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Beschneidungsverbot
Ich denke, wir treten in der Diskussion mittlerweile auf der Stelle. Die Argumente sind (wiederholt) ausgetauscht und offenbar hat die ein wenig erhitzte Debatte nicht zu einer wirklichen Annäherung der Positionen geführt. Ich schlage vor, wir beobachten die gesellschaftliche Diskussion weiter.
Ich fand den Austausch, auch wenn ein zeitweilig grenzwertig war, spannend und werde sicher weiterhin Themen anregen, die die Gemüter erregen.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
(29-06-2012, 17:16)schmalhans schrieb: Die Morde in Europa an Religionsgegnern und die (religiös motivierten) Überfälle auf Schwule und Lesben lassen mich nicht (mehr) angstfrei leben.
Dann solltest du aber auch genauso nicht angstfrei sein, weil es in diesem Europa Morde durch NSU-Terror gibt und die Behörden offenbar alles tun, um die Spuren zu verwischen. In Belgien gab es vor einigen Monaten einen tödlichen Anschlag auf einen Imam. In Graz wurde eine Moschee von Radikalen attackiert.
In Friedhöfen werden regelmäßig jüdische Gräber geschändet. Nazis führen Demos an und die Polizei prügelt auf die Gegendemonstranten und sehen zu, wenn Nazis mit Steinen werfen.

Zitat:Deshalb bin ich der Meinung, Religionsausübung, die gewalttätig wird, soweit wie möglich einzuschränken. Das fängt nun mal bei der Beschneidung an.
Inwiefern wird auf dich eine Gewalt ausgeübt durch die Beschneidung eines Jungen?

Zitat:die Intoleranz der (vermehrt zuwandernden) religiösen Gemeinschaften ist das Problem. Der Gesetzgeber hat dabei die Aufgabe, das Individuum vor der (Religions)Gemeinschaft zu schützen - insbesondere die Person, die nicht entscheiden kann, ob sie dazu gehören möchte. Und das können Kinder nun mal nicht. (Auch) Deshalb ist die Beschneidung ein Problem.

welche vermehrt intoleranten zuwandernden religiösen meinst du?
Die meisten Moslems, die ich kenne, sind keine Salafisten, sondern normale Leute, die kaum über religiöse Dinge sprechen und sich selbst nicht unbedingt als sehr gläubig bezeichnen. Vll. hast du ja andere Erfahrungen?

Das klingt für mich so, als ob du denkst, dass Eltern kein Recht mehr auf eine religiöse Erziehung ihrer Kinder haben sollten.
Das sind aber nunmal die Eltern dieser Kinder. Die Kinder sind ja nicht vom Baum gefallen, sondern gehören zu ihren Eltern und nicht dem Staat. Die Eltern haben die Kinder gezeugt und nicht der Staat, oder soll der Staat sich jetzt am Beispiel Chinas auch in diese Dinge einmischen und ihnen auch noch vorschreiben, wie sie zu leben und an was sie zu glauben haben, damit du dich nicht bedroht fühlst? Das geht aber auch ohne Religion, mein Freund. siehe Hitler, siehe DDR.

Zitat:Kein Kläger? Hast du den Fall der in Deutschland lebenden marokkanischen Frau, den ich dir brachte, nicht gelesen? Und die, die sich nicht trauen, den Weg vor Gericht zu gehen? Wie weise ich als junges Mädchen den Zwang zur Religionsausübung nach? Oder dass meine Brüder mich vielleicht "ehrentöten" wollen?

Den Fall hatte ich gelesen. Was hat der Fall mit unserem Thema zu tun?
In unserem Rechtssystem ist es nun mal so, dass auch Gesetze und Rechtsbestimmungen anderer Länder von einem nationalen Gericht angewendet werden, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen.
Das wird bspw auch in erbrechtlichen Fällen angewndet, wenn bspw der Verstorbene seinen Aufenthalt im Ausland hat und dort ein Grundbuch besitzt und ein Testament verfasst. Dann wird geprüft, welches nationale Recht anzuwenden für das Zustandekommen des Testaments und für die Anwendung des Erbrechts. Das ist absolute Normalität.

Auch in Scheidungsfällen ist es nun mal so, dass wenn ausländische Staatsbürger sich scheiden lassen wollen, diese Scheidung eine Ehe betrifft, die zb nach ausländischem Recht zustandegekommen ist und damit für den Status der Eheleute bedeutend ist. Eine Scheidung muss dann nach dem ausländischen Recht vrogenommen werden, da sie sonst in dem Herkunftsland der Eheleute gar nicht wirksam ist und nicht anerkannt wird.

In dem von dir genannten Fall war allerdings die Begründung der Richterin ein Skandal, da sie offenbar Vorurteile gegenüber Moslems hatte und das gewalttätige Handeln als normales Verhalten behandelt hat, was aber nicht stimmt. Auch in Deutschland gibt es von Deutschen ausgeübte Gewalt gegenüber Frauen - das ist ja auch nicht christlich oder kulturell, sondern einfach nur rechtswidrig. Die Begründung der Richterin war ein Skandal.

Zitat:Ich denke, wir treten in der Diskussion mittlerweile auf der Stelle. Die Argumente sind (wiederholt) ausgetauscht und offenbar hat die ein wenig erhitzte Debatte nicht zu einer wirklichen Annäherung der Positionen geführt. Ich schlage vor, wir beobachten die gesellschaftliche Diskussion weiter.
Ich habe aufgrund deiner Meinungen den Eindruck, dass du gläubige Menschen für geistesgestörte, gewalttätige und unberechnbare Menschen hältst, eine Art Phobie dagegen hat und deswegen etwas überreagierst.
Ich würde mir wünschen, dass du die Möglichkeit hättest, deine Kenntnisse aus Medien oder Büchern mal mit echten Kontakten zu vergleichen also mit offenen gläubigen Menschen und dass du auch Fragen stellen könntest.
Ich finde zwar, dass es unter Gläubigen auch sehr viele Scheinheilige gibt, die vorgeben moralisch besser zu sein, aber sich widersprüchlich verhalten, aber nichts desto trotz muss jeder diese Moral mit seinem gewissen vereinbaren können und ich habe bisher keine fanatische oder fundamentalische Gläubige getroffen, die mir ihre Moral aufdrücken wollten. Wenn dem so passiert wäre, glaube mir, hätte ich auch das Ferne gesucht.
with great power comes great responsibility

Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
(29-06-2012, 20:00)paradox schrieb:
(29-06-2012, 17:16)schmalhans schrieb: Die Morde in Europa an Religionsgegnern und die (religiös motivierten) Überfälle auf Schwule und Lesben lassen mich nicht (mehr) angstfrei leben.
Dann solltest du aber auch genauso nicht angstfrei sein, weil es in diesem Europa Morde durch NSU-Terror gibt und die Behörden offenbar alles tun, um die Spuren zu verwischen. In Belgien gab es vor einigen Monaten einen tödlichen Anschlag auf einen Imam. In Graz wurde eine Moschee von Radikalen attackiert.
In Friedhöfen werden regelmäßig jüdische Gräber geschändet. Nazis führen Demos an und die Polizei prügelt auf die Gegendemonstranten und sehen zu, wenn Nazis mit Steinen werfen.

Ganz recht, und das bin ich auch.

(29-06-2012, 20:00)paradox schrieb: Inwiefern wird auf dich eine Gewalt ausgeübt durch die Beschneidung eines Jungen?

Man nennt das Mitgefühl. Ich möchte nicht, dass das mir passiert, und ich möchte nicht, dass es anderen passiert.

(29-06-2012, 20:00)paradox schrieb: Ich habe aufgrund deiner Meinungen den Eindruck, dass du gläubige Menschen für geistesgestörte, gewalttätige und unberechnbare Menschen hältst, eine Art Phobie dagegen hat und deswegen etwas überreagierst.

Ich meine nicht Menschen, die irgendwie irgendwas glauben und das privat ausleben - bitte schön, sollen sie doch. Tatsächlich merkt man diesen Menschen ihren Glauben meist ebenso wenig an wie ihre Hobbies, etwa Briefmarken zu sammeln. Ich spreche allerdings von religiösen Menschen, Menschen also, die einer indoktrinierenden Ideologie folgen und wollen, dass andere Menschen genauso denken und leben sollen wie sie. Darin unterscheiden sie sich nicht von politischen Ideologien. Und diese begegnen mir leider alle paar Meter und halten mir (und "meinesgleichen") ihre Faust unter die Nase. Und darauf reagiere ich allergisch.
Im übrigen bin ich in der DDR aufgewachsen und weiß also, wie es ist, in einer ideologisch beherrschten Welt zu leben, entindividualisiert zu sein, alles nachplappern zu müssen, was einem vorgesetzt wird und verfolgt wird, weil man "anders" ist. Das möchte ich nie wieder erleben.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
In meiner Familie ist die Beschneidung der Jungen Tradition. Es hat auch nie jemand Probleme damit gehabt.
Auch ich würde es nicht rückgängig gemacht haben wollen.

Trotzdem habe ich mit der Tradition gebrochen, und meinen Sohn nicht beschneiden lassen.

Die körperliche Unversehrtheit des Kindes wiegt für mich stärker als die Tradition, zumal es keine sonstigen (z.B. medizinischen) Gründe dafür gibt, und auch das Hygieneargument ist hier kein Problem mehr.


Dennoch finde ich dieses Verbot übertrieben und falsch.

Diese Traditionen sind bei vielen Menschen derart tief verwurzelt, dass man dem nicht einfach mit einem Verbot begegnen kann.
Beschneidungstourismus oder Besuch vom Barbier wären vorprogrammiert.

Was wünschenswert ist, ist eine öffentliche Diskussion darüber, die dazu führt, dass Traditionen vielleicht auch mal überdacht werden.

Wenn Beschneidungsgegner ihre Argumente hervorbringen, hören viele Gläubige durchaus zu. Zumindest wenn es sich nicht um absurde Vergleiche und haarsträubende Schlußfolgerungen handelt.

Ich stehe zu diesem Thema schon lange in der Diskussion mit vielen aus meiner Familie.


Ansonsten braucht es sicher auch eine Diskussion um Dinge wie z.b. "Ohrenanlegen" bei Kindern (was meines Wissens sogar die Krankenkasse zahlt), und irgendwo auch das Ohrlochstechen, zumindest wenn es sehr früh gemacht wird.
(29-06-2012, 15:12)Koon schrieb: Ich gehe auch fest davon aus das Urteil an einem einzigen Fall festgemacht ist, und Komplikationen durch den Fehleingriff entstanden sein muß. Heutzutage werden Beschneidungen unter Ärtzliche Beobachtung in OP Saal eingeführt, für eine Beschneidung, nicht nur Religiöse Gründe, sondern eine einfache Begründung wie Hygiene reicht schon völlig aus.

Hier wird ja mit dem Urteil kein ganz neues Fass aufgemacht,
strafbar war das schon lange im Rahmen von Körperverletzungen..

Körperverletzungen sind allgemein nach StGb strafbar, im speziellen :

"Anders liegt der Fall bei Beschneidungen, die ohne medizinische Notwendigkeit vorgenommen werden (etwa aus ästhetischen, hygienischen, rituellen oder religiösen Gründen). Dann ist eine Einwilligung der Personensorgeberechtigten stets unwirksam, weil solche Eingriffe in die körperliche Integrität nicht dem "Wohl des Kindes" entsprechen. Ein Operateur, der an einem minderjährigen und nicht einsichtsfähigen Jungen eine medizinisch nicht notwendige Zirkumzision vornimmt, macht sich strafbar, jedenfalls wegen (einfacher) Körperverletzung nach § 223 Absatz 1 des Strafgesetzbuchs (in der Regel dürfte sogar eine gefährliche Körperverletzung nach § 224 des Strafgesetzbuchs vorliegen). Auch die Eltern machen sich in solchen Fällen strafbar, nämlich wegen Beteiligung an der Körperverletzung."

Quelle:
Holm Putzke: Die strafrechtliche Relevanz der Beschneidung von Knaben. Zugleich ein Beitrag über die Grenzen der Einwilligung in Fällen der Personensorge, in: H. Putzke u.a. (Hrsg.), Strafrecht zwischen System und Telos, Festschrift für Rolf Dietrich Herzberg, Mohr Siebeck: Tübingen 2008, S. 669-709

Holm Putzke: Juristische Positionen zur religiösen Beschneidung, in: Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 2008, S. 1568-1570

Holm Putzke: Rechtliche Grenzen der Zirkumzision bei Minderjährigen. Zur Frage der Strafbarkeit des Operateurs nach § 223 des Strafgesetzbuches, in: Medizinrecht (MedR) 2008, S. 268-272

Zum Mediizinrecht:
*http://www.geburtskanal.de/Putzke_Beschneidung_MedR_2008.pdf
(29-06-2012, 21:33)Mustafa schrieb: Dennoch finde ich dieses Verbot übertrieben und falsch.

Diese Traditionen sind bei vielen Menschen derart tief verwurzelt, dass man dem nicht einfach mit einem Verbot begegnen kann.
Beschneidungstourismus oder Besuch vom Barbier wären vorprogrammiert.

Mölicherweise gibt es ja einen Tourismus, nach hiesigem Recht wären die
Verantwortlichen immer noch wegen Beihilfe zu einer Straftat dran, auch wenns im Ausland ist.

Wie es aussieht, waren die letzten 200 Jahre Aufklärung und die Verbannung der Religion in den
Privatbereich der Staatsbürger, für die Katz'.
Was für Blödsinn soll noch kommen?
Ritueller Kannibalismus?
Die Herstellung von Schrumpfköpfen zwecks Ahnenverehrung?
Menschenopfer?
Nun, dies ist ein freies Land und jedem steht es frei, in Länder abzuwandern,
wo derlei absonderliche Gebräuche, Riten und Sitten zum allgemeinen Kulturgut gehören...

Geht ja auch nicht nur Menschen an, siehe schächten von Tieren ?
Mir wird ja gerne Übertreibung vorgeworfen, dabei schildere ich nur tatsächliche Rituale.

Bis jetzt hat mir auch noch keiner gesagt wo man die Grenze ziehen sollte.

Die ganzen Merkwürdigkeiten können ja auch kaum Gottes Wille (von welchem auch immer ) sein,
dann hätte er ja unvollkommene Menschen geschaffen, die von den Menschen noch manuell korrigiert werden müssen.
(29-06-2012, 23:13)Harpya schrieb: Wie es aussieht, waren die letzten 200 Jahre Aufklärung und die Verbannung der Religion in den
Privatbereich der Staatsbürger, für die Katz'.
Was für Blödsinn soll noch kommen?
Ritueller Kannibalismus?
Die Herstellung von Schrumpfköpfen zwecks Ahnenverehrung?
Menschenopfer?
Nun, dies ist ein freies Land und jedem steht es frei, in Länder abzuwandern,
wo derlei absonderliche Gebräuche, Riten und Sitten zum allgemeinen Kulturgut gehören...

Tolle Ideen, die du da hast.Icon_cheesygrin

Mal ehrlich, wenn man ein paar Gedanken weiter geht, dann ist jede Abtreibung auch Mord. Dann möchte ich aber dieselbe Aufregung und Anteilnahme sehen, wenn es um den Schutz von Ungeborenen geht.
Hier wird sich aufgeregt, obwohl man selbst nicht wirklich betroffen ist oder nicht verstehen kann, um was es geht. Mit wievielen Beschnittenen wurde hier denn gesprochen?

Und wenn es darauf hinausläuft, dass das Kind seine Zustimmung dazu erteilen muss, dann wird es eben bereits mit 14 Jahren darüber entscheiden dürfen, obwohl das schon ziemlich spät ist. Hier wird aber in einen Bereich eingegriffen, der eine der wichtigen Dinge der Gläubigen darstellt.

Hauptsache, die Nazis dürfen ihre NPD beibehalten. Das entspricht ja dem Grundgesetz.Angry
Mir kommt es so vor, als ob Deutschland immer rechtslastiger wird in letzter Zeit. Man will zwar einerseits den Dialog fördern, auf der anderen Seite kommen dann solche Entwicklungen und nachweislich werden von Staatsbehörden rechtsradikale Vereinigungen gedeckt.
Da gab es einen Polizisten, der der rechten Szene auf der Spur war, und sein Chef hat ihm befohlen nicht weiter zu machen, weil er sonst mit unbquemen Konsequenzen rechnen musste. Wo bleibt bei solchen Dingen die Aufregung? Deutschland macht gerade einen Rückschritt durch.
with great power comes great responsibility

Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
(29-06-2012, 23:07)Harpya schrieb: Hier wird ja mit dem Urteil kein ganz neues Fass aufgemacht,
strafbar war das schon lange im Rahmen von Körperverletzungen..

Die von dir angegebenen Quellen beziehen sich ja nur auf die Rechtsmeinung von Holm Putzke.
Es gibt auch Juristen, die anderer Auffassung sind.
Nun, das war jetzt ein Einzelurteil eines Landesgerichts. Dieses Urteil muss von anderen Gerichten nicht übernommen werden, wir haben hier nicht das Präjudiziensystem wie in Amerika. Sie ist aber richtungsweisend. Allerdings kann ein höheres Gericht dieses Urteil aufheben, bzw. anders entscheiden.

Übrigens selbst eine Impfung stellt eine Körperverletzung im Sinne dieses Gesetzes dar, auch wenn ich jemandem die Haare rauszupfe. Da gibt es ziemlich kleinliche Dinge.
Es kommt dann auf die Schwere der körperlichen Beeinträchtigung und den nachteiligen Folgen an für die Beurteilung des Strafmaßes, sowie ob es eine Einwilligung durch den Geschädigten bzw. Obsorgeberechtigten gab oder ob es aus anderen Gründen gerechtfertigt erschien.

Es wäre außerdem nicht das erste Mal, das ein Urteil eines Landesgerichts von einem höheren Gericht wieder revidiert und aufgehoben wurde.
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Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
(29-06-2012, 20:22)schmalhans schrieb: Im übrigen bin ich in der DDR aufgewachsen und weiß also, wie es ist, in einer ideologisch beherrschten Welt zu leben, entindividualisiert zu sein, alles nachplappern zu müssen, was einem vorgesetzt wird und verfolgt wird, weil man "anders" ist. Das möchte ich nie wieder erleben.

Eben, das dachte ich mir. Da spricht mehr deine Angst vor einer Rückkehr eines solchen diktierenden die Gesellschaft kontrollieren wollenden Regimes aus dir. Aber wir sind hier in Freiheit aufgewachsen. Wir wollen auch kein Hitler-Regime oder eine DDR, sondern jeder will in Freiheit leben. Dazu gehört nun mal auch die Freiheit in religiösen Dingen bestimmte Dinge entscheiden zu dürfen.

Der Staat stellt die Regeln des Zusammenlebens der in Freiheit lebenden Menschen auf und sollte sich nicht in private Angelegenheiten der Menschen zu sehr einmischen, sofern es nicht um gewichtige Dinge geht.
Mit diesen Verboten gehen wir aber eben in Richtung Kontrollstaat. Die Beschneidung ist unter Juden und Moslems eben schon eine sehr lange und bekannte religiöse Tradition, die nicht eben von heute auf morgen erfunden wurde. Mit solchen Urteilen werden diese aber kriminalisiert und mehr oder weniger auf die Straße gesetzt. Eure Religion könnt ihr irgendwo in Hinterhöfen leben. Was ist das für eine Message?
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Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
(30-06-2012, 02:20)paradox schrieb: Tolle Ideen, die du da hast.Icon_cheesygrin

Mal ehrlich, wenn man ein paar Gedanken weiter geht, dann ist jede Abtreibung auch Mord. Dann möchte ich aber dieselbe Aufregung und Anteilnahme sehen, wenn es um den Schutz von Ungeborenen geht.
Hier wird sich aufgeregt, obwohl man selbst nicht wirklich betroffen ist oder nicht verstehen kann, um was es geht. Mit wievielen Beschnittenen wurde hier denn gesprochen?

Und wenn es darauf hinausläuft, dass das Kind seine Zustimmung dazu erteilen muss, dann wird es eben bereits mit 14 Jahren darüber entscheiden dürfen, obwohl das schon ziemlich spät ist. Hier wird aber in einen Bereich eingegriffen, der eine der wichtigen Dinge der Gläubigen darstellt.

Du vergisst hier ein paar Dinge: Erstens wird Abtreibung zu einem zeitpunkt vorgenommen, wo es sich hart gesagt um eine noch nicht selbstständige Zellansammlung handelt, also noch kein Individuum vorhanden ist,..dass hier unterschiedliche Ansichten aufeinanderprallen ist wünschenswert, eben um eine "Selbstkontrolle" der ethischen Werte zu erhalten,..

zweitens haben sich hier sehr wohl ein paar Beschnittene zu Wort gemeldet, und ich habe meines Erachtens da durchaus mehr Mitspracherecht als du als Unbetroffener,..

und Drittens: Was ist besser? das das Kind eben erst mit 14 Jahren aus freiem Willen beschnitten wird, oder das hier "religiösen Traditionen" ein Hoheitsrecht über die zukünftige Einstellung des Minderjährigen zugestanden wird? Ich persönlich würde den Arzt, der mich beschnitten hat, auf Schadensersatz, Schmerzensgeld, Körperverletzung und was weisichnoch verklagen, wenn, und das ist der Punkt, du zum Zeitpunkt deiner Volljährigkeit keine Möglichkeit mehr zum Zugriff auf diese Personen hättes, da eben die Verjährungsfristen längst gegriffen haben,..

Es wäre doch eine einfache Lösung, die Verjährungsfristen für derartiges so weit anzuheben, dass die Betroffenen mit Volljährigkeit noch auf die Verursacher zurückgreifen könnten,...
Aut viam inveniam aut faciam
(30-06-2012, 02:42)paradox schrieb:
(29-06-2012, 20:22)schmalhans schrieb: Im übrigen bin ich in der DDR aufgewachsen und weiß also, wie es ist, in einer ideologisch beherrschten Welt zu leben, entindividualisiert zu sein, alles nachplappern zu müssen, was einem vorgesetzt wird und verfolgt wird, weil man "anders" ist. Das möchte ich nie wieder erleben.

Eben, das dachte ich mir. Da spricht mehr deine Angst vor einer Rückkehr eines solchen diktierenden die Gesellschaft kontrollieren wollenden Regimes aus dir. Aber wir sind hier in Freiheit aufgewachsen. Wir wollen auch kein Hitler-Regime oder eine DDR, sondern jeder will in Freiheit leben. Dazu gehört nun mal auch die Freiheit in religiösen Dingen bestimmte Dinge entscheiden zu dürfen.

Der Staat stellt die Regeln des Zusammenlebens der in Freiheit lebenden Menschen auf und sollte sich nicht in private Angelegenheiten der Menschen zu sehr einmischen, sofern es nicht um gewichtige Dinge geht.
Mit diesen Verboten gehen wir aber eben in Richtung Kontrollstaat. Die Beschneidung ist unter Juden und Moslems eben schon eine sehr lange und bekannte religiöse Tradition, die nicht eben von heute auf morgen erfunden wurde. Mit solchen Urteilen werden diese aber kriminalisiert und mehr oder weniger auf die Straße gesetzt. Eure Religion könnt ihr irgendwo in Hinterhöfen leben. Was ist das für eine Message?

Die Entscheidung in religiösen Dingen zu entscheiden wird ja keinem grundsätzlich
verweigert, der in der Lage ist überhaupt zu entscheiden.
Nach deiner Argumentation dürfte es ja auch keine Unterscheidung zwischen diktatorischen Regimen
und Religion geben, beide sprechen verbindende Verpflichtungen aus.
Ob etwas eine sehr lange bekannte Tradition ist, ist ja wohl kein Kriterium diese bis in die nächste Steinzeit auszuleben,
willst du etwa auch wieder zu Körperstrafen zurück , wie Handabhacken etc. ?

Die Gewichtigkeit einer Maßnahme muss wohl der Betroffene entscheiden, sollte da wohl nicht bevormundet werden.
Ist die Beschneidung von Mädchen auch unwichtig?
Ab wann wird es für dich nicht mehr unwichtig ?
Wenn etwas nach deiner Meinung sowieso unwichtig ist, kann man's doch auch lassen.

Kann von mir sagen, dass wegen einer etwas extremen Sportart
so im Jahr schon mal 1-2 Rippen oder andere Knochen durchgehen, macht über die Jahre so an die 30 diverse Brüche.
Ne schlichte Prellung oder Verrenkung, Zerrung, Hämatome etc. sind da für mich Kleinkram,
würde trotzdem im Leben nicht von mir auf andere schliessen, geschweige denn anderen das mutwillig verordnen.

Überhaupt hat den Sinn des Ganzen hat hier noch keiner erläutert,
warum das den so wichtig sein soll, weil es immer schon so war ?

Kann doch wohl nicht sein, das jemand wirklich alle alten, lange ausgeübten Traditionen hier für
allzeit zulässig erklärt.
Da hätten wir uns ja die letzten Jahrhunderte Weiterentwicklung sparen können und
gleich auf dem Stand vor 1000 Jahren verharren können.
(30-06-2012, 02:42)paradox schrieb: Was ist das für eine Message?

Die richtige. Laizistische Staaten wie Frankeich haben es vor gemacht (es gibt nicht nur DDR gegen BRD). Natürlich existieren diese Riten seit vielen Jahrhunderten (oder länger). Und das ist der Grund, sie zu tolerieren, gar zu akzeptieren? Andere archaische Riten wurden schließlich auch abgeschafft, warum sollte es mit diesen nicht auch gehen? A: "Wir haben das schon immer so gemacht!" - B: "Man kann Dinge auch schon immer falsch gemacht haben."

(30-06-2012, 02:42)paradox schrieb: Dazu gehört nun mal auch die Freiheit in religiösen Dingen bestimmte Dinge entscheiden zu dürfen.

Richtig, nur wer darf es? Bisher waren es die Eltern, nun hat das Kölner Gericht jetzt zugunsten der Kinder entschieden. Ob das Urteil Bestand hat oder nicht, ist reine Spekulation. In wie weit wir damit angeblich in Richtung Kontrollstaat gehen sollen, ist mir allerdings schleierhaft ...
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
(30-06-2012, 02:20)paradox schrieb: Hauptsache, die Nazis dürfen ihre NPD beibehalten. Das entspricht ja dem Grundgesetz.Angry
Mir kommt es so vor, als ob Deutschland immer rechtslastiger wird in letzter Zeit. Man will zwar einerseits den Dialog fördern, auf der anderen Seite kommen dann solche Entwicklungen und nachweislich werden von Staatsbehörden rechtsradikale Vereinigungen gedeckt.
Da gab es einen Polizisten, der der rechten Szene auf der Spur war, und sein Chef hat ihm befohlen nicht weiter zu machen, weil er sonst mit unbquemen Konsequenzen rechnen musste. Wo bleibt bei solchen Dingen die Aufregung? Deutschland macht gerade einen Rückschritt durch.

Hör auf damit, rechtsextremistische Ungeheuerlichkeiten mit diesem Thema hier zu vermischen, das hat hier nix verloren. Mach dafür bitte ein eigenes Thema auf.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
Ich sagte ja bereits, es hat neben der religiösen Bedeutung auch viel mit Hygiene zu tun:

Zitat:WHO empfiehlt Beschneidung von Männern

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat unlängst eine Empfehlung für die Beschneidung von Männern herausgegeben. Die Beschneidung der Penisvorhaut verringert neuesten Studien zufolge das HIV-Ansteckungsrisiko beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr. Dieses liegt nämlich, so zeigen in Afrika durchgeführte Studien, bei beschnittenen Männern bis zu 60 Prozent niedriger als bei unbeschnittenen. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht geklärt.

*http://de.wikinews.org/wiki/WHO_empfiehlt_Beschneidung_von_M%C3%A4nnern
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Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
(30-06-2012, 09:14)Harpya schrieb: Kann von mir sagen, dass wegen einer etwas extremen Sportart
so im Jahr schon mal 1-2 Rippen oder andere Knochen durchgehen, macht über die Jahre so an die 30 diverse Brüche.
Ne schlichte Prellung oder Verrenkung, Zerrung, Hämatome etc. sind da für mich Kleinkram,
würde trotzdem im Leben nicht von mir auf andere schliessen, geschweige denn anderen das mutwillig verordnen.

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