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Hartz 5
#31
So lange unsere Medienpresse mehr Gewinn damit macht, auf Schmarotzertum oder sonstige Ausnutzerei aufmerksam zu machen, ist es für unsere Politiker und Wirtschaftsvertreter doch ein gefundenes "Fressen", dies für ihre Ziele einzusetzen. Man sieht es doch an Reaktionen aus den beiden Oppositionsparteien. Haben sie nicht letztendlich dieses System so gestaltet? Hochbezahlte Schreibtischtäter haben wohl kaum einen Bezug dazu, wie Kostensteigerungen in einen solchen Haushalt zu existenzbedrohenden Situationen verhelfen.

Gruß
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#32
@Theodora
Nun, in unserem Raum bieten Firmen Hochschulausbildungen im Rahmen einer Dualausbildung an. Blockweise arbeiten sie in den Firmen und besuchen dann die mittlerweile auch staatl. anerkannten Privathochschulen, um dann zum entsprechenden Hochschulabschluß zu kommen. Wenn die Ergebnisse seitens dieser Studenten stimmen, wird der Großteil der anfallenden Studiengebühren vom AG gesponsert. Im Grunde genommen ein recht gutes Modell, allerdings liegen hohe Hürden an den Eingangsvoraussetzungen. Letztendlich dienen sie der eigenen Nachwuchsförderung. Da wäre bspw. die angesprochene Problematik von Motte erledigt, da eine spätere Übernahme praktisch garantiert ist.

Gruß
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#33
(26-09-2010, 23:35)humanist schrieb: Schafft am besten gleich die Demokratie ab - stimmt, ist sie faktisch schon.
Tja, das bekannte Problem der parlamentarischen Demokratie vor allem wenn diese auf eine Konsumgesellschaft stösst. Dann trennt sich Volk und Parlament und die Demokratie geht dabei verloren...

Ansonsten hast du Recht, dass der Sozialstaat verschwunden ist und Hartz die eigentlich positive und soziale Idee vollständig ins Gegenteil umgekehrt hat. Statt Sozialhilfeempfänger aufzuwerten, wurden Arbeitslose abgewertet und alle reden über Hartzempfänger als von drogenabhängigen Schmarotzern.
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#34
(27-09-2010, 10:50)Schmettermotte schrieb: Mich macht das einfach wütend.Wir leben in einem Staat, in dem den Menschen, die garnicihts tun mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als denen, die etwas für den Staat und für ihre Bildung tun und auf diese Weise schafft man keine Anreize, den Staat zu unterstützen sondern ihn auszunutzen und das kann auf Dauer nicht funktionieren.
Genau das ist die soziale Idee hinter Hartz, dass Sozialhilfeempfänger aus dem falschen Bild des Schmarotzers herauskommen sollen und sozial aufgewertet werden, in dem sie anderen gleichgestellt werden. Dummerweise traff diese Idee auf eine Gesellschaft welche dazu zum einen nicht bereit ist und einen Beamtenapperat hat, welcher sich um solche Idee wenig kümmert.
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#35
Zitat:Statt Sozialhilfeempfänger aufzuwerten, wurden Arbeitslose abgewertet und alle reden über Hartzempfänger als von drogenabhängigen Schmarotzern.
Somit kann man sie leichter in die zu ignorierende Ecke abschieben...

Gruß
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#36
(28-09-2010, 09:44)alwin schrieb: Somit kann man sie leichter in die zu ignorierende Ecke abschieben...
Oder deutlich zeigen, was man eigentlich vom Sozialstaat hält.
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#37
Mal ein paar Fakten, jenseits des in den Medien so oft üblichen Stammtisches:

* Mehr als die Hälfte aller Hartz-IV-Empfänger geht einer sinnvollen Tätigkeit nach: Weiterbildung, Pflege von behinderten und alten Angehörigen, Kindererziehung, gehen offiziell arbeiten, um ihren Unterhalt aufzustocken (letztere umfassen immerhin 30%!).

* Fast 9% der Frauen, die Hartz-IB bekommen, pflegen schwerkranke Angehörige.

* 29% der Hartz-IV-Empfänger betreuen minderjährige Kinder und Kleinkinder.

* Fast ein Drittel der Hartz-IV-Bezieher ist sofort bereit, für einen Job in eine andere Stadt/Gegend zu ziehen (bei denen, die Arbeit haben, sind nur ein Viertel dazu bereit).

* 80% der Hartz-IV-Bezieher sind bereit, einen Job anzunehmen, dessen Bezahlung unter der üblichen Bezahlung für seine jeweilige Qualifikation liegt.

Heute nachzulesen in der Frankfurter Rundschau (Seite 3), die damit die Ergebnisse einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Motivationsforschung IAB zusammenfasst.

Zusammenfassend schreibt der Autor:

"Die Analyse der IAB kommt zu dem Schluss, dass unter den Hartz-IV-Beziehern eine insgesamt hohe Arbeitsmotivation besteht, sowie eine hohe Bereitschaft, Belastungen auf sich zu nehmen, um eine Arbeitsstelle zu finden. Auf der anderen Seite stellten die Forscher fest, dass die Arbeitssuche selbst eher schlecht lief",

und führt letzteres aber auch auf die Vermittlungsschwierigkeiten und fehlende individuelle Förderung zurück.

Quelle: Frankfurt Rundschau vom 28.9.2010. Seite 3.

Ach so, das IAB ist ein Institut, das zwar der Bundesanstalt für Arbeit angegliedert, aber unabhängig ist.

DE

Nachtrag: Ausser das als Zitat Gekennzeichnete, ist nichts wörtlich aus dem Artikel, sondern ich habe das in eigenen Worten beschrieben, damit es keine Copyright-Probleme gibt.
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#38
Durch das sehr schnelle Abtriften aus einer Arbeitslosigkeit in den ALG II Bereich wird ja den Unternehmen in die Hand gearbeitet, die mit dieser Vorgehensweise auch ihre Personalpolitik mitgestalten. Und somit wird der Unternehmensgewinn ohne Leistung nochmals erhöht.

Gruß
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#39
Lieber Einsiedler,
ob diese Fakten allerdings von bestimmten Kreisen so gerne wahrgenommen werden, bezweifele ich.
Wenn ich mal an den bereits viel zitierten Entzug von Alkoholika und Tabakwaren denke (wer ist übrigens dazu verpflichtet, diesen Anteil dazu zu verwenden?), dann wird diesen Menschen, die diesen Anteil dazu benutzen, zukünftig auch die Gelegenheit entzogen, an kulturellen und politischen Veranstaltungen teilzunehmen, die meistens in einer Gaststätte stattfinden. Bislang haben sie ja ohnehin mit langem Gesicht schon dabei gesessen, wenn sich der Nachbar eine Vesper gegönnt hat, um gestärkt in die Versammlungsarbeit einzusteigen.
Aber nun werden sie davon generell ausgeschlossen. Damit also auch Abbau an der Mitgestaltungsmöglichkeit innerhalb unserer Gesellschaft!

Gruß

Gruß
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#40
@Der-Einsiedler
Dass ALG II Bezieher motiviert sind zu arbeiten, wird nicht in Zweifel gezogen. Falsch ist das unisono Lamento über die "lächerlichen 5 EURO" mehr! Es hätten genauso gut ein paar Euro weniger sein können. Das BVG hatte angemahnt, die Berechnungsgrundlagen und statistischen Erhebungen vorzulegen und damit die Regelsätze grundgesetzkonform "transparent" zu machen. Das genau wurde inzwischen vollzogen. Was heraus kommt ist, dass die Regelversorgung einige wenige Euro über den Nettoeinkünften liegt, die den unteren Einkommensschichten zur Verfügung steht. Wer mir nicht glaubt, kann eine Vergleichstabelle im Kölner Stadtanzeiger von heute (28.09.2010) nachlesen. Damit ist erwiesen, dass ALG II Empfänger nahezu dasselbe "verdienen", als wären sie regelrechte Geringverdiener des ersten Arbeitsmarktes.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#41
Lieber Ekkard,

ich habe das auch nicht infrage gestellt. Wenn meine Frau demnächst in Rente geht, werden wir zusammen nicht viel mehr haben, als wir hätten, wenn wir Hartz-IV-Empfänger wären (wenn man die Miete zunimmt, die ja auch bezahlt wird für Hartz-IV-Leute!). Und das nach 21 (ich ) bzw. 43 Jahren (meine Frau) Arbeit. Da kommt schon ein Gefühl von "Ungerechtigkeit" auf, das uns aber nicht dazu verleiten sollte, die falschen Verantwortlichen zu diskriminieren. Nicht die Hartz-IV-Empfänger sind "das Problem", sondern eine skandalöse Bildungs- und Lohnpolitik. Die Regierung hätte jetzt die Chance gehabt, das zumindest leicht zu korrigieren (niemand hindert die Regierung daran, den BVG-Auftrag als Anstoss zu nehmen, das ganze Hartz-IV-System zu reformieren). Statt dessen entsteht beim Bürger das Gefühl einer zynischen Nichtbeachtung.

Schönen Gruss

DE
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#42
Einsiedler schrieb:wenn man die Miete zunimmt, die ja auch bezahlt wird für Hartz-IV-Leute!
Aber nur unter bestimmten Voraussetzungen, ansonsten gibt es nur Anteile bis zu einem Maximalwert!
Zu Zweit ist nicht mehr als € 1.100,-- zu erreichen inkl. Mietzuschuß. Mit Zusatzverdienst kann noch eine kleine Mütze oben drauf kommen, nämlich € 100,-- + 20% des verbliebenen Restes des Zusatzverdienstes.

Gruß
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#43
Wir werden zusammen 1500 EUR Rente haben, und da gehen noch gut 130 EUR Krankenkasse ab. Für 1370 EUR netto haben wir zusammen 64 Jahre gearbeitet. Klasse, gell? Und dennoch ziehe ich nicht den Schluss, dass Hartz-IV zu viel ist.

Gruss

DE
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#44
Frustrierend. Oder?
Und wenn man dann bedenkt, dass nichtmal jeder Dritte Deutsche einen Job macht, der ihm wirklich gefällt ist das doch erstrecht ernüchternd, wenn man nichtmal wie einst "für" die Rente arbeitet.
Gruß
Motte

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#45
(28-09-2010, 16:31)Der-Einsiedler schrieb: Wir werden zusammen 1500 EUR Rente haben, und da gehen noch gut 130 EUR Krankenkasse ab. Für 1370 EUR netto haben wir zusammen 64 Jahre gearbeitet. Klasse, gell? Und dennoch ziehe ich nicht den Schluss, dass Hartz-IV zu viel ist.

Gruss

DE

Ich habe auch eine kleine Rente, aber auskömmlich und wohl über HartzIV als Einzelperson.

Aber: Ich brauche ja wahrscheinlich vor meinem Tod nichts mehr anzuschaffen, Klamotten habe ich auch viel zu viel, teilweise von anno tobak. Wohin sollte ich noch groß ausgehen. Nicht einmal Fernreisen sind mehr attraktiv oder sonst Urlaub. Meine Einzelkatze braucht auch nicht zu darben.

Der Knackpunkt ist: habe ich ja alles schon gehabt. Mein Leben liegt praktisch hinter mir.

Mein Sohn hat eine gute Stelle.

Wäre mir aber in jungen oder jüngeren Jahren passiert, in HartzIV zu geraten - ohne Hoffnung auf eine Änderung, zumindest bevor mein Sohn da war bzw. nachdem er erwachsen war, hätte ich mich wohl umgebracht oder hätte gestohlen oder massiv schwarz gearbeitet.

Ich hätte NIE z. B. meine zu einer Zeit 4 Katzen und 1 Hund "abgeschafft und weiter gelebt. Ich hätte sie getötet und wäre mit gegangen. Vielleicht hätte ich auch noch irgendwo ein "Selbstmord-Attentat" - gezielt an entsprechender Stelle - ausgeführt.

There, but for the grace of god, goes I (Wird John Bradford zugeschrieben)
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