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(07-01-2022, 21:42)Apollonios schrieb: (05-01-2022, 19:04)Farius schrieb: Natürlich hat Jesus auch gelehrt. Er zog von Dorf zu Dorf und man brachte ihm alle Kranken. Aber erst sprach er zu ihnen. Er hätte gerne gehabt, dass sie ihn verstanden, dass sie begriffen hätten, dass er der Sohn Gottes und der Messias ist.
Danach hat er alle Kranken geheilt, um dem, was er vorher gepredigt hatte, Glaubwürdigkeit zu geben.
So wenig wie das Denken der damaligen Menschen geschult war, hätte der beste Lehrer nichts genutzt. Auch die Apostel konnten sich ein Reich Gottes nicht vorstellen.
Somit ist Deine Kritik an Jesus als Lehrer was den Erfolg betrifft, sicher richtig - denn man begriff ihn nicht - und zudem kamen vermutlich noch die Pharisäer und haben dem Volk dann wieder das Gegenteil erzählt.
Wie oben bereits belegt und ausführlich diskutiert wurde, hat Jesus (gemeint: der kerygmatische) nach eigener unmissverständlicher Aussage gerade nicht gewollt, dass die breite Masse der ihm Zuhörenden - also alle außer der kleinen Elite seiner getreuen Anhänger - ihn verstehen (siehe Markus 4,10-12 u.a.). Die Kranken, normale Dorfbewohner, gehörten natürlich zu dieser Masse, so wie ihre gesunden Mitbürger. Wenn du nun schreibst "Er hätte gerne gehabt, dass sie ihn verstanden, dass sie begriffen hätten, dass er der Sohn Gottes und der Messias ist", widersprichst du seiner eigenen Aussage über den strikt esoterischen Charakter seiner Botschaft, den er im Kontext des Gleichnisses vom Sämann betont. Außerdem widersprichst du einer weiteren Aussage, Matthäus 16,20: "Dann gebot er seinen Jüngern streng, sie sollten es niemand sagen, dass er der Messias sei." Zwar ist grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, dass du diese neutestamentlichen Aussagen offenbar nicht für authentische Äußerungen von Jesus hältst. Damit reihst du dich aber unter diejenigen Christen ein, die sich aus den überlieferten Texten, die sie nur teilweise akzeptieren (nämlich nur insoweit sie ihnen in den Kram passen), ein eigenes Privatevangelium zurechtbasteln. Damit geht der Anspruch auf irgendeinen Zusammenhang mit dem historischen Jesus vollends verloren: Die Überlieferung der Synoptiker, die der historischen Gestalt schon fern ist, wird nochmals umgestaltet und verfremdet, diesmal unter dem Gesichtspunkt, was ein moderner Mensch mag und was nicht.
Mit vielen Worten lässt Du Dich darüber aus, wie wenig Dir die Art meiner Auslegung der Textstellen zusagt und versteigst Dich in völlig un angebrachte Behauptungen. Lass es einfach! Eine rein sachliche Diskussion genügt völlig.
Wo siehst Du im Gleichnis vom Sämann eine "stikt esoterische Botschaft" und was genau soll das sein?
Das Verbot in Matthäus 16.20 hat einen ganz einfachen Hintergrund. Die Aussage von Jesus, er sei Christus, also der Gottessohn, galt damals als Gotteslästerung und darauf stand die Todesstrafe. Dass dies den Priestern n icht gleich unter die Nase zu reiben sei, versteht sich von selbst, denn die Zeit für seinen Opfertod war noch nicht da.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09-01-2022, 21:49 von Ulan.)
(09-01-2022, 21:21)Farius schrieb: Das Verbot in Matthäus 16.20 hat einen ganz einfachen Hintergrund. Die Aussage von Jesus, er sei Christus, also der Gottessohn, galt damals als Gotteslästerung und darauf stand die Todesstrafe.
Worauf begruendet sich diese Aussage?
"Christus" bedeutet nicht "Gottessohn", sondern "Gesalbter". Figuren, die laut Bibel diesen Titel trugen, waren, unter anderem, David, jeder Koenig Judas, der persische Koenig Kyros oder ein Hohepriester vor der der Entweihung des Tempels, die im Buch Daniel beschrieben wird.
Allerdings gebe ich Dir Recht, dass das eine gefaehrliche Aussage war: wer sich als Messias bezeichnete, landete automatisch auf der roemischen Hinrichtungsliste, da das ein politischer Anspruch auf diesen zur Zeit Jesu verwaisten Titel des Herrschers Israels war; denn Herrscher Judas war zur Zeit Jesu der roemische Kaiser.
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(09-01-2022, 21:21)Farius schrieb: Mit vielen Worten lässt Du Dich darüber aus, wie wenig Dir die Art meiner Auslegung der Textstellen zusagt und versteigst Dich in völlig un angebrachte Behauptungen. Lass es einfach! Eine rein sachliche Diskussion genügt völlig.
Wo siehst Du im Gleichnis vom Sämann eine "stikt esoterische Botschaft" und was genau soll das sein?
Das Verbot in Matthäus 16.20 hat einen ganz einfachen Hintergrund. Die Aussage von Jesus, er sei Christus, also der Gottessohn, galt damals als Gotteslästerung und darauf stand die Todesstrafe. Dass dies den Priestern n icht gleich unter die Nase zu reiben sei, versteht sich von selbst, denn die Zeit für seinen Opfertod war noch nicht da. "Mit vielen Worten lässt Du Dich darüber aus, wie wenig Dir die Art meiner Auslegung der Textstellen zusagt": Es geht überhaupt nicht darum, ob einem Diskussionsteilnehmer etwas zusagt, d.h. erwünscht ist und in den Kram passt, oder nicht. Dann stünde ja nur die eine Befangenheit gegen die andere. Es geht vielmehr gerade darum, sich von der eigenen Befangenheit, soweit vorhanden und erkennbar, zu emanzipieren. Es geht um die Qualität der Argumente und Ergebnisoffenheit der Diskussion.
"und versteigst Dich in völlig un angebrachte Behauptungen": Das solltest du mit guten Gegenargumenten, die präzis auf meine Argumente eingehen, aufzeigen.
"Lass es einfach!" Das Thema ist Christus als Lehrer. Unabhängig von der Frage, ob er die Lehrtätigkeit als seine Hauptaufgabe betrachtete, und unabhängig von der Frage, inwieweit die synoptische Überlieferung mit der Lehrtätigkeit der historischen Person zu tun hat, geht es einfach nur darum zu fragen: Ist der kerygmatische Christus ein guter oder ein schlechter Lehrer? Das heißt: Kann und will er sich seinem Publikum so gut wie möglich verständlich machen, nimmt er seine Hörer ernst, ist er ein guter Didaktiker, der sich um sein Publikum bemüht und dessen Kenntnisstand und Auffassungsgabe angemessen berücksichtigt? Ist seine Ausdrucksweise klar? Ist seine Argumentation durchgängig schlüssig für einen Hörer, der grundsätzlich bereit ist, sich auf die Prämissen einzulassen? Handelt er verantwortungsbewusst hinsichtlich möglicher Auswirkungen seiner Worte bei den Hörern? Aus den bereits dargelegten Gründen ist meine Antwort auf alle diese Fragen nein. Wo sind gute Gegenargumente?
Zur Klarstellung: Es geht nicht darum, dass ich als moderner Mensch mich zum Richter aufschwinge über Personen, die vor Jahrtausenden gelebt haben, und sie nach heutigen Kriterien moralisch be- und verurteile. Von dieser läppischen, arroganten und heute wieder sehr modernen Geschichtsbetrachtung halte ich gar nichts. Es geht nicht um den historischen Jesus, von dem wir sehr wenig wissen. Es geht mir um den Jesus des NT, und auch das nur unter dem Gesichtspunkt, ob er - wie die Christen meinen - als Lehrer zeitübergreifend, also auch für uns, geeignet ist. Ob er als Lehrer zeitübergreifend vorbildlich ist. Diese Frage verneine ich und begründe das.
"Eine rein sachliche Diskussion genügt völlig." Das meine ich auch. Was war unsachlich?
"Wo siehst Du im Gleichnis vom Sämann eine "stikt esoterische Botschaft" und was genau soll das sein?" Ich verwende das Adjektiv "esoterisch" nicht im Sinne der modernen Populär-Esoterik, die keine ist, sondern im ursprünglichen etymologischen Wortsinn, vgl. Duden: "esoterisch = nur für Eingeweihte einsichtig, [geistig] zugänglich". So wie man bei Aristoteles zwischen esoterischen und exoterischen Werken unterscheidet. Esoterisch heißt: "vor der Öffentlichkeit verborgen, nur für eine kleine Elite (von Jüngern, Schülern) bestimmt". Genau das trifft, wie bereits ausführlich diskutiert, auf das Gleichnis vom Sämann zu. Es wurde zwar in einer öffentlichen Predigt verkündet, aber - wie auch andere Gleichnisse - explizit unter der Voraussetzung der Annahme, dass niemand es verstehen würde. Das ist der Typus Esoterik, der durch vorsätzliche Unverständlichkeit selbst die Inhalte vor exoterischer Verbreitung schützt und daher veröffentlicht werden kann; bei einem anderen Typus wird ein ausdrückliches Verbreitungsverbot für nötig gehalten.
Zum Verbot, den Messias-Status bekannt zu machen: Ich kritisiere nicht dieses Verbot, das im freien Ermessen des Verbietenden lag und dessen Grund ja einsichtig ist. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass deine Aussage "Er hätte gerne gehabt, dass sie ihn verstanden, dass sie begriffen hätten, dass er der Sohn Gottes und der Messias ist", bezogen auf kranke Dorfbewohner, der Matthäus-Stelle direkt widerspricht. Diese Kranken gehörten ja gerade zu den Leuten, die keinesfalls von dem Status als Messias und Sohn Gottes erfahren sollten. Und wie gesagt: verstehen, dass er sich für den Messias und Gottessohn hält, und "begreifen" im Sinne von glauben, dass das tatsächlich stimmt, ist zweierlei. Man kann etwas gut verstehen und gerade deswegen nicht zustimmen.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-01-2022, 11:32 von Helmuth.)
(09-01-2022, 21:29)Ulan schrieb: (09-01-2022, 21:21)Farius schrieb: Das Verbot in Matthäus 16.20 hat einen ganz einfachen Hintergrund. Die Aussage von Jesus, er sei Christus, also der Gottessohn, galt damals als Gotteslästerung und darauf stand die Todesstrafe.
Worauf begruendet sich diese Aussage?
Einfach nachlesen. Wie du das theologisch oder juristisch bewerterst ist nicht von Belang. Das sei dir überlassen. Für mich gibt es ja auch keinen ausreichenden Grund. Und auch für Jesus war klar, dass dies keine Begründung wäre, wie er z.B. den Vorwuf der Lästerung hier zurückweist:
Joh 10,35-36 (ELB-CSV)
Wenn er diejenigen Götter (siehe Anm.) nannte, an die das Wort Gottes erging und die Schrift kann nicht aufgelöst werden, sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn?
Anm.: Die griech. Übersetzung mit "Götter" ist irreführend. Es geht um den Anspruch "Elohim", wie Jesus aus Psalm 82 zitert.
Nun geht es da aber weder um mich noch um dich, sondern genau das machten die Juden Jesus zum Hauptvorwurf und drehten ihm damit seinen Todesstrick, der ihn aufs Kreuz brachte. Das war also juristisch betrachtet so Fakt. Einfach nachlesen. Und so steht es auch geschrieben.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-01-2022, 16:03 von Ulan.)
(10-01-2022, 11:16)Helmuth schrieb: Das war also juristisch betrachtet so Fakt. Einfach nachlesen. Und so steht es auch geschrieben.
Nun, dass die Bibel an einigen Stellen so etwas behauptet, ist klar. "Juristisch betrachtet so Fakt" wird das dadurch nicht; das ist es nur fuer Dich, weil Du dem Bibeltext hier naiv glaubst.
Die Bibel widerspricht sich bei der Begruendung fuer die Hinrichtung ja selbst. Zumindest wird als Hinrichtungsgrund neben dem Kreuz angegeben, Jesus ist wegen der Behauptung, Koenig der Juden zu sein, hingerichtet. Dass er behauptet hat, der Messias (also Koenig der Juden) zu sein, gibt der Text zu. Also stimmt der Hinrichtungsgrund, der auf dem Schild steht, mit der Eigenaussage Jesu ueberein. Was nicht stimmt, ist die Interpretation, die der Text gibt. Und da endet die "juristische Betrachtung".
Daher kommt ja auch der falsche Eindruck, der sich auch bei Farius festgesetzt hat, "Christus" wuerde so etwas wie "Sohn Gottes" bedeuten. Das tut es nicht.
Der Text versucht an mehreren Stellen, die Roemer wie mehr oder weniger unbeteiligte Handlanger des Sanhedrins hinzustellen. Warum der Text das tut, darf sich jeder selbst ausdenken; sollte nicht so schwer sein.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-01-2022, 19:11 von petronius.)
(10-01-2022, 11:16)Helmuth schrieb: (09-01-2022, 21:29)Ulan schrieb: (09-01-2022, 21:21)Farius schrieb: Das Verbot in Matthäus 16.20 hat einen ganz einfachen Hintergrund. Die Aussage von Jesus, er sei Christus, also der Gottessohn, galt damals als Gotteslästerung und darauf stand die Todesstrafe.
Worauf begruendet sich diese Aussage?
Einfach nachlesen
wo denn?
was denn?
die frage war, wie begründet sei, daß auf lästerung des judengottes die todesstrafe stand
Zitat:Nun geht es da aber weder um mich noch um dich, sondern genau das machten die Juden Jesus zum Hauptvorwurf und drehten ihm damit seinen Todesstrick, der ihn aufs Kreuz brachte
wie dieses?
es waren ja wohl die römer, die "ihn aufs Kreuz brachten". und denen war der judengott höchst egal
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-01-2022, 17:09 von Reklov.)
(10-01-2022, 19:10)petronius schrieb: es waren ja wohl die römer, die "ihn aufs Kreuz brachten". und denen war der judengott höchst egal
... auch die Römer kannten für das Vergehen "Gotteslästerung" nur die Todesstrafe. Dies wurde später auch dem Apostel Paulus zum Verhängnis. Da aber Paulus zusätzlich noch das röm. Bürgerrecht besaß, musste in Rom gegen ihn verhandelt werden. Angeblich soll er vor den Toren Roms durch Enthauptung hingerichtet worden sein.
Anklagepunkt: Paulus soll auch Unbeschnittene aus anderen Ländern in den Tempel zu Jerusalem, dem heiligsten jüd. Zentrum, geführt haben. Da er unter Bewachung lange auf seinen Prozess warten musste, darf von einem ordentlichen Gerichtsverfahren ausgegangen werden. (?)
Relig. Irrsinn ist aber auch bei uns noch nicht so lange her:
Die letzte Hexe, (so war zu lesen) die in der Schweiz und Europa hingerichtet wurde, war 1782 Anna Göldi in Glarus.
Gruß von Reklov
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(11-01-2022, 17:02)Reklov schrieb: (10-01-2022, 19:10)petronius schrieb: es waren ja wohl die römer, die "ihn aufs Kreuz brachten". und denen war der judengott höchst egal
... auch die Römer kannten für das Vergehen "Gotteslästerung" nur die Todesstrafe
kannst du lesen?
anscheinend nicht
jahwe war kein römischer gott
Zitat:Dies wurde später auch dem Apostel Pualus zum Verhängnis
ach, noch ein geschichtlein...
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-01-2022, 17:32 von Ulan.)
Bei solchen roemischen Prozessen ging es nicht um Gotteslaesterung, sondern um Anstiftung zu oeffentlichem Aufruhr. Religioese Inhalte waren den Roemern meist egal (bei den anti-orientalischen Episoden in Rom ging's meist um Fragen der oeffentlichen Moral). Die Roemer wollten Ruhe haben. Leute, die ganze Menschenmassen zu Proteststuermen reizten, kamen schon mal vor Gericht.
