10-09-2011, 21:31
(10-09-2011, 19:59)petronius schrieb: ich bitte um auskunft, wovon denn erlöst sein sollEs geht um zweierlei: Vordergründig geht es um das Erleiden von Krankheiten, Unfällen, Unfallfolgen, vor allem selbst verursachten, von Erziehungsdruck, den Folgen moralischen Versagens, Fehlentscheidungen und Ähnliches. Vieles davon wird religiös als Sünde und in der Folge als Schuld gedeutet. Und in der Tat können die Folgen von Fehlentscheidungen durchaus extrem traumatisch auf den (Fehl-) Entscheider oder Versager einwirken. Wiederum religiös gedeutet, wird dies als Gottferne gedeutet.
Wir haben also zum Einen das Leiden an unseren Fehlern und zum Anderen die (empfundene) Schuld.
Der Christus (in christlicher Verkündigung) wird entsprechend den Gottesknechtsliedern des Propheten Jesaja als ein "reiner Gottesknecht" gesehen, dessen "reines Leben" der Verkündung eines neuen Verhältnisses (des Neuen Bundes mit Gott) zur Verfügung Gottes gestellt wurde, um das im Deutschen missverständliche Wort "opfern" (sacrify) zu vermeiden. Dass er schließlich 'victim' der politischen Verhältnisse wurde, wird von einem Teil der Christenheit als sein so genanntes "Sühnopfer" gesehen, ist aber unter jüdischen Opfervorstellungen viel zu einseitig.
Durch Jesu Widmung für den Neuen Bund, sind wir einerseits autorisiert, einander die Sünden zu vergeben (über das Verfahren kann man streiten), einander wieder in Liebe (Achtung, Achtsamkeit, vorbehaltlos) anzunehmen und damit die (empfundene) Gottferne zu überwinden (Versöhnung).
(10-09-2011, 19:59)petronius schrieb: - und wer eigentlich genauNach meiner Überzeugung, jede/r. Das neutestamentliche Verfahren der Sündenvergebung enthält Züge moderner Psychologie bzw. Mediation. Man sollte sich nur hüten vor "billiger Gnade", wie Dietrich Bonhoeffer dies ausdrückte. Ohne beiderseitige Verhandlung und Akzeptanz wird "klerikale Versöhnung" zur Farce.
Zu deinem PS: Die Logik besteht darin, dass Jesu Wirken "die Völker" (also uns) mit in den Neuen Bund eingebunden hat. Dies ist natürlich eine theologische und keine sachliche Prämisse. Nach vorjesuanischer, jüdischer Anschauung waren die Völker nicht befugt, in den Bund mit dem jüdischen Gott einzutreten.
Noch eine persönliche Bemerkung: Die kleinen Alltagssünden, sind nichts, was uns wirklich belasten muss. Gemeint sind jene Versagensformen, in denen wir uns selbst anklagen. Und da öffnet das NT den Weg nach außen, in die Gemeinde (Gesellschaft), so, wie es die Mediation (z. B. im Täter-Opfer-Ausgleich) auf säkularer Ebene auch tut.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard