19-09-2011, 08:21
(19-09-2011, 05:10)TheDevilsAdvocate schrieb: Für die meisten Christen ist folgendes mehr oder minder wohl „selbstverständlich“:
1. Menschen rebellieren gegen Gott. (Sünde)
2. Menschen verdienen deswegen den Tod (Strafe), siehe z.B. Römer 6:23
3. Menschen sind nicht Fähig aus eigener Kraft sich der Sünde und entsprechender Strafe zu entziehen
4. Jesus (Gott) nahm diese Strafe stellvertretend für die Menschheit auf sich, um sie zu entlasten, da nur er als Mensch das Gesetz vollkommen erfüllen konnte.
5. Diejenigen unter den Menschen, die dieses Opfer Jesu zur Kenntnis nehmen und „würdigen“, werden durch Gott „begnadigt“ werden (am Tag des jüngsten Gerichts.)
6. Diejenigen, die es nicht tun, werden erneut sterben oder ewiglich Qualen erleiden.
ja, so etwa kommt das an. gott verhängt die todesstrafe dafür, daß der mensch - als von gott genauso geschaffen - seinen eigenen willen hat. und "begnadigt" dann großmütig all jene, die sich auf ein moralisch so fragwürdiges konstrukt wie "stellvertretende bestrafung" einlassen
allerdings spricht das natürlich kein gläubiger auch so aus
(19-09-2011, 05:10)TheDevilsAdvocate schrieb: Stelle ich als Atheist a priori die Existenz Gottes in Frage, ergeben diese Punkte höchstens einen theologisch/mythologisch halbwegs nachvollziehbaren Sinn für mich
kann ich nicht so sehen
weder kann mensch die verantwortung für sein tun abgeben noch ist verzeihen an irgendwelche vorleistungen oder bedingungen geknüpft - sonst bleibts beim kuhhandel oder, um eine schöne metapher aufzugreifen, bei der "schutzgelderpressung"
auch und gerade wenn man die existenz eines solchen gottes voraussetzt, der anstatt gerechtigkeit gnade nach gutsherrenart übt
(19-09-2011, 05:10)TheDevilsAdvocate schrieb: Mal rein hypothetisch angenommen besagter Gott der Bibel existiert tatsächlich. So ist es doch er, der wohl bestimmt, wo es lang zu gehen hat
richtig. was auch immer gott strafwürdig findet oder nicht, ist allein seine sache, der (strafwürdige) mensch reines objekt göttlicher willkür bzw. "gnade". aber eben nicht eigenverantwortliches subjekt in einer beziehung auf gegenseitigkeit
(19-09-2011, 05:10)TheDevilsAdvocate schrieb: Und die meisten Menschen sind sich wohl bewusst, wie fehlbar sie doch sind oder zum Teil unmoralisch handeln können in ihrem Leben. Projizieren wir dies auf Gottes Ansprüche, so sind wir zum Scheitern verurteilt durch viele unserer Denk- und Handlungsweisen, die uns von Gott wohl trennen
richtig. es ist gott, der seine ansprüche so formuliert, der die latte so hoch setzt, daß der mensch sie gar nicht überspringen kann
nicht wir menschen trennen uns von gott (indem wir nun mal so sind, wie wir sind - und schließlich von gott so geschaffen wurden), sondern gott trennt sich von uns. um dann gegen entsprechenden obulus individuell die trannschranke aufzuheben
(19-09-2011, 05:10)TheDevilsAdvocate schrieb: Da der Mensch also unfähig ist zu Gott zu gelangen, muss Gott irgendwie zu den Menschen, da er Wert auf sie legt. Da auf Sünde der Tod folgt, muss etwas sterben
aber wer hat denn festgelegt, daß "auf Sünde der Tod folgt"?
nicht wir menschen. im gegenteil werden wir dazu aufgefordert, auch die andere wange hinzuhalten - nicht aber den sünder zu töten
es als quasi naturgesetzlich hinzustellen, daß fehlverhalten mit dem tode bestraft werden muß, ist schon sehr, äh, archaisches denken - und konterkariert gerade den anspriuch, mit jesus sei etwas völlig neues in die theologische welt gekommen
(19-09-2011, 05:10)TheDevilsAdvocate schrieb: Ich frage mich z. B. worin genau das große Opfer eigentlich besteht, schließlich sitzt Jesus nicht stellvertretend für uns alle eine ewigliche, qualvolle Strafe in der Hölle ab, um es salopp zu formulieren
auch das ist eine gute frage. einen qualvollen tod erleiden ja nach wie vor viele menschen - sind sie deshalb alle stellvertretende opfer für irgendjemand anderes sünden?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)