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Judas
#1
Hallo,
ich bin neu hier und hätte da mal eine vielleicht provokative Frage, die mir seit einiger Zeit im Kopf herumspukt.

Warum verurteilen Christen den Verrat des Judas an Jesus eigentlich als abscheuliche Sache? Wenn der Verrat nicht gewesen wäre, wäre Jesus am Ende vielleicht gar für Eure Sünden gestorben und der ganze Erlösungsplan hätte nicht funktioniert. Müßte man Judas denn nicht dankbar sein dafür, daß er die Erlösung überhaupt ins Rollen gebracht hat?

Erwarte ein paar interessante apologetische Antworten.
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#2
Hallo!

Judas ist mit Jesus zusammen als einer der Apostel gewandert, hat sein Leben geteilt mit Jesus und den anderen Aposteln, war Freund und Vertrauter von Jesus und den Mitaposteln, hat sicherlich auch in Namen Jesus gesprochen und gehandelt.

Die Apostel haben alles gehört, was Jesus gesagt hat, alles gesehen, was Jesus getan hat, und sie sind Zeugen seiner Zeichen, seiner Theologischen Diskpute mit den Gelehrten, Menschen, auf die man sich im engsten Kreis 100%ig verlassen können muß/und um es mit der heutigen Sprache zu sagen sind sie seine engsten Freunde.

Wenn dann einer von diesen Menschen, ein engster Freund und Vertrauter einen unschuldigen Menschen ans Messer liefert, ihm den Tod ausliefert, damit auch großen und schlimmen Qualen anheimfallen läßt, ich denke, dann ist es Wahrhat eine abscheuliche Sache.

Matthäus Kapitel 26,20-25 schrieb:20Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen. 21Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. 22Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln, ihn zu fragen: Herr, bin ich's? 23Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten. 24Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch cweh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. 25Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich's, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.

Wie Jesus selbst das sieht wird im letzten Satz von 24 deutlich.

LG Gerhard
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#3
Hi :.)
Nun, die Fragestellung kommt schon oefter vor, auch damit verwandte, und ich meine, es steckt ein Denkfehler dahinter, sich zu fragen, ob das Boese nicht eigentlich gut ist

- ups - "eigentlich gut"
- dann ist doch "gut" nicht mehr gut - also was soll es bringen?

In wohlwollenden Phantasien wird denkbar, dass dieser Judas es doch gut-gemeint haben koennte und gar nicht vorhatte, dass seinem Meister wirklich Schlimmes passiert, denn zwei Leute der Bibel namens Je-Juda hatten mit einer aehnlichen Aktion, die Tempelgarde zu holen, zwei Gesalbte auf ihren Thron gebracht, Salomo den Juengling und Joasch das Kind. Judas kann sich damit wegen des Namens beschaeftigt haben.

Sagen wir mal so: man muss den Mann Judas trennen vom Begriff "Judas, der ihn verriet", denn so heisst er in den Evangelien ja immer. Es gab ja noch einen Apostel Judas, den Thaddaeius. Wenn jemand von vornherein eingefuehrt wird als einer-der-verriet, und wenn man beruecksichtigt, dass solch ein Verraten-Werden von niemandem in der Welt als Tugend empfunden werden kann, dann muss man das Kind im Bade lassen oder das Ganze geht in die Binsen. "Boese" ist etwas, das man wirklich mit boese meint, man empfindet es nicht als etwas Gutes, schaut man auf alles Leid und den Kummer, auf Verzweiflung, Hass, Neid, Hohn, angetane Krankheit, Vergewaltigung, Misshandlung und vorschnellen Tod - das ist ein Gesamtpaket mit dem Inhalt "Gegenteil von gut".

Einmal heisst es von diesem Judas zusaetzlich, dass er von Anfang an ein Dieb gewesen sei. Aus anzitierten Szenen, wo er vorkommt, koennte man sagen, auf Hebraeisch, er war ein 'Atsel - das ist aber nicht der "Faule" im Sinne von traege, sondern dem AT nach jemand, der gern die Tuerangel spielt und von hinten andere bewegt. Er hat nicht etwa Jesus gefragt, ob er auf diesen Thron wollte, das koennte er fuer unerheblich gehalten haben, insofern er sich trotz der gemeinsamen Jahre und seiner Vertrauens-Position, die Kasse der wandernden Schule zu verwalten und die 12 samt Jesus zu verproviantieren, und damit auch zusaetzlich Arme zu versorgen, eventuell schon in der Verwaltung des Reichsschatzes in naher Zukunft hineintraeumte - egal, wer es regiert.

Das kann aber Christen nicht egal sein. Es ging um G"TTES Reich - was auch fuer Juden relevant ist, und auch fuer Muslime. Da ist es eher egal, wer die Kasse verwaltet, als: WER das Reich bestimmt und regiert.

Wie auch immer: der Mensch und Apostel Judas hat seine Chance beim Juengsten Gericht, doch nicht einen Tag eher, denn die Nachricht von denen, die dabei waren und ihn naeher erlebt hatten, ist eindeutig.

Wir koennen nicht 2000 Jahre spaeter entscheiden, dass der "doch-gut" war - denn die anderen - sogar Jesus selbst - waeren doch damit Verleumder eines Glaubensbruders - das muss man mit durchdenken. Was sollte damit gewonnen sein?

Es ist nicht alles legitim, was denk-moeglich zu sein scheint, also auf jeden Fall nicht, dass man Boeses zu gut erklaert - denn damit ist eben nichts mehr fuer "gut" uebrig, ein schizoider Ansatz ist das also.

Unser juedisches Unglueck hat ausserdem auch mit dessen Namen zu tun, und schon das wuerde auch Juden nichts Gutes antun, ihn ploetzlich nur darum zu "rehabilitieren", weil man uns insgesamt dafuer derartig leiden machte in den 2000 Jahren. Da gibt es geeignetere Ansatzpunkte.

Aber manche merken das nicht und tun uns das nun auch noch an, die Erloesung der Welt von allen Uebeln von solch einem Judas initiiert sehen zu wollen. Wir koennen aber aus eignem Erleiden sehr wohl gut von boese auseinanderhalten. Wir wuerden doch auch nicht sagen, dass einer, der einem den schnellsten Abgang ins Gan Eden verschafft hat, uns damit eigentlich eine wahre Freude bereitet hat. Wenn es was zum Freuen gibt, dann doch nicht durch den Moerder, sondern durch Den guten G"TT, der uns nicht auch noch danach leiden lassen mag. ER, Der "das herz-betruebte, verlassene Weib" annimmt und nicht verlaesst - ER ist gut - aber nicht der, der dies Herz betruebte und verlassen hat.

Man sollte das Gesamt-Paket nicht aus dem Auge verlieren, ehe man an solche Gedanken-Spielereien geht. Wie gesagt: ich darf dem Menschen, der sich verfehlte, zugestehen, dass er einst noch Gnade findet, aber nicht, dass etwas definiert-Boeses doch-gut gewesen sei.

Wir sollen doch das Gute tun und Boeses lassen, weil wir es ja wissen, wie es sich anfuehlt, Boeses angetan zu kriegen. "Was wir nicht moegen, dass man es mit uns tue, sollen wir andern auch nicht tun. - Das ist der ganze Inhalt der Hl.Schrift" sagte Hillel d.A. Er lehrte und lehrte in der Generation Josefs, des Vaters Jesu und wusste, wovon er redete.

Damals hatten die Roemer schon allerorten Kreuzigungen eingefuehrt und Koenig Herodes gebrauchte diese graessliche Strafe reichlich. Man koennte vielleicht denken, dass Judas an das wirklich nichtmal gedacht hat, dass auch das seinem Rabbi zustossen koennte - aber dass es um das Toeten ging, musste er wissen. Also nichts entschuldigt dieses, auch wenn man noch hinzunimmt, dass es laut der Aussagen der Evangelien direkt in die Sedernacht gefallen sein soll - Israels froehlichstes Fest war ihm nicht genug heilig, sodass er hinging und jemanden auslieferte und damit auch den Institutionen den Festtag brach. (Lassen wir es hier mal beiseite, wie das ueberhaupt zeitlich gegangen sein soll) - berichtet wird nur eben das, dass es auch noch extra-schlimm war, dass es in der Heiligen Nacht geschah, waehrend der Klerus wenigstens noch gesagt hatte: nicht am Fest. Die andern Apostel, die damit ja auch in jener Nacht ihren "Offenbarungseid" erlebten, Petrus, der zwar blieb, aber einen liebsten Herrn nun verleugnete und dem es dann fast das Herz brach, sich als so aengstlich-klein zu erkennen, und die andern, die rannten, um zu ueberleben, das ist alles zusammen geschildert als Unheil, das ihnen doch auch noch allen geschah. Ein paar Tage vorher der Jubel... ein paar Tage vorher noch so viel mannhafter Mut ... zwar schon Bedenken, doch alle voeller Hoffnungen ... Plaene und Traeume -

Wer angesichts dessen diesen Judas "retten" will, der folgt zwar einer wahren Eigenschaft der Menschen, dass sie das wirklich Boese derartig ablehnen, dass sie immer wieder versuchen, ihm gar nichts zu goennen, also dass nach jeder schlechten Regierung die Angehoerigen sich bemuehen, dass ihr Liebster "das" nicht gewesen sein sollte, sondern "der weisse Rabe" war - also der Boese selbst, der die Menschen verleumden wollte, wird mit ziemlich leeren Haenden dastehen, weil Menschen dann doch viel verzeihen - aber vorweg-eilen sollte man nicht dem Juengsten Gericht, wo das alles wirklich geklaert werden kann, denn was man dem stellvertretend vergibt, der einem Dritten etwas Boses antat, muesste das Vergeben schon wirklich dem ueberlassen, dem es angetan wurde, ob der es kann. Trotz Auferstehung, 40 Tagen Beisammenseins, Himmelfahrt und Pfingst-Erlebnis ist es der Schrift nach den Aposteln nicht gelungen, Judas nun zu akzeptieren, und auch steht da nichts, dass Jesus etwa weich gestimmt war und es hinterher wem aufgetragen haette - und Judas selbst verzieh es sich ja auch nicht mehr, er brachte sich um.

Also nimm's wie es ist: diese Judas-Rolle war nicht ruehmlich.
Es ist schade, aber wir sollten das ernstnehmen, auch wenn es um andere geht, denen Schlimmes passiert. Man kann das sogar als einen Heiligkeits-Bezirk bezeichnen, dass um einen grandios boesen Taeter ein Vakuum entsteht, weil, wenn das Boese nicht gutgeheissen werden soll, niemand diesen exculpieren sollte. Das ist eben auch kein Aufruf zur Selbst-Justiz aus Empoerung angesichts der Leidenden. - Auch das ist unerlaubbar, grade weil das Boese wirklich boese ist. Da muss ein gerechter Richter hin. Nur das.

mfG WiT :.)
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#4
Ja, das klingt alles durchaus einleuchtend.
Was mir nicht so ganz in den Kopf gehen will, ist folgendes: Wenn ich Christentum richtig verstehe (und damit kann ich ja falschliegen), war der Kreuzestod von Jesus ja irgendwie notwendig, um die armen Sünder zu retten. Wenn Judas also nicht gewesen wäre bzw. verraten hätte, was wäre dann passiert? Keine Erlösung? Oder wäre Jesus dann zu den Offiziellen gelaufen, und hätte gesagt "so, jetzt macht aber mal voran hier mit dem Mich-Veruteilen, damit wir mit der Erlösung zu Potte kommen"?
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#5
Ich glaube, es gibt wenigstens 2 Möglichkeiten:
a.) Judas handelte auf Anweisung Jesu, obwohl Jesus es sicher hätte bewirken können, dass die Verhaftung auch ohne den Verrat gelingt. Ich nehme aber an, dass Jesus auch die anderen Apostel eingeweiht hätte. Und warum hätte sich Judas das Leben genommen, wenn nur das eintrat, was ihm angekündigt worden war. Der Selbstmord passt hier einfach nicht dazu.

Oder b.) Judas hat Jesus nie als Messias erkannt, der durch seinen Tod die Welt retten wird, wie es von Jesus mehrfach vorausgeagt wurde und träumte von einem Königreich mit Jesus als König und den Apostel als Minister oder in anderen hohen Stellungen.
Und da Jesus zu zögern schien, die Volksstimmung vom Palmsonntag zu nutzen und den Aufstand zu beginnen, verriet er ihn, um ihn zu zwingen, sich zum König zu erklären.
Es kam anders, Jesus wehrte sich nicht, verbot sogar, ihn zu verteidigen, und in Judas brach eine Welt zusammen. Sein Traum lag in Trümmern, Jesus gefangen und dem Tod geweiht.
Wenn in Judas auch nur ein Funke von Liebe zu Jesus vorhanden war, wird seine zum Selbstmord führende Verzweiflung verständlich, obwohl genau dieser Selbstmord aufzeigt, dass Judas auch die Barmherzigkeit Jesu nie erkannt hat, sich also in der Person Jesu vollkommen geirrt hatte. Andernfalls hätte er ihn ja auf dem Weg zur Kreuzigung die Bitte um Vergebung zurufen können.

Freundliche Grüße
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#6
Hallo!

Ich kann mir tatsächlich gut Vorstellen, daß es so gewesen sein könnte, daß Judas Jesus in die Rolle eines Königs hineinbringen wollte und auf diese Weise das bewerkstelligen wollte. Es gibt ja sogar Bibelstellen, wo steht, daß Jesus zum König gemacht werden sollte, wenn ich mich jetzt auch richtig erinnere z.B. nach der wunderbaren Brotvermehrung, aber Jesus Christus hat immer eine solche Regentschaft abgelehnt. Ich denke eigentlich, Judas muß das gewußt haben, da er bei den Aposteln war und immer bei Jesus war und dies auch sicherlich mitbekommen hat. (Einen möglichen Selbstmord Jesus kann ich mir nicht vorstellen.) Trotzdem könnte es so gewesen sein, daß Judas tatsächlich Jesus Christus "zum König machen wollte."

Was ich mir jedoch nicht vorstellen kann, wie Judas, nachdem er sah, was es angerichtet hatte, noch um Verzeihung hätte bitten können. Judas wußte, was das für eine Strafe war, er wußte auch was er angerichtet hatte, es reute ihm auch, wie könnte ein Mensch angesichts solcher schlimmer Taten noch um Vergebung bitten?

Was wir auch bei Judas tatsächlich nicht wissen, wie bei anderen auch, was noch bis zum tatsächlichen Tod Judas passiert ist.

LG Gerhard
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#7
Hallo Gerhard, ich sprach nicht von einem Selbstmord Jesu, sondern von dem des Judas.
Wenn Judas die Aussage Jesu angenommen hätte, dass er nicht gekommen ist, um ein weltliches Königreich zu gründen, sondern um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen und dass das Reich Gottes kein weltliches Reich ist, dann hätte er sehr wohl Jesus um Verzeihung bitten können.
Jesus nimmt den fürchterlichen Tod am Kreuz auf sich, und ein Mensch wendet sich nicht mit Reue an ihn sondern verzweifelt und bringt sich um. Diese Verzweiflung zeigt, dass er Jesus seine Sendung nicht abgenommen hat und dass er auch auf die Barmherzigleit Jesu nicht setzen wollte. Es fehlte das Vertrauen zu Jesus.
Ich glaube, so lange mit Jesus zu leben und nach dem Versagen verzweifeln statt zu bekennen ist die ärgere Sünde gewesen als der Verrat, sollte dieser nicht aus niedrigen Motiven (Geldgier) erfolgt sein.

Freundliche Grüße
Gast_heute
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#8
Hallo "Gast-Heute"!

Ich denke, wir sollten uns hüten vor einer so gewagten Behauptung. Schau mal weiter oben in mein Zitat von Jesus. Das ist alles andere als eine Bestätigung für Deine Vermutung. Petrus hat Jesus verleugnet, andere sind geflohen, doch mit Hilfe dieser Menschen ist nach Christlichem Glauben die Kirche aufgebaut worden. Auch keine Bestätigung für Deine Gewichtung von Schuld.

LG Gerhard
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#9
Hallo Gerhard, die Aussage Jesu über den Verräter könnte aber auch darauf zurück zu führen sein, dass Jesus wusste, dass Judas nicht um Vergebung bitten sondern verzweifeln und Selbstmord begehen wird. Abgesehen von Jesu göttlichen Eigenschaften kannte er ja auch als Mensch seinen Pappenheimer wohl gut genug.
Oder meinst Du, Jesus wollte damit sagen, dass er die Sünde des Verrates weder vergeben kann noch will?
Freundliche Grüße
Gast_heute
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#10
Hallo "Gast_heute"!

Gast_heute schrieb:Hallo Gerhard, die Aussage Jesu über den Verräter könnte aber auch darauf zurück zu führen sein, dass Jesus wusste, dass Judas nicht um Vergebung bitten sondern verzweifeln und Selbstmord begehen wird. Abgesehen von Jesu göttlichen Eigenschaften kannte er ja auch als Mensch seinen Pappenheimer wohl gut genug.

Ja, auch das könnte eine mögliche Erklärung sein. Natürlich kannte Jesus Judas auch als Mensch.

Gast_heute schrieb:Oder meinst Du, Jesus wollte damit sagen, dass er die Sünde des Verrates weder vergeben kann noch will?
Freundliche Grüße
Gast_heute

Ich denke, er kann und will auch die Sünde des Verrats vergeben. Schließlich hat er auch Petrus die Verleudnung und den anderen Jüngern und Aposteln die Flucht vergeben/nicht angerechnet.

LG Gerhard
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#11
GermanHeretic schrieb:Hallo,
ich bin neu hier und hätte da mal eine vielleicht provokative Frage, die mir seit einiger Zeit im Kopf herumspukt.

Warum verurteilen Christen den Verrat des Judas an Jesus eigentlich als abscheuliche Sache? Wenn der Verrat nicht gewesen wäre, wäre Jesus am Ende vielleicht gar für Eure Sünden gestorben und der ganze Erlösungsplan hätte nicht funktioniert. Müßte man Judas denn nicht dankbar sein dafür, daß er die Erlösung überhaupt ins Rollen gebracht hat?

Erwarte ein paar interessante apologetische Antworten.


Es sind nicht die Taten, die einen Menschen definieren, sondern seine Motive. Das ist ein Grundsatz, von dem ich überzeugt bin. Und wer das gerne von einer Bibelstelle belegt haben möchte: 1. Brief an die Korinther, Kapitel 13, diese berühmte Stelle, die beginnt mit: "Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke ..."

Das Motiv des Judas war nicht die Erlösung der Menschen, sondern sein Motiv war Blutgeld. Deshalb war der Verrat alles andere, als eine gute, geschweigedenn eine von Liebe motivierte Tat. Nichts desto trotz hat Jesus ihm vergeben und es steht auch sonst keinem Menschen zu, Judas dafür zu verurteilen. Rühmen tut ihn, wegen des dargelegten Grundes, aber auch keiner.

Aber was anderes, nicht weniger Provokantes: Jesus hat uns, meiner Auffassung nach, durch seinen Kreuzestot nicht erlöst. Nicht in dem Sinne, dass er unsere Schuld von uns nimmt. Er hat uns ein sehr starkes Zeichen gesetzt damit, uns aber nicht die Verantwortung genommen. Das zu glauben, halte ich für unchristlich. Aber wir können ja auch gerne darüber diskutieren.

Gruß
Stefan
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#12
Hallo Stefan!

Erst ein mal herzlich willkommen; immer wieder mal schön, wenn auch jemand neu dabei ist.

Nun meine sprezielle Frage an Dich: Woraus schließt Du, daß Jesus Judas vergeben hat. Kennst Du da eine Bibelstelle, die das belegt? Oder gibt es etwas anderes, daß uns darüber Auskunft gibt. Das es niemanden zusteht, über Judas zu urteilen, darüber bin ich voll und ganz Deiner Meinung.

Woraus schließt Du, daß Jesus uns nicht durch seinen Kreuzestod erlöst hast. Eine ähnliche Frage, wie die erste, zugegebenermaßen von mir.

LG Gerhard
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#13
Gerhard schrieb:Hallo Stefan!

Erst ein mal herzlich willkommen; immer wieder mal schön, wenn auch jemand neu dabei ist.

Nun meine sprezielle Frage an Dich: Woraus schließt Du, daß Jesus Judas vergeben hat. Kennst Du da eine Bibelstelle, die das belegt? Oder gibt es etwas anderes, daß uns darüber Auskunft gibt. Das es niemanden zusteht, über Judas zu urteilen, darüber bin ich voll und ganz Deiner Meinung.

Woraus schließt Du, daß Jesus uns nicht durch seinen Kreuzestod erlöst hast. Eine ähnliche Frage, wie die erste, zugegebenermaßen von mir.

LG Gerhard
Servus Gerhard,

ich kenne keine Bibelstelle, in der ausdrücklich steht, dass Jesus Judas vergeben hat. Die ist auch nicht nötig. Oder doch?

Zu Frage 2 eine Gegenfrage: Woraus schließt die Kirche, dass uns Jesus durch seinen Kreuzestod unsere Sünden auf sich genommen hat? Du siehst schon: Ich versuche, sorgfältig zu formulieren. Erlösung war die ganze Geschichte Jesus einschl. seines Todes insofern, dass er uns einen Weg gezeigt hat. Seine Hinrichtung hätte er vielleicht abwenden können, wenn er den richten Leuten das gesagt hätte, was sie hören wollten. Doch Jesus hat diesen Glauben, der nicht nur seiner war, sondern nun auch unserer ist und der in einem Wort ausgedrückt für Liebe steht, über sein leibliches Leben gestellt. Lieber starb er unter großen Qualen und Demütigungen, als die Liebe und Gott zu verraten. Ich tu mir schwer, das zu erklären, aber die Aussage, die in diesem Ereignis steckt, lässt sich vielleicht so zusammenfassen: Wer in Gott (also in Liebe) gelebt hat, braucht den Tod nicht zu fürchten, denn sein Leben war sinnerfüllt.

So sehe ich in Jesus Tod tatsächlich eine Erlösung, nämlich eine erlösende Erkenntnis. Ich sehe aber ganz und gar nicht, dass Jesus meine Sünden schon im Voraus auf sich genommen hat. "Er nimmt hinweg die Sünden der Welt" - dadurch, dass er für uns gestorben ist. Vielleicht verstehe ich die Lehren der katholischen Kirche ja falsch, aber für mich hört sich das so an, als müsste ich mich für meine eigene Sünden nicht mehr verantworten, denn Jesus ist dafür bereits gerade gestanden. Und das halte ich nicht nur für Quatsch, sondern für Unsinn. Wenn ich einen Fehler mache, muss ich mir den selbst eingestehen, wenn möglich wieder gut machen und dünftig vermeiden. Ich muss selbst an mir arbeiten, ein besserer Mensch zu werden und kann mich nicht darauf berufen, dass ja eigentlich schon jemand für meine Fehler bezahlt hat. Wenn ich das täte, wäre ich wieder weiter weg von Gott, das fühle ich.

Was allerdings Judas' Motive zu dem Verrat betrifft, rudere ich noch mal zurück. Woher soll ich wissen, was seine Motive waren? Bezüglich des ersten Postings hier bleibe ich aber dabei: Was Judas getan hat, verdient weder Ruhm noch Tadel; entscheidend sind seine Motive.

Gruß
Stefan
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#14
Die römisch katholische Kirche sagt, das Jesus durch seinen Tod die Menschheit erlöst hat, aber nicht in dem Sinne, dass wir, die schon Erlösten, nun tun könnten, was uns beliebt.
Wir müssen persönlich die Erlösung annehmen, indem wir an das Wort Gottes glauben und indem wir uns bemühen, das Gute zu tun und das Böse zu meiden, was wenigstens z. T. gelingen muss, wenn wir Gott auch lieben.
Denn nur behaupten, ja ich glaube an Jesus, und dann im täglichen Leben so zu tun, als hätte man von Jesus und seien Worten nie etwas gehört oder als hätte Jesus nie gelebt, dann wäre das kein Glaube sondern ein Vorwand, unter welchen man sich ohne jede Anstrengung die ewige Seligkeit erschleichen möchte.

Freundliche Grüße
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#15
Gast _heute schrieb:Die römisch katholische Kirche sagt, das Jesus durch seinen Tod die Menschheit erlöst hat, aber nicht in dem Sinne, dass wir, die schon Erlösten, nun tun könnten, was uns beliebt.
Wir müssen persönlich die Erlösung annehmen, indem wir an das Wort Gottes glauben und indem wir uns bemühen, das Gute zu tun und das Böse zu meiden, was wenigstens z. T. gelingen muss, wenn wir Gott auch lieben.
Denn nur behaupten, ja ich glaube an Jesus, und dann im täglichen Leben so zu tun, als hätte man von Jesus und seien Worten nie etwas gehört oder als hätte Jesus nie gelebt, dann wäre das kein Glaube sondern ein Vorwand, unter welchen man sich ohne jede Anstrengung die ewige Seligkeit erschleichen möchte.

Freundliche Grüße

Dann werden wir wohl das gleiche meinen.
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