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Wenn eine Muslimin versucht, die Bibel zu verstehen...
#1
Ich bin nicht sicher, was aus diesem Thema werden soll, aber ich habe ein Gespräch zwischen einem Theologen und früherem Priester und einer jungen Muslimin mitbekommen und verstehe seitdem ein wenig besser, warum es dem Islam schwer fällt, die Bibel als Glaubensdokument zu verstehen und ernst zu nehmen.
Ihre Kernfrage war, ob Jesus denn nun Gottes Sohn ist und ob er sich selbst als den solchen gehalten hat. In der Bibel äußerte Jesus, dass er definitiv nicht "Sohn Gottes" genannt werden will. Tackert mich nicht auf die Stelle fest, die kenne ich nicht auswendig. Möglich sei es doch, dass lediglich die späteren Aufzeichnungen so aussehen, dass aus Jesus der Sohn Gottes gemacht wurde, obwohl er es eventuell nicht war und auch nicht als solcher betrachtet werden wollte. Außerdem führte sie als "Beweis" das von muslimischer Seite gern zitierte Barnabas Evangelium an, welches wie der Islam annimmt, dass nicht Jesus, sondern Judas am Kreuz gestorben ist. Wenn Jesus also nicht starb kann er auch nicht auferstanden sein und das würde bedeuten, dass er "nur" einer von vielen Propheten war. Wie Mohammed eben, was das Christentum aus ihrer Sicht "unter" den Islam stellt. Außerdem sei die Bibel so voller Widersprüche in sich selbst, dass sie nicht heraus finden konnte, auf was der Glaube nun wirklich fußt. Wieso halten Christen Jesus für den Sohn Gottes, wenn es sich doch um einen monotheistischen Glauben handeln soll und warum beten Christen zu Jesus, wenn er sich doch selbst nichtmal als Gottes Sohn sah, erwiesenermaßen aber gelebt, also ein Mensch war?
Er, also der Theologe, antwortete unter anderem darauf, ob es denn für den Glauben an sich so wichtig sei, dass Jesus erwiesenermaßen der Sohn Gottes war oder am Kreuz gestorben ist oder nicht?

Ich möchte jetzt garnicht so auf die Einzelheiten eingehen. Mir ist aber seitdem durch den Kopf gegangen, dass dieser Punkt für einen Moslim sehr wohl wichtig ist. Der Koran ist im Grunde ja mehr ein Gesetzbuch als eine Glaubensschrift. Er beinhaltet keine oder kaum Widersprüche und macht sehr deutlich klar, an was geglaubt wird und die der Glaube ausgelebt werden soll. Keine Widersprüche, kaum Interpretationen. Wie soll ein Mensch, dem Glaube von Geburt an als festes, unmißverständliches Fundament nahe gebracht wurde verstehen, dass in anderen Religionen Glaubensdokumente Interpretationsebenen besitzen? Wie soll sie einen Glauben verstehen, der in sich so widersprüchlich ist? Die Bibel ist kein Gesetzbuch, sondern eine Zusammenstellung von Auffassungen, wie man mit und für Gott lebt und das immer wieder weitergegeben und auf- und abgeschrieben.
Für einen Moslim ist es nicht im Rahmen des machbaren, Widersprüche stehen zu lassen und sich selbst ein Konstrukt des eigenen Glaubens aufzubauen. Ich hätte ihr gerne gesagt, dass wenn sie den Glauben eines Menschen verstehen will, nicht in einem Buch nach Antworten suchen, sondern den Menschen selbst fragen soll, aber auch das ist im Islam einfach nicht notwendig.
Gruß
Motte

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#2
Hallo Schmettermotte

Der Islam ist die jüngste der abrahamitischen Religionen und sucht deswegen, durchaus nachvollziehbar, nach Eigenem.

Die frühen Christen machten es ebenso in Bezug zum Judentum.

Jede Sekte in der Gegenwart versucht sich gegenüber ihren Wurzeln als autonom zu proflieren. Das ist normal.

Für viele Juden und Christen sind Widersprüche in den Schriften ebenso unerträglich wie für die Muslima, wenn sie den Koran ernstnehmen will.

