11-07-2012, 17:31
(11-07-2012, 15:24)paradox schrieb: Du meinst also, in jedem dieser Fälle müsste Gott einschreiten und sofort helfen bzw. das Unheil abwenden?
Aber diese Dinge sind doch eben Bestandteil dieses Lebens. Unglück kann immer passieren. Ich verstehe nicht, warum Gott jedes Unheil dieser Welt verhindern solle.
Nun... Soweit ich mich erinnere war die Thread-Ausgangsfrage, wo denn da Gott bleibt - bei all dem Leid, wo die Bibel ihn doch als Retter beschreibt...
Du sagst: Leid ist ein Bestandteil des Lebens. Ich stimme dir natürlich zu. Was aber, wenn wir von Leben-beendendem Leid sprechen?
Wenn ein kleines Kind zur Welt kommt und nach wenigen, qualvollen Stunden / Minuten stirbt, sind alle Ausführungen, Leid gehöre zum Leben oder sei selbstverschuldet oder sonstwie obsolet. Das Leben dieses Kindes ist dann vorbei, bestand bloß aus Schmerz und hinterlässt nichts als Schmerz bei den bedauernswerten Eltern... Ich schätze, wir sind uns einig, dass solches Leid keinerlei Sinn oder Zweck hat und dass auch niemand schuld daran sein kann - nein, wenn wir Gott konsequent als Schöpfer ansehen, müssen wir sogar behaupten, er sei schuld am Tod solcher Kinder (hat sie krank geschaffen anstatt gesund, usw.)
Natürlich ist ein Gott denkbar, der überhaupt nicht eingreift. Zum einen müssen wir dann aber all jene, die behaupten, von ihm gerettet worden zu sein, für ignorant erklären - zum anderen hätte das mit dem christlichen Gott nicht mehr viel zu tun, richtig?
Ein Gott nun, der manchmal hilft und manchmal nicht, ist offensichtlich willkürlich und bietet damit keine Sicherheit, im Gegenteil: Wovon wir dann sprechen ist ein Gottesbild ala Zeus, bei dem ich nur auf einen guten Tag hoffen kann, sonst bin ich am... nun ja, dann hab ich ein Problem.
Ein Gott aber, der immer eingreift - den gibt es nicht, und da wird wahrscheinlich auch niemand widersprechen... außer ein Pantheist. Aber andere Schublade. (es sei denn, du willst die aufmachen?...)
Natürlich kann man jetzt sagen, dass wir es eben nicht wissen.
Ich fand ehrlich gesagt schon immer, dass die Religion über einen Gott, von dem wir nichts wissen und nichts sicher sagen können, sinnlos ist. Er kann mir keine Sicherheit geben und jede Hoffnung die ich aus einer solchen Religion ziehe ist bloß spekulativ. Sozusagen nicht mehr als das berühmte fliegende Spagettimonster... und ich will doch schwer hoffen, dass die Kirche deren Mitglied ich immerhin noch bin da mehr zu bieten hat.
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Mir ist da eine Szene aus meiner späten Kindheit / frühen Jugend eingefallen, als wir mit der Schule (kath. natürlich) ein Kloster besuchten. Eine Nonne zeigte uns die Marienkapelle. Mit Tränen der Rührung in den Augen zeigte sie uns die ca. 40 Schilder an der Wand, teilweise aufwändige Prägungen, aber auch einfache Zettel: "Danke Maria in der Not", "Maria hat geholfen", "Danke an Maria für die Heilung vom Krebs"... und noch viele Derartige.
Ich hätte der Nonne glaube ich fast was an den Kopf geworden, so wütend hat mich das gemacht. (Rückblickend wars gut dass ichs gelassen hab.) Ich dachte mir nur: Wenn für jedes nicht-erhörte Gebet auch ein Zettel an der Wand hängen würde, würde man von der Kapelle nichts mehr sehen! Ich hab die Kapelle damals verlassen und hatte seither nicht mehr viel Lust auf ein Kloster.
Natürlich - Marienverehrung, wieder ne andere Schublade, aber das Prinzip ist erstmal das selbe und in einer normalen Kirche mit Danktafeln an Gott und Jesus würde es mir genau gleich gehen. Wird klar was ich meine?