Der Begriff ist etymologisch nicht zweifelsfrei herzuleiten. Allgemein wird Pontifex in der Bedeutung "Brückenbauer" verstanden (zB LThK Bd 8, 416). Aber auch die die Herleitung aus der Komposition von Pons (in der Bedeutung von Pfad, nicht Brücke) und dem Stamm fac- (machen, bereiten, etc.) ⇒ Pfadbereiter, Pfadbahner (DkP Bd 4, 1046) wird vertreten. Die Bedeutungsentwicklung zu ↗"Priester" ist nicht ausreichend erklärbar.
Im republikanischen ↗Rom war ein Kollegium von Staatspriestern (Pontifices) eingerichtet, das um 300 vC neun, später (unter ↗Sulla) 15 und (unter ↗Caesar) 16 Mitglieder hatte. In frühester Zeit dürfte der ↗Rex sacrorum an der Spitze des Kollegiums gestanden haben. Später wurde die Leitungsfunktion vom ↗Pontifex maximus, der die ↗Vestalinnen zu beaufsichtigten hatte, wahrgenommen.
Nach dem Pontifex maximus und dem Rex sacrorum standen nächstens die drei Flamen maiores (Dialis = ↗Jupiter, Martialis = ↗Mars und Quirinalis = ↗Quirinus, der vergöttlichte ↗Romulus) in der Rangordnung der Priester des Kollegiums. Ergänzt wurde das Kollegium zuletzt durch elf Flamen minores, die geringeren, aber von den Römern traditionell verehrten Gottheiten (zB ↗Flora, ↗Ceres, ↗Pomona, ↗Volcanus, etc.) als Priester dienten. Von diesen Gottheiten sind namentlich nicht mehr alle bekannt.
Die Pontifices waren Kenner des römischen Sakralrechts und Sachverständige für alle heiligen Dinge. Sie überwachten den ↗Totenkult, setzten die Bemessung der Trauerzeiten fest. Bis zur Einführung eines verbindlichen ↗Kalenders durch Caesar legten sie die Antrittstage für öffentliche Ämter fest und waren berechtigt, Beamte bei nachträglicher Feststellung religiöser Verfehlungen abzusetzen, was erheblichen politischen Einfluss mit sich brachte.
Bei der Deutung von göttlichen Zeichen waren die Pontifices letzte Instanz. Sie hatten festzustellen, ob Prodigia1 vorlag, welche Sühnemaßnahmen in widrigen Fällen zu ergreifen seien und ob Beschlüsse von Gremien aus religiösen Gründen für ungültig erklärt werden mussten.
Für das ↗Christentum ist die erstmalige Verwendung der Bezeichnung Pontifex in der Bedeutung "Priester" (oder als Priestertitel) bei ↗Damasus I. nachweisbar.
1) Prodigium = Deutung bemerkenswerter Ereignisse und Naturphänomene als Willensäußerung höherer Mächte
● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
Im republikanischen ↗Rom war ein Kollegium von Staatspriestern (Pontifices) eingerichtet, das um 300 vC neun, später (unter ↗Sulla) 15 und (unter ↗Caesar) 16 Mitglieder hatte. In frühester Zeit dürfte der ↗Rex sacrorum an der Spitze des Kollegiums gestanden haben. Später wurde die Leitungsfunktion vom ↗Pontifex maximus, der die ↗Vestalinnen zu beaufsichtigten hatte, wahrgenommen.
Nach dem Pontifex maximus und dem Rex sacrorum standen nächstens die drei Flamen maiores (Dialis = ↗Jupiter, Martialis = ↗Mars und Quirinalis = ↗Quirinus, der vergöttlichte ↗Romulus) in der Rangordnung der Priester des Kollegiums. Ergänzt wurde das Kollegium zuletzt durch elf Flamen minores, die geringeren, aber von den Römern traditionell verehrten Gottheiten (zB ↗Flora, ↗Ceres, ↗Pomona, ↗Volcanus, etc.) als Priester dienten. Von diesen Gottheiten sind namentlich nicht mehr alle bekannt.
Die Pontifices waren Kenner des römischen Sakralrechts und Sachverständige für alle heiligen Dinge. Sie überwachten den ↗Totenkult, setzten die Bemessung der Trauerzeiten fest. Bis zur Einführung eines verbindlichen ↗Kalenders durch Caesar legten sie die Antrittstage für öffentliche Ämter fest und waren berechtigt, Beamte bei nachträglicher Feststellung religiöser Verfehlungen abzusetzen, was erheblichen politischen Einfluss mit sich brachte.
Bei der Deutung von göttlichen Zeichen waren die Pontifices letzte Instanz. Sie hatten festzustellen, ob Prodigia1 vorlag, welche Sühnemaßnahmen in widrigen Fällen zu ergreifen seien und ob Beschlüsse von Gremien aus religiösen Gründen für ungültig erklärt werden mussten.
Für das ↗Christentum ist die erstmalige Verwendung der Bezeichnung Pontifex in der Bedeutung "Priester" (oder als Priestertitel) bei ↗Damasus I. nachweisbar.
1) Prodigium = Deutung bemerkenswerter Ereignisse und Naturphänomene als Willensäußerung höherer Mächte
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MfG B.