warum 4 Evangelien? - Druckversion +- Religionsforum (Forum Religion) (https://religionsforum.de) +-- Forum: Religionen (https://religionsforum.de/forumdisplay.php?fid=26) +--- Forum: Christentum und Theologie (https://religionsforum.de/forumdisplay.php?fid=5) +--- Thema: warum 4 Evangelien? (/showthread.php?tid=1032) |
warum 4 Evangelien? - Gast - 28-01-2005 Matthäus ist das "jüdischste" der Evangelien. Die vielen Zitate aus dem Alten Testament, der Stammbaum am Beginn des Evangeliums etc. können auch von dem erkannt werden, der dieses Evangelium zum ersten mal liest. Markus hat wahrscheinlich in Rom geschrieben. Es richtet sich an die Römer und an alle, die wie dieses Volk das Handeln stets mehr schätzen als das tiefsinnige Denken. Dieses Evangelium erzählt viele Wunder und nur wenig Gleichnisse. Lukas wird als das Evangelium der Griechen gesehen, die die griechische Kunst und Literatur liebten. Das Lukas-Evangelium bietet vor allem Schönheit, Menschlichkeit, Stil und literarische Eleganz. Johannes ist das Evangelium der Tiefsinnigen und der christlichen Denker. Es ist evangelistisch und betont den heilsgeschichtlichen Zusammenhang der Ereignisse. Zum einen richtet sich also jedes Evangelium an unterschiedliche Leserkreise. Zum anderen stellt jedes Evangelium Jesus aus einer anderen Perspektive bzw.mit einem anderen Schwerpunkt dar. Matthäus stellt Jesus als König dar. Markus stellt Jesus als Knecht dar. Lukas stellt Jesus als Menschen dar. Johannes stellt Jesus als Gott dar Ohne jedes von ihnen wären wir viel ärmer. Erst zusammen bilden die Evangelien eine wunderbare Einheit, jedes mit dem eigenen Schwerpunkt - und alle vier ein ganzes Bild. [/b] Re: warum 4 Evangelien? - Mandingo - 28-01-2005 Anonymous schrieb:...Matthäus stellt Jesus als König dar.Das scheint mir doch eine grobe Vereinfachung zu sein, Gast. Es wäre schön, wenn du deine Quelle nennen würdest. Auch dass das Markus-Evangelium in Rom verfasst wurde, stimmt nach meiner Literatur nicht. Ich stimme dir zu, dass die vier Bekenntnis-Schriften zu Jesus für uns sehr aufschlussreich sind, vor allem, wenn wir die Hintergründe berücksichtigen. Besonders der "Philosoph" Johannes und seine Unterschiede zu den drei anderen (synoptischen) Evangelien verlangen die Kenntnis der geistigen Strömungen in der frühen Kirche, sonst kann man Probleme mit Jesu Selbstverständnis bekommen. warum 4 Evangelien? - Gast - 02-02-2005 Matthäusevangelium. Das Evangelium des Matthäus ist die vollkommene Brücke zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Schon die ersten Worte führen uns zurück zum Vater des alttestamentlichen Volkes Gottes, Abraham, und zum ersten großen König Israels, David. Mit seiner Emphase, der eindeutig jüdischen Prägung, den vielen Zitaten aus den hebräischen Schriften bestens geeignet den Anfang des Neuen Testaments zu bilden und mit der Verbreitung der christlichen Botschaft in der Welt zu beginnen. Matthäus hat seinen Platz schon lange an erster Stelle der Evangelien. Das hat seine Ursache darin, daß man bis in unsere moderne Zeit hinein geglaubt hat, daß es als erstes geschrieben worden sei. Auch machte der geordnete, klare Stil des Matthäus es geeignet, im Gottesdienst vorgelesen zu werden. Deshalb war es immer das bekannteste Evangelium, das sich diesen Platz nur zeitweilig mit Johannes teilen mußte. Es ist nicht notwendig zu glauben, daß das Matthäusevangelium das erste war, welches geschrieben worden ist, um noch immer »konservativ« zu denken. Dennoch waren die ersten Christen fast alle jüdischer Abstammung, und Judenchristen gab es zu Tausenden. Es scheint also ganz logisch zu sein, daß ihre Bedürfnisse nach einem Evangelium auch zuerst erfüllt wurden. Hintergrund und Thema In seinem Evangelium will Matthäus zeigen, daß Jesus der langerwartete Messias Israels ist, der einzige rechtmäßige Thronfolger Davids. Das Buch behauptet nicht von sich, eine vollständige Wiedergabe des Lebens Jesu zu sein. Es beginnt mit dem Stammbaum und den frühen Jahren, und springt dann zum Beginn seines öffentlichen Dienstes, als er etwa dreißig Jahre alt ist. Durch den Heiligen Geist geleitet wählt Matthäus die Aspekte des Lebens und Dienstes des Retters aus, die ihn als Gottes Gesalbten (das ist die Bedeutung der Wörter »Christus« und »Messias«) ausweisen. Das Buch bewegt sich auf einen Höhepunkt zu: Die Verhandlung, der Tod, das Begräbnis, die Auferstehung und die Himmelfahrt des Herrn Jesus. Und in diesem Höhepunkt liegt natürlich die Grundlage für die Rettung der Menschen. Deshalb ist das Buch ein Evangelium nicht so sehr, weil es zeigt, wie sündige Menschen errettet werden können, sondern weil es den Opfertod Christi beschreibt, durch den die Rettung erst ermöglicht wurde. Dieses Buch geht nicht auf alle Details ein und kann auch nicht alle theologischen Spitzfindigkeiten behandeln, sondern es will versuchen, das eigenständige Bibelstudium und eigenes Nachdenken zu fördern. Und sein wichtigstes Ziel ist, im Herzen des Lesers die Sehnsucht nach der Wiederkunft des Königs zu wecken. warum 4 Evangelien? - Gast - 02-02-2005 Markusevangelium Markus ist das kürzeste Evangelium und über neunzig Prozent seines Inhaltes erscheint auch in Matthäus, Lukas oder in beiden. Welchen Beitrag leistet Markus, daß wir nicht ohne ihn auskommen? Als allererstes macht die Kürze und journalistische Einfachheit von Markus dieses Evangelium zu einer idealen Einführung in den christlichen Glauben. Auf neuen Missionsfeldern ist das Markusevangelium oft das erste Buch, welches in eine neue Sprache übersetzt wird. Aber es ist nicht nur der direkte, lebendige Stil der sich besonders für die Römer und ihre heutigen Nachfahren eignet , sondern auch der Inhalt , der die Besonderheit des Markusevangeliums ausmacht. Während Markus größtenteils dieselben Ereignisse behandelt wie Matthäus und Lukas mit einigen wenigen Ausnahmen erzählt er viele lebendige Einzelheiten, die die anderen auslassen. Zum Beispiel erwähnt er, wie Jesus die Jünger sah, wie er zornig wurde und wie er auf der Straße nach Jerusalem den Jüngern vorausging. Er hatte diese Einzelheiten zweifellos von Petrus gehört, mit dem er kurz vor dessen Tod zusammenarbeitete. Die Überlieferung sagt, und wahrscheinlich hat sie recht, daß das Markusevangelium im wesentlichen die Erinnerungen von Petrus enthält. Das würde die vielen persönlichen Details, die Lebendigkeit und den Eindruck erklären, den man beim Lesen dieses Buches erhält, nämlich daß es von einem Augenzeugen stammt. Eine weitverbreitete Ansicht ist, daß Markus der junge Mann ist, der nackt davonläuft (14,51), und daß dies seine bescheidene Signatur im Buch ist. (Die Titel der Evangelien waren zu Beginn kein Bestandteil der Bücher selbst.) Weil Johannes Markus in Jerusalem lebte und es keinen Grund gibt, diese kleine Geschichte einzufügen, wenn der junge Mann nicht in irgendeinem Zusammenhang mit dem Evangelium steht, hat die Tradition wahrscheinlich recht. Hintergrund und Thema In diesem Evangelium wird uns die wunderbare Geschichte des vollkommenen Knechtes Gottes erzählt, unseres Herrn Jesus Christus. Es ist die Geschichte des Einen, der die Insignien seiner himmlischen Herrlichkeit beiseite legte, um auf Erden die Gestalt eines Knechtes anzunehmen (Phil 2,7). Es ist die unvergleichliche Geschichte des Einen, der »nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele« (Mk 10,45). Wenn wir daran denken, daß dieser vollkommene Knecht kein anderer als Gott der Sohn war, und daß er sich willig die Sklavenschürze umband und ein Knecht der Menschen wurde, dann wird dieses Evangelium desto heller erstrahlen. Hier sehen wir den menschgewordenen Sohn Gottes als abhängigen Menschen auf der Erde leben. Alles, was er tat, geschah im vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Willen seines Vaters, und seine großartigen Taten wurden in der Kraft des Heiligen Geistes gewirkt. Der Autor, Johannes Markus, war ein Knecht des Herrn, der gut anfing, eine Weile vom Weg abkam (Apg 15,38), aber schließlich wieder zur Brauchbarkeit für den Herrn zurückkam (2. Tim 4,11). Sein Stil ist knapp, eindrücklich und umfassend. Er betont eher die Taten als die Worte des Herrn. Das sieht man daran, daß er 19 Wunder des Herrn berichtet, aber nur vier Gleichnisse wiedergibt. Wenn wir das Evangelium untersuchen, wollen wir versuchen, dreierlei herauszufinden: 1. Was steht da? 2. Was bedeutet es? 3. Was kann ich daraus für mich lernen? Für alle, die wirklich treue Knechte des Herrn sein wollen, wird das Markusevangelium ein wertvolles Diensthandbuch sein. warum 4 Evangelien? - Gast - 02-02-2005 Lukasevangelium »Das schönste Buch, das es gibt« ist ein großes Lob, insbesondere von einem Skeptiker. Doch so beurteilte der französische Kritiker Renan das Lukasevangelium. Und welcher empfindsame Gläubige , der das inspirierte Meisterwerk des Evangelisten liest, wollte seine Worte anfechten? Lukas ist wahrscheinlich der einzige heidnische Autor, den Gott erwählt hat, um sein Wort niederzuschreiben, und das kann teilweise seine besondere Anziehungskraft für uns westliche Erben der griechisch-römischen Kultur erklären. Ohne den einzigartigen Schwerpunkt des Dr.Lukas wären wir sehr viel ärmer in unserer Bewertung des Herrn Jesus und seines Dienstes. Die Liebe unseres Herrn für alle Menschen und das Angebot der Erlösung an sie, nicht nur an die Juden, sein besonderes Interesse an Einzelnen, ja sogar an den Armen und Ausgestoßenen werden hier besonders beleuchtet. Lukas betont den Lobpreis sehr stark (er gibt uns in Lukas 1 und 2 Beispiele für die frühesten christlichen Hymnen), außerdem das Gebet und den Heiligen Geist. Hintergrund und Thema Die Griechen suchten nach einem vollkommenen göttlich-menschlichen Wesen - einem, das die besten Eigenschaften von Mann und Frau, doch keine ihrer Mängel in sich vereinigen sollte. Deshalb wird Christus bei Lukas als Menschensohn dargestellt - stark, doch mitfühlend. Seine Menschlichkeit steht im Vordergrund. Sein Gebetsleben wird zum Beispiel öfter erwähnt als in den anderen Evangelien, auch wird sein Mitgefühl und seine Barmherzigkeit öfter erwähnt. Vielleicht spielen deshalb Frauen und Kinder eine so wichtige Rolle. Das Lukasevangelium ist auch als das »missionarische« Evangelium bekannt. Hier wird das Evangelium den Heiden verkündigt, und der Herr Jesus wird als Erlöser der Welt vorgestellt. Und schließlich ist dieses Evangelium ein Handbuch für die Jüngerschaft. Wir verfolgen den Weg der Jüngerschaft im Leben unseres Herrn und hören, wie er ihn in seiner Jüngerschulung auslegt. Diese Eigenschaft werden wir in unserer Auslegung besonders beachten. Im Leben des vollkommenen Menschen werden wir die Elemente finden, die zum idealen Leben aller Menschen gehören. In seinen unvergleichlichen Worten werden wir auch den Weg des Kreuzes wiederfinden, zu dem er uns beruft. Wenn wir nun beginnen, das Lukasevangelium zu studieren, kann es sein, daß wir den Ruf des Erlösers vernehmen, alles zu verlassen und ihm zu folgen. Gehorsam ist die Voraussetzung für geistliches Wissen. Die Bedeutung der Schrift wird uns deutlicher und lieber, wenn wir die beschriebenen Erfahrungen selbst machen. warum 4 Evangelien? - Gast - 02-02-2005 Johannesevangelium Johannes sagt uns ausdrücklich, daß sein Buch evangelistisch ausgerichtet ist - »damit ihr glaubt« ( 20,31 ). In der letzten Zeit ist die Kirche dem apostolischen Beispiel gefolgt: Die Millionen Johannesevangelien im Taschenformat, die in den letzten hundert Jahren verteilt worden sind, geben von dieser Tatsache Zeugnis. Aber das Johannesevangelium ist auch eines der Lieblingsbücher - wenn nicht das Lieblingsbuch - der reifen und hingegebenen Christen. Johannes zählt nicht einfach die Fakten des Lebens unseres Herrn auf, sondern bringt lange Ausführungen und reife Reflexionen eines Apostels, der wahrscheinlich von seinen späten Teenagerjahren in Galiläa an bis ins hohe Alter in der Provinz Asien mit dem Herrn gewandelt ist. Sein Evangelium enthält den bekanntesten Vers des NT, den Martin Luther »das Evangelium in der Nußschale« genannt hat, nämlich Johannes 3,16 . Wenn das Johannesevangelium das einzige Buch des NT wäre, so würde es doch noch genug Fleisch (und Milch) des Wortes enthalten, um uns ein Leben lang zu beschäftigen. Hintergrund und Thema Johannes baut sein Evangelium um sieben öffentliche Wunder oder »Zeichen« auf. Jedes dieser Wunder wird vollführt, um zu zeigen, daß Jesus Gott ist: 1. Die Verwandlung von Wasser in Wein in der Stadt Kana in Galiläa ( 2,9 ); 2. die Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten ( 4,46-54 ); 3. Heilung des Lahmen am Teich Bethesda 5,2-9 ); 4. die Speisung der Fünftausend ( 6,1-14 ); 5. Jesu Wandel auf dem Wasser, um seine Jünger vor dem Sturm zu bewahren ( 6,16-21 ); 6. die Heilung des Blindgeborenen ( 9,1-7 ); 7. die Erweckung des Lazarus von den Toten ( 11,1-44 ). Zusätzlich zu diesen öffentlichen Wundern wird von einem achten Zeichen berichtet, das er nach seiner Auferstehung nur für seine Jünger wirkte - der wunderbare Fischzug ( 21,1-14 ). CharlesR.Erdman schreibt, daß das vierte Evangelium »mehr Menschen bewegt hat, Christus nachzufolgen, mehr Gläubige zum treuen Dienst ermutigt hat und den Theologen mehr schwierige Probleme bereitet hat, als jedes andere Buch.« Die Chronologie des irdischen Lebens unseres Herrn wird durch den Rahmen dieses Evangeliums festgelegt. Nach den anderen Evangelien könnte man annehmen, das öffentliche Wirken Jesu habe nur ein Jahr gedauert. Die Hinweise auf die jährlichen Feste im Johannesevangelium weisen jedoch auf eine Dauer von etwa drei Jahren hin. Man beachte dieses Hinweise: Das erste Passah ( 2,12. 13 ); »ein Fest« (Wahrscheinlich Passah oder Purim; das zweite (oder dritte) Passah ( 6,4 ); das Laubhüttenfest ( 7,2 ); das Fest der Tempelweihe (10,22) und das letzte Passahfest (21,1). Johannes gibt uns auch genaue Zeitangaben. Während die anderen drei Evangelisten sich oft mit ungefähren Angaben zufrieden geben, erwähnt Johannes solche genauen Daten wie die siebte Stunde ( 4,52 ); den dritten Tag ( 2,1 ), zwei Tage 11,6 ) und sechs Tage ( 21,1 ). Der Stil und das Vokabular dieses Evangeliums finden sich nur noch in den Johannesbriefen. Die Sätze sind kurz und einfach. Sie drücken hebräisches Denken in der griechischen Sprache aus. Je kürzer die Sätze, desto tiefgründiger sind oft die darin enthaltenen Wahrheiten. Das Vokabular ist das beschränkteste aller vier, jedoch auch das mit dem höchsten Maß an Bedeutung. Man beachte folgende wichtige Worte und ihr häufiges Auftreten: Vater (118mal), Glauben (100mal), Welt (78mal), Liebe (45mal), Zeugnis, Zeugnis geben (47mal), Leben (37mal) und Licht (24mal). Ein Charakteristikum des Johannesevangeliums ist das häufige Vorkommen der Zahl sieben mit ihren Mehrfachen. In der gesamten Bibel steht diese Zahl für die Vorstellung der Vollkommenheit und der Vollendung (s.1 Mose2,1-3). In diesem Evangelium vervollkommnet und vollendet der Geist Gottes die Offenbarung Gottes in der Person Jesu Christi, daher ist die Zahl sieben als Ordnungsmuster in diesem Evangelium vorherrschend. Die sieben »Ich bin«-Worte sind bekannt: »Das Brot des Lebens« ( 6,35.41.48.5 ), »das Licht der Welt« ( 8,12 ; 9,5 ), »die Tür« ( 10,7.9 ), »der gute Hirte« ( 10,11.14 ), »die Auferstehung und das Leben« ( 11,2 ), »der Weg, die Wahrheit und das Leben« ( 14,6 ) und »der Weinstock« ( 15,1.5 ). Nicht so bekannt sind die sieben »Ich-bin«-Worte ohne Zusatz, wo einfach nur diese Tatsache betont wird 4,26 ; 6,20 ; 8,24.28.58 ; 13,19 ; 18,5.8 . Im letzten angegebenen Vers erscheint das Wort zweimal. Im sechsten Kapitel, das vom Brot des Lebens handelt, erscheint das griechische Wort für Brot oder Laib Brot einundzwanzig Mal, ein Vielfaches von sieben. In der Rede über das Brot des Lebens erscheint der Ausdruck »Brot vom Himmel« exakt siebenmal, ein ähnlicher Ausdruck, »kommt vom Himmel«, erscheint ebenfalls siebenmal. Die Absicht des Johannes bei der Abfassung seines Evangeliums war, wie wir gesehen haben, daß seine Leser glauben möchten, »daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen« ( 20,31 ). Re: warum 4 Evangelien? - Mandingo - 02-02-2005 Anonymous schrieb:...Johannes baut sein Evangelium um sieben öffentliche Wunder oderSolche Wunder zeigten damals niemandem, dass der Wundertäter "Gott" ist. Für Juden wäre das auch der Gipfel der Blasphemie gewesen! Es wurde zur Zeit Jesu von vielen berichtet, dass sie Wundertäter wären. Auch die Evangelien erzählen, dass Jesus seine Jünger ebenfalls Wunder tun lässt: Bei Mk 6, 12-13 Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. 13 Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie. Bei Mt 10, 8 Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Und bei Lk 9,6 Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten von Dorf zu Dorf. Sie verkündeten das Evangelium und heilten überall die Kranken. - Mandingo - 02-02-2005 Zum Verständnis des Johannes-Evangeliums gehört in meiner Sicht auch, dass man sich die Umstände klar macht, unter denen es geschrieben wurde, wer es wann wo schrieb und welches Bekenntnis zu Jesus er damit ablegen wollte, im Unterschied zu den anderen drei Evangelien, die wiederum Bekenntnisse ihrer Verfasser sind. Um es kurz zu machen, zitiere ich aus einem Nachschlagewerk für Religionslehrer und erläutere nur Fachausdrücke in Klammern: Johannesevangelium (aus: Gert Otto: Grundwissen zur Theologie. Furche-Verlag, S. 153, 156) FASSUNGSZEIT: gegen Ende des 1. Jahrhunderts FASSUNGSORT: im Osten, wahrscheinlich in Syrien VERFASSER Der Verf. ist weder der »Lieblingsjünger« (13,23; 19,26; 20,2; 21,7.20) noch ein Augenzeuge (21,24; 19,35 sind spätere redaktionelle Einschübe), schon gar nicht aber der früh verstorbene Zebedaide Johannes (vgl. Mk 10,39) oder gar der Presbyter Johannes (vgl. 2.Joh 1).- Verf. ist vielmehr ein unbekannter, gnostisierender Heidenchrist der nachapostolischen Generation im transjordanisch-syrischen Raum. Der heutige Text des JohEv ist das Ergebnis einer frühkatholisch-altkirchlichen Redaktion. THEOLOGISCHE EIGENART 1. Das JohEv ist ein Werk des Protestes gegen die eschatologische (nur auf das kurz bevorstehende Weltgericht fixierte) Entleerung der Gegenwart. 2. a) Der Verf. hat als erster die in seinen Gemeinden umlaufende gnostisierende Wortüberlieferung mit der hellenistischen Geschichtentradition zu einem fortlaufenden Evangelium als Geschichtserzählung verbunden. b) Der Verf. ist der einzige Zeuge im NT, der bewußt Präexistenz- und Inkarnationschristologie (die Jesus als physische Fleischwerdung des Schöpfergottes, der vor der Schöpfung schon da war, ansah) mit Jesusstoffen verbunden hat. 3. Der Verf. bietet seine Theologie durch fiktive biographische, chronologische und geographische Datierung in der Form einer Geschichtserzählung dar, um antidoketisch (gegen die Auffassung, Gott sei in Jesus nur zum Schein Mensch geworden) - die Geschichtlichkeit und Menschlichkeit Jesu festzuhalten. 4. Gegen die dualistische Gnosis mit ihrer Weltverachtung behauptet der Prolog mit der jüdisch-hellenistischen Weisheitstheologie (vgl. Spr. 8 ), daß die Welt vom Wort geschaffen ist. 5. Gott begegnet allein im Wort (1,14) und in der Liebe (14,23; vgl. Joh. 4,8.16). 6. Die Worte Jesu richten sich an seine Jünger damals und ebenso an die johanneischen Gemeinden (5,25; 16,32), so daß die Darstellung der Vergangenheit zur unmittelbaren Anrede in der Gegenwart wird. 7. Von der gegenwärtigen Geisterfahrung (14,16 f; 16,5 ff.), also von der eschatologischen Gegenwart her wird das »Damals« der irdischen Geschichte Jesu geradezu zum Spiegelbild der geistlichen Erfahrung des gegenwärtigen Christseins. 8. Der Verf. löst das Christsein von der Bindung an eine Institution; den Begriff der »Kirche« verwendet er offenbar bewußt nicht. Wahres Christsein (8,3-1) geschieht im Hören des Wortes und im Tun der Liebe (13,34). 9. Jesus gilt als Beispiel der Liebe (13,1.15; 15,18 ), und seine Forderung konzentriert sich im Gebot der Bruderliebe (13,34 f; 15,12 f.) 10. Der nie mit Namen genannte, erst von der Redaktion in 19,35; 21,24 mit dem Verfasser identifizierte »Lieblingsjünger« ist eine Idealgestalt des Christen, der Typos echter Jüngerschaft. 11. Für den Verf. ist die Zeit der Wunder vorbei. Den Schwachen wird zwar das Wunder von Jesus gewährt, aber der wahre Glaube bedarf keiner sinnfälligen Mirakel (20,29). warum 4 Evangelien? - Gast - 02-02-2005 Johannesevangelium Die Verfasserschaft des vierten Evangeliums ist in den letzten 150 Jahren ausführlich diskutiert worden. Die Ursache ist wahrscheinlich, daß dieses Evangelium ein so deutliches Zeugnis von der Gottheit unseres Herrn Jesus Christus gibt. Diejenigen, die die Verfasserschaft des Johannes bezweifeln, versuchten zu beweisen, daß das Evangelium nicht das Werk eines Augenzeugen war, sondern eines unbekannten »religiösen Genies«, das 50 bis 100 Jahre später gelebt hat. Deshalb war man der Ansicht, daß es das Denken der Kirche über Christus widerspiegelt, nicht jedoch, was Jesus wirklich war, sagte oder getan hat. Das Evangelium selbst schweigt zu seiner Verfasserschaft, aber es gibt viele gute Gründe für die Annahme, daß es vom Apostel Johannes, einem der Zwölf, geschrieben worden ist. Clemens von Alexandria berichtet, daß gegen Ende des langen Lebens des Johannes dieser von engen Freunden, die ihn in Ephesus besuchten, gebeten wurde, ein Evangelium zu schreiben, das die Synoptiker ergänzen sollte. Unter dem Einfluß des Geistes Gottes verfaßte Johannes so ein geistliches Evangelium. Damit ist nicht gemeint, daß die anderen als ungeistlich angesehen wurden, aber die Betonung, die Johannes auf die Worte Christi und die tiefere Bedeutung der Zeichen gelegt hat, erklären, warum gerade dieses Evangelium »geistlich« genannt werden konnte. Theophilus von Antiochia (um 170) ist der erste uns bekannte Autor, der ausdrücklich Johannes als Verfasser nennt. Doch gibt es in früherer Zeit Anspielungen auf das vierte und Zitate aus dem vierten Evangelium von Ignatius, eventuell von Justin, dem Märtyrer, von Tatian, dem Muratorischen Kanon und den Häretikern Basilides und Valentin. Irenäus zeigt eine Überlieferungskette vom Herrn Jesus bis zu sich auf, die von Jesus, Johannes und Polykarp bis zu ihm reicht. Diese Linie führt uns vom Ende des zweiten Jahrhunderts bis zur Morgenröte des Christentums. Irenäus zitiert das Evangelium ausführlich und schreibt es dem Apostel zu, wie schon in der gesamten Kirche anerkannt. Seit Irenäus ist das Evangelium von vielen anerkannt, einschließlich solcher Zeugen wie Clemens von Alexandria und Tertullian. Bis ins frühe 19. Jahrhundert bestritt nur eine seltsame Sekte namens »Alogi« die johannäische Verfasserschaft. Der Schluß des 21. Kapitels wurde eventuell von Gemeindeleitern in Ephesus im späten ersten Jahrhundert geschrieben, um die Gläubigen zu ermuntern, das Johannesevangelium anzunehmen. Vers 24 weist auf den »Jünger, den Jesus liebte« von Vers 21 und Kapitel 13 hin. Dies hat man immer als einen Hinweis auf den Apostel Johannes verstanden. Lange wurde von der liberalen Theologie allgemein gelehrt, daß das vierte