vorgeordnet, ohne dass damit ein kategorieller Unterschied gemacht werden soll.

Oswald Loretz hat wiederholt darauf hingewiesen, dass sich entsprechende Einzigkeitsaussagen auch im direkten nordwest-semitischen Umfeld Israels finden.

So wird in den ugaritischen Texten EL als der einzige Vater der G*tter und Menschen verehrt. (*67 Th.Meures, Paternise et Genealogie dans la pensee religieuse de l'ancien Proche-Orient, Vol.I - II. These du Doctorat en Theologie, Institut Catholique de Paris, 1979, 134-148, 350-395; ders., Macht und Einsamkeit G0ttes. Dialog mit dem islamischen Radikal-Monotheismus. Wuerzburg / Altenberge 1991, 92-93)
Baal ist davon unterschieden als der einzige Wetterg*tt: "Einzig ich* bin es, der herrscht ueber die G*tter, der fett macht G*tter und Menschen, der saettigt die Menge der Erde." (KTU 1.4 VII 49b-52a) (*68 Woertlich "meine Einzigkeit" (Uebersetzung mit O.Loretz. Die Einzigkeit JHWHs (Dtn 6,4) im Licht der ugaritischen Baal-Mythos, aus M.Dietrich, Vom alten Orient zum Alten Testament, FS von Soden, Neukirchen-Vluyn 1996, 243)

- ertmal bis hierhin.

Wenn es woertlich heisst, "Meine Einzigkeit ist es, die ..." das macht eine ganz andere Aussage, denn es lenkt das Augenmerk auf diese Eigenschaft, dass sie relavant ist, indem man damals man alle Phaenomene des Wetters auf 1 Quelle zu beziehen gelernt hat, ohne schon festzulegen, ob dahinter ein schoepferischer Wille des Wetter-Erfinders zu vermuten sei.

Aber auch das stellte man sich personifiziert vor, als Vereinsgeist wahrnehmbar, welcher Menschengruppen am deutlichsten in Gewittern ueberkommt.

- Sieht man im Buch Hiob, wie seine nichtjuedischen Geschaeftsfreunde sich im Verhaeltnis zu solcher Wetter-Hoheit, wovon sie glauben, auch Hiob - so ganz beilaeufig - misshandelt worden sein kann, als Menschen generell einschaetzen, so nehmen sie an, es ssei einfach eine Willkuer von "Jemandem, der es halt kann, weil er gross genug dazu ist", am Werke, und hat der Mensch allenfalls die Chance, durch freiwillige Opfergaben an diese anonyme "Adresse" - auf gut Glueck also - "Das da-oben" darauf aufmerksam zu machen, dass hier "Wurm-und-Made-kleine Leute unten" sind, die moechten etwas besser geschont werden.

Hiob dagegen als Jude beharrt auf einer regulaeren Rechts-Beziehung zu unserem G0TT, Der - ungeachtet jeden Groessen-Unterschiedes und ob man mal den Grund eines Leides nicht sogleich wuesste - sehr wohl achtsam ist und niemals willkuerlich sei.)

(Demnaechst mehr, der Text geht noch weiter)
mfG WiT :)
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