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Josephus, Flavius
#1
Titus Flavius Josephus. Jüdischer Historiograph. Geb. 37/38 nC in ↗Jerusalem, gest. um 100 in ↗Rom.

Es steht nicht fest, dass sich Josephus selbst irgendwann als "Flavius" bezeichnet hat. Seine Werke geben dazu jedenfalls keine Auskunft. Sein römischer Name (Titus Flavius Josephus) findet sich erst in späteren christlichen Texten. Man hat wohl angenommen, dass ihm, wie es usus gewesen war, mit der Freilassung durch Vespasian der Gentilname des Freilassenden zugefallen ist. In diesem Zusammenhang war er auch mit dem Römischen Bürgerrecht ausgestattet worden.

Josephus kam aus guter Familie und hatte eine hervorragende Ausbildung genossen. Als Sohn eines ↗Priesters wurde er traditionell jüdisch erzogen, nach seinem Selbstzeugnis (Vita 1,2) war er mit dem hasmonäischen Königshaus verwandt.

Eine Rolle spielte Josephus beim Aufstand gegen die Römer (66 – 70/74 nC). Josephus gehörte anfangs zu jenen, die sich gegen ein militärisches Abenteuer aussprachen. Er ließ sich aber durch die anfänglichen Erfolge der Aufständischen überzeugen, trat dem Aufstand bei und wurde zum Befehlshaber für Galiläa gewählt (Bell. 2, 20, 4).

Es ist nicht einfach, sich über die Rolle des Josephus während des Aufstands ein Bild zu machen, da er sich in wichtigen Details, die er im Bellum Iudaicum und in der Vita beschreibt, widerspricht.

Als der Kampf um  Jotapata(1) entschieden war, verließen ihn die meisten seiner Männer, um dem finalen Kampf auszuweichen (Bell. 3,6,3). Josephus selbst wurde von den Einwohnern der Stadt gezwungen zu bleiben (Bell. 3,7,16).

Obwohl sich  Josephus des jüdischen Gesetzes bewusst war, wonach ein Feldherr im Falle der Niederlage mit seinen Soldaten zu sterben hätte, beschloss er, sich den Römern zu ergeben. Er hatte eine Zusicherung ↗Vespasians, dass er unversehrt bleiben werde. Wieweit der göttliche Auftrag, wonach er Vespasian zu eröffnen hatte, dass er den Kaiserthron besteigen werde, zur Rechtfertigung seines Verhaltens diente oder seine tatsächliche Überzeugung gewesen war, lässt sich nicht sagen (Bell. 3,8,3-9).

Die Unzufriedenheit der Soldaten mit ↗Nero war bekannt. Möglicherweise hat Josephus Vespasian für einen aussichtsreichen Kandidaten für den Kaiserthron gehalten und diesem die Prophezeiung auf "gut Glück" eröffnet.

Die Prophezeiung machte Josephus im Sommer 67 nC. Ein knappes Jahr später beging Nero Selbstmord. Nacheinander kamen Galba, Otho und Vitellius an die Macht, um diese nach kurzer Herrschaft wieder zu verlieren. Als im Dezember 69 nC Vespasian durch Volk und Soldaten zum Kaiser ausgerufen wurde, setzte er Josephus in Freiheit und gewährte ihm eine Reihe von Vergünstigungen (Bell. 4,11,5).

Die Prophezeiung des Josephus wurde im Volk rasch bekannt. Da Vespasian keinen legitimen Anspruch auf die Herrschaft hatte, kam ihm das durchaus gelegen.

Josephus betont gerne seine Beteiligung am Krieg gegen die Römer. Den größten Teil des Kriegs hat er allerdings als römischer Gefangener erlebt. Nach ersten Aktionen 66 nC begann der eigentliche Krieg im März 67. Im Juli 67 fiel die Stadt Jotapata, und Josephus lag in Ketten. Jerusalem wurde im September 70 erobert. Zu Ende war der Krieg mit dem Fall von ↗Masada im Jahr 74 nC.

Werke:

Die sieben Bücher über den "Jüdischen Krieg" schrieb Josephus 79/80 nC. Im Jahr 75 lag bereits eine ↗aramäische Urfassung vor. Das Werk behandelt die Geschichte des Kriegs vom Jahr 66 bis 74 nC.

93/94 nC verfasste Josephus seine 20 Bücher über die "Jüdischen Altertümer". Er beschreibt die Geschichte der Juden vom Anbeginn bis ins Jahr 66 nC. Die jüdische Religion stellt er als philosophisch fundiert und schutzwürdig dar.

Etwa gleichzeitig entsteht die kleine Schrift "Gegen Apion". Josephus verteidigt in zwei Büchern die jüdische Religion gegen antijüdische Texte des Alexandriners Apion und beschreibt das Leben des gesetzesfrommen Juden als "immerwährenden Gottesdienst" (2, 22).

In seiner Vita - wohl der letzte von Josephus verfasste Text (98 nC ?), der ursprüngliche Titel ist nicht bekannt - rechtfertigt er vor allem sein Verhalten als General in Judäa und betont  seine Qualifikation als Historiograph.

1) Befestigter Ort westlich vom See Genezareth gelegen. Josephus wurde dort von Vespasian eingeschlossen und musste nach 47 Tagen Belagerung aufgeben.


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MfG B.
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