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Schulpflicht in Frage stellen
Die Jugendarbeitslosigkeit betrug laut CIA factbook 2021 in Österreich 11,4% und in Deutschland 7%, was eher für das deutsche Bildungssystem mit Schulpflicht spricht.
+https://www.cia.gov/the-world-factbook/field/youth-unemployment-rate-ages-15-24/country-comparison
Wer seine Schranken kennt, der ist der Freie; wer sich frei wähnt, ist seines Wahnes Knecht.
Franz Grillparzer.
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Aber es war bei der Einführung der Schulpflicht noch ein anderes Motiv zu sehen: die Überwachung der Bevölkerung

Als der kameralistische Staat von Maria Theresia 1774 in allen habsburgischen Erblanden (von der Lombardei bis zu den Österreichischen Niederlanden) die Schulpflicht verordnete und ein astronomisch teures (weil flächendeckendes Schulsystem) einführte, geschah das wohl nicht aus dem Motiv christlicher Nächstenliebe oder um zumindest halbgebildete, kritische Zeitungsleser zu züchten, sondern um erstmals eine flächendeckende Überwachung der Bevölkerung einzuführen. 

Denn in die Familien hatte der Staat bis dahin keinen Einblick.

Durch die Schulpflicht konnte nun ab 1774 der absolutistische Staat durch seine Beamten (Lehrer) die 6-jährigen Kinder bestens über Familienfeste und Familiengewohnheiten und Meinungen aushorchen
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(18-04-2024, 22:33)Sinai schrieb: Aber es war bei der Einführung der Schulpflicht noch ein anderes Motiv zu sehen: die Überwachung der Bevölkerung

Als der kameralistische Staat von Maria Theresia 1774 in allen habsburgischen Erblanden (von der Lombardei bis zu den Österreichischen Niederlanden) die Schulpflicht verordnete und ein astronomisch teures (weil flächendeckendes Schulsystem) einführte, geschah das wohl nicht aus dem Motiv christlicher Nächstenliebe oder um zumindest halbgebildete, kritische Zeitungsleser zu züchten, sondern um erstmals eine flächendeckende Überwachung der Bevölkerung einzuführen. 

Denn in die Familien hatte der Staat bis dahin keinen Einblick.

Durch die Schulpflicht konnte nun ab 1774 der absolutistische Staat durch seine Beamten (Lehrer) die 6-jährigen Kinder bestens über Familienfeste und Familiengewohnheiten und Meinungen aushorchen

Das war vielleicht eine Nebenwirkung der allgemeinen Schulpflicht. Neben vielen anderen Vorteilen. Abgesehen davon, dass sich ja niemand davor fürchten muss, wer ein anständiger Mensch ist, wenn die Regierenden mehr Einsicht in die ganzen Probleme haben, die das Familienleben ihrer Untertanen halt so mit sich bringt.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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(18-04-2024, 23:02)Geobacter schrieb:
(18-04-2024, 22:33)Sinai schrieb: Durch die Schulpflicht konnte nun ab 1774 der absolutistische Staat durch seine Beamten (Lehrer) die 6-jährigen Kinder bestens über Familienfeste und Familiengewohnheiten und Meinungen aushorchen

Das war vielleicht eine Nebenwirkung der allgemeinen Schulpflicht. Neben vielen anderen Vorteilen. Abgesehen davon, dass sich ja niemand davor fürchten muss, wer ein anständiger Mensch ist . . .


Was heißt neben vielen "anderen" Vorteilen? War denn das aushorchen der Kinder ein Vorteil ??

Und wie definierst du denn einen "anständigen Menschen" des Jahres 1774 ?? Das ist doch Zynismus pur
Damals gab es wirklich einschneidende politische und religiöse Repression. Wenn eine Familie den falschen Feiertag feierte und das sechsjährige Kind plauderte das in der Schule aus, dann war Feuer am Dach!

Noch 1731 wurden 20.000 Protestanten aus Salzburg vertrieben. (Salzburg gehörte damals noch nicht direkt zu Österreich, es war ein Erzbistum.)
Aber auch 1774 war die Gegenreformation in Österreich noch sehr aktiv. Wenn der Beamte durch sein Vertrauensverhältnis dem Kind herauskitzelte, dass etwa am 31. Oktober* die Mama besonders leckere Sachen gekocht hat, konnte das den Vater beruflich ruineren (Rauswurf aus der Zunft)


*) Reformationstag



Aber auch in anderen Ländern des Reiches gab es Schulpflicht, und in Norddeutschland war es halt ungesund, wenn die Kinder dem Schulbeamten erzählten, dass die Familie am 15. August** "viel gebetet" hatte


**) Maria Himmelfahrt
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Das ist ja so furchtbar relevant fuer heute...

Ausserdem: OT von Sinai entfernt.
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(18-04-2024, 22:33)Sinai schrieb: Aber es war bei der Einführung der Schulpflicht noch ein anderes Motiv zu sehen: die Überwachung der Bevölkerung

Als der kameralistische Staat von Maria Theresia 1774 in allen habsburgischen Erblanden (von der Lombardei bis zu den Österreichischen Niederlanden) die Schulpflicht verordnete und ein astronomisch teures (weil flächendeckendes Schulsystem) einführte, geschah das wohl nicht aus dem Motiv christlicher Nächstenliebe oder um zumindest halbgebildete, kritische Zeitungsleser zu züchten, sondern um erstmals eine flächendeckende Überwachung der Bevölkerung einzuführen. 

Denn in die Familien hatte der Staat bis dahin keinen Einblick.

Durch die Schulpflicht konnte nun ab 1774 der absolutistische Staat durch seine Beamten (Lehrer) die 6-jährigen Kinder bestens über Familienfeste und Familiengewohnheiten und Meinungen aushorchen

sorry, aber das ist pure spinnerei

da müßtest du schon eher die in a ja immer mit der monarche engst verbandelte rkk als spionagenetzwerk verleumden, welches per beichtstuhl die bevölkerung aushorcht
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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(19-04-2024, 14:07)petronius schrieb: da müßtest du schon eher die [...] rkk als spionagenetzwerk verleumden, welches per beichtstuhl die bevölkerung aushorcht

Keinesfalls. Denn erwachsene Kirchenfeinde waren nicht so blöd, ihre Gedanken im Beichtstuhl preiszugeben Icon_cheesygrin
Wer kirchenfeindlich war, glaubte auch nicht an die Absolution durch die Beichte.
Die Erwachsenen waren natürlich vorsichtig und schwiegen. Aber die sechs- und siebenjährigen Schulkinder waren offene Bücher!
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(19-04-2024, 22:40)Sinai schrieb:
(19-04-2024, 14:07)petronius schrieb: da müßtest du schon eher die [...] rkk als spionagenetzwerk verleumden, welches per beichtstuhl die bevölkerung aushorcht

Keinesfalls. Denn erwachsene Kirchenfeinde waren nicht so blöd, ihre Gedanken im Beichtstuhl preiszugeben Icon_cheesygrin
Wer kirchenfeindlich war, glaubte auch nicht an die Absolution durch die Beichte.
Die Erwachsenen waren natürlich vorsichtig und schwiegen. Aber die sechs- und siebenjährigen Schulkinder waren offene Bücher!

um "kirchenfeinde" gehts doch gar nicht. deine schlechte fantasie läuft wieder amok
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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Lutherische und andere Denominationen wurden von der Kirche als Kirchenfeinde behandelt
Sie konnten ihren Glauben nicht offen zeigen

Die Kirche hatte kaum Einblick in das Alltagsleben in den Häusern der Familien und vor allem was in den Häusern geredet wurde.

Durch die von Maria Theresia 1774 eingeführte Allgemeine Schulpflicht hatten die Beamten (Lehrer) plötzlich täglich stundenlang
die sechs- bis zwölfjährigen Kinder in ihrem Gewahrsam und erfuhren alles, was daheim geredet wurde

Oh, der Opa hat begeistert erzählt, dass das Volk in Amerika die Regierung wählt, diese Familie muss ab nun überwacht werden . . .
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(22-04-2024, 13:47)Sinai schrieb: Durch die von Maria Theresia 1774 eingeführte Allgemeine Schulpflicht hatten die Beamten (Lehrer) ...Kinder in ihrem Gewahrsam und erfuhren alles, was daheim geredet wurde...

Damit zur Sache nicht noch mehr Unsinn verbreitet wird, überführe ich das Thema in den Bereich "Geschichte".

Zur Einführung der "Schulpflicht", die übrigens in Österreich auch unter Maria-Theresia nicht mit dem verpflichtenden Besuch einer Schule verbunden, sondern immer vornehmlich Bildungspflicht war (mit staatlicher Überprüfung des Bildungsfortganges bei Privatunterricht, was bis heute seine Gültigkeit hat), folgender Eintrag im Standardwerk zur österreichischen Geschichte:

Maria Theresia selbst erkannte, »daß die Erziehung der Jugend beyderley Geschlechtes als die wichtigste Grundlage der wahren Glückseligkeit der Nationen ein genaueres Einsehen allerdings erfordere«. Zwar atmet dieser Grundsatz den Geist der aufklärerischen Theorie, doch der Reform des Unterrichtswesens lagen auch praktische Gesichtspunkte zugrunde. Einer der Grundgedanken der Aufklärung war die Veränderung der Welt zum Besseren durch Bildung, die den »finsteren Aberglauben« ersetzen sollte. Daher versuchte der Staat des 18. Jahrhunderts in der Bildungspolitik auch den seit langem gefestigten Einfluss der Kirche zu beseitigen oder zumindest zurückzudrängen.
Daneben waren auch wirtschaftliche und staatspolitische Gründe für die Förderung der allgemeinen Bildung maßgeblich. Das Hauptaugenmerk der Reformer galt der Verstaatlichung und Säkularisierung des Schulwesens in Hinblick auf den übergeordneten Gesichtspunkt der Nützlichkeit.


Karl Vocelka. Österreichische Geschichte 1699-1815. Band 9 von 14 Bänden. 2004 Wien. Verlag Carl Ueberreuter. S. 364f.
MfG B.
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