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Basilides
#1
Basilides (er lehrte zw. 125 und 145 nC in Alexandria, seine genauen Lebensdaten sind nicht bekannt) war ein syrischer ↗Gnostiker gewesen, der in ↗Alexandria eine theologische Schule unterhielt. Nach Auskunft der ↗Kirchenväter hatte Basilides viele theologische Texte verfasst, die allesamt nicht erhalten geblieben sind. Über die Lehren des Basilides geben vornehmlich ↗Clemens v. Alexandrien, ↗Irenäus von Lyon und ↗Hippolyt von Rom Auskunft. Die Berichte weichen voneinander ab. Die Lehre des Basilides lässt sich aus den Widerlegungsschriften dennoch einigermaßen rekonstruieren.

Ein unerkennbarer, unbeschreibbarer, ja, ganz und gar nicht-seiender Gott habe ungewollt einen "Weltsamen" abgelegt, der den ↗Kosmos in sich barg, soll Basilides dem Bericht des Hippolyt (ref. haer. VII 21,1) nach gelehrt haben. In diesem Samen verborgen habe sich die die dreifache (Gottes-)Sohnschaft befunden, aus dem Nicht-Sein geworden und dem nicht-seienden Gott in allem wesensgleich  Die erste Sohnschaft erhob sich in die Nähe des nicht-seienden Gottes, in jenen seligen Raum, der keiner Einsicht zugänglich sei und mit Worten nicht beschrieben werden könne. Eine weitere Sohnschaft sei die Natur, in der der Samen der Sohnschaft verborgen ist, die dritte der ↗Heilige Geist, der zugleich das Verbindende dieser Sohnschaften darstellt (ref. haer. VII 22,6ff.).

Als mit dem Heiligen Geist die Grenze zwischen Welt (Kosmos) und Überwelt (dem Ort des nicht-seienden Göttlichen) hergestellt war, wurde der Große Weltherrscher, der ↗Demiurg, stärker und weiser als alles in der Welt, aus dem Kosmischen geboren. Er schwebte über der Welt und kam bis an die Grenze zur Überwelt. Dort, dachte er, sei nichts mehr. Was in der Überwelt verborgen war, erkannte er nicht. Nun begann er mit der ↗Schöpfung nach seinen Vorstellungen und Fähigkeiten, und er glaube, er sei der Herr der Welt.

Als die Schöpfung nach den Vorstellungen des Demiurgen vollendet war und dieser meinte, dass nichts mehr fehlte, war die Zeit angebrochen, die dritte Sohnschaft zu offenbaren. Denn die Schöpfung "lag noch in den Geburtswehen, der Söhne Gottes harrend", wie ↗Paulus erkannt hatte (Röm 8,19.22).

Diese "Söhne Gottes", sagte Basilides, seien die "vollendeten Seelen" der ↗Pneumatiker, diese sind es, die die dritte Sohnschaft erfüllen und die Herrschaft des Demiurgen überwinden (ref. haer. VII 25,1) werden.

Nach Irenäus (adv. haer. I 24, 3-7) hingegen habe der ungewordene Gott als Erstes den ↗Nous (νοῦς = das Denken, die Vernunft), der ↗Christus heißt, geschaffen. Aus dem Nous seien der ↗Logos, daraus die Klugheit (Phronesis) und aus dieser die Weisheit (↗Sophia) und Kraft (Dynamis) und schließlich die ersten Mächte (auch ↗Engel) und der erste Himmel hervorgangen. Danach entstanden weitere Mächte, Engel und insgesamt 365 Himmel. Nur der letzte dieser 365 Himmel sei für Menschen erkennbar. Die Engel, die im 365. Himmel sind, haben sich die Welt unterworfen. Die oberste Macht in diesem 365. Himmel, sei der Gott der ↗Juden, der alle Völker der Welt den Juden habe unterordnen wollen.

Um die Menschheit von der Herrschaft des Judengottes, der der Weltschöpfer sei, zu befreien, habe der ungewordene, unerkennbare Gott den Nus (Jesus Christus) entsandt. Dieser sei als Mensch erschienen und habe Wunder vollbracht. Da der Nus aber eine unkörperliche Kraft sei, habe er nicht gekreuzigt werden können. Vielmehr sei es ↗Simon von Kyrene gewesen, der an Jesus Christus' Stelle gekreuzigt worden sei. Der Christus aber habe mit Simon Sprechweise und Gestalt getauscht, sei bei der Hinrichtung Simons dabeigestanden und habe die, die ihn töten wollten, verlacht. Nicht den Gekreuzigten dürfe man verehren, sondern den, der scheinbar gekreuzigt wurde.

Als Herrn der 365 Himmel bezeichnen die Anhänger des Basilides ↗Abaxas, dessen (in griechischen Buchstaben geschriebener) Name den Zahlenwert 365 repräsentiere.

Nach Clemens v. Alexandrien (strom. IV § 81,1-83,2) lehrte Basilides, dass alles ↗Leid der Menschen auf ihre ↗Sünden zurückzuführen sei. Das Leid der Menschen sei Strafe für Sünden und zugleich reinigender Prozess. Gerät ein offensichtlich Sündenloser ins Leid, ist das der Prozess der Reinigung für Verfehlungen, die in einem früheren Leben begangen wurden. Teil der basilidianischen Lehre war also offenbar auch die ↗Wiedergeburt der Seele.

Auserwählten Seelen sei zur Tilgung ihrer Sünden das ↗Martyrium vorbehalten.

Nur Sünden, die bewusst begangen werden, müsse man durch Leid abbüßen. Aus Unwissenheit begangene Sünden werden ohne ↗Buße vergeben. (strom. IV 153,3).


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MfG B.
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