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Gründe für den Veganismus
(05-07-2019, 13:59)Herodotus schrieb: Was mich an manchen Veganern stört ist ihr Eifern und ihre Verdammung all jener, die nicht so leben wollen. Das kann manchmal schon sektiererische Züge annehmen.
Ich kann mich noch daran erinnern, das es eine Zeit gab, da lebten auf dem Land Menschen mit Nutztieren zusammen und was man auf dem Hof hielt, wurde auch dort geschlachtet, verwertet und verzehrt.



Ich habe eine liebe Kollegin, die sehr für den Klimaschutz ist und immer für die gefährdete Kultur der "indigenen Völker" eintritt

Damit meint sie die Indianer Nordamerikas, die Yanomami Südamerikas (deren Lebensgrundlagen und Kultur offenbar sehr gefährdet ist), aber auch die Inuit im hohen Norden, die Pygmäen in Zentralafrika und die Maori in Neuseeland

Diese indigenen Völker ernähren sich traditionell mit Fleisch !

Die Indianer Nordamerikas waren seit Jahrtausenden Bisonjäger - sie verwerteten alles vom erlegten Bison.
Das Fleisch essen sie, das Fell wird zu Kleidung und Zelten verarbeitet, die Knochen zu Waffen

Ihr kultischer Tanz ums Feuer, wo sie in Extase mit Speeren in die in den Sand geritzte Büffelabbildung stechen ist ein Jagdzauber

Inuit ernähren sich seit Menschengedenken rein tierisch - denn nördlich des Polarkreises wachsen keine Nutzpflanzen

Seltsamerweise ist die Kollegin aber eine militante Vegetarierin

Das paßt nicht zusammen - viele Kollegen schmunzeln oft über diese Kollegin
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(05-07-2019, 13:45)Bion schrieb: Auch die Lebensmittelindustrie kann der veganen Welle was abgewinnen.

Da faellt mir glatt ein Unternehmen ein, das eigentlich durch seine Teewurst allgemein bekannt ist, das sich jetzt auf dieser vegetarischen und veganen Welle eine goldene Nase verdient.

Solche Modetrends sind halt immer leicht auszunutzen. Man denke an diese ganzen "Superfoods", die sehr teuer verkauft werden und im Test auch nicht mehr liefern als heimische, schon immer verwendete Alternativen.
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(05-07-2019, 14:30)Sinai schrieb: Diese indigenen Völker ernähren sich traditionell mit Fleisch !

Die Indianer Nordamerikas waren seit Jahrtausenden Bisonjäger - sie verwerteten alles vom erlegten Bison.

Das stimmt ueberhaupt nicht. Die in den Steppen des Mittelwestens lebenden Staemme sind halt die, die man aus Hollywood-Filmen und -Serien kennt. Die indigenen Voelker der Ostkueste betrieben Ackerbau. Wo ich lebte, in Arizona, bauten die schon immer dort lebenden Staemme hauptsaechlich Mais und alle moeglichen Arten der Kuerbisgewaechse an (bei uns kennt man meist nur Kuerbisse und die Zucchini als europaeische Zuchtform, aber es gibt da Dutzende verschiedene Formen), ausserdem Bohnen. Daneben wurden noch Pinienkerne gesammelt, die Fruechte des Feigenkaktus gebraten, etc. Natuerlich waren sie trotzdem keine Vegetarier.

Urspruenglich hauptsaechlich von der Jagd lebende Staemme gab's da auch, aber die waren erst kurz vor den Europaeern aus dem Norden zugewandert, nachdem die sehr bevoelkerungsreichen Hochkulturen der Gegend zusammengebrochen waren, und uebernahmen auch den Ackerbau von den ansaessigen Staemmen.
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(05-07-2019, 13:45)Bion schrieb: Auch die Lebensmittelindustrie kann der veganen Welle was abgewinnen. Im veganen Mäntelchen lassen sich ehemalige Billigprodukte (Surrogate) gut zu überhöhten Preisen absetzen.

Man akzeptiert damit ein Produkt, das vorwiegend aus Palmöl, Soja, Stärke, Geschmacksverstärkern, Aromen, etc. besteht.

Beispiel Butter und Margarine
Früher galt: "Butterbrot macht Wangen rot" und Pflanzenmargarine war ein Arme-Leute-Essen
Dann kamen riesige amerikanische Peanut Farmer wie Jimmy Carter und plötzlich wurde pflanzliches Streichfett als hochgesund angepriesen
Dann bald wurde pflanzliches Streichfett aus chemisch "gehärtetem" Planzenöl immer moderner. Nicht von selbst. Die Werbeindustrie bewirbt immer diejenigen Produkte, die keiner will (beliebte Produkte braucht man nicht bewerben, das wäre schad ums Geld)
Die allseits beliebte Butter wurde kaum beworben, aber Pflanzenfett wurde überall beworben, obwohl es gewisse Gesundheitsrisiken birgt
Hier wird viel diskutiert, beispielsweise im Stern

"Hartnäckig hält sich etwa die Behauptung, Butter mache dick und verstopfe die Gefäße. Butter-Fans entgegnen stattdessen, Margarine sei ein Industrieprodukt und enthalte ungesunde Transfettsäuren. Was stimmt nun?"

Tatsache oder Trugschluss: Ist Margarine gesünder als Butter ... - Stern
stern.de › Gesundheit
28.07.2015
Rama enthält lauter gesunde Zutaten, wie wir sehen:

Rama (Markenname) - Wikipedia
"Zutaten: pflanzliche Öle und Fette (Raps, Palm), Trinkwasser, Fababohnenprotein, Speisesalz (0,5 %), Emulgatoren (Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren, Lecithine), Konservierungsstoff (Kaliumsorbat), Säuerungsmittel (Citronensäure), Aromen, Vitamine (A, D, E), Farbstoff (Carotin)."
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(05-07-2019, 14:50)Ulan schrieb: Die indigenen Voelker der Ostkueste betrieben Ackerbau. Wo ich lebte, in Arizona, bauten die schon immer dort lebenden Staemme hauptsaechlich Mais und alle moeglichen Arten der Kuerbisgewaechse an


Zweifellos aßen diese Stämme schon immer gerne Mais und Kürbis. Keine Frage !
Aber dennoch aßen sie schon immer gerne Fleisch

Bei der vegetarischen Kollegin geht es aber darum, daß sie sofort zu predigen beginnt, wenn ein Kollege eine Pizza mit Schinken, Mais, Tomaten, Zucchini und Oliven ißt

Der Mais, die Tomaten, die Zucchini und Oliven stört sie nicht - es sind die Schinkenstücke, die sie ärgern - aber nur wenn es in Europa gegessen wird

Viele Kollegen schmunzeln oft über diese Kollegin

Sie ist sehr beliebt und das Ganze hat keine echte Bedeutung
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Ich halte die ethische Debatte für interessanter, als die Gesundheitsdebatte, denn eine Frage mit der ich mich auch beschäftigen müsste ist, wenn wir kein Fleisch essen müssen, wieso tun wir es dann?
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(06-07-2019, 10:24)Holmes schrieb: eine Frage mit der ich mich auch beschäftigen müsste ist, wenn wir kein Fleisch essen müssen, wieso tun wir es dann?


Gute Frage.
Wenn der menschliche Organismus der eines reinen Pflanzenfressers wäre (Hirsch, Reh, Ziege, Rentier) würde er nie Fleisch essen. Selbst wenn ein Rentier am verhungern ist, würde es kein Fleisch fressen, wenn man es ihm hinlegt. 

Offenbar waren die Europäer vor 5000 Jahren Jäger wie die Indianer um 1800
Ackerbau gab es damals in Europa noch nicht, und vom Sammeln von Früchten, Obst und Beeren konnte man nur im Spätsommer leben

Der menschliche Organismus ist für Pflanzen und Fleisch geeignet
So wie etwa das Wildschwein

Durch jahrtausendelange Übung gewöhnten sich die Menschen eine nationale Küche an, jeder Stamm hatte seine Rezepte. Ich denke auch nicht, daß die Menschen so wie heute 300 Gramm Steaks aßen, sondern einen Eintopf kochten. Allerlei Bohnen, Wilderbsen, Wurzeln, Linsen, zufällig gefundene Getreidekörner und Grassamen, Pilze, wurde in Wasser weichgekocht, dazu ein etwas fleischiger Knochen um dem Ganzen einen Fleischgeschmack zu geben

Der Knochen wurde dann nach 3 Stunden herausgehoben, abkühlen gelassen und dem Hund gegeben

Der pflanzliche Eintopf hatte aber Geschmack und Geruch von Fleisch angenommen, dabei auch tierisches Eiweiß, allerlei Mineralien, Spurenelemente und Vitamine aus dem Fleisch (zB Vitamin D) und tierische Fette (Cholesterin) aus dem Knochenmark 

Diese Art von Küche findet man heute noch gelegentlich in der Steppe

Es mußte ja ein ganzer Stamm mit einem erlegten Bison auskommen

Und immer wieder verhungerten Stämme. Im Frühjahr gab es in Europa nördlich der Alpen einfach keine Früchte, Beeren, Pilze zum sammeln

Wenn kein Wildschweinrudel etc vorbeizog und/oder wenn die jungen Männer bei der Jagd ungeschickt waren, verhungerte der ganze Stamm


(06-07-2019, 10:24)Holmes schrieb: Ich halte die ethische Debatte für interessanter

Die "ethische Debatte" ist kulturhistorisch interessant. Das geht in Richtung Brauchtum, Nationalküche (die ja ebenfalls Teil des Brauchtums ist), religiöse Vorstellungen
Die Jagd ist bei den Indianern kein profaner Vorgang, sondern Teil des religiösen Rituals. Da gibt es keine Trennung von Welt und Jenseits. Der Große Geist "Manitou" ist allgegenwärtig, die Schutzgeister der Tiere ebenso

Irgendwann hielt sich vor 4000 Jahren in einem sackförmigen Alpental ein Wildschweinrudel auf  und die Menschen erschlugen ein paar Stück um sich den Hunger zu stillen, aber sie ließen ein paar Stück über - vielleicht die Frischlinge - und hatten die Idee, dem Rudel die Flucht zu verwehren, indem sie am Ausgang der Schlucht Lärm machten, dann Stöcke in die Erde rammten.
Die eingekesselten Tiere bemerkten gar nicht, daß sie gefangen waren. Sie vermehrten sich. Nun holten sich die Menschen immer bei Bedarf ein Stück heraus. Die Tierzucht war entstanden

Das Leben im Paradies war lange vorher. Dort wurde kein Fleisch verzehrt, angeblich fraßen auch die Löwen Pflanzen sagen die Bibelfundamentalisten (was aber schwer vorstellbar ist, denn Löwen haben Reißzähne aber keine Mahlzähne). Wie dem auch sei. Jedenfalls begannen die Menschen erst nach der Vertreibung aus dem Paradies in der Wildnis Fleisch zu essen.

Aus biblischer Sicht ist der Fleischgenuß eine Folge des Sündenfalls

Es ist ja wirklich ein sündhafter Vorgang, wenn ein Tier geschlachtet wird. Das Tier schreit vor Angst und Schmerzen, überall Blut
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Zum vegatarischen Paradies der Bibel siehe auch den Thread:
Christentum und Theologie > vegetarisches Paradies

Erst nach der Sintflut sprach Gott:
"Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen." Gen 9,3 (Einheitsübersetzung)

Aßen die Menschen in der langen Zeit von der Vertreibung aus dem Paradies bis zur Sintflut kein Fleisch - weil es ihnen ekelte (wie ja auch keine Ziege Fleisch ißt) oder wurde verbotenerweise Fleisch gegessen ? Gibt es da Erwähnungen in der Genesis ? Dies wäre interessant

Fraßen die Löwen in der langen Zeit von der Vertreibung aus dem Paradies bis zur Sintflut ebenfalls kein Fleisch ?
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Sinai schrieb:Offenbar waren die Europäer vor 5000 Jahren Jäger...

Nein.

Die Neolithisierung, also das Sesshaftwerden der Menschen, die Produktion der Nahrungsmittel durch Ackerbau (Feldbau) und Viehzucht, die Herstellung von Keramikgefäßen und damit der Vorratshaltung, etc., begann in Griechenland und im unteren Donauraum um ca. 7000/6500 vC und breitete sich von dort weg im Laufe der nächsten 1000/1500 Jahre über das Meer und die Donau aufwärts auf Süd- und Mitteleuropa aus.
MfG B.
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(06-07-2019, 10:24)Holmes schrieb: Ich halte die ethische Debatte für interessanter, als die Gesundheitsdebatte, denn eine Frage mit der ich mich auch beschäftigen müsste ist, wenn wir kein Fleisch essen müssen, wieso tun wir es dann?

Dass WIR kein Fleisch essen "müssten"?


Wer ist WIR? Menschen die körperlich sehr aktiv sind, können ihre Energiebedarf nicht allein mit Wurzelsuppe und Salat abdecken. Phosphor, Kalzium einige Vitamin B -Sorten.. Folsäure.. usw. usf.. sind  am leichtesten über fleischliche Nahrung zugänglich. Als gelegentlicher Fleischverzehrer muss man über kein Spezialwissen bezüglich Nährwerte verfügen.. Als Veganer kann man sich diesen Bildungsmangel nicht leisten.

Und warum essen wir Fleisch. Unsere Geschmacksvorlieben lernen wir in unserer Kindheit. Hätte uns Mamma in den ersten  Lebensjahren  auch öfter mal frittierte Regenwürmer, kandierte Kakerlaken und "wandernden" Käse kredenzt, würden wir heute unseren selbstangebauten Salat am allerliebsten ungewaschen zu uns nehmen...

Und wenn jeder sein Schnitzel und seine Hühnchnkeulen selbst schlachten und rupfen müsste.. würde Fleisch überhaupt nur sehr sehr selten auf unserem Teller liegen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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Bezüglich Ethik des Fleischkonsums:

Früher mal, verwertete man immer das ganze Tier. Womit ein einziges Tier für viele Tage reichte. Heute, fressen wir nur noch die allerbesten Stücke. Das ist der Unterschied zwischen ethisch und nicht ethisch.. bezüglich unseres Fleischkonsums.

Zuerst aß man die leichtverderblichen Innereien, während das Muskelfleisch 2 Wochen an einem kühlen Ort abhängen konnte.. weil es sonst zu zäh war. Ein großer Teil wurde eingesalzen (gepökelt). Stark mit Fett durchwachsene Teile wurden durch Räuchern haltbar gemacht. Mit Getreide wie Gerste, Grünkern wurde zusammen mit gepökeltem und geräucherten Fleisch ein sättigender Eintopf gekocht. Ein Festmal.. an besonderen Tagen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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(06-07-2019, 10:24)Holmes schrieb: Ich halte die ethische Debatte für interessanter


(06-07-2019, 17:05)Geobacter schrieb: Bezüglich Ethik des Fleischkonsums:

Früher mal, verwertete man immer das ganze Tier.


Die ethische Debatte kann auf zwei Ebenen geführt werden:

1.) Das heutige Problem der Verschwendung. Die begehrten Teile des Tieres werden gegessen, viele Teile aber werden weggeworfen. Obwohl das auch nicht so stimmt - die Industrie wirft alle derartige Teile "in die Würste", die Hersteller von Kebab (die auch längst eine Industrie mit Tiefkühllagern ist) geben derartige Teile "in den Kebab"
Was dann noch übrig bleibt, wird zu Hundefutter und Katzenfutter verarbeitet, aus der Speiseröhre der Schlachttiere machen sie Kaustangen für Hunde 
Auch das ist längst eine Industrie
Und überschüssiges Tierfett wird an die chem. Industrie geliefert, die erzeugt Seife etc

2.) Die Frage des Tierleides. Interkontinentale Tiertransporte quer durch den Kontinent Europa und der Streß der Tiere in den Schlachthöfen
Massentierhaltung für Säugetiere und engste Käfighaltung für Geflügel
Für Kalbfleisch wird das Kalb dem Muttertier weggenommen, dieses weint wochenlang die ganze Nacht und ruft nach ihrem Kalb. Hier ist viel Tierleid
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(06-07-2019, 16:56)Geobacter schrieb: Menschen die körperlich sehr aktiv sind, können ihre Energiebedarf nicht allein mit Wurzelsuppe und Salat abdecken.

Ich denke, Fleisch ist kein guter Energielieferant. Fleisch enthält tierisches Protein und allerlei Spurenelemente und Vitamin D
aber für die Energieversorgung ist Reis, Getreide und Brot, Reis, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Zucker viel besser (Kohlehydrate)
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(06-07-2019, 16:07)Bion schrieb:
Sinai schrieb:Offenbar waren die Europäer vor 5000 Jahren Jäger wie die Indianer um 1800

Nein.

Die Neolithisierung, also das Sesshaftwerden der Menschen, die Produktion der Nahrungsmittel durch Ackerbau (Feldbau) und Viehzucht, die Herstellung von Keramikgefäßen und damit der Vorratshaltung, etc., begann in Griechenland und im unteren Donauraum um ca. 7000/6500 vC und breitete sich von dort weg im Laufe der nächsten 1000/1500 Jahre über das Meer und die Donau aufwärts auf Süd- und Mitteleuropa aus.

Hallo 'Bion' - so stark weicht meine Schätzung nicht von Deiner ab.
Ich schrieb "vor 5000 Jahren"
Und wenn man Deine Schätzwerte nimmt und zusammenrechnet, so kommt man auf 5000 bis 6000
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Fleisch esse ich, weil es schmeckt. Momentan brutzelt ein leckeres Gulasch im Ofen.
Mit viel Zwiebeln und Paprikaschoten und Tomaten und einem guten Kilo Fleisch.
Dazu gibt es morgen Rotkraut und Klöße.
Sättigend, wohlschmeckend und gut.
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