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... Aber ich sage Ihnen ... das Evangelium der Gegensätze und Kontrapunkte
#70
(17-12-2018, 16:18)oswaldo_8553 schrieb:
(17-12-2018, 00:43)Ekkard schrieb: Im Übrigen verweise ich auf die Beiträge von Ulan, die zeigen, dass Jesu Botschaften bereits im AT vorgegeben sind. Sie sind weder von Jesus noch von seinen Nachfolgern "erfunden" worden.
Eine der Anschuldigungen gegen Jesus ist in Matthaeus 11:19 ... Menschensohn gekommen, isst und trinkt wie jeder andere, und jetzt heißt es: Er frisst und säuft, und seine Freunde sind die Zolleinnehmer und Sünder!


Die andere Anschuldigungen gegen Jesus sind in Johannes 5:18 ... Jesus hatte nicht nur ihre Sabbatvorschriften missachtet, sondern sogar Gott seinen Vater genannt und sich dadurch Gott gleichgestellt.

Alle diese Anschuldigungen sind keine Lügen. Sie sind vielmehr wahr und übersetzen den großen Unterschied im Zusammenhang mit dem, was Jesus predigte, im Gegensatz / Kontrapunkte zu dem, was die Juden aus den Lehren des Alten Testaments gelernt hatten.

An diesem Punkt verrennst Du Dich endgueltig. Schon vorher, als Du mir vorwarfst, mein Hinweis darauf, dass die Grundbotschaft Jesu bereits so im Gesetz steht, hast Du mir vorgeworfen, ich wuerde "die Herrlichkeit und Bedeutung dessen, was die Jünger Jesu, die zuvor der jüdischen Religion treu waren, effektiv verwandelten, ...verringern". Jetzt verteidigst Du irgendwelche Anschuldigungen, denen Jesus und seine Juenger im NT ausgesetzt waren, gegen den Vorwurf, sie seien Luegen. Was soll das alles? Fakten verschwinden nicht einfach, weil Sie anscheinend irgendwelchen tiefen religioesen Ueberzeugungen in Dir widersprechen. Es waere vielleicht gesuender, einfach diese Ueberzeugungen ein wenig an die Fakten anzupassen; Deine grundsaetzlichen Ansichten zur Botschaft des NT sind dadurch naemlich gar nicht beruehrt.

Nochmal:

3 Mose 19 (Luther 1912): "16 Du sollst kein Verleumder sein unter deinem Volk. Du sollst auch nicht stehen wider deines Nächsten Blut; denn ich bin der HERR. 17 Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, auf daß du nicht seineshalben Schuld tragen müssest. 18 Du sollst nicht rachgierig sein noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der HERR."

Dies steht so im Gesetz, im 3. Buch Mose. Einer der bedeutendsten Vertreter dieser Interpretationslinie des Gesetzes war Hillel der Aeltere, der Leiter einer der einflussreichsten pharisaeischen Schulen in Jerusalem, der wohl um 9 nach Chr. starb. Er lebte also zur Zeit des Kaisers Augustus und Koenig Herods des Grossen in Jerusalem. Die Mischna berichtet, er sei auch Leiter des Sanhedrin geworden, was aber unklar ist. Der Babylonische Talmud berichtet als eine seiner erinnerten Aussagen: „Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht. Das ist die ganze Tora und alles andere ist nur die Erläuterung; geh und lerne sie.“ Das heisst, hier wird die Naechstenliebe als das Prinzip propagiert, durch das die ganze Tora interpretiert werden soll. Dies entspricht so auch weitgehend der Lehre Jesu.

Nach dem Tod Hillels wurde bei den Pharisaeern die Schule Hillels zurueckgedraengt durch die Schule Schammais. Schammai ist verbunden mit der sehr strikten Auslegung des Gesetzes, und seine Schule kommt dem Bild sehr nahe, wie die Pharisaeer im Neuen Testament geschildert werden. Die Schule Hillels war aber nicht weg, sie hatte nur an Einfluss verloren (auch im NT werden durchaus Fraktionen im Sanhedrin deutlich). Im Vorlauf zum 1. Juedisch-Roemischen Krieg wurden die Auseinandersetzungen der beiden Pharisaeerfraktionen auch blutig gefuehrt. Nach dem verlorenen Krieg kam die Schule Hillels wieder an die Fuehrung, da offensichtlich geworden war, dass die starre Haltung der Schule Schammais Israel ins Verderben gefuehrt hatte.

Ich erzaehle das alles nur, weil diese theologischen Auseinandersetzungen, die im Neuen Testament unter Beteiligung Jesu geschildert werden, zur selben Zeit genau so zwischen verschiedenen pharisaeischen Lagern gefuehrt wurden. Die Schule Hillels verlor die Auseinandersetzung, und viele ihrer Fuehrer wurden ermordet. Jesus als Figur passt hier also relativ genau hinein.

Man sollte sich vom polemischen Ton einiger Evangelien, wo dann pauschal von "den Juden" die Rede ist, nicht taeuschen lassen. So monolithisch war die juedische Haltung gegenueber dem Gesetz nicht.


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RE: ... Aber ich sage Ihnen ... das Evangelium der Gegensätze und Kontrapunkte - von Ulan - 18-12-2018, 02:15

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