15-05-2004, 00:32
Hi th0rn,
zu meiner Person, soweit das nicht bereits bekannt ist: Ich bin Physiker und zugleich aktives Kirchenglied in einer rheinischen evangelischen Kirchengemeinde. Was wir da so machen kann man unter www.ekir.de/overath/ nachlesen.
Dieser Background wird im Großen und Ganzen mit Begriffen wie "Weltanschauung" und "Werteordnung" beschrieben. (Ich gehe sogar mit Kant davon aus, dass ein Teil dieser Vorstellungen angeboren ist.) Dazu gehören persönliche Mythen und der Glaube, der wie alles Vorstehende nichts mit Logik zu tun hat, sondern allenfalls mit einer Art angelerntem Konsens.
Der nächste Schritt der Ausprägung ist die Glaubenslehre, wie sie im Christentum einerseits aus dem Alten Testament und andererseits aus den Briefen bzw. Evangelien (Neues Testament) folgt.
Im Prinzip wäre die Glaubenslehre jederzeit änderbar z.B. durch eine Synode oder ein Konzil. Doch das sind sehr langwierige Prozesse, weil so viele verschiedene Gruppen und ihre lieb gewordenen Gewohnheiten daran beteiligt sind.
Zu Deinen "zweibeinigen Beweisen" für glaubensbedingt irrationales Verhalten:
Nun, diese Beweise sind nur sehr eingeschränkt brauchbar! Sie beweisen, dass Menschen dazu neigen, sich in einen persönlichen Mythos hinein steigern zu können (Fanatiker), gefördert von Menschen mit Vorbildfunktion, deren Interessen eindeutig auf Destabilisierung der Verhältnisse gerichtet sind (Anführer).
Ich gebe Dir recht: Fanatiker "vergessen" die komplizierte Welt zugunsten eines eingeschränkten Lebensziels. Das ist eine Form des Glaubens aber nicht der allgemeine Fall. Und mit Gott bzw. Allah hat das so gut wie nichts zu tun, allenfalls mit hormonellem Überdruck bei jungen Männern.
Im übrigen halte ich es für müßig, über die Existenz von Glaubensdingen z.B. Gott, Himmel, Hölle, Paradies etc. nachzusinnen. Alle (aber wirklich alle!) derartien Aussagen sind Verehrungsformeln oder haben Bekenntnischarakter. Sie ordnen die Sichtweise z.B. das Menschenbild oder den Blick für Gut und Böse.
Jede Antwort auf die Existenzfrage basiert auf weltanschaulichem Background. Eine von diesem Background abgeleitete These kann aber nichts Sinnvolles über sich selbst aussagen (Tautologie). Folglich kann die Existensfrage grundsätzlich nicht beantwortet werden.
Und ich finde das gut so. Wir sind damit alle gemeinsam in dieser Welt angekommen.
zu meiner Person, soweit das nicht bereits bekannt ist: Ich bin Physiker und zugleich aktives Kirchenglied in einer rheinischen evangelischen Kirchengemeinde. Was wir da so machen kann man unter www.ekir.de/overath/ nachlesen.
th0rn schrieb:ich finde man kann einfach dann nicht mehr logisch oder objektiv denken, wenn man einmal mit sowas anfängt.Yep, das ist eben der Fehler: Man kann gar nichts denken ohne irgendeienen Background von Vorstellungen, die vor aller Logik in unserm Kopf sein müssen. Das sind nicht einmal Erfahrungsderivate. Ein wichtiges, nichtreligiöses Beispiel ist die Voraussetzung einer objektiven Realität. Gut das wird heute abgeschwächt, aber irgendeine solche Vorstellung ist notwendig, um sinnvolle Mitteilungen machen zu können. Das geht dann weiter bis in die sprachlichen Begriffe und Begriffsverknüpfungen.
Dieser Background wird im Großen und Ganzen mit Begriffen wie "Weltanschauung" und "Werteordnung" beschrieben. (Ich gehe sogar mit Kant davon aus, dass ein Teil dieser Vorstellungen angeboren ist.) Dazu gehören persönliche Mythen und der Glaube, der wie alles Vorstehende nichts mit Logik zu tun hat, sondern allenfalls mit einer Art angelerntem Konsens.
Der nächste Schritt der Ausprägung ist die Glaubenslehre, wie sie im Christentum einerseits aus dem Alten Testament und andererseits aus den Briefen bzw. Evangelien (Neues Testament) folgt.
Im Prinzip wäre die Glaubenslehre jederzeit änderbar z.B. durch eine Synode oder ein Konzil. Doch das sind sehr langwierige Prozesse, weil so viele verschiedene Gruppen und ihre lieb gewordenen Gewohnheiten daran beteiligt sind.
Zu Deinen "zweibeinigen Beweisen" für glaubensbedingt irrationales Verhalten:
Nun, diese Beweise sind nur sehr eingeschränkt brauchbar! Sie beweisen, dass Menschen dazu neigen, sich in einen persönlichen Mythos hinein steigern zu können (Fanatiker), gefördert von Menschen mit Vorbildfunktion, deren Interessen eindeutig auf Destabilisierung der Verhältnisse gerichtet sind (Anführer).
Ich gebe Dir recht: Fanatiker "vergessen" die komplizierte Welt zugunsten eines eingeschränkten Lebensziels. Das ist eine Form des Glaubens aber nicht der allgemeine Fall. Und mit Gott bzw. Allah hat das so gut wie nichts zu tun, allenfalls mit hormonellem Überdruck bei jungen Männern.
Im übrigen halte ich es für müßig, über die Existenz von Glaubensdingen z.B. Gott, Himmel, Hölle, Paradies etc. nachzusinnen. Alle (aber wirklich alle!) derartien Aussagen sind Verehrungsformeln oder haben Bekenntnischarakter. Sie ordnen die Sichtweise z.B. das Menschenbild oder den Blick für Gut und Böse.
Jede Antwort auf die Existenzfrage basiert auf weltanschaulichem Background. Eine von diesem Background abgeleitete These kann aber nichts Sinnvolles über sich selbst aussagen (Tautologie). Folglich kann die Existensfrage grundsätzlich nicht beantwortet werden.
Und ich finde das gut so. Wir sind damit alle gemeinsam in dieser Welt angekommen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard