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Christus als Lehrer
(17-02-2022, 17:05)Marut schrieb:
(16-02-2022, 16:40)petronius schrieb: es ist schon ein kreuz mit dieser selektiven bibelinterpretation - was von all dem widersprüchlichen will man gelten lassen, was verwerfen? und wie macht mans - nach lust und tageslaune, oder soll mans auswürfeln?


Für mich ist der Satan ein zentral wichtiger Charakter, der Antrieb für den Mensch/ Gott. Derjenige, der in Frage stellt und dadurch für Fortschritt und Kreativität sorgt. Das macht er auch in der Geschichte von Hiob. Es kommt darauf an, was man für ein Menschen- und Gottesbild hat bei der Frage wie man den Satan sieht. Sieht man ihn als jemand von außen oder einen Teil des allmächtigen Gottes. 
Als "Teil" Gottes wird Satan weder im Judentum noch im Christentum und Islam betrachtet, da der hier in Betracht kommende Gott keine Teile aufweist. Satan ist zweifellos ein Geschöpf. Im Christentum ist er ein mit freiem Willen ausgestattetes Wesen, das sich Gott widersetzt, und ein Feind der Menschheit.

Wie wir heute wissen, sind der biblische Gott und Satan fiktive Gestalten. Die Autoren der biblischen Texte haben die Persönlichkeit ihres Gottes mit markanten Zügen ausgestattet, während Satan eher eine schattenhafte Gestalt bleibt. Aus literarischer Perspektive kann man sagen, dass die Lichtgestalt, der Held Jesus, einen sehr mächtigen, starken, gefährlichen Gegner braucht, so wie jeder mythische Held sich erst durch die Überwindung des Herausforderers als wahrer Held erweist, also einen starken Widersacher unbedingt benötigt. Jesus ist nach christlichem Verständnis sowohl Gott als auch Mensch; als Mensch braucht er menschliche Widersacher, und von denen hat er sehr viele; aber als Gott braucht er ebenfalls einen Widersacher, und zwar natürlich einen übermenschlichen, denn ein Mensch wäre für diese Rolle viel zu unbedeutend. Daher Satan als der Widersacher auf der übermenschlichen Ebene. 

Betrachtet man das NT als literarische Schöpfung, so erscheint es als Mangel, dass Satan so blass bleibt und nur sehr knapp zu Wort kommt. In bedeutender Literatur werden gerade die Bösewichte besonders sorgfältig gestaltet und kommen ausführlich zu Wort. Milton hat sich in Paradise Lost darum bemüht, allerdings aus einer strikt christlichen Perspektive. Deine Idee von Satan als Fortschrittsprinzip hat Carducci in seinem berühmten Hymnus A Satana gestaltet, worin er biblische Symbole und Bilder aufgreift und umdreht: In der entchristlichten Welt, in der dieser Hymnus entstand (1865/67), erscheint Satan als Verkörperung des weltlichen Vernunftprinzips und zugleich des irdischen Genusses, also eines antichristlichen Weltbildes und des entsprechenden Lebensentwurfs, der sich im 19. Jahrhundert gegen "Jehova und die Priester" durchsetzt, wie Carducci meint. 

Das Thema ist allerdings hier off topic, weiteres dazu sollte, falls Bedarf besteht, in einem separaten thread erörtert werden.
Hallo, vielen Dank für die Antworten. Gern bei Gelegenheit mehr dazu in einem anderen Thread.

LG
Christus Lehre hat das neue Testament erschaffen.
Er hat den wesentlichen Blick auf den Willen Gottes ermöglicht und er hat der Menschheit gezeigt wie falsch damals die „angeblich rechtschaffenenden“ Gelehrten und Priester waren.
Selbst die Juden sehen es als erwiesen an, das es Jesus gab und auch bei den Juden hat Christus bis heute Einfluss auf die Auslegung Ihres angewandten Glaubens genommen.
Christus hat der Menschheit die Nächstenliebe und die Sorge für die Armen beigebracht.

Es gibt eigentlich keinen besseren Lehrer als Christus.
(19-02-2022, 20:57)Teudebrand schrieb: Christus Lehre hat das neue Testament erschaffen.

Nein. Das Neue Testament ist ein Produkt eines Teils der Kirche des 2. Jhdts. n. Chr.
Die fruehen Christen haben nur das AT verwendet, und ein Teil davon dann halt bald auch die Briefe des Paulus.

(19-02-2022, 20:57)Teudebrand schrieb: Christus hat der Menschheit die Nächstenliebe und die Sorge für die Armen beigebracht.