Evangelium erst im späten zweiten Jahrhundert geschrieben worden sei. 1920 wurde jedoch in Ägypten ein Fragment von Johannes18 gefunden (Papyrus52, durch objektive Methoden auf die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts datiert und wahrscheinlich um 125n.Chr. einzuordnen). Die Tatsache, daß es in einer Provinzstadt gefunden wurde (und nicht etwa in Alexandria), bestätigt das traditionelle Abfassungsdatum im späten ersten Jahrhundert, weil es einige Zeit brauchen würde, bis diese Schrift von Ephesus nach Oberägypten (Südägypten) gelangen konnte. Ein ähnliches Fragment aus Johannes5, das Egerton-Papyrus Nr.2, das auch aus dem frühen zweiten Jahrhundert stammt, bekräftigt ein Datum zu Lebzeiten des Apostels Johannes. Im späten 19.Jahrhundert argumentierte der bekannte anglikanische Gelehrte Bischof Westcott für die Verfasserschaft des Johannes in immer enger werdenden konzentrischen Kreisen. Man kann seine Argumentation wie folgt zusammenfassen: 1. Der Autor war Jude - der Stil, die Wortwahl, die Vertrautheit mit jüdischen Gebräuchen und Eigenschaften und der Hintergrund des AT, der in diesem Evangelium besonders hervortritt, bestätigen diese Annahme. 2. Er war ein Jude, der in Israel gelebt hatte ( 1,28 ; 2,1.11 ; 4,46 ; 11,18.54 ; 21,1. ). Er kannte Jerusalem und den Tempel genau ( 5,2 ; 9, ; 18,1 ; 19,13.17.20.41 ; s.a. 2, 4-1 ; 8,20 ; 10,22 ). 3. Er war ein Augenzeuge des Berichteten. Er beschreibt viele Einzelheiten über Orte, Menschen, Zeiten und Umstände ( 4,46 ; 5,14 ; 6,5 ; 12,21 ; 13,1 ; 14,5.8 ; 18,6 ; 19,3 ). 4. Er war ein Apostel und zeigt eine genaue Kenntnis des engeren Jüngerkreises und des Herrn selbst ( 6,19.60.61 ; 1 2,16 ; 13,22.28 ; 16,1 ). 5. Weil der Autor die anderen Jünger ausdrücklich nennt, nur sich selbst nicht, ist wahrscheinlich dieser ungenannte Jünger in 13, 23 ; 19,26 ; 20,2 ; 21,7.20 der Apostel Johannes . Drei weitere Stellen, die nahelegen, daß der Autor ein Augenzeuge ist, sind 1,14 ; 19,35 und 21,24 . Datierung Irenäus behauptet ausdrücklich, daß Johannes sein Evangelium von Ephesus aus schreibt. Sollte er recht haben, so ist das frühestmögliche Datum das Jahr 69 oder 70, als der Apostel in der Stadt eintraf. Weil Johannes die Zerstörung Jerusalems nicht erwähnt, ist es möglich, daß sie noch nicht stattgefunden hat, so daß wir ein Datum vor diesem schrecklichen Ereignis anzunehmen hätten. Einige sehr liberale Theologen schreiben dem Johannesevangelium ein sehr frühes Datum zwischen 45 und 66 zu, weil sie mögliche Verbindungen mit den Qumran-Manuskripten sehen. Das ist jedoch relativ ungewöhnlich, da es im allgemeinen eher konservative Theologen sind, die für frühe Daten plädieren und die liberalen für die späten Datierungen. In diesem Fall stehen die frühen Zeugnisse der Kirche auf Seiten der späteren Datierung. Die Argumente für eine Abfassungszeit im späten ersten Jahrhundert sind recht stichhaltig. Die meisten Theologen glauben wie Irenäus, Clemens von Alexandrien und Hieronymus, daß Johannes als letzter der vier Evangelisten geschrieben hat, und zwar teilweise, weil er auf den Synoptikern aufzubauen scheint und sie ergänzt. Die Tatsache, daß die Zerstörung Jerusalems nicht erwähnt wird, mag eher darauf hinweisen, daß es fünfzehn bis zwanzig Jahre später geschrieben worden ist, als der Schock dieses Ereignisses schon verblaßt war. Irenäus schreibt, daß Johannes bis zur Regierungszeit des Kaisers Trajan lebte (er regierte ab 98). Ein Datum nicht allzulange vor dieser Zeit ist wahrscheinlich. Die Hinweise auf »die Juden« in diesem Evangelium weisen ebenfalls auf eine spätere Zeit hin, als die jüdische Opposition gegen den christlichen Glauben sich schon verhärtet und zur Verfolgung geworden war. Man kann zwar kein genaues Datum angeben, doch bildet das Jahrzehnt zwischen 85 und 95 den wahrscheinlichsten Zeitraum für die Abfassung des vierten Evangeliums. - Mandingo - 02-02-2005 Es wäre schön und hilfreich, lieber Gast, wenn du zu deinen Texten die genauen Quellen angeben und dich zu deinen Texten bekennen und registrieren würdest. RE: warum 4 Evangelien? - Regenbogen - 18-05-2012 Ich leite hier meine Antwort von „Paulus, der erste Christ“ ab, weil dies Antwort besser in das Thema passt. Die breit bekannten „Grotesktheorien“ über die Entstehung der Evangelien wurden hier bereits ausgelegt. Was m. E. die Wiederholungen diese „Grotesktheorien“ vermutlich minimieren wird. Lieber helmut, wenn du welchen Evangelium von ein obskurer oder nicht obskurer Prophet kennst, wurde mich interessieren. Kannst du vielleicht mir ein Hinweis geben, welches Evangelium du damit meinst und wo ich die lesen kann: (17-05-2012, 13:25)helmut schrieb: Meinst du das Buch, das ein obskurer Prophet, der angeblich mit Markus im Totenteich kommunizierte, aufgeschrieben und als Evangelium von (nicht nach) Markus veröffentlicht hat? oder welches Evangelium meinst du?Ich werde das Buch nur lesen, nicht vernichten. Ich vertrete keine Kirche, die von Schriften solche Angst hat, dass sogar Urschriften verbrennt. Irgendwo hab gehört: „wo Bücher brennen, bald werden auch Menschen brennen“, was der „Hexen Jagt“ nach diese Kirche längst bewiesen hat. Wenn ich über die Evangelien spreche, meine ich, was ich meine: (10-05-2012, 10:24)Regenbogen schrieb: Ich aber versuche über die Lehre Jesu zu sprechen, die in dem Evangelium von Markus, Aufgrund der Erinnerungen von Petrus und seinen Begleiter, ausgelegt wurde.Mann muss nur lesen, was ich meine… Ich meine das Evangelium von Markus, welches absichtlich oder unabsichtlich Paulus auseinander gerissen hat. Was wir in dem gegenwärtig Evangelium nach Markus finden, ist der „Rest“ der den Paulus nicht passte, als Lukas nach Meinung des Paulus das Evangelium nach Matthäus aus dem Evangelium von Markus zusammenstellte. Den wahren Rest, welchen Paulus zu Seite gelegt hatte, welchen Paulus deutlich nicht zuordnen konnte, Lukas hat irgendwie von Paulus erhalten und nach dem Trennung von Paulus in das Evangelium nach Lukas auslegte. Womit ein großen Teil aus dem Evangelium von Markus von Vernichtung gerettet hat. Ich höre schon – Spekulationen! Diesen „Spekulationen“ sehen bei Entstehung der Evangelien natürlichen Prozess, und lehnen Spekulationen ab, die behaupten, sei die Evangelium vom Himmel gefallen sind, wie Paulus in Gal. 1,11-12 behauptet … RE: warum 4 Evangelien? - indymaya - 19-05-2012 Beim " Volk Gottes " mussten wichtige Sachen von zwei oder drei Zeugen bestätigt werden. Wieso sollte das beim Evangelium anders sein? Gerade diese Sinngleichheit des Geschriebenen entlarft falsche Zeugen, die von dem abweichen, was von den Evangelisten gegenseitig bestätigt ist. RE: warum 4 Evangelien? - Regenbogen - 20-05-2012 Sehr interessante Voraussetzung: (19-05-2012, 18:58)indymaya schrieb: Beim " Volk Gottes " mussten wichtige Sachen von zwei oder drei Zeugen bestätigt werden. Wieso sollte das beim Evangelium anders sein? Diese Theorie gefehlt mir aber besser: helmut Irenäus AH III 11,8 schrieb:Denn es versteht sich, dass es weder mehr noch weniger als diese (vier) Evangelien geben kann. Da es nämlich in der Welt, in der wir uns befinden, vier Gegenden und vier Hauptwindrichtungen gibt… Ich habe keine Ahnung wieviel Evangelien wirklich geben sollte, denn heute es versteht sich von selbst, dass Wind aus undefinierbaren Richtung wehen kann... RE: warum 4 Evangelien? - indymaya - 20-05-2012 (20-05-2012, 11:33)Regenbogen schrieb: denn heute es versteht sich von selbst,Deshalb sagt er ja Hauptwindrichtungen. RE: warum 4 Evangelien? - Regenbogen - 21-05-2012 (20-05-2012, 14:21)indymaya schrieb: Deshalb sagt er ja Hauptwindrichtungen.Radio: ga ga… Deswegen bleiben nur Hauptevangelien, alles anderes wurde verbrand… |