"Jungfrau und Mutter" ist einer dieser Widersprüche.

Für den Umgang mit dem eigenen Glauben ergibt sich da auch die Frage,
ob ich die Wiedersprüche verleugnen will oder ob ich die Widersprüche als Aufforderung zu neuem Suchen und Fragen nutze.

Manchmal ist es durchaus erlaubt, wenn eine die Deutungshoheit für sich behauptet!
(Demokratie und Diktatur sind nicht die einzigen Wege zur Wahrheit)

Gruß Dornbusch
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#3
(24-11-2009, 18:03)Dornbusch schrieb: Für den Umgang mit dem eigenen Glauben ergibt sich da auch die Frage,
ob ich die Wiedersprüche verleugnen will oder ob ich die Widersprüche als Aufforderung zu neuem Suchen und Fragen nutze

oder ob ich mir eben ein glaubensdogma suche, das wenig platz für widersprüche hat (z.b. den islam)

sicher finden sich auch im koran widersprüche. aber eben nicht unbedingt in den fundamentalen dingen, und die für das christentum fundamentale gottessohnschaft jesu ist eben nicht zwingend aus dem dokument "bibel" abzuleiten. der wesentliche untersched zwischen islam und christentum scheint mir hier zu sein, daß eben letzteres nicht so sehr auf den worttext seines heiligen buches fixiert ist, sondern sich vielmehr aus dessen intzerpretation heraus entwickelt hat. was ja auch eine veränderung bzw. anpassung an veränderungen im gesellschaftlichen bewußtsein (ja, der pöhse "zeitgeist") ermöglicht

(24-11-2009, 18:03)Dornbusch schrieb: Manchmal ist es durchaus erlaubt, wenn eine die Deutungshoheit für sich behauptet!

unter welchen umständen? und verbindlich für wen?

(24-11-2009, 18:03)Dornbusch schrieb: Demokratie und Diktatur sind nicht die einzigen Wege zur Wahrheit

mitz einem "Weg zur Wahrheit" haben weder demokratie noch diktatur etwas zu tun
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#4
Ca zwei Jahre lang habe ich an regelmäßigen Treffen von Muslimen und Christen teilgenommen bei denen es darum ging den eigenen Glauben und den der anderen, also Christentum und Islam besser zu verstehen. Wir haben uns sehr viele Gemeinsamkeiten und auch viele Unterschiede erarbeitet. Es war für alle sehr interessant zu erkennen, dass jeder der anwesenden Christen (Evangelen, Katholiken, entschiedene Christen, Babtisten) seine eigene Sichtweise und Interpretation hatte.Die Unterschiede bei den Muslimen, egal auch welchem Land (Türken, Araber, Afrikaner) aber bei weitem nicht so groß waren. Erstaunlich für mich waren auch die Interpretationsunterschiede der verschiedenen christlichen Pfarrer, Priester, Theologen die wir eingeladen hatten. Auch zwei muslimische Hodschas waren immer wieder mal da, die keine allzu großen Unterschiede aufwiesen in Ihren Aussagen. Insgesamt hat es die Meisten Teilnehmer dazu gebracht zu verstehen, dass nicht das Christ oder Muslim sein die Unterschiede ausmacht, sondern vor allem die Gesellschaft und Kultur in der man aufwächst,erzogen wird und lebt. Wir haben immer wieder darüber geschmunzelt, dass erzkonservative Katholiken und Muslime die selbe Meinung hatten und die restlichen Christen eine andere. Insgesamt eine sehr gut Erfahrung die ich nicht missen möchte und jedem nur empfehlen kann.
As Salamu Aleikhum
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#5
(24-11-2009, 21:46)zahira schrieb: Insgesamt hat es die Meisten Teilnehmer dazu gebracht zu verstehen, dass nicht das Christ oder Muslim sein die Unterschiede ausmacht, sondern vor allem die Gesellschaft und Kultur in der man aufwächst,erzogen wird und lebt. Wir haben immer wieder darüber geschmunzelt, dass erzkonservative Katholiken und Muslime die selbe Meinung hatten und die restlichen Christen eine andere. Insgesamt eine sehr gut Erfahrung die ich nicht missen möchte und jedem nur empfehlen kann.

das sollte nachahmer finden
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einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#6
schön das du das thema ansprichst. leider hab ich bis jetzt noch keine antworten gesehen die erklären warum im christentum Jesus ( s ) Gottes sohn sein soll
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#7
Soweit ich weiß finden sich in der Bibel eher Stellen, in denen Jesus abgelehnt haben soll, als "Sohn Gottes" bezeichnet zu werden.
Gruß
Motte

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#8
Er nannte Gott immer "Vater"... aber wer tut das nicht. "Unser Vater im Himmel...."

Jesus wird in der Bibel als Sohn Gottes beschrieben. Aber ob er sich selbst so bezeichnet hat? Eine entsprechende Stelle fällt mir nicht ein.
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#9
(26-11-2009, 15:35)Nur ein Gast schrieb: schön das du das thema ansprichst. leider hab ich bis jetzt noch keine antworten gesehen die erklären warum im christentum Jesus ( s ) Gottes sohn sein soll

mk1,1

Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes

mk1,11

Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe

mk9,7

Und es kam eine Wolke, die überschattete sie. Und eine Stimme fiel aus der Wolke und sprach: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören!
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#10
Ich würde gern eine Stelle dagegen stellen, die mir das obige Mädel zitiert hat, die ich aber nicht finde. In dieser Stelle soll Jesus wörtlich gesagt haben, dass er nicht der Sohn Gottes ist und man ihn nicht so nennen soll.

Sehr verwirrend.
Gruß
Motte

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#11
(26-11-2009, 16:01)SchmetterMotte schrieb: Ich würde gern eine Stelle dagegen stellen, die mir das obige Mädel zitiert hat, die ich aber nicht finde. In dieser Stelle soll Jesus wörtlich gesagt haben, dass er nicht der Sohn Gottes ist und man ihn nicht so nennen soll.

Sehr verwirrend.

du wirst doch nicht ernsthaft erwarten, daß die bibel widerspruchsfrei ist

wie ich immer sage: anhand der bibel kannst du alles "belegen", und bei bedarf natürlich auch das exakte gegenteil
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#12
Joh 17,1-6 schrieb:1Solches redete Jesus, und hob seine Augen auf gen Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da, daß du deinen Sohn verklärest, auf daß dich dein Sohn auch verkläre; 2Gleichwie du ihm Macht hast gegeben über alles Fleisch, auf daß er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast.
Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren. 3Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.
Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und hat uns einen Sinn gegeben, daß wir erkennen den Wahrhaftigen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. 4Ich habe dich verklärt auf Erden und vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte. 5Und nun verkläre mich du, Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
Gegenteilige Aussagen hab ich jetzt leider keine.
Thomas Paine: "As to the book called the bible, it is blasphemy to call it the Word of God. It is a book of lies and contradictions and a history of bad times and bad men."
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#13
„Ich kann nichts von mir selbst tun“ (Johannes 5:30).

Sie vergessen auch die Aussage laut Apostelgeschichte 2:22:

„Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst“.

Diese Textstellen zeigen an, dass Jesus keine Wunder von sich aus bewältigte. Vielmehr wurden sie durch Gottes Erlaubnis vollbracht. Gott erinnert uns daran. Auch Jesus wiederholte ständig seiner Zuhörerschaft, dass er die Wunder mit Gottes Erlaubnis fertig brachte.

man sieht hier doch , das es nichts nützt jesus anzubeten , weil er selbst auch gesagt hat , das er nichts machen kann , ohne das Gott es will...ich finde das sehr deutlich
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#14
Anscheinend ist die Bibel in Sachen Sohn oder nicht uneins. Aber egal ob Sohn oder nicht, ohne Gott kann er mal garnichts. Klingt logisch.
Wozu dann die Trinität?
Gruß
Motte

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#15
Naja, seien wir mal ehrlich. Wenn in der Bibel Gott sagt, Jesus sei sein Sohn, dann IST DAS SO (für Gläubige) ^^ Egal was Jesus behauptet. Ansonsten wäre Gott ja der Lüge überführt, oder?
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