Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Agnostiker schwache Atheisten?
#1
Warum bezeichnen sich Agnostiker nicht als Atheisten?
Entweder man glaubt an einen Gott (ist Atheist) oder nicht (ist Theist).

Selbstverständlich kann man Gottes Existenz weder beweisen noch widerlegen. Nur ist das lediglich die erkenntnistheoretische Ebene. Für die Praxis kann diese Theorie doch keine Rolle spielen. Sprich, ich setze die Nichtexistenz von Gott voraus.
Warum also lassen sich Agnostiker auf solche theologischen Spitzfindigkeiten ein?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren
#2
Atheist hat offensichtlich für viele einen härteren Klang als Agnostiker (auch wenn es natürlich auf das Gleiche hinausläuft).
Agnostiker meinen wohl, dass sie sich nicht so stark festlegen, wenn sie sagen: Ich weiß nicht ob Gott existiert. Dass das praktisch das Gleiche ist wie Ich gehe davon aus dass Gott nicht existiert wollen sie vielleicht nicht so recht wahrhaben.

Vielleicht ist es einfach die Furcht, dass man schnell zu "absolut" denkt, wenn man sich Atheist nennt. Ohne Erkenntnis zu sein wirkt dann wohl deutlich liberaler bzw. weniger festgesetzt.


humanist schrieb:Entweder man glaubt an einen Gott (ist Atheist) oder nicht (ist Theist).

Da ist wohl n' kleiner Fehler drin :icon_wink:
Zitieren
#3
lol, stimmt.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren
#4
Agnostiker sind wohl ein Auswuchs der falsifizierenden Naturwissenschaften. Ich kann Gott nicht widerlegen,
also kann ich seine Existenz nicht ausschließen. Da ich das nicht kann, sage ich, dass ich es einfach nicht weiß.

Das war auch meine Denkweise. Nachdem ich mich mehr mit der Thematik beschäftigt habe, bin ich allerdings
immer mehr dazu geneigt, mich als Atheisten zu bezeichnen. Nimmt man nicht die Beweisbarkeit als Grundlage
sondern den Glauben, also "ich glaube oder nicht" (im Sinne von Glaube an Gott) anstatt "ich kann beweisen
oder nicht" kommt sowieso kein Agnostiker um die Bezeichnung als Atheist herum.
Der Wissenschaftler denkt über seine Umwelt nach, entwirft eine Theorie die sie erklären soll, überprüft seine Theorie anhand von Experimenten an der Realität, verwirft sie wenn sie sich als falsch erweist und sucht nach einer besseren Erklärung.
Zitieren
#5
Sagt5 der Atheist nicht eindeutig: Es gibt keinen Gott. Während der Agnostiker eher sagt, ich kann zwar keinen Gott erkennen, schließe seine Existenz aber nicht aus! Aus meiner Sicht eine geringere Polarisierung der Glaubensfrage.

Gruß
Zitieren
#6
Nun, es gibt 2 Arten von Atheismus.

Schwacher Atheismus ist im Grunde dasselbe wie Agnostizismus. Man weiß nicht ob ein Gott existiert. Ein Atheist macht sich genausowenig ein Bild über Gott wie ein Agnostiker, er sagt nur mit größerer Sicherheit dass vermutlich keine Götter existieren.

Daneben gibt es aber den starken Atheismus, auch mit Antitheismus gleichgesetzt. Starke Atheisten leugnen die Existenz transzendenter Wesen. Das wäre also wirklich die absolute Position.

Ich selbst bin schwacher Atheist. Ich könnte mich auch Agnostiker nennen, tue das aber nicht weil ich zumindest davon überzeugt bin dass die Götter, die Menschen sich ausgedacht haben, mit äußerst hoher Wahrscheinlichkeit nicht existieren. Ich erhebe diese Meinung aber nicht zum Dogma! Insofern sind es eher Begrifflichkeiten, die Agnostiker von Atheisten scheiden.
Zitieren
#7
(23-05-2010, 11:41)humanist schrieb: Warum bezeichnen sich Agnostiker nicht als Atheisten?

Nur für mich persönlich gesprochen: Weil ich kein Atheist bin ;)

(23-05-2010, 11:41)humanist schrieb: Selbstverständlich kann man Gottes Existenz weder beweisen noch widerlegen. Nur ist das lediglich die erkenntnistheoretische Ebene. Für die Praxis kann diese Theorie doch keine Rolle spielen. Sprich, ich setze die Nichtexistenz von Gott voraus.

Genau das gilt für mich nicht. Ich setze nicht die Nichtexistenz Gottes voraus und bin dann Agnostiker, weil ich diese Nichtexistenz nicht beweisen kann. Ich lebe mit meinem Glauben und auch mit meinen Zweifeln. Agnostizismus bedeutet für mich, dass ich anerkenne, dass ich mich vielleicht irre, wenn ich glaube.
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)
Zitieren
#8
(23-05-2010, 18:24)Melmoth schrieb:
(23-05-2010, 11:41)humanist schrieb: Warum bezeichnen sich Agnostiker nicht als Atheisten?

Nur für mich persönlich gesprochen: Weil ich kein Atheist bin ;)

Ein Pantheist ist doch nichts anderes als ein Theist, nur in anderer Form.

(23-05-2010, 18:24)Melmoth schrieb:
(23-05-2010, 11:41)humanist schrieb: Selbstverständlich kann man Gottes Existenz weder beweisen noch widerlegen. Nur ist das lediglich die erkenntnistheoretische Ebene. Für die Praxis kann diese Theorie doch keine Rolle spielen. Sprich, ich setze die Nichtexistenz von Gott voraus.

Genau das gilt für mich nicht. Ich setze nicht die Nichtexistenz Gottes voraus und bin dann Agnostiker, weil ich diese Nichtexistenz nicht beweisen kann. Ich lebe mit meinem Glauben und auch mit meinen Zweifeln. Agnostizismus bedeutet für mich, dass ich anerkenne, dass ich mich vielleicht irre, wenn ich glaube.

In diesen Sätzen kommt aber viel Glaube vor. De facto bist du Theist. :eusa_naughty:

Für mich gibt es zwei Arten von Agnostikern:
Verkappte Gläubige, die mit Aspekten ihres Glaubens harren (z.B. der Theodizeefrage), aber im Grunde doch an etwas Übernatürliches glauben. Und Atheisten, die sich Gläubigen zuliebe als Agnostiker bezeichnen.

Ein halber Gläubiger/Atheist ist praktisch schlicht unmöglich. Der Mensch geht nun mal mit lauter Annahmen durchs Leben, anders geht es gar nicht.
Agnostiker im erkenntnistheoretischen Sinne ist wohl jeder Atheist.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren
#9
(23-05-2010, 18:56)humanist schrieb: Ein Pantheist ist doch nichts anderes als ein Theist, nur in anderer Form.

Das ist wohl Definitionssache. Zumindest so, wie ich die Verwendung des Begriffs gewohnt bin, hängt beim Theismus ja doch die Assoziation eines Schöpfergottes und einer davon klar getrennten Schöpfung mit dran, und dann würde ich gegen die Behauptung, man sei entweder Theist oder Atheist, schon Einspruch erheben ;)
Aber von dem ausgehend, was du weiter unten schreibst, ist Wortklauberei hier vermutlich ziemlich unnötig. Ich denke, ich verstehe, was gemeint ist, und wenn es dir beim "Theismus" nur um einen irgendwie gearteten Glauben an einen irgendwie gearteten Gott geht - also nur um die Abgrenzung zum Atheismus - dann kannst du mich als "Theist" bezeichnen und ich kann anerkennen, dass an dem Argument was dran ist.

(23-05-2010, 18:56)humanist schrieb: Für mich gibt es zwei Arten von Agnostikern:
Verkappte Gläubige, die mit Aspekten ihres Glaubens harren (z.B. der Theodizeefrage), aber im Grunde doch an etwas Übernatürliches glauben. Und Atheisten, die sich Gläubigen zuliebe als Agnostiker bezeichnen.

Ein halber Gläubiger/Atheist ist praktisch schlicht unmöglich. Der Mensch geht nun mal mit lauter Annahmen durchs Leben, anders geht es gar nicht.
Agnostiker im erkenntnistheoretischen Sinne ist wohl jeder Atheist.

Auf rationaler Ebene sind solche Schwebezustände durchaus möglich. Intuitiv und "im Leben" kann ich zumindest für mich sagen, dass du recht damit hast, dass man eine Entscheidung trifft. Und da falle ich dann in deine Kategorie der Gläubigen mit Zweifeln.

Mir geht's beim Agnostizismus tatsächlich mehr um die erkenntnistheoretische Ebene. Schon von der Wortbedeutung her geht es beim Agnostizismus ja ums Nichtwissen, nicht ums Nichtglauben. Und Anerkennen, dass man, was Gott angeht, nicht weiß und auch nicht wissen kann, das geht auch, wenn man glaubt. Ob man nun an Gott glaubt und im Hinterkopf behält, dass man sich damit irren kann, oder ob man nicht an Gott glaubt und im Hinterkopf behält, dass man sich damit irren kann, beides sind meiner Meinung nach Formen von Agnostizismus.

Ich sehe im Agnostizismus eher eine Haltung, die auf rationaler Ebene parallel zum Glauben oder aber zum Atheismus bestehen kann. Falls es hier wen gibt, der auch emotional tatsächlich neutral ist, kann der sich nur selbst dazu äußern, da ich so einen reinen Agnostizismus aus persönlicher Erfahrung nicht kenne.
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)
Zitieren
#10
(23-05-2010, 18:56)humanist schrieb: Für mich gibt es zwei Arten von Agnostikern:
Verkappte Gläubige, die mit Aspekten ihres Glaubens harren (z.B. der Theodizeefrage), aber im Grunde doch an etwas Übernatürliches glauben. Und Atheisten, die sich Gläubigen zuliebe als Agnostiker bezeichnen.
Meinst du: "Gläubige, die mit Aspekten ihres Glaubens hadern (z.B. der Theodizeefrage), ..."?
Ich denke nicht, dass die Frage nach der Zulassung des Leidens durch Gott einen Menschen zum Ungläubigen oder Agnostiker macht. Und ich denke, dass der Glaube an Übernatürliches mit Glaube nicht wirklich etwas zu tun hat.

Ich bin zum Beispiel ein tiefgläubiger Mensch, der innerhalb der Relationen in dieser Welt "glaubt", d. h. sich dem Wertekanon unsereres Kulturkreises verpflichtet fühlt, in jeder schönen Geschichte einen möglichen persönlichen Mythos zu betrachten bereit ist, im Werden und Vergehen die Ordnung dieser Welt genauso zu sehen bereit ist, wie durch naturwissenschaftlich untermauerte Theorien. Ich kann mich an schönen mathematischen Theorien genauso erfreuen, wie an einem gelungenen Experiment. All' das ist Glaube = Vertrauen in die Wahrheit und Notwendigkeit gerechter und "richtiger" Strukturen, in die Ästhetik großartiger, philosophischer und religiöser Gedankengebäude, in die Liebe, die zwischen Menschen möglich ist usw.

Nichts davon führt über unsere Natur und unsere Welt hinaus ins "Übernatürliche". Ich denke, es gibt eine komplett "innerweltliche Transzendenz", die durch die geistige Tätigkeit der Menschen und den kulturellen Austausch verursacht wird.

Ich empfinde mich daher auch nicht als Agnostiker = Zweifler. Die Strukturen, die für mich das Göttliche ausmachen, sind ja u. a. in den Mythen der Völker, insbesondere der Christenheit, manifest. Nur halte ich Mythos - also die Lehre vom Himmel und seinen (mythischen) Bewohnern (Gott, Engel, Cherubim, Christus) - und dem, was damit gemeint und gewollt ist, sorgfältig auseinander.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#11
Dein "Glaube" scheint die Ausnahme zu sein.
Kannst du bitte den Inhalt deines Glaubens auf den Punkt bringen - denke, das hat bis jetzt noch keiner verstanden?! Und inwieweit hat er mit den Inhalten des Christentums zu tun?
So wie ich es verstehe, glaubst du nicht an Übernatürliches, sondern an die Menschheit (oder so ähnlich).
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
Zitieren
#12
(23-05-2010, 22:43)humanist schrieb: Dein "Glaube" scheint die Ausnahme zu sein.
Kannst du bitte den Inhalt deines Glaubens auf den Punkt bringen - denke, das hat bis jetzt noch keiner verstanden?! Und inwieweit hat er mit den Inhalten des Christentums zu tun?
So wie ich es verstehe, glaubst du nicht an Übernatürliches, sondern an die Menschheit (oder so ähnlich).

Das würde mich auch mal interessieren. Ich bin zwar noch nicht lange dabei, habe aber einiges in dem Forum gelesen und frage mich auch, warum du dich als tiefgläubigen Christen bezeichnest, Ekkard. Die obige Erklärung deines Glaubens fand ich gar nicht schlecht, aber wie genau dieser mit dem Christentum verknüpft ist erschließt sich mir nicht wirklich.
Zitieren
#13
Ich denke, daß man Religionszugehörigkeiten nicht einfach daran festmachen kann, daß bestimmte Mythen (womöglich noch als einzige) für "wahr" gehalten werden.

Mal abgesehen davon, daß z.B. in Bosnien die Religionsbezeichnung auch eine Volksbezeichnung ist, unahängig vom einzelnen Glauben der Menschen.

Man kann in einem Glauben viel mehr sehen als nur die dazugehörigen Mythen, und auch diese Mythen kann man auf verschiedenste Art verstehen.

Ich denke, das Bekenntnis entscheidet am ehesten über die Religionszugehörigkeit, und es wäre völlig falsch, anderen Leuten Dinge einzureden wie "Du bist doch gar kein echter Christ/Muslim, weil du nicht an dies und jenes glaubst".

Mein persönlicher Glaube hat nicht viel gemein mit dem, was man sich "typischerweise" bei Muslimen vorstellt, aber kann trotzdem nicht anders, als mich dem Islam zugehörig zu fühlen.


Die Frage nach dem Agnostiker/ Atheisten hängt immer nur von der jeweiligen Fragestellung und Gottesdefinition ab.
Dem Mann mit weißem Bart werden die meisten atheistisch gegenüberstehen.
Die Götter in der menschlichen Kultur sind von niemandem zu leugnen.
Und dazwischen liegt so viel Raum für Vorstellungen, daß so scharfe Trennungen wie Atheist/Theist/Agnostiker nur bei konkreten Fragestellungen möglich sind.
Zitieren
#14
(23-05-2010, 13:39)elwaps schrieb: Agnostiker sind wohl ein Auswuchs der falsifizierenden Naturwissenschaften. Ich kann Gott nicht widerlegen,
also kann ich seine Existenz nicht ausschließen. Da ich das nicht kann, sage ich, dass ich es einfach nicht weiß

richtig

auf das wissen bezogen, habe ich mich immer als "agnostiker" bezeichnet. nachdem ich dann regelmäßig dafür geprügelt worden bin, trotzdem nicht an gott zu glauben und das auch noch öffentlich zu sagen (als dürften agnostiker, die eben - wie alle- nicht wissen können, ob es so was wie "gott" gibt, keine meinung dazu haben), bezeichne ich mich halt als "atheist", um damit zu bezeugen, daß ich nicht an die existenz eines "gottes" glaube

es gibt ja durchaus jene "starken" atheisten, die glauben, es könne als gesichert, wenn nicht gar beweisbar, abgeleitet werden, daß "gott" nicht existiert - sodaß als abgrenzung davon der bezug auf agnostizismus ("kein wissen") sinnvoll wäre, schon um sich nicht für eine ideologie des atheismus (auch so was wird ja immer wieder konstruiert) vereinnahmen zu lassen

da aber namen ohnehin nur schall und rauch sind, nenne ich mich halt "atheist" und hoffe, damit die geringere verwirrung zu stiften. was mich allerdings auch nicht daran hindert, dissens mit anderen atheisten kundzutun, insbesondere mit den organisierten fundamentalkritikern jeglichen glaubens
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#15
(23-05-2010, 21:23)Ekkard schrieb: Ich bin zum Beispiel ein tiefgläubiger Mensch, der innerhalb der Relationen in dieser Welt "glaubt", d. h. sich dem Wertekanon unsereres Kulturkreises verpflichtet fühlt, in jeder schönen Geschichte einen möglichen persönlichen Mythos zu betrachten bereit ist, im Werden und Vergehen die Ordnung dieser Welt genauso zu sehen bereit ist, wie durch naturwissenschaftlich untermauerte Theorien. Ich kann mich an schönen mathematischen Theorien genauso erfreuen, wie an einem gelungenen Experiment. All' das ist Glaube = Vertrauen in die Wahrheit und Notwendigkeit gerechter und "richtiger" Strukturen, in die Ästhetik großartiger, philosophischer und religiöser Gedankengebäude, in die Liebe, die zwischen Menschen möglich ist usw.

wie schon oft ausgeführt, bist du atheist. denn mit "gott" hast du nix am hut, auch wenn du selbst dich (imho fälschlicherweise) als protestantischer christ siehst
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Atheisten-Trinität themarhema 73 14756 30-10-2022, 22:45
Letzter Beitrag: Ekkard
  Fragen an die Atheisten Silas 178 205333 31-07-2020, 19:34
Letzter Beitrag: Geobacter
  Haben Atheisten Anspruch auf Weihnachtsgeld? Klaro 11 16081 08-12-2013, 00:21
Letzter Beitrag: Ekkard

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste