16-07-2016, 18:00
(16-07-2016, 05:06)Egon Spengler schrieb: Wie sind die Begrifflichkeiten "Glauben", "Bekenntnis", "Sprechen" und "Shahada" kontextuell (oder universell) zu definieren?Die Frage ist natürlich, was "Definitionen" bringen. Begriffe wie "Bekenntnis", "Glaube" oder "Sprechen" werden sehr wolkig und situationsbedingt gebraucht. Nimmt man sie aus der Situation heraus und legt ihre Bedeutung fest (definiert sie), muss man ganz anders mit ihnen umgehen. Vieles ist dann z. B. nicht mehr Glaube, sondern Überzeugung oder kulturell bedingte Einstellung.
Beispiel: Hier im Forum haben wir uns mal geeinigt, dass "Glaube" das Vertrauen in die Existenz von transzendenten Entitäten wie Gott, Himmelreich, Hölle, Nirwana ausdrückt. Alles andere ist für uns "Weltanschauung".
Die katholische Kirche unterscheidet zwischen Glaube und innerer Überzeugung. Glaube ist dort das, was die Kirche an Glaubensinhalten vorgibt z. B. die Sichtweise auf Christus, seinen Geburtsmythos, seine Erlösungstat (sein Leib, sein Blut, seine Kreuzigung), die Wirksamkeit ritueller Handlungen wie Taufe und Abendmahl.
Ich kenne den Islam nicht gut genug. Aber mir scheint, dass dort "Glaube" die Annahme der absoluten Priorität des im Koran verkündeten (offenbarten) Gottes ist.
Beispiel Bekenntnis: Von einem (religiösen) Bekenntnis kann man eigentlich nur dann sprechen, wenn die Aussage die innere Einstellung wiedergibt. In einem erweiterten Sinn gehört ein Ritual, ein Gebet oder dergleichen dazu, welches die Ernsthaftigkeit unterstreicht. Mehr noch: Ein Bekenntnis ist erst dann gültig, wenn auch der Lebenswandel diesem entspricht. (Alles andere wäre eine Art "mythologische Selbst-Auskunft").
Wie schwierig die Sache mit dem Bekenntnis wird, zeigt sich bei der Analyse des "apostolischen Glaubensbekenntnisses" bei katholischen und evangelischen Christen. Das, was dort wörtlich gesprochen wird, widerspricht teilweise allgemeiner, menschlicher Erkenntnis. Warum man das apostolische Glaubensbekenntnis nicht auf Gott und Jesus beschränkt, ist mir persönlich vollkommen schleierhaft. Im Islam ist das Bekenntnis zu dem einen Gott m. E. viel klarer - und umgeht damit unnötige "mythologische Auskünfte".
So viel erst mal.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard