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Innere Überzeugung vs. Glaube
#1
Abspaltung aus http://religionsforum.de/newreply.php?tid=8285

Hallo Ekkard,

Zitat:Benedikt XVI hat das in einer Enzyklika mal erläutert. (Röm. katholischen) Glauben lebt man, wenn man sich zu den Vorgaben und Riten der Kirche bekennt. Das ist quasi das Band der Katholiken weltweit. Davon abweichen kann die "innere Überzeugung", z. B. meine persönliche Interpretation von Jesu Zeugung.

Man spricht hier quasi vom Glauben der Kirche, dessen Teil der einzelne ist. Es ist das Gerüst, die Form, die den Einzelnen trägt, die innere Überzeugung hingegen ist die persönliche Deutung dieser Form. Das ist durchaus eine Antwort auf die Schwächen, in die eine innere Überzeugung geraten kann, hier bietet die äußere Form Stütze und Halt.

Besonders deutlich wurde das bei der lehramtlichen Entscheidung zur Opfertheologie des Messopfers beim Konzil von Trient. Man hielt daran fest, dass die Messe immer ein Opfer ist, erwähnte aber gleichsam, dass die Konkretisierung, wie dieses Opfer zu verstehen sei, eine Frage theologischer Reflexion und nicht der Dogmatik ist.

Zitat:Eugen Drewermann nennt den katholischen Glauben deshalb auch "äußerlichen Glauben", weil das Einhalten bestimmter Formalitäten ausreicht, um frommer, d. h. vor Gott gerechtfertigter Katholik zu sein. Nach protestantischer Auffassung ein Unding! 


Vermutlich hat es damit zu tun, dass auch ein "äußerlicher Glaube" insofern ein Akt  der persönlichen Demut ist, da der einzelne bereit ist, sein Ego nicht als das Höchste zu betrachten.


Zitat:Und ich könnte mir vorstellen auch im Islam!


In sehr ausgeprägter Weise: hier gilt der Glaube nicht nur als (persönliche) Stütze, sondern er dient der staatsrechtlichen Regulierung und der Formgebung von Staat und Gesellschaft. Die Sittenregelungen für den Einzelnen sind daher immer vom (islamischen) Staat aus zu werten, hingegen im Christentum diese Regelungen immer dem persönlichen Heil dienen.
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#2
Dem kann ich durchaus zustimmen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
(17-07-2016, 20:41)Ekkard schrieb: Dem kann ich durchaus zustimmen.

Kannst Du nochmal die Enzyklika nennen, wo Benedikt die Unterscheidung zwischen Glaube und Überzeugung getroffen hat? Bin leider nicht fündig geworden...
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#4
Vielleicht noch als Ergänzung:

Wenn die Kirche sagt, dass der Glaube die Antwort auf Gott ist, die im Erfüllen von Geboten und im Gebet gelebt wird.

Hier liegt also ein aktives Tun vor, das dem Glauben Ausdruck verleiht.

Die innere Überzeugung ist davon unabhängig: eine innere Überzeugung führt nicht zwangsläufig zum Handeln und die inneren Überzeugungen, die Menschen zum Handeln führen, sind immer individuell.

Die Gemeinsamkeit der Taufgemeinschaft ist in diesem Sinne der Glaube im gemeinsamen Vollzug, die innere Übersetzung hingegen ist individuell.
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#5
(19-07-2016, 02:18)Reisender schrieb: Kannst Du nochmal die Enzyklika nennen, wo ...
Da es nur drei Enzykliken gibt und in keiner das steht, woran ich mich erinnere, muss ich leider passen, was die Quelle angeht. Es war ein kleines Heftchen der hiesigen römisch-katholischen Kirchengemeinde, das ich aber ebenfalls nicht auffinden kann. Falls es mir wieder in die Hände fallen sollte, werde ich mich melden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
(19-07-2016, 21:51)Ekkard schrieb:
(19-07-2016, 02:18)Reisender schrieb: Kannst Du nochmal die Enzyklika nennen, wo ...
Da es nur drei Enzykliken gibt und in keiner das steht, woran ich mich erinnere, muss ich leider passen, was die Quelle angeht. Es war ein kleines Heftchen der hiesigen römisch-katholischen Kirchengemeinde, das ich aber ebenfalls nicht auffinden kann. Falls es mir wieder in die Hände fallen sollte, werde ich mich melden.

Mal sehen, vielleicht werde ich nochmal irgendwo fündig.
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#7
Ich glaube fündig geworden zu sein:


Zitat:Deshalb muss mit Festigkeit an der Unterscheidung zwischen dem theologalen Glauben und der inneren Überzeugung in den anderen Religionen festgehalten werden. Der Glaube ist die gnadenhafte Annahme der geoffenbarten Wahrheit, die es gestattet, »in das Innere des Mysteriums einzutreten, dessen Verständnis er in angemessener Weise begünstigt«.(21) 

Die innere Überzeugung in den anderen Religionen ist hingegen jene Gesamtheit an Erfahrungen und Einsichten, welche die menschlichen Schätze der Weisheit und Religiosität ausmachen, die der Mensch auf seiner Suche nach der Wahrheit in seiner Beziehung zum Göttlichen und Absoluten ersonnen und verwirklicht hat.(22)


(21) Johannes Paul II., Enzyklika Fides et ratio, 13: AAS 91 (1999) 15.
(22) Vgl. ebd., 31-32: a.a.O. 29f.
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#8
Kommt hin! Danke! (Es war also schon der Vorgänger.)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#9
Wobei das im Bezug auf andere Religionen ausgeführt wurde, von daher wäre interessant, ob sich dazu noch was finden lässt, wie Du es ursprünglich ausgeführt hattest.

Ich würde vermuten, die innere Überzeugung ist das, was (durch Gnade) zur Annahme des Glaubens führt.
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#10
Ich kann das Traktat aus der hiesigen Gemeinde leider nicht wiederfinden. Daher kann ich mich auch täuschen, weil mir der Bezug zu anderen Religionen entgangen bzw. entfallen ist. Aber nehmen wir doch den Text, so wie du ihn zitiert hast. Dann gibt es danach "theologalen Glauben" auf römisch-katholischer Seite und "innere Überzeugung in anderen Religionen", die "mit Festigkeit" zu unterscheiden sind.

Die "innere Überzeugung" gibt es also nur bei anderen Religionen, weil Johannes-Paul II dies nicht auch als Glaube definieren möchte. "Theologaler Glaube" ist mithin "typisch römisch-katholisch".

Nehmen wir einmal an, ein so genannter "Taufschein-Katholik" besitzt einige "innere Überzeugungen", die nicht so ganz mit den römisch-katholischen Lehrmeinungen übereinstimmen. Dann ist doch da ein Unterschied, der womöglich den Eintritt "in das Innere des Mysteriums", sprich, den römisch-katholischen Glauben, verhindert. Oder?

Ist der Protestantismus vielleicht deshalb keine (christliche) Kirche, weil er jene "inneren Überzeugungen einer anderen Religion" aufweist: Welcher und warum?

(01-08-2016, 11:30)Reisender schrieb: Ich würde vermuten, die innere Überzeugung ist das, was (durch Gnade) zur Annahme des Glaubens führt.
Gewiss, aber das sagt er ja nicht! Sondern die Argumentation geht vom "theologalen Glauben" aus (ich übersetze mal: die Lehren und Riten der römisch-katholischen Kirche), die nahezu unbedingt angenommen werden müssen, um in das "Innere des Mysteriums" zu gelangen. "Innere Überzeugungen" haben mithin die Anderen, nicht die Katholiken. Nur - was haben sie genau, wenn sie in das "Innere des Mysteriums" eingetreten sind?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#11
(01-08-2016, 22:36)Ekkard schrieb: Die "innere Überzeugung" gibt es also nur bei anderen Religionen, weil Johannes-Paul II dies nicht auch als Glaube definieren möchte. "Theologaler Glaube" ist mithin "typisch römisch-katholisch".

Wahrscheinlich setzt der Unterschied beim Thema Vertrauen an. Im allgemeinen Sprachverständnis ist Glaube das "Für wahr halten nicht bewiesener Tatsachen". Ich kann Götter annehmen, für wahr halten, glauben, dass der Regengott für den Regen verantwortlich sei und ihm deshalb Opfer darbringen. Das sind innere Überzeugungen. Klassische Buchreligionen, die vom Menschen ein Regelwerk abverlangen, oder auch moderne Kulte, in denen Menschen versuchen, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen, mögen innere Überzeugungen haben, aber ihnen fehlt das tiefe und tragende Gottvertrauen. Vielleicht ist das auch die Denke, die auf den von Dir benannten Protestantismus zutrifft. Manche Spielarten versuchten durch Werke das Himmelreich zu erlangen, was im Widerspruch zum Gottvertrauen steht. Ganz interessant ist das zu sehen, wenn Muslime zum Christentum konvertieren: sie verlassen das Bild eines Gottes, von dem sie nicht wissen, ob er sie nicht doch in die Hölle werfen wird, weil er ihre Werke nicht anerkennt, und entdecken das Bild eines Gottes, dem sie vertrauen können, dass er persönliches Heil für sie will.


Zitat:Nehmen wir einmal an, ein so genannter "Taufschein-Katholik" besitzt einige "innere Überzeugungen", die nicht so ganz mit den römisch-katholischen Lehrmeinungen übereinstimmen. Dann ist doch da ein Unterschied, der womöglich den Eintritt "in das Innere des Mysteriums", sprich, den römisch-katholischen Glauben, verhindert. Oder?

Oft wird der Glaube als die Gnade verstanden, das Offenbarte annehmen zu können. Generell denke ich, dass "in das Innere des Mysteriums" nur dort eingetreten werden kann, wo bereits darin vertraut wird, dass dieses Mysterium existiert. Allerdings kann der Zugang zum Mysterium natürlich ein anderer sein, denn ein anderer Zugang zum Mysterium nimmt das Mysterium als solches an.
Schwierig wird es dort, wo wir über das persönliche Gewissen sprechen. Das wird vom katholischen Lehramt so lange als irrend eingestuft, wie es nicht mit dem katholischen Lehramt übereinstimmt. Die sog. Gewissensforschung dient letztlich dazu, das eigene Gewissen durch die moralischen Kriterien des Lehramts zu ersetzen.

Zitat:Gewiss, aber das sagt er ja nicht! Sondern die Argumentation geht vom "theologalen Glauben" aus (ich übersetze mal: die Lehren und Riten der römisch-katholischen Kirche), die nahezu unbedingt angenommen werden müssen, um in das "Innere des Mysteriums" zu gelangen. "Innere Überzeugungen" haben mithin die Anderen, nicht die Katholiken. Nur - was haben sie genau, wenn sie in das "Innere des Mysteriums" eingetreten sind?
Du meinst, ob es im Inneren des Mysteriums überhaupt etwas Erlebbares/Erfahrbares gibt oder ob die Feier des Mysteriums nicht über sich selbst hinauskommt?
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#12
*https://www.youtube.com/watch?v=dLQqjib0KcA

Wie innere Überzeugung und Kosmos zusammenspielen

1) Bis auf weiteres: Bitte keine automatischen Links in unserem Forum, was auch für Bilder und Videos gilt. Link durch voran gestelltes '*' entautomatisieren!
2) Fremde Inhalte wenigstens soweit inhaltlich zusammenfassen und erläutern, dass man den Zusammenhang mit dem Thema erkennen kann.
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#13
(11-08-2016, 12:26)Paul Puchta schrieb: Wie innere Überzeugung und Kosmos zusammenspielen
Das nahezu unverständliche Video zeigt den behaupteten Zusammenhang keineswegs. Es handelt sich um das Fragment eines Romans. Das Fragment beschreibt die Führung durch eine Höhle, mit eigenwilligen Deutungen der gefundenen Höhlenmalereien durch die Führerin.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#14
Das Geheimnis des katholischen Mysteriums = wie Schrödingers Kastenkatze.. Man man weis erst ob sie lebt oder tot ist wenn man nachschaut.
Ist man der inneren Überzeugung, dass sie lebt, hat das ganz andere Konsequenzen, als wenn man glaubt dass sie tot ist. Entscheidet man sich dafür, zu glauben dass sie tot ist, wird sehr sie wahrscheinlich schon mindestens halbtot und gleichzeitig halb lebendig sein. Ist man der inneren Überzeugung dass sie noch lebt, so wird man dem armen Vieh möglichst schnell aus seiner misslichen Lage helfen...
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#15
(28-08-2016, 11:49)Geobacter schrieb: Das Geheimnis des katholischen Mysteriums = wie Schrödingers Kastenkatze.. Man man weis erst ob sie lebt oder tot ist wenn man nachschaut.
Wie ist das denn zu verstehen? Das Kastenexperiment ist ein heute nicht mehr aussagekräftiges Gedankenexperiment, um die Merkwürdigkeit von Überlagerungszuständen deutlich zu machen. Was überlagert sich im "Geheimnis des katholischen Mysteriums", was sich durch Hinschauen in die eine oder andere Richtung entscheidet?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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