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Christus als Lehrer
(02-01-2022, 08:06)Helmuth schrieb:
(02-01-2022, 00:16)Apollonios schrieb: Statt diesen einfachen Sachverhalt verständlich mitzuteilen, verhüllt er ihn in einem Gleichnis, das nicht einmal seine vertrauten Anhänger verstehen, weswegen er es ihnen später auslegt. Verstanden hat das Gleichnis überhaupt niemand.

Das stimmt, aber dabei ist es nicht geblieben. Du suchst nun dazu eine negative Auslegung, die mit einer bösen Absicht einhergeht, er verhülle es absichtlich, damit es nur niemand versteht. Das ist deine Auslegung, und ich teile sie nicht. Korrigiere mich aber, falls ich das falsch interpretiert habe.

Ich gebe dir meine Auslgung (die vermutlich du nicht teilen wirst):

Jesu Absicht war es nicht, den Jüngern Dinge auf komplizierte Weise zu erklären, damit sie keiner verstehen könnte, dass sie also nicht gerettet werden sollten, sondern dass sie die Gesetzmäßigkeiten des Reich Gottes (RG) daran lernen. Und das ging m.E. nicht anders, denn das RG ist schon auch vielschichtig. Und darum gebrauchte er viele Gleichnisse.

Er lehrte die Jünger so, wie du das vielleicht noch vom Schulunterricht kennst. Hast du Sinus, Cosinus Tangens, Logarithmen, e-Funktionen, Folgen und Reihen etc. etc. immer sofort verstanden? Als ich gewisse Dinge das erste mal gehört habe, verstand ich mal "Bahnhof". Aber man erlernt es, wenn man willens ist. Erst einige Jahre später erkennt man, wie man diese Dinge in seinem Leben einer täglichen Anwendung zuführen kann. Ich hätte ansonsten meinen Beruf nicht ausüben können. Dazu passt das Sprichwort :"Gut Ding braucht Weile."

Die Jesus-Schule ist in der Art auch eine Schule und dauerte für seine Schulklasse 3 Jahre. Jesus ist gar nicht davon ausgegangen, dass die Apostel sofort alles verstehen. Sie waren ja einfache Menschen und mehrere zeigten sich wirklich begriffsstützig. Und Jesus hielt ihnen das nicht bloß einmal vor und verwunderte sich dabei. Er war als Sohn Gottes eben auch auch nur Mensch, dem man auf den Wecker gehen konnte.

Bei dieser Schule wird aber anders als in der natürlichen Schule nicht bloß der Intellekt, sondern in erster Linie der Geist geschult, d.h. es wird dein Herz geformt. Das ist eine andere Ebene. Das Herz vieler Menchen verweigert die Annahme der Lehren Jesu oder sie bringen es nicht zur fruchtbringenden Anwendung, was er nun mit dem Sämanngleichnis zum Ausdruck bringt.

Aber wenn du meinst, du könntest das unkomplizierter machen, dann bitte lehre mich, wie Jesu Lehre wesentlich einfacher ohne die Gleichnisse vermittelt werden kann. Kannst du das?

Ich teile deine Auslegung nicht, weil sie sich von dem Text, der ausgelegt werden soll, weit entfernt. Ich halte mich strikt an den Text gemäß gutem philologischem Brauch. Die absichtliche Verhüllung geht aus den diesbezüglich übereinstimmenden Texten der drei Synoptiker explizit hervor. 

Zu deinem Vergleich mit Schulunterricht: Ich habe die trigonometrischen Funktionen usw. ziemlich schnell verstanden, weil ich einen guten Mathelehrer hatte, der die Sachverhalte klar und anschaulich präsentierte. Gute Didaktik eben. Hätte er wie der Jesus der Synoptiker erst mal mit einem Gleichnis begonnen und etwas von Meereswellen erzählt, um den Sinusgraph einzuführen, und uns dann aufgefordert das Gleichnis auszulegen, dann hätten wir Schüler uns schwergetan mit dem Sinus. Gerade dein Vergleich mit Schulunterricht veranschaulicht das, was ich meine: Gleichnisse sind prinzipiell miserable Didaktik (wenn man von der Verhüllungsabsicht absieht und annimmt, wie du es tust, dass sie verstanden werden sollen). Daher haben ja - laut übereinstimmender Überlieferung - nicht einmal die Jünger das Gleichnis vom Sämann verstanden, es musste ihnen ausgelegt werden. Kein Schullehrer, der bei Verstand ist, präsentiert den Stoff anhand von Gleichnissen. Geschweige denn, dass er in Analogie zum Jesus der Synoptiker die Klasse aufteilt in eine kleine Elite, die verstehen kann und soll, und einen Haufen von hoffnungslosen Fällen, die sowieso nichts begreifen und daher auf jeden Fall sitzenbleiben. 

Du schreibst, dass im Unterricht von Jesus das Herz geformt werden soll. Betrachten wir unter diesem Aspekt das Gleichnis vom Sämann ("Euch [Jüngern] ist das Geheimnis des Gottesreichs gegeben; denen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil, damit sie [...] nicht verstehen"), so zeigt sich: Nicht nur die Didaktik, sondern auch die Herzensbildung ist miserabel, ja katastrophal. Den Jüngern wird (wie in Sekten üblich) ein Elitebewusstsein vermittelt. Sie sind Gottes auserwählte Lieblinge, die auf jeden Fall gerettet werden, während die "übrigen" (Lukas), "die, die draußen sind" (Markus), also die Masse der Menschen, der dumme Pöbel, keine Chance haben. Bezeichnenderweise wird der versammelten Menge "draußen" (nach den Synoptikern "viel Volk") kollektiv pauschal jede Verständnisbereitschaft abgesprochen und damit eine Kollektivschuld zugeschoben (analog der kollektiven Verdammung ganzer Ortschaften Lukas 10,13-15). Kollektivschuld und Kollektivverdammung, gern auch unter Einbeziehung der noch ungeborenen Nachkommen der Sünder, war für damalige Verhältnisse ganz normal, wie schon bei den Propheten, somit insofern bei Jesus nichts Neues. Ein unbefangener Historiker wird daran keinen Anstoß nehmen, vielmehr diese Haltung kulturgeschichtlich einsortieren und aus den Umständen erklären. Unverständlich ist für mich nur, wie eine solche Einstellung zur Herzensbildung heutiger Menschen beitragen soll. Auf diese Sorte Herzensbildung sollte ein anständiger Mensch dankend verzichten.

Abschließend fragst du, ob ich Jesu Lehre ohne Gleichnisse einfacher vermitteln könnte. Die Antwort ist natürlich nein, da nach christlicher Auffassung ein Nichtchrist die Lehre nicht verstanden haben kann, sonst wäre er ja zwangsläufig Christ. Aber das ändert nichts daran, dass die Gleichnisse überflüssig sind, weil jedes eine Auslegung hat und man statt des Gleichnisses gleich die Auslegung, also den gemeinten realen und konkreten Inhalt, vortragen könnte - wenn man überhaupt die Absicht hat, sich verständlich zu machen. Aber wenn man will, dass die Zuhörer "hören und nicht verstehen" (Markus 4,12), dann sind Gleichnisse das Mittel der Wahl.
(02-01-2022, 00:16)Apollonios schrieb: Ja, Geheimnisse und Gleichnisse sind nicht synonym. Die Gleichnisse der Evangelien sind ein Spezialfall von Geheimnissen: Es sind unnötig geschaffene, künstlich mit Absicht erzeugte Geheimnisse. Ich nenne das Geheimnistuerei oder Geheimniskrämerei, jetzt speziell auf Jesus bezogen, weil Jesus auch einfache, eigentlich allgemeinverständliche Sachverhalte unnötig verhüllt und unverständlich oder schwer verständlich vorträgt, und zwar zugegebenermaßen mit Absicht: Die Hörer sollen nicht aufgeklärt, sondern verwirrt und mit der Unverständlichkeit beeindruckt werden; sie sollen hören und nicht verstehen. Zu dieser Vorgehensweise bekennt sich Jesus, an Jesaja anknüpfend, sogar explizit. Auf diese Art verschafft sich der Schriftgelehrte Jesus Autorität beim einfachen Volk, das staunend dasteht.  

Gerade das Gleichnis vom Sämann ist ein gutes Beispiel. Der Inhalt ist einfach: Die Hörer des Predigers werden in vier Gruppen eingeteilt, die je nach ihrer Disposition unterschiedlich auf die Botschaft reagieren, so wie es Jesus den Jüngern in seiner Auslegung des Gleichnisses erklärt. Statt diesen einfachen Sachverhalt verständlich mitzuteilen, verhüllt er ihn in einem Gleichnis, das nicht einmal seine vertrauten Anhänger verstehen, weswegen er es ihnen später auslegt. Verstanden hat das Gleichnis überhaupt niemand. Er hat es einem großen Publikum einschließlich der Jünger vorgetragen im Wissen und in der Absicht, dass niemand es versteht. Der Inhalt ist keineswegs mystisch, sondern simpel; durch die Verhüllung im Gleichnis wird er mystifiziert. Mit solchen Mystifikationen arbeitet der Jesus der Evangelisten auch sonst. Das ist genau das Gegenteil von dem, was ein guter Lehrer macht. Ein guter Lehrer klärt auf; Jesus verwirrt. Ein guter Lehrer enthüllt; Jesus verhüllt. Das bekräftigt die These meines Eröffnungsbeitrags: Jesus (gemeint: der Jesus der Evangelisten) ist ein miserabler Lehrer. Er predigt dem Volk, aber er versucht nicht einmal, sich verständlich zu machen, und das bedeutet: Er hat keinen Respekt vor seinen Hörern. Er nimmt sie nicht ernst, sondern hält sie zum Narren. Was das mit Nächstenliebe zu tun hat, bleibt sein Geheimnis.
Ich gebe Dir Recht, dass Religionslehren keine Geheimnisse enthalten sollten. Wer Geheimnisse sein eigen nennt übt Macht aus oder versteht oft selbst nicht, was er hier gemäss Lehrauftrag der Kirche zu erzählen hat.

Das Gleichnis vom Sämann jedoch sollte für uns ja kein Problem darstellen. Die damaligen Menschen jedoch hatten selbst mit so einfachen Darstellungen Mühe. Wie erst, wenn Jesus vom Reich Gottes sprach, sowas konnten sie sich einfach nicht vorstellen.

Nur die Jünger gingen danach zum Meister und erkundigten sich. Aber auch sie sahen ja täglich die Krankenheilungen und anderen Wunder und glaubten teilweise doch nicht, hörten, er sei der Sohn Gottes, und glaubten nicht. Was hätte er noch tun können?

Jesus war nicht als Lehrer inkarniert worden. Jesu Christi Auftrag war die Erlösung. Explizit hat er den Geist der Wahrheit versprochen, da es noch so viel gäbe, das sie noch nicht verstehen können.
(02-01-2022, 00:16)Apollonios schrieb: Statt diesen einfachen Sachverhalt verständlich mitzuteilen, verhüllt er ihn in einem Gleichnis, das nicht einmal seine vertrauten Anhänger verstehen, weswegen er es ihnen später auslegt. Verstanden hat das Gleichnis überhaupt niemand.

(02-01-2022, 08:06)Helmuth schrieb: Er lehrte die Jünger so, wie du das vielleicht noch vom Schulunterricht kennst. Hast du Sinus, Cosinus Tangens, Logarithmen, e-Funktionen, Folgen und Reihen etc. etc. immer sofort verstanden?

Ein gutes Beispiel. Ich brauchte viele Anläufe, um das Zeug - das mich ehrlich gesagt eh nicht interessierte - zu verstehen.


(03-01-2022, 15:47)Apollonios schrieb: . . . Die absichtliche Verhüllung . . .

Gleichnisse sind prinzipiell miserable Didaktik

Die auffällig vielen Gleichnisse in der jüdischen Kultur begannen lange vor Christus !
Ist ja auch kein Wunder. Eine von den Griechen unterdrückte Nation schafft Geheimbünde und probt den Aufstand. Makkabäer. Bei der Rekrutierung von Partisanen wird nicht im Klartext geredet. Nicht zur Zeit der Makkabäer, nicht zur Zeit des römischen Klientelkönigs (Kollaborateurs) Herodes, nicht zur Zeit des Jüdischen Krieges, nicht zur Zeit Bar Kochbas, nicht zur Zeit der Inquisition, nicht 1941

Alles klar ?
(02-01-2022, 16:59)petronius schrieb: du vermutest gern und viel, will mir scheinen

aber klar, warum nicht- jedem seine privattheologie

does it spark joy?

Ja, klar - machen wir doch alle.

Zuerst unternahm ich den Versuch, auf die Aussage von Ekkard Beitrag 221, der Erlösungstat Jesu Christi keinen Sinn abringen zu können, darauf eine Antwort zu geben. Dass man hier vielleicht etwas über den Tellerrand rausblicken muss ist vielleicht etwas ungewöhnlich.

Anererseits bezieht man sich hier auf eine Bibel (NT), die auf recht abenteuerliche Weise entstanden ist und von der keine Originale mehr vorhanden sind. Die älteste Abschrift aus dem 4. Jh - der Kodex Sinaiticus - eine Abschrift einer griechischen Vorlage unbekannter Herkunft. Julius Wellhausen meint, die Anzahl der Abweichungen sei Legion.

Wir vermuten doch alle, dass das was uns hier als heilige Schrift vorfinden, noch ein Fünkchen Wahrheit enthält. Was ich dagegen gemacht habe, ist der Versuch, darüber den grossen Bogen zu spannen, dass daraus der Sinn unseres Lebens einerseits und auch die Erlösungstat Jesu Christi in vernünftigem Licht erscheint.
(02-01-2022, 18:15)Sinai schrieb: Hand aufs Herz — was war schon bei Jesu Handlungen sinnvoll / zweckmäßig / rational ??

Jesus traue ich mittlerweile alles zu !

Ich gehe davon aus, dass Du wenigstens der Verwandlung von Wasser in Wein einen gewissen Sinn abringen könntest??
(02-01-2022, 18:17)Sinai schrieb:
(02-01-2022, 16:53)Farius schrieb: Die Seele Jesu ist ja nach dem Tode direkt in die Hölle niedergestiegen, was vermuten lässt, dass alle gefallenen Engel erlöst sind

Satan auch ?

Ja klar.
Hätte Christus ihn auslöschen wollen, hätte er es sofort getan.

Ich glaube, das Gleichnis vom verlorenen Sohn bezieht sich auf Satan - der als letzter von allen wieder heimkehrt.
(02-01-2022, 19:29)petronius schrieb:
(02-01-2022, 18:09)Farius schrieb: wir sind die gefallenen Engel

echt jetzt?

ist ja ein nettes geschichtlein, aber warum denkt man sich so was aus und glaubt es dann auch noch daran?

ich verstehe die motivation nicht hinter dieser selbstdenunziation

Vermutlich weil Du nicht alles gelesen hast.

Es geht um den Versuch, dem Leben und der Erlösungstat Jesu einen Sinn abzuringen. Aber ich bin gerne bereit, Deine Version zu lesen - Ekkard hat schon Mal gesagt, er verstehe es nicht.
(03-01-2022, 18:08)Farius schrieb:
(02-01-2022, 18:15)Sinai schrieb: Hand aufs Herz — was war schon bei Jesu Handlungen sinnvoll / zweckmäßig / rational ??

Jesus traue ich mittlerweile alles zu !

Ich gehe davon aus, dass Du wenigstens der Verwandlung von Wasser in Wein einen gewissen Sinn abringen könntest??

Ein moderner Jesus würde schädlichen Wein in Bio Wasser verwandeln
(03-01-2022, 18:12)Farius schrieb:
(02-01-2022, 18:17)Sinai schrieb:
(02-01-2022, 16:53)Farius schrieb: Die Seele Jesu ist ja nach dem Tode direkt in die Hölle niedergestiegen, was vermuten lässt, dass alle gefallenen Engel erlöst sind

Satan auch ?

Ja klar.
Hätte Christus ihn auslöschen wollen, hätte er es sofort getan.

Ich glaube, das Gleichnis vom verlorenen Sohn bezieht sich auf Satan - der als letzter von allen wieder heimkehrt.

Süüß !!  Heart  Heart  Heart  Heart  Heart  Heart  Heart  Heart  Heart  Heart
(02-01-2022, 19:32)Ulan schrieb:
(02-01-2022, 17:13)Farius schrieb: Dabei ist natürlich zu bemerken, dass, so es ihn gibt, er sich sehr darüber freut, dass so wenigen daran glauben. So es ihn nicht gäbe, sich die Frage stellt, wie er den Weg in die Bibel gefunden hat.

Seltsame Argumentation. Aber das ist doch kein Geheimnis. Nach alter isrealitischer Vorstellung war Satan nicht boese, sondern der Anwalt Gottes. Er war Gottes Bediensteter, der geschickt wurde, um Menschen zu pruefen. Seine Tests waren also auf Gottes Mist gewachsen.

Die neuere Teufelsfigur kam, als das Judentum unter persischem Einfluss umgestaltet wurde, mit dem typischen Dualismus zwischen Gut und Boese der zoroastrischen Religion. In der persischen Religion hatte der "gute" Gott, Ahura Mazda, der mit dem Himmel und der Erloesung, einen boesen Gegenspieler (auch die Sache mit der Endschlacht und dem Endgericht kommt aus der persischen Religion). Im Judentum uebernahm dann der Teufel (Satan plus ein paar andere Figuren, die absorbiert wurden) diese Rolle des Gegenspielers des guten Gottes. Dieser persische Einfluss findet sich schon in der Tora, aber da noch nicht so voll ausgepraegt. Die apokryphen juedischen Texte der Periode des 2. Tempels sind da in ihren Schilderungen etwas drastischer. Dort findet sich auch das Schicksal Satans und der "gefallenen Engel".

Zur Zeit Jesu war dieses neue Bild vollkommen in die Vorstellungen der Leute integriert. Allerdings sind die Versuchungen Satans hier in den Evangelien immer noch sehr nahe an der alten Vorstellung von Satan als dem Pruefer der Menschen. Er testet ja nur, ob Jesus seiner Aufgabe wuerdig ist. Die Engel stehen dabei und warten das Resultat des Tests ab. Jesus bestand die Eignungspruefung fuer seinen Job.

Zugegeben, die Argumentation ist seltsam. Aber unabhängig davon, was die alten und uralten Völker geglaubt haben - wobei Du dies sehr gut dargestellt hast - stellt sich doch die Frage, ob es ein glaubwürdiges, vernünftiges Christliches Weltbild gibt, wo alle Elemente wie Erlösung, Auferstehung, Ursache des Menschenlebens, Satan/Luzifer ihren Platz haben.
(03-01-2022, 19:15)Farius schrieb: Zugegeben, die Argumentation ist seltsam. Aber unabhängig davon, was die alten und uralten Völker geglaubt haben -

alte Völker — Israel zur Zeit Mose
uralte Völker — Vodoo in der Region Benin
(03-01-2022, 16:52)Farius schrieb:
(02-01-2022, 00:16)Apollonios schrieb: Gerade das Gleichnis vom Sämann ist ein gutes Beispiel. Der Inhalt ist einfach: Die Hörer des Predigers werden in vier Gruppen eingeteilt, die je nach ihrer Disposition unterschiedlich auf die Botschaft reagieren, so wie es Jesus den Jüngern in seiner Auslegung des Gleichnisses erklärt. Statt diesen einfachen Sachverhalt verständlich mitzuteilen, verhüllt er ihn in einem Gleichnis, das nicht einmal seine vertrauten Anhänger verstehen, weswegen er es ihnen später auslegt. Verstanden hat das Gleichnis überhaupt niemand. Er hat es einem großen Publikum einschließlich der Jünger vorgetragen im Wissen und in der Absicht, dass niemand es versteht. Der Inhalt ist keineswegs mystisch, sondern simpel; durch die Verhüllung im Gleichnis wird er mystifiziert. Mit solchen Mystifikationen arbeitet der Jesus der Evangelisten auch sonst. Das ist genau das Gegenteil von dem, was ein guter Lehrer macht. Ein guter Lehrer klärt auf; Jesus verwirrt. Ein guter Lehrer enthüllt; Jesus verhüllt. Das bekräftigt die These meines Eröffnungsbeitrags: Jesus (gemeint: der Jesus der Evangelisten) ist ein miserabler Lehrer. Er predigt dem Volk, aber er versucht nicht einmal, sich verständlich zu machen, und das bedeutet: Er hat keinen Respekt vor seinen Hörern. Er nimmt sie nicht ernst, sondern hält sie zum Narren. Was das mit Nächstenliebe zu tun hat, bleibt sein Geheimnis.

Jesus war nicht als Lehrer inkarniert worden. Jesu Christi Auftrag war die Erlösung. Explizit hat er den Geist der Wahrheit versprochen, da es noch so viel gäbe, das sie noch nicht verstehen können.
Vorab zum Grundsätzlichen: Wie im Diskussionsverlauf schon öfters betont wurde, muss zwischen dem historischen Jesus, dem Jesus der Synoptiker sowie den Jesusbildern der einzelnen Synoptiker unterschieden werden. Diese Differenzierungen missachte ich nicht. Es gibt aber durchaus unter den Synoptikern einen umfangreichen Grundstock von gemeinsamen Überzeugungen und gemeinsamem Überlieferungsgut, und es gibt auch eine beträchtliche Wahrscheinlichkeit, dass manches davon auf den historischen Jesus zutrifft, etwa die Gewohnheit in Gleichnissen zu reden und die scharfe Trennung zwischen der Elite (seinen Jüngern und sonstigen Verehrern) und den hoffnungslos unverständigen Volksmassen. Wenn ich also über Jesus als Lehrer schreibe und eine Diskussion darüber eröffnet habe, dann beziehe ich mich auf das Jesusbild, das sich aus dem gemeinsamen Überlieferungsgut der Synoptiker und den Gemeinsamkeiten ihrer Konzepte ergibt und mutmaßlich einen nicht ganz falschen Eindruck von den Aktivitäten der historischen Person vermittelt. Dazu gehört insbesondere die Lehrtätigkeit.

Er war nämlich durchaus Lehrer, die Lehrtätigkeit spielte in seinem Auftreten und Wirken eine zentrale Rolle (Markus 4,1: "Wieder einmal begann er am See zu lehren", Lukas 4,15: "Er lehrte in ihren Synagogen", Lukas 13,10: "Am Sabbat lehrte er in einer der Synagogen", Matthäus 4,23: "Jesus durchwanderte ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen"). Vgl. die knappe Zusammenfassung in Wikipedia: "Jesu Predigt- und Argumentationsstil ist rabbinisch [...]. Seine ersten Jünger nannten ihn "Rabbi" (Mk 9,5; 11,21; 14,45; Joh 1,38.49; Joh 3,2; 4,31 u. a.) oder „Rabbuni“ („mein Meister“: Mk 10,51; Joh 20,16). Diese aramäische Anrede entsprach dem griechischen διδάσκαλος für „Lehrer“." Da er also als Lehrer auftrat, kann er als solcher kritisiert werden. Der Einwand, er sei "nicht als Lehrer inkarniert worden", zieht nicht. Meine Kritik bezieht sich auf das, was von der Lehrtätigkeit Christi überliefert ist und heute noch für Christen - unabhängig von der Konfession - maßgeblich ist. Daher besteht diese Kritik unabhängig von den unterschiedlichen Antworten auf die Frage, inwieweit die Überlieferung authentisch oder fiktional ist. Wenn die Jesusdarstellungen der Synoptiker fiktional sind, dann gilt die Kritik den Inhalten dieser Fiktion, die in der Lebenswirklichkeit sehr real ist, weil sie ja bei den Christen als historische Realität und Voraussetzung der Erlösung gilt.   
(03-01-2022, 19:35)Apollonios schrieb: Es gibt aber durchaus unter den Synoptikern einen umfangreichen Grundstock von gemeinsamen Überzeugungen und gemeinsamem Überlieferungsgut, und es gibt auch eine beträchtliche Wahrscheinlichkeit, dass manches davon auf den historischen Jesus zutrifft, etwa die Gewohnheit in Gleichnissen zu reden und die scharfe Trennung zwischen der Elite (seinen Jüngern und sonstigen Verehrern) und den hoffnungslos unverständigen Volksmassen. Wenn ich also über Jesus als Lehrer schreibe und eine Diskussion darüber eröffnet habe, dann beziehe ich mich auf das Jesusbild, das sich aus dem gemeinsamen Überlieferungsgut der Synoptiker und den Gemeinsamkeiten ihrer Konzepte ergibt und mutmaßlich einen nicht ganz falschen Eindruck von den Aktivitäten der historischen Person vermittelt. Dazu gehört insbesondere die Lehrtätigkeit.

Das Markusevangelium ist z.B. ganz offensichtlich auf zwei Ebenen geschrieben, die alles, was Du hier im Zitat gesagt hast, verbinden. Z.B. die Daemonenaustreibung in der Synagoge im 1. Kapitel ist so, als Bild, an die etwas einfach gestrickteren Zuhoerer gerichtet, die man mit drastischen Bildern erreicht. Wer genauer zuhoert, sieht, worum es geht. "27 Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl." Er lehrt also und treibt den "unreinen Geist" aus. Das zeigt, was Markus hier eigentlich beschreibt, naemlich dass Jesus ein charismatischer Lehrer war. Irgendwie bleibt da nicht mal das Wunder uebrig.

Markus arbeitet ueberhaupt mit sehr vielen Andeutungen. Ich gehe davon aus, dass seine Bearbeiter (Matthaeus, Lukas) das nicht immer ganz verstanden haben.
(03-01-2022, 19:35)Apollonios schrieb: Er war nämlich durchaus Lehrer, die Lehrtätigkeit spielte in seinem Auftreten und Wirken eine zentrale Rolle (Markus 4,1: "Wieder einmal begann er am See zu lehren", Lukas 4,15: "Er lehrte in ihren Synagogen", Lukas 13,10: "Am Sabbat lehrte er in einer der Synagogen", Matthäus 4,23: "Jesus durchwanderte ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen"). Vgl. die knappe Zusammenfassung in Wikipedia: "Jesu Predigt- und Argumentationsstil ist rabbinisch [...]. Seine ersten Jünger nannten ihn "Rabbi" (Mk 9,5; 11,21; 14,45; Joh 1,38.49; Joh 3,2; 4,31 u. a.) oder „Rabbuni“ („mein Meister“: Mk 10,51; Joh 20,16).

Ja, das stimmt.
(03-01-2022, 18:05)Farius schrieb: Wir vermuten doch alle, dass das was uns hier als heilige Schrift vorfinden, noch ein Fünkchen Wahrheit enthält

eigentlich nicht. jedenfalls nicht in dem sinn, wie du das jetzt meinst

Zitat:Was ich dagegen gemacht habe, ist der Versuch, darüber den grossen Bogen zu spannen, dass daraus der Sinn unseres Lebens einerseits und auch die Erlösungstat Jesu Christi in vernünftigem Licht erscheint.

nun ja - ich finde wenig vernünftiges (meinem verständnis von vernunft entsprechend) daran, sich einfach irgendwelche geschichtlein auszudenken, um etwas zu plausibilisieren
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)


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