Da penetrante Prediger schon mal Menschenmassen anstachelten, lebten sie oft gefaehrlich. Das sieht man ja in den Briefen des Paulus: die Obrigkeit schritt ein, wenn die Bevoelkerung sich echauffierte. Dazu kam noch das sehr restriktive Versammlungsrecht. Schon wenn einfach zuviel Publikum zu solchen Leuten stroemte, war das im Prinzip gesetzwidrig, weil solche Versammlungen nicht erlaubt waren. Wegen dieses Details konnten auch Schausteller oder Gaukler Probleme bekommen. Wobei die Grenzen zu Predigern da nicht immer ganz klar waren, wenn ich mir so manche Eigenbeschreibung seiner Veranstaltungen durch Paulus anschaue.
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(07-01-2022, 21:42)Apollonios schrieb: (05-01-2022, 19:04)Farius schrieb: Natürlich hat Jesus auch gelehrt. Er zog von Dorf zu Dorf und man brachte ihm alle Kranken. Aber erst sprach er zu ihnen. Er hätte gerne gehabt, dass sie ihn verstanden, dass sie begriffen hätten, dass er der Sohn Gottes und der Messias ist.
Danach hat er alle Kranken geheilt, um dem, was er vorher gepredigt hatte, Glaubwürdigkeit zu geben.
So wenig wie das Denken der damaligen Menschen geschult war, hätte der beste Lehrer nichts genutzt. Auch die Apostel konnten sich ein Reich Gottes nicht vorstellen.
Somit ist Deine Kritik an Jesus als Lehrer was den Erfolg betrifft, sicher richtig - denn man begriff ihn nicht - und zudem kamen vermutlich noch die Pharisäer und haben dem Volk dann wieder das Gegenteil erzählt.
"Danach hat er alle Kranken geheilt, um dem, was er vorher gepredigt hatte, Glaubwürdigkeit zu geben": Wenn man annimmt, wie du es tust, dass er tatsächlich heilen konnte auf die in der Überlieferung beschriebene Art, und dass er es tat, um Glaubwürdigkeit zu gewinnen, dann haben wir folgenden Tatbestand: Er benutzte die Heilungen und sonstigen Wunder als Machtdemonstration, um sich dadurch Autorität zu verschaffen auch hinsichtlich seiner Behauptungen über Themen, die mit Krankenheilung nichts zu tun haben. Das aber ist unredlich, denn der Besitz von Macht - in diesem Fall magische Macht wie bei einem Schamanen - besagt überhaupt nichts hinsichtlich des Wahrheitsgehalts der Behauptungen der betreffenden Person über Themen wie Apokalypse und das Jüngste Gericht. Ja, grundsätzlich gehe ich an die Überlieferung heran, in dem ich ihr einen Sinn abzuverlangen suche. Und die "Wunder" Jesu nehme ich vorerst Mal als wahr hin.
Jesus war sich seines Auftrages bewusst und hatte gehofft, die Menschen würden ihn als Messias und Sohn Gottes anerkennen und seine Sendung verstehen. Dass Jesus nun den Menschen auch beweisen wollte, dass er der Sohn Gottes ist, ist doch völlig verständlich.
Du stellst es als unnötige Machtdemonstration dar, um sich Autorität zu verschaffen!! Davon ist den Schriften rein gar nichts zu entnehmen. Jesus unterstreicht mit seinen Taten, was er gesagt hat und stellt oft genug fest, dass die Priesterschaft alles wieder verdrehte: er war gar nicht blind, er war gar nicht lahm!
Auf ganz normale Art hat Jesus mit seinen Taten bewiesen, dass das, was er sagte, auch tatsächlich wahr ist. Unredlich ist da gar nichts!!
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(07-01-2022, 21:42)Apollonios schrieb: (05-01-2022, 19:04)Farius schrieb: Natürlich hat Jesus auch gelehrt. Er zog von Dorf zu Dorf und man brachte ihm alle Kranken. Aber erst sprach er zu ihnen. Er hätte gerne gehabt, dass sie ihn verstanden, dass sie begriffen hätten, dass er der Sohn Gottes und der Messias ist.
Danach hat er alle Kranken geheilt, um dem, was er vorher gepredigt hatte, Glaubwürdigkeit zu geben.
So wenig wie das Denken der damaligen Menschen geschult war, hätte der beste Lehrer nichts genutzt. Auch die Apostel konnten sich ein Reich Gottes nicht vorstellen.
Somit ist Deine Kritik an Jesus als Lehrer was den Erfolg betrifft, sicher richtig - denn man begriff ihn nicht - und zudem kamen vermutlich noch die Pharisäer und haben dem Volk dann wieder das Gegenteil erzählt.
"So wenig wie das Denken der damaligen Menschen geschult war, hätte der beste Lehrer nichts genutzt": Diese Feststellung stimmt voll mit dem überein, was der kerygmatische Jesus über sein Publikum denkt, das er verachtet. Die Grundidee ist: Wer die in Gleichnissen verschlüsselte und verborgene Lehre nicht versteht oder nicht annehmen will, ist entweder zu dumm oder verstockt und somit an seinem Scheitern ausschließlich selbst schuld. Dass der Fehlschlag der Kommunikation irgend etwas mit mangelnden didaktischen Fähigkeiten oder mangelndem guten Willen oder sonstigen Fehlern des Lehrers zu tun haben könnte, das schließt du von vornherein quasi axiomatisch aus. Mit anderen Worten: Der Lehrer hat per Definition immer recht und macht immer alles richtig. Als Sohn Gottes muss er ja per Definition vollkommen und somit der perfekte Lehrer sein. Nur schade, dass die Hörer/Schüler so blöd sind. Einem unbefangenen Blick stellt sich der Sachverhalt anders dar: "Aber der Kaiser hat ja gar nichts an", sagt das Kind im Märchen. Du hast offenbar nie versucht, die Evangelien aus der Perspektive eines solchen Kindes zu lesen. Dabei empfiehlt der kerygmatische Jesus, zu "werden wie die Kinder" (Matthäus 18,3). Diesen Rat habe ich bei der Bibellektüre befolgt (ganz separat von der wissenschaftlichen Herangehensweise, die auf einem anderen Blatt steht) und bin zu den hier dargelegten Ergebnissen gekommen. - Dass das Denken mancher Zeitgenossen nicht geschult war, jedenfalls nicht philosophisch geschult, ist klar - anderenfalls hätte die Idee einer leiblichen Auferstehung der Toten wegen ihrer offenkundigen Absurdität nicht entstehen können oder zumindest keine Verbreitung finden können. Aber das darf man nicht verallgemeinern. Unter den "damaligen Menschen", den Zeitgenossen Jesu, gab es sehr wohl viele, die zu klarem Denken befähigt waren.
"Somit ist Deine Kritik an Jesus als Lehrer was den Erfolg betrifft, sicher richtig - denn man begriff ihn nicht": Hier hast du mich gründlich missverstanden. Ich kritisiere keineswegs, dass der kerygmatische Jesus relativ erfolglos blieb, weil die Hörer unfähig waren, ihn zu begreifen. Ich kritisiere ihn als Lehrer, weil er erstens sein Publikum verachtete und zweitens die didaktische Qualität seiner Darbietung der Lehre miserabel war und seine Argumentation fehlerhaft, und zwar unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Lehre. Nebenbei: Man kann den Inhalt einer Aussage sehr wohl korrekt begreifen und gerade deswegen ihr nicht zustimmen; auch wenn der Urheber Jesus heißt.
Wie nur kommst Du auf die Ansicht, Jesus würde die Menschen verachten? Er versucht seine Botschaft in Gleichnisse zu packen, in denen er Tätigkeiten und Dinge des täglichen Lebens benennen konnte - was den Menschen oft noch immer nicht ganz verständlich war. Er hat die Ärmsten ernährt und seine Jünger gebeten, für Kleidung besorgt zu sein und er hat die Kranken geheilt. Wie nur ist es möglich, dass Du vermutest, Jesus hätte sie verachtet? Ist mir ein Rätsel.
Es geht nicht um irgendwelche Zeitgenossen Jesu, die zu klarem Denken fähig waren. Es geht um die Möglichkeiten seiner Zuhörer. Es geht nicht um die Fähigkeiten einiger Griechen in Athen oder einiger Senatoren in Rom, die ihn vermutlich besser verstanden hätten. Nein, es geht um die Menschen, die Jesus hat belehren wollen. Es war ja von grösster Wichtigkeit, dass sie auch an DEN einen Gott glaubten.
Aber Jesu Auftrag war gar nicht seine Lehrtätigkeit sondern kann nur die Erlösung gewesen sein.
Wie kannst Du von Dir selbst annehmen, den Inhalt seiner Lehre korrekt begriffen zu haben?? Du stellst Dich über Jesus, den Gottessohn, der ja sagte, vieles hätte er nicht sagen können, weil sie es gar nicht verstanden hätten - er würde den Geist der Wahrheit senden.
Somit ist eine abschliessende Beurteilung der Lehre Jesu gar nicht möglich.
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(12-01-2022, 11:13)Farius schrieb: Auf ganz normale Art hat Jesus mit seinen Taten bewiesen, dass das, was er sagte, auch tatsächlich wahr ist. Unredlich ist da gar nichts!!
naja, so "ganz normal" sind wunderheilungen nun ja nicht
außer in helmuths sekte, versteht sich...
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12-01-2022, 14:07 von Ulan.)
(12-01-2022, 11:39)Farius schrieb: Wie nur kommst Du auf die Ansicht, Jesus würde die Menschen verachten? Er versucht seine Botschaft in Gleichnisse zu packen, in denen er Tätigkeiten und Dinge des täglichen Lebens benennen konnte - was den Menschen oft noch immer nicht ganz verständlich war.
Das hat Apollonius doch erklaert, auch wenn Du das anscheinend ignorieren willst: Der Evangelientext sagt eindeutig, dass Christus nicht verstanden werden wollte, mit dem ausdruecklichen Zweck, dass die Zuhoerer nicht erloest werden.
Das steht natuerlich ganz offen und krass nur so im Markus-Evangelium, in dem Christus uebrigens auch ein sehr unwilliger Heiler ist und generell ein eher aufbrausendes Temperament hat. Dass andere Evangelien versuchen, dieses Bild abzumildern, ist klar.
Allerdings faengt Markus ja auch mit einem etwas seltsamen adoptionistischen Szenario an, so dass Jesus und Christus da nicht unbedingt dieselbe Figur sein sollen.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12-01-2022, 14:20 von Geobacter.)
(12-01-2022, 11:39)Farius schrieb: Aber Jesu Auftrag war gar nicht seine Lehrtätigkeit sondern kann nur die Erlösung gewesen sein.
Unter Berücksichtigung, dass "Jesus" nach seinem irdischen Ableben erst mal Jahrzehnte durch viele unterschiedlichster Überlieferungswege mündlicher Natur gegangen ist... (auf denen jede Mücke zum Elefanten wird)
Als dann die Christen mit der Erlaubnis einiger Byzantinischer Kaiser endlich mordend, brandschatzend und plündernd über die Heiden herfielen, dürfte sich das für sie tatsächlich wie eine Art echte Erlösung an-gefühlt haben.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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(12-01-2022, 11:39)Farius schrieb: Es geht nicht um irgendwelche Zeitgenossen Jesu, die zu klarem Denken fähig waren. Es geht um die Möglichkeiten seiner Zuhörer
nun, die scheint er eben regelmäßig überfordert zu haben, wenn "er ja sagte, vieles hätte er nicht sagen können, weil sie es gar nicht verstanden hätten"
Zitat:er würde den Geist der Wahrheit senden
warum nur hat er das nicht gleich getan? dann hätten sie ihn doch verstanden, oder nicht?
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