(11-02-2019, 23:50)oswaldo_8553 schrieb: Wie Sie in einem früheren Beitrag richtig gesagt haben: Die geheime Offenbarung atmet keinen christlichen Geist, daher ist ein solches Buch nicht christlich und hätte von der biblischen Pfeife ausgeschlossen werden müssen.
Luther wusste, dass dieses Buch ketzerisch war, aber er hatte nicht den Mut, dieses Buch aus dem Neuen Testament auszuschließen, wahrscheinlich unter Druck der römischen Geistlichkeit.
Zum Wortverständnis:
"ketzerisch" bedeutet etwas ganz anderes. Ein mittelalterliches Wort, es meinte die Sekte der Katharer
Nun waren es aber die Katharer, die den Gott des Alten Testaments ablehnten - und somit das ganze Alte Testament
Hätte Luther das Alte Testament angegriffen oder auch nur einzelne Episoden daraus, wäre er sofort als Ketzer dagestanden
Dieses unkalkulierbare Risiko war ihm - und Kurfürst Friedrich - doch zu hoch
Es muß festgestellt werden, daß das Bibelverständnis der Katholischen Kirche ambivalent war. Sie liebte nicht die Geheime Offenbarung, verhinderte überhaupt die Verbreitung der Bibel (nur lateinische Bibeln waren gestattet), aber sie wurde fuchsteufelswild wenn jemand irgend was aus der Bibel draußen haben wollte
Die Katholische Kirche war somit nicht unschuldig an der unübersichtlichen religiösen Situation
Es waren sehr gläubige Menschen im Vatikan, die zwar innerlich die Bibel nicht mochten (von ein paar Dutzend schönen Geschichten daraus abgesehen) - aber dies nicht zugeben wollten. Nach außen hin hielten sie die Illusion aufrecht, eine "biblische" Religion zu sein
Die Bibel durfte aber vorsorglich nur in der toten Sprache Latein vorhanden sein, um die Völker davor zu schützen
Als nun Luther auf die geistreiche Idee kam, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen, gelangte damit auch die Geheime Offenbarung in Zirkulation