16-07-2016, 23:57
Mir sind interpretative Begriffsdefinitionen suspekt. Entweder man verwendet die Begriffe im Kontext z. B. des umgangssprachlich formulierten Problems oder Themas oder man schickt eine Definition vorweg, wie man den betreffenden Begriff verwenden soll. Die Definition soll eben keine Wertungen enthalten, ganz im Gegensatz zu deinem Beispiel.
Wenn überhaupt, würde ich "Gebrauchsdefinitionen" nach kulturellen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten bevorzugen, die möglichst wertfrei und intersubjektiv zu halten sind - also auf so etwas wie "universeller Grundlage".
Zum Islam und dem dort erwarteten "Glauben":
Eugen Drewermann nennt den katholischen Glauben deshalb auch "äußerlichen Glauben", weil das Einhalten bestimmter Formalitäten ausreicht, um frommer, d. h. vor Gott gerechtfertigter Katholik zu sein. Nach protestantischer Auffassung ein Unding! Und ich könnte mir vorstellen auch im Islam!
(16-07-2016, 20:47)Egon Spengler schrieb: Die Grundlage jener Vorgehensweise (Methodologie) mag jedoch in solchen Betrachtungsgegenständen eine entscheidende Rolle spielen, inwieweit die Begriffe ihre Form durch spezifische "Interpretationsverfahren" (Hermeneutik) erhalten können.... werten ... Meiner Meinung nach sollte eine Begriffsdefinition wertfrei erfolgen. Sonst kann ich gleich "in der Wolke" umgangssprachlicher Begriffsverwendung bleiben, in der natürlich a-priori-Wertungen enthalten sind.
Beispiel: Exklusivistische Religionstheologien werten andere Glaubenswege ab, während Inklusivistische einige zum Teil anerkennen. Jene theologischen Positionen wenden diverse "Interpretationsverfahren" an, um Begriffe wie "Glaube" zu definieren. Nach jenen Sichtweisen kann "Glaube" also Bedingungen und Stufen mit sich führen. An dieser Stelle kann hilfreich sein, zwischen theologischen "Begriffsdefinitionen" und kulturellen "Gebrauchsdefinitionen"¹ zu unterscheiden.
Wenn überhaupt, würde ich "Gebrauchsdefinitionen" nach kulturellen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten bevorzugen, die möglichst wertfrei und intersubjektiv zu halten sind - also auf so etwas wie "universeller Grundlage".
(16-07-2016, 20:47)Egon Spengler schrieb: Diese diversen "Interpretationsverfahren" sind unter den Schlagwörtern u.a. Intentionalität, phänomenologischer Reduktionismus, Interpretative Paradigma, symbolischer Interaktionismus ... nachzuschlagen.Wir sollten uns vielleicht darauf verständigen, hier kein Proseminar in theologischer/philosophischer Rhetorik abzuhalten. Wenn (dir geläufige) spezielle Verfahren angewendet werden sollen, dann stelle sie uns kurz vor.
Zum Islam und dem dort erwarteten "Glauben":
(16-07-2016, 20:47)Egon Spengler schrieb: Nach meiner Erfahrung liegen viele Lehren vor. So lässt sich "Glaube" nach populären im Konsens stehenden Lehren des Islam folgendermaßen unterscheiden - zwischen dem Tauhid - dem "Glauben an die Einheit Gottes" und dem Iman, der "Glauben" in Elemente wie - Innerer Überzeugung, Aussprechen der Inneren Überzeugung und Durchführung der inneren obligatorischen Handlungen - und gewissermaßen Prämissen enthält, die durch "die sechs Glaubensartikel des Imans" bestimmt werden mögen.Diese sind: ???
(16-07-2016, 21:44)Egon Spengler schrieb: Wer von der Existenz von transzendenten Entitäten wie "Gott" ... überzeugt ist, kann gegebenenfalls nach der katholischen Kirche keinen "Glauben" besitzen, sondern eine Weltanschauung?
(16-07-2016, 21:44)Egon Spengler schrieb: Was ist der Unterschied zwischen "inneren" und "äußeren Glauben"?Benedikt XVI hat das in einer Enzyklika mal erläutert. (Röm. katholischen) Glauben lebt man, wenn man sich zu den Vorgaben und Riten der Kirche bekennt. Das ist quasi das Band der Katholiken weltweit. Davon abweichen kann die "innere Überzeugung", z. B. meine persönliche Interpretation von Jesu Zeugung.
Begründet die katholische Kirche auch diese "Ansichten"?
Eugen Drewermann nennt den katholischen Glauben deshalb auch "äußerlichen Glauben", weil das Einhalten bestimmter Formalitäten ausreicht, um frommer, d. h. vor Gott gerechtfertigter Katholik zu sein. Nach protestantischer Auffassung ein Unding! Und ich könnte mir vorstellen auch im Islam!
(16-07-2016, 21:44)Egon Spengler schrieb: Kannst du "Weltanschauung" definieren?Nun, "Weltanschauung" beinhaltet jene Vorstellungen, die unser individuelles Verhältnis zur Welt einschließlich unserer Mitwesen (Mitmenschen, Tiere, Pflanzen, Biosphäre, Natur) interpretieren und bewerten. Im Gegensatz zur (neutralen) Begriffsdefinition "Weltanschauung" stecken unsere Vorstellungen darin voller Wertungen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard