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Bewertung Islam aus christlicher Perspektive
#82
(25-12-2015, 15:33)Abraham schrieb: Wenn Du ernsthaft glaubst, ein Mensch könnte Regeln befolgen, denen er in seinem Gewissen nicht zustimmen kann, dann haben wir einen anderen Blick und vielleicht auch andere Erfahrungswerte hinsichtlich dessen, was einem Menschen möglich ist.

In der Tat. Alle Menschen folgen irgendwelchen Regeln, denen sie nicht zustimmen koennen, erst recht dann, wenn's um rein mechanische Rituale geht, wie z.B. das regelmaessige Beten. Wenn die Nachbarn das so erwarten, wird es so gemacht. Dabei muss man nicht mal das Hirn einschalten.

(25-12-2015, 15:33)Abraham schrieb: Bei einem Buch, das ich nicht so frei interpretieren kann, ist es schon schwieriger. 

Erst mal musst Du ueberhaupt herausfinden, was der Koran-Text eigentlich sagt; was bei einer Sprache, die niemand mehr beherrscht, schon ein grundsaetzliches Problem darstellt. Und widerspruchsfrei ist der Koran auch nicht.

Der Koran hat bis jetzt immer noch keine textkritische Ausgabe. Die wissenschaftlichen Ansprueche der meisten arabischen Institutionen sind leider auch nicht sehr hoch. Im Prinzip feierst Du hier nur, dass es der Islam bis jetzt immer noch nicht vermocht hat, sich kritisch mit sich selbst auseinanderzusetzen. Es gab Kritiker in der Fruehphase, aber sobald das intellektuelle Potential der durch den Islam eroberten Gebiete erschoepft war, breitete sich diese bleierne Lethargie aus, wie sie im sunnitischen Raum heute noch herrscht. Selbst die Einheitlichkeit des Korantexts ist eigentlich nur ein Produkt des fruehen 20. Jahrhunderts, was aber gerne vergessen wird.

Tut mir leid, wenn ich den Stolz auf bewusste Anti-Intellektualitaet nicht teile.

(25-12-2015, 15:33)Abraham schrieb: Wem es unbequem ist, seinen Charakter zu prüfen, und da sind mir genügend Katholiken begegnet, wird so eine Prüfung nicht vornehmen....Dort, wo alles relativ ist, alles nur historische Relevanz hat, nur Menschenwort ist, wo die Schrift keine Autorität mehr außerhalb des historischen Arguments hat, kann es auch keine Prüfung des Charakters geben.

Dem ersten Satz stimme ich zu - aber das sehe ich als allgemein menschliches Verhalten. Auch in sehr frommen Gesellschaften gibt es dies. Religion lebt im sozialen Umfeld; man bekommt sie im Normalfall von den Eltern "vererbt" und macht sich darueber weiter keine Gedanken. Man "tut das halt so".

Dein zweiter Satz dagegen ist Unfug. Dein postulierter Zusammenhang existiert nicht.

(25-12-2015, 15:33)Abraham schrieb: Ich empfehle Dir, Dich mit der Kritik auseinanderzusetzen, die ein bestimmter Joseph Kardinal Ratzinger gegenüber der historisch-kritischen Exegese vorbrachte.

Ich kenne die Ansichten des Herrn Ratzinger. Ich habe ein gewisses Verstaendnis dafuer, wenn jemand fuer den Machterhalt der eigenen Organisation plaediert. Das liegt halt in der menschlichen Natur. Allerdings sagte ich bereits, dass da auch bei Dir ein gewisser Irrtum in der Bedeutung der historisch-kritischen Exegese vorkommt, der eigentlich nur wegen des Anspruchs der woertlichen Richtigkeit des Textes zu Problemen fuehrt, also voellig unnoetig ist. Fuer den Glauben selbst sollte das keine Rolle spielen, oder man hat ihn schlicht auf falsche Grundlagen gestellt.

(25-12-2015, 15:33)Abraham schrieb: Welche Relevanz hat die Bibel dann für einen Glauben noch, wenn sie nichts enthält, was wirklich passiert ist? Du hast im Grunde schon Recht, man weiß nicht einmal, von wem die Bücher Mose stammen, die Evangelisten haben Jesus z.b. auch nicht gekannt, nur ist z.B. gerade das auch Teil der muslimischen Bibelkritik.

Nur das der Islam noch weiter weg ist von den Wurzeln. Mich wuerde mal interessieren, welche christliche Sekten sich dort in die Hedschas-Region angesiedelt hatten, dass die Hintergrundgeschichten so vermurkst wurden. Docetische Sekten scheinen schon mal ein guter Kandidat zu sein.

Was den Sinn der Bibel angeht: schau auf die Juden und wie sie damit umgehen. Die Tora ist Grundlage fuer Midraschim, also der Applikation des Textes auf heutige Ereignisse. Oder schau auf die Pescher-Tradition. Der Text der Bibel ist kein Selbstzweck.

(25-12-2015, 15:33)Abraham schrieb: Paradoxerweise ist ein Katholik, der heute das glaubt, was die Urchristen in den ersten 100 Jahren nach Christi glaubten, der weder eine Trinität kannte, noch eine Unfehlbarkeit des Papstes, geschweige denn eine Wesensgleichheit von Jesus und Gott, nach heutiger Auffassung gar kein Katholik mehr. Heute wird den Menschen etwas als Grundfeste ihres Glaubens verkauft, was sich Theologen auf dem Reißbrett ausgedacht haben.

Zur Zeit der Konzile gabe es viele christliche Stroemungen, die weit auseinanderliegende Vorstellungen vom Glauben hatten. Was die "Urchristen" waren und was sie glaubten, ist nicht mehr so einfach herauszufinden, da die meiste Literatur aus der Fruehzeit vernichtet wurden. Allerdings findet man immer noch Echos in den Texten des Paulus.

(25-12-2015, 15:33)Abraham schrieb: Deine persönliche Haltung, die in diesem Fall im Widerspruch zu dem steht, was in den Konzilstexten festgelegt wurde, spielt für die Betrachtung der Kirche gar keine Rolle. Dein Ansatz spiegelt aber wieder, was ich grundsätzlich kritisiert habe: Die "ich mach's mir selbst"-Religion, verändert und selbst gestaltet nach gut dünken und persönlichen Vorlieben.

Das ist jetzt aber kein sehr sinnvoller Einwand, den Du hier machst. Es ist klar aus Deinen Ausfuehrungen, dass Deine Konversion zum Islam aus einem tiefen Beduerfnis nach festen Regeln erfolgt ist, und der Islam ist natuerlich hier eine gute Wahl, weil er intellektuell so wenig aufgearbeitet ist. Ein orthodoxer Christ wird Dir verklickern, dass die Roemisch-Katholische Kirche keineswegs die Urkirche mit dem ungebrochenen Weg darstellt. Die Bibel wurde auf Hebraeisch, Aramaeisch und Griechisch geschrieben. Alle anderen Sprachen sind Uebersetzungen. Wobei auch die Gruender des Christentums wohl nur griechische Texte verwendeten, also auch das AT nur in Griechisch kannten (das sieht man z.B. in der Apostelgeschichte, wo die AT-Zitate dem griechischen Text folgen, der vom hebraeischen abweicht). Wenn du also dem originalen Neuen Testament nahekommen willst, dann musst Du dieses in Griechisch lesen, denn das ist die Sprache, in der saemtliche Texte des NT geschrieben wurden. Latein ist nur eine Uebersetzungssprache.

(25-12-2015, 15:33)Abraham schrieb: Nämlich weder Regeln zu befolgen, sich noch mit dem eigenen Glauben zu befassen, ist katholische Realität heutzutage. Deshalb betont das 2. Vatikanische Konzil die Notwendigkeit der Katechese und hat z.b. ein Taufkatechumenat gewünscht (wie es z.B. das Neokatechumenat praktiziert): weil die heutigen Christen so unheimlich viel "Glaubenswissen" haben.

Unkenntnis der Bibel ist ein spezifisch katholisches "Problem". Das macht insofern Sinn, als die katholische Kirche sich mehr auf Tradition beruft als sonst was. Wenn Du "sola scriptura" und feste Regeln als Grundlage willst, haettest Du Dir auch irgendeine protestantische Kirche aussuchen koennen.
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