(05-01-2016, 14:45)Erich schrieb: Ein starker Drang nach religiöser Dominanz ist in nahezu allen Staaten mit islamischer Mehrheit zu beobachten und der Ruf danach wird zusehends lauter, auch aus Kreisen der islamischen Minderheit in Westeuropa, deren Verbände das u.a. als „Euroislam“ bekannte Bestreben weniger Muslime, den Islam mit der in der EU praktizierten Trennung von Staat und Religion und der hier geübten religiösen Toleranz kompatibel zu machen, ablehnen.
Ja, Aussagen dieser Art von Muslimen, die sich in Europa als Repräsentanten islamischer Gemeinschaften bezeichnen, gibt es. Dazu ist allerdings die Frage erlaubt, inwiefern solche Aussagen für die Mehrheit der Muslime tatsächlich repräsentativ sind. Offenbar fühlt sich nur ein geringer Teil der in Europa lebenden Muslime durch jene, die sich der Öffentlichkeit als Vertreter der Gemeinschaft vorstellen, tatsächlich vertreten.
Wahhabistisches Gedankengut findet sich heutzutage leider auch in Aussagen von sogenannten gemäßigten, die "westlichen Werte" vordergründig anerkennenden Sprechern der Dachorganisationen. Verantwortlich dafür ist, dass es nahezu alle europäischen Staaten Saudi-Arabien nach wie vor gestatten, Moscheen und Kulturzentren zu finanzieren und ihre Auffassung von einem "reinen Islam" unter die Menschen zu bringen.
Kurz gesagt, es gibt, auch was den "europäischen Islam" betrifft, eine von der Realität abweichende "veröffentlichte Meinung"!
Wer daran interessiert ist, was Muslime tatsächlich über westliche Werte, Gewaltenteilung, Demokratie, etc. mehrheitlich denken, dem sei eine sehr umfangreiche, wissenschaftlich gut fundierte, vom Gallup-Institut finanzierte Studie von John L. Esposito und Dalia Mogahed ans Herz gelegt:
Was Muslime wirklich denken – Der Alltag, die Extremisten, die Wahrheit dazwischen
Redline Verlag, 2011 München, ISBN 978-3-86881-310-4
Diese Studie wird HIER (klick!) angesprochen.
Überraschend oder nicht: Die Mehrheit der Muslime wünscht sich durchaus ein Leben unter Demokratie und "westlichen Werten". Der Studie liegen rund 50.000(!) Befragungen zugrunde.
MfG B.