29-10-2008, 11:11
Guten Morgen, Melmoth,
>Von daher vermute ich auch, dass er da seinem eigentlich
>unpersönlichen Gott doch noch ein theistisches Element zuschreibt.
So sehe ich das auch. Aber könnte es anders sein? Gerade bei Bruno frage ich mich sowieso immer, wie dieser Mensch diesen "Schwenk" geschafft hat: Vom Dominikaner zum Pantheisten?! Und das nicht 2008, sondern in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ich finde das enorm, und für mich ist es fast "klar", dass es da bei bestimmten theistischen Wurzeln bleiben MUSS, die man nicht so einfach ausrotten kann (und sollte?). Aber ich muss sagen, dass mir das eher gefällt als dass ich es kritisieren möchte.
>überhaupt keinen Grund gibt, Gott nur als positiv wahrzunehmen,
>er aber dann doch, obwohl er ja wahrlich kein naiver Optimist ist,
>wenn es ums Göttliche geht immer nur das Gute und Weise betont.
Wenn ich Jakob Böhme richtig verstanden habe (ich habe viel zu wenig von ihm gelesen, um zu sagen, dass ich ihn verstanden habe ) und ihn richtig einordnen kann, so ist er ja der erste (???) Denker, der Gott auch negativ dachte. Vielleicht war dies also sogar für einen Bruno noch un-denkbar?!
>Menschlich verständlich wäre beides, aber aus philosophischer
>Sicht hätte ich mir manchmal gewünscht, dass er das, was er die
>ganze Zeit nahelegt, endlich auszusprechen wagt: dass es mit
>"dem lieben Gott" in seiner Philosophie nichts wird, jedenfalls
>nicht ohne innere Widersprüche.
Wobei man aber auch bedenken muss, unter welchen Umständen er die letzten Lebensjahrzehnte gelebt hat, oft auf der Flucht, durch halb Europa ziehend. Wenn er dieses "theistische Hintertürchen" nicht offen gelassen hätte, wäre er vielleicht schon viel früher von seinen klerikalen Häschern gekrallt worden?!
>der calvinistischen Prädestinationslehre gegenüberstellt, die ihm wohl
>so sehr zuwider war, dass er dagegen den katholischen Glauben fast
> sympathisch fand…
*schmunzel* Mich wundert's nicht
>Lange her mag deine christliche Zeit sein, aber zumindest
>hast du mal die Erfahrung gemacht, als Erwachsener Christ zu sein.
Das würde ich so nicht sehen, Melmoth. Ich hatte auch als Erwachsener (mit 25 bin ich aus der Kirche ausgetreten, aber die Zweifel am Christentum waren sicher schon 5 Jahre vorher da bzw. begannen) einen eher kindlichen Glauben, nach welchem ich mich ja hin und wieder heute noch zurücksehne. Zwar immer nur kurze Zeit, und vor allem in Krisen, aber das ist durchaus nicht ganz weg, es sind noch "Würzelchen" vorhanden.
Einen schönen Tag wünsche ich Dir
Petrus
>Von daher vermute ich auch, dass er da seinem eigentlich
>unpersönlichen Gott doch noch ein theistisches Element zuschreibt.
So sehe ich das auch. Aber könnte es anders sein? Gerade bei Bruno frage ich mich sowieso immer, wie dieser Mensch diesen "Schwenk" geschafft hat: Vom Dominikaner zum Pantheisten?! Und das nicht 2008, sondern in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ich finde das enorm, und für mich ist es fast "klar", dass es da bei bestimmten theistischen Wurzeln bleiben MUSS, die man nicht so einfach ausrotten kann (und sollte?). Aber ich muss sagen, dass mir das eher gefällt als dass ich es kritisieren möchte.
>überhaupt keinen Grund gibt, Gott nur als positiv wahrzunehmen,
>er aber dann doch, obwohl er ja wahrlich kein naiver Optimist ist,
>wenn es ums Göttliche geht immer nur das Gute und Weise betont.
Wenn ich Jakob Böhme richtig verstanden habe (ich habe viel zu wenig von ihm gelesen, um zu sagen, dass ich ihn verstanden habe ) und ihn richtig einordnen kann, so ist er ja der erste (???) Denker, der Gott auch negativ dachte. Vielleicht war dies also sogar für einen Bruno noch un-denkbar?!
>Menschlich verständlich wäre beides, aber aus philosophischer
>Sicht hätte ich mir manchmal gewünscht, dass er das, was er die
>ganze Zeit nahelegt, endlich auszusprechen wagt: dass es mit
>"dem lieben Gott" in seiner Philosophie nichts wird, jedenfalls
>nicht ohne innere Widersprüche.
Wobei man aber auch bedenken muss, unter welchen Umständen er die letzten Lebensjahrzehnte gelebt hat, oft auf der Flucht, durch halb Europa ziehend. Wenn er dieses "theistische Hintertürchen" nicht offen gelassen hätte, wäre er vielleicht schon viel früher von seinen klerikalen Häschern gekrallt worden?!
>der calvinistischen Prädestinationslehre gegenüberstellt, die ihm wohl
>so sehr zuwider war, dass er dagegen den katholischen Glauben fast
> sympathisch fand…
*schmunzel* Mich wundert's nicht
>Lange her mag deine christliche Zeit sein, aber zumindest
>hast du mal die Erfahrung gemacht, als Erwachsener Christ zu sein.
Das würde ich so nicht sehen, Melmoth. Ich hatte auch als Erwachsener (mit 25 bin ich aus der Kirche ausgetreten, aber die Zweifel am Christentum waren sicher schon 5 Jahre vorher da bzw. begannen) einen eher kindlichen Glauben, nach welchem ich mich ja hin und wieder heute noch zurücksehne. Zwar immer nur kurze Zeit, und vor allem in Krisen, aber das ist durchaus nicht ganz weg, es sind noch "Würzelchen" vorhanden.
Einen schönen Tag wünsche ich Dir
Petrus