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Bewertung Islam aus christlicher Perspektive
#81
(25-12-2015, 14:56)Ulan schrieb: Festen Regeln zu folgen ist nicht anspruchsvoll. Jeder kann das, egal wie leicht oder schwer es ihm faellt, gewisse Konzepte zu verstehen. Wenn man einfach einer Liste von Regeln folgt, was einem das Himmelreich sichert, so ist das viel einfacher, als jede Handlungsweise anhand einer Morallehre beurteilen zu muessen.

Gar keine Regeln zu befolgen ist hingegen noch anspruchsloser. Tun muss man nichts mehr, die Taufe hat einem schon einen Platz im Himmel reserviert....

Wenn Du ernsthaft glaubst, ein Mensch könnte Regeln befolgen, denen er in seinem Gewissen nicht zustimmen kann, dann haben wir einen anderen Blick und vielleicht auch andere Erfahrungswerte hinsichtlich dessen, was einem Menschen möglich ist.

Die Kirche hat das früh erkannt. Deshalb fordert sie von ihren Gläubigen, dass diese ihre Dogmen als Richtschnur für das eigene Gewissen nehmen. Sie nennt das Gewissensbildung. Ziel ist, dass das Gewissen der Gläubigen an den Regeln der Kirche ausgerichtet wird, damit die Menschen so handeln wie die Kirche es will ohne Gewissenskonflikte zu bekommen. Sie lässt zwar insofern dem Gläubigen die Freiheit, dass er seinem Gewissen folgen muss, wenn es zu anderen Entschlüssen als das Lehramt kommt, aber langfristig ist das wünschenswerte Ziel, dass der Gläubige Gewissensbisse dann bekommt, wenn er sich anders entscheiden würde als es das Lehramt als richtig vorsieht. Um das Gewissen entsprechend zu formen, dienen Gewissenserforschung und Beichte.


Die andere Seite ist, was ich bereits schrieb: durch die Historizität und die Relativierung der Bibel als "Wort des Menschen", kann sich der Gläubige solange die Inhalt zurecht interpretieren, bis er mit seinen eigenen Haltungen übereinstimmt und theologische des eigene Handeln absegnet. Da ist die Beurteilung der Situation auch nicht mehr schwierig: rein zufällig stimmt diese dann mit dem überein, was mir gerade passt. Da stört dann auch das eigene Gewissen nicht, schließlich sei ja das Gewissen die Stimme Gottes und würde sich schon melden, wenn man etwas tue, was nicht dem Willen Gottes entspricht.

Bei einem Buch, das ich nicht so frei interpretieren kann, ist es schon schwieriger. 


Zitat:Die Attraktivitaet des Islam in Regionen wie Afrika liegt gerade eben in seiner Simplizitaet. Er nimmt den Leuten die Last der Entscheidung ab, die die eigentliche Pruefung seines Charakters darstellt.
 

Wem es unbequem ist, seinen Charakter zu prüfen, und da sind mir genügend Katholiken begegnet, wird so eine Prüfung nicht vornehmen. Da in der Kirche mittlerweile alles relativ ist, muss man das auch gar nicht mehr.
Vielleicht ist es auch einfach ein neuzeitliches Wunder, dass bei den Menschen, die sich z.B. gerade zum Flüchtlingsthema arg vergehen (hör Dich mal unter traditionelleren Katholiken um...), sowohl in deren Gewissen als auch mit Gott und der Kirche alles in Ordnung ist. Dort, wo alles relativ ist, alles nur historische Relevanz hat, nur Menschenwort ist, wo die Schrift keine Autorität mehr außerhalb des historischen Arguments hat, kann es auch keine Prüfung des Charakters geben.

Zitat:Die historisch-kritische Exegese wiederum hatte gar nicht das Ziel, das zu leisten, was Du da forderst. Es geht dabei nicht darum, den Glauben zu definieren, sondern die Vorstellungswelt der Autoren oder Editoren der Texte zu ermitteln. Wer lediglich am lebendigen Glauben interessiert ist, der befasst sich nicht mit historisch-kritischer Exegese. 

Ich empfehle Dir, Dich mit der Kritik auseinanderzusetzen, die ein bestimmter Joseph Kardinal Ratzinger gegenüber der historisch-kritischen Exegese vorbrachte. 

Zitat:Nur, niemand nimmt an, dass irgendeine dieser Geschichten wirklich so passiert ist. Das ist schon so ziemlich ausgeschlossen, wenn man beruecksichtigt, dass erst in der Zeit um das Ende der Babylonischen Gefangenschaften angefangen wurde, diese Dinge aufzuschreiben, also mehr als 1000 Jahre, nachdem sie angeblich passiert sind. 

Welche Relevanz hat die Bibel dann für einen Glauben noch, wenn sie nichts enthält, was wirklich passiert ist? Du hast im Grunde schon Recht, man weiß nicht einmal, von wem die Bücher Mose stammen, die Evangelisten haben Jesus z.b. auch nicht gekannt, nur ist z.B. gerade das auch Teil der muslimischen Bibelkritik.

Zitat:Das muss an Deinem Pfarrer gelegen haben.

Ich rede nicht von einzelnen Pfarrern, deren private Meinungen generell irrelevant sind, wenn sie nicht mit Rom übereinstimmen. Geh einfach mal davon aus, dass ich schon einige Geistliche mehr als einen Pfarrer in meiner Zeit kennengelernt habe, und nicht nur Einblicke in verschiedene Orte, sondern auch Länder hatte. Ich rede hier nicht von Einzelerfahrungen.

Zitat:Konzile sind halt letztlich politische Veranstaltungen. Es menschelt. 

Und sie haben sich die meisten Dogmen ausgedacht, die für Katholiken heute verbindlich sind. Paradoxerweise ist ein Katholik, der heute das glaubt, was die Urchristen in den ersten 100 Jahren nach Christi glaubten, der weder eine Trinität kannte, noch eine Unfehlbarkeit des Papstes, geschweige denn eine Wesensgleichheit von Jesus und Gott, nach heutiger Auffassung gar kein Katholik mehr. Heute wird den Menschen etwas als Grundfeste ihres Glaubens verkauft, was sich Theologen auf dem Reißbrett ausgedacht haben.

Zitat:Latein macht also in diesem Zusammenhang keine Unterschied ...

Deine persönliche Haltung, die in diesem Fall im Widerspruch zu dem steht, was in den Konzilstexten festgelegt wurde, spielt für die Betrachtung der Kirche gar keine Rolle. Dein Ansatz spiegelt aber wieder, was ich grundsätzlich kritisiert habe: Die "ich mach's mir selbst"-Religion, verändert und selbst gestaltet nach gut dünken und persönlichen Vorlieben.

Zitat: Es ist, wie ich oben gesagt habe, im Prinzip sogar einfacher, schlicht irgendwelchen festen Regeln zu folgen, als sich sinnvoll mit dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen.

Weil die Kirche voller Leute ist, die sich mit ihrem Glauben befassen.....die Realität ist doch eher, dass die Kirchen voller Leute sind, die gar keine Ahnung von ihrer eigenen Religion haben. Und denen das auch völlig egal ist, weil man ja eh alles "mit Gott" direkt ausmache.

Fakt ist: Du kannst keinen Regeln folgen, denen Dein Gewissen nicht zustimmen kann, deshalb findet die Amtskirche Gewissensbildung (gemäß ihren Vorgaben) so wichtig. Man kann sich allerdings einreden, dass alles relativ und historisch ist und es gar keine verpflichtenden Regeln wirklich gibt, dann lebt es sich's mit dem eigenen Gewissen auch gut. Und das ist die Realität in der "heiligen" Mutter Kirche: "Mein Wille geschehe".

Nämlich weder Regeln zu befolgen, sich noch mit dem eigenen Glauben zu befassen, ist katholische Realität heutzutage. Deshalb betont das 2. Vatikanische Konzil die Notwendigkeit der Katechese und hat z.b. ein Taufkatechumenat gewünscht (wie es z.B. das Neokatechumenat praktiziert): weil die heutigen Christen so unheimlich viel "Glaubenswissen" haben.
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