Nein, das Gebot der Naechstenliebe und der Sorge fuer die Armen steht im Alten Testament, und er hat nur daraus zitiert.

Das Christentum hat uebrigens in der Beziehung mehrere juedische Errungenschaften entsorgt, z.B. den regelmaessigen allgemeinen Schuldenerlass.
Geht halt fast nur um Jesus im NT

Und die Nächstenliebe wurde vergessen und kaum noch angewandt … Jesus hat das thematisiert …
(18-02-2022, 03:47)Apollonios schrieb: Als "Teil" Gottes wird Satan weder im Judentum noch im Christentum und Islam betrachtet, da der hier in Betracht kommende Gott keine Teile aufweist. Satan ist zweifellos ein Geschöpf.

Interessant. Der Artikel zum Thema "Satan" auf Wikipedia sagt dazu:
"Die normative, rabbinische, klassische, jüdische Lehre, der zufolge Satan kein selbständiges Geistwesen ist, ist bis heute gültig und wichtig im Judentum. Es steht im Einklang mit den jüdischen Lehren, dass es keine Verkörperung des Bösen gibt und dass Gott als Schöpfer dessen bezeichnet wird, was Menschen als Böses beschreiben."*

Es sei denn, Du siehst "Teil" irgendwie anders, aber so etwas wie "abgetrennt" ist dabei nicht gemeint. Gott kann wohl an mehreren Orten gleichzeitig sein, was hier wohl mit "Teil" gemeint ist. Das gilt uebrigens auch so fuer den "Heiligen Geist", der im Judentum auch nur ein Teil Gottes ist, wobei ich hier das Markus-Evangelium in der Tradition dieser Sicht sehe.

Dass andere juedische Autoren das anders sahen (siehe das Hiob-Zitat weiter oben), ist klar. Wobei man aber auch nicht den literarischen Charakter dieser Texte uebersehen darf.

Wie auch immer, Satan spielt im Prinzip im Judentum fast keine Rolle, und wie Jesus das gebraucht, ist ja auch heute immer noch das Thema heisser Debatten. Wie ist es gemeint, wenn Jesus Petrus als Satan bezeichnet? Kann gut sein, dass hier mal wieder schlicht gemeint ist, dass Petrus anderer Meinung als Jesus ist, also ein Gegner auf intellektueller Grundlage, und wir nur aus heutiger Sicht daraus ein grosses Trara machen.


*Edit: Ich bin mir durchaus im Klaren darueber, dass solche Aussagen wie die in dem Wikipedia-Zitat bestenfalls eine Idealisierung darstellen, die in der Praxis dann doch weitaus weniger Bedeutung hat, als uns die vielen Adjektive zu Beginn des Absatzes wahr machen wollen.
(19-02-2022, 21:22)Teudebrand schrieb: Geht halt fast nur um Jesus im NT

Und die Nächstenliebe wurde vergessen und kaum noch angewandt … Jesus hat das thematisiert …

Dass er das Judentum reformieren wollte, ist klar. Abschaffung der muendlichen Tora und Einhaltung der Gebote zur Naechstenliebe, die in der schriflichen Tora stehen, waren wohl sein Programm.
(19-02-2022, 20:57)Teudebrand schrieb: Christus Lehre hat das neue Testament erschaffen.
Er hat den wesentlichen Blick auf den Willen Gottes ermöglicht und er hat der Menschheit gezeigt wie falsch damals die „angeblich rechtschaffenenden“ Gelehrten und Priester waren.

 
Vorsicht: Du folgst hier vorbehaltlos der sehr einseitigen und polemischen Schilderung, welche die eifrigen Anhänger des Rabbi Jesus von dessen Gegnern geben. Diesen wird pauschal alles Üble unterstellt. Eine Gegendarstellung der anderen Seite, die das zweifellos anders sah, ist nicht überliefert. Es ist immer höchst problematisch, polemische, feindselige Darstellungen einer Person oder Gruppe kritiklos eins zu eins zu übernehmen; ganz besonders dann, wenn - wie in diesem Fall - die angreifende Seite fanatische Züge aufweist und die Argumentation der angegriffenen Seite unbekannt ist. Kein seriöser Historiker übernimmt kritiklos polemische Behauptungen aus extrem tendenziösen Quellen, insbesondere aus erkennbar legendenhaften Texten religiöser Fanatiker.
Das heißt dann das beschriebene Leid in der Bibel stimmt nicht?

Weiter gedacht: die Texte die die Bibel ergeben sind unwahr?

Oder folgst Du nur dem Grundsatz das es sein könnte das alles unwahr ist?


Alles ok, ich für mich glaube das die überlieferten Geschichten stimmen (wohlweislich das da auch etwas fehlen kann) zu Jesus Lebenszeit und seinem Wirken müssen die Umstände betrachtet werden … arme Menschen, kaum jemand kann lesen oder schreiben … die Urchristen konnten das meiste nur mündlich weitergeben, bis dann irgendwann mal die Zeit reif war es nieder zu schreiben… es gibt auch Schriften von Nichtchristen die Jesus erwähnen (Pilatus, Tacitus z.B.) …. Sicher aus diesem Sammelsurium könnten man meinen das vieles nicht stimmt … 

Wenn man das nicht glaubt, braucht man auch nicht diskutieren das Jesus ein guter/schlechter Lehrer war….. denn dann folgt erstmal die Frage ob es Jesus Christus überhaupt gab…

- was aus meiner Sicht aber beantwortet ist
Im deutschsprachigen Raum kam zwar mal der Jesus Mythos(es gab keinen Jesus) auf, aber der wurde auch wiederlegt.

Vielleicht noch eines: für mich hat Jesus nicht nur die Gelehrten und Tempelbetreiber, sondern alle Menschen mit einbezogen… also nicht nur „Gegner“ sondern auch diejenigen die aus als Ergebnis der Umstände gelitten haben oder sich an die geltenden Vorschiften gehalten haben, nur um nicht abgemurkst oder benachteiligt zu werden
@Teudebrand: Wenn wir mal die Frage beiseite lassen, ob es Jesus ueberhaupt gab - so einfach, dass die Mythos-Theorie komplett widerlegt waere, ist es dann doch nicht - so herrscht doch unter Neutestamentlern weitgehend Einigkeit, dass die Jesus-Figur der Evangelien (der kerygmatische Jesus) nicht unbedingt viel mit dem tatsaechlichen Jesus (dem historischen) zu tun hat. Aber selbst das war nicht der Inhalt der Aussage von Apollonios; hier ging es um etwas anderes.

Wenn man sich die Aussagen Jesu in den Evangelien anschaut, so kommt man zu dem Schluss, dass er wohl selbst Pharisaeer war. Diese starken verbalen Angriffe auf die Pharisaeer und dann zum Teil auch auf die Juden als Gruppe insgesamt - wobei Jesus schliesslich auch Jude war - wie man sie in den Evangelien in verschiedenem Ausmass findet, befassen sich offensichtlich nicht mit der Zeit Jesu, sondern einer ganz anderen, spaeteren, als solche Fragen relevant geworden waren. Die Evangelien vereinfachen und verdrehen die Verhaeltnisse in Judaea zu der Zeit, in der sie angeblich spielen. Dass hier eine andere Glaubensgemeinschaft verunglimpft werden sollte, ist klar. Das fuer ein Ziel oder sogar eine Aussage Jesu zu halten, halte ich fuer naiv.

Rein historisch hat das Christentum wohl mehrere Prozesse durchgemacht, wobei man hier den Einfluss des Paulus nicht unterschaetzen sollte, den man wohl als den eigentlichen Gruender dessen sehen muss, was wir heute als Christentum bezeichnen. Die groesstenteils heidenchristlichen Gemeinden, die unter seinem Einfluss standen und aus denen wohl auch unsere Evangelien kamen, standen im Konflikt mit den judenchristlichen Nachfolgern der Jerusalemer Gemeinde. Zur Zeit, als die Evangelien geschrieben wurden, waren die Juden nach dem Krieg endgueltig zum allgemeinen Feindbild im Roemischen Reich geworden. Es ist dieser Konflikt, der voll auf die Evangelien durchschlaegt, und den sollte man sich nicht zu eigen machen.

Jesus wollte schliesslich das Judentum von innen heraus reformieren, wobei das aber nicht sein einziges Ziel war (nicht deshalb ist er gestorben). Er hat ja schliesslich selbst gesagt (Mt 15, EU):
"24 Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt."
Die Stelle wird zwar in ihrer Gesamtheit dafuer benutzt, um zu rechtfertigen (und eine solche Rechtfertigung wurde anscheinend als notwendig empfunden), warum Jesus auch fuer Nichtjuden relevant sein kann, aber die Aussage Jesu selbst ist klar: seine Zielgruppe war und sein Auftrag betraf nur Israel.
@ulan
Zu der damaligen Zeit gab es für die meisten Menschen auch nur Israel und nichts anderes.
Die 12 Stämme Israels, welche der Ursprung der Menschheit sein sollen bestätigt den Gedanken irgendwie.
(20-02-2022, 07:33)Teudebrand schrieb: Das heißt dann das beschriebene Leid in der Bibel stimmt nicht?
Weiter gedacht: die Texte die die Bibel ergeben sind unwahr?
Oder folgst Du nur dem Grundsatz das es sein könnte das alles unwahr ist?
Es geht nicht um "alles oder nichts". Ein seriöser Historiker oder Philologe wägt ab und differenziert. Ich bin kein Neutestamentler, aber bilde mir anhand der Quellen und der Fachliteratur eine eigene Meinung. Das sollte jeder tun, der sich mit der Thematik befasst. Meines Erachtens enthält das Neue Testament einen Kern von einigermaßen zutreffender Überlieferung über den historischen Jesus, und um diesen Kern herum eine Fülle von legendärem Stoff. Die Abgrenzung ist schwierig. Auch beim Kern muss man damit rechnen, dass er teilweise verzerrt und verfälscht ist. Aber der Jesus des Neuen Testaments ist keine frei erfundene Gestalt, die mit dem historischen Jesus nur den Namen gemeinsam hat. Das anzunehmen ist nicht plausibel. Es gibt zumindest wesentliche Berührungspunkte zwischen der historischen und der legendären Person.

Ein zentrales Prinzip der Quellenkritik ist, dass man in erster Linie die Tendenz der Quellenautoren berücksichtigen muss. Die Evangelisten berichten sehr einseitig von einem höchst parteiischen Standpunkt aus. In ihrer Darstellung ist deutlich Fanatismus zu erkennen, sie ergreifen leidenschaftlich Partei. Daher darf man ihre Schilderung und ihre moralischen Bewertungen nicht einfach für bare Münze nehmen. Wenn sie ihren Helden verherrlichen und seine Gegner verunglimpfen, ist Misstrauen angebracht. Das heißt nicht, dass alles, was sie berichten, erlogen sein muss. Man muss eben abwägen und differenzieren.

In den Evangelien gibt es Stellen, die Jesus in einem eher unvorteilhaften oder zumindest seltsamen Licht erscheinen lassen. Das war natürlich nicht die Absicht der Evangelisten. Daher ist nicht anzunehmen, dass sie so etwas frei erfunden haben. Dazu hatten sie ja kein Motiv. Also sind gerade diese Stellen relativ glaubwürdig. Sie enthalten Material, von dem man vermuten kann, dass es mit dem historischen Jesus zusammenhängt.

Der Jesus der Evangelisten ist als Rabbi (Gelehrter, Lehrer) Wortführer einer theologischen Richtung und bekämpft andere Schriftgelehrte, denen er alles Üble unterstellt. Warum sollte man die einseitige Darstellung seiner Anhänger einfach wortwörtlich übernehmen? Es ist sehr gut möglich, dass die von ihm bekämpften Pharisäer gegen ihn bzw. seine Anhängerschaft ebenso gravierende Vorwürfe hatten wie er gegen sie. Vielleicht waren die Vorwürfe der jüdischen Theologen gegen Christus und die Christen sachlich berechtigter als die der Jesus-Anhänger gegen die Juden. Hinsichtlich seiner angemaßten Göttlichkeit ist das sogar eindeutig der Fall. Wie können wir uns anmaßen zu behaupten, dass in diesem Konflikt die Jesus-Partei schlichtweg "recht hatte", wenn wir die authentische Position der Gegenseite, der Pharisäer, nicht einmal kennen? Der Jesus des Neuen Testaments hält sich für einen Sohn Gottes und glaubt selbst göttlich zu sein. Aus der Sicht jüdischer Theologen des 1. und 2. Jahrhunderts war das eine Blasphemie, ein unerhörter Skandal. Daher ist es völlig verständlich und einleuchtend, dass sie es für ihre Pflicht hielten, ihn und seine Anhängerschaft ebenso rabiat zu bekämpfen wie die Gegenseite sie bekämpfte. Wir als moderne Menschen haben keinerlei Grund, in diesem Konflikt, den wir nur bruchstückhaft und aus einseitigen Darstellungen kennen, Partei zu ergreifen. Wir haben auch keinen Grund und keine Berechtigung, uns zu selbsternannten Richtern über die Pharisäer aufzuschwingen und so verächtlich über sie zu reden wie die antiken Jesus-Anhänger - als ob wir da Bescheid wüssten. Wir sollten das neutral und unbefangen betrachten. Oder siehst du das anders?
(20-02-2022, 14:52)Teudebrand schrieb: @ulan
Zu der damaligen Zeit gab es für die meisten Menschen auch nur Israel und nichts anderes.
Die 12 Stämme Israels, welche der Ursprung der Menschheit sein sollen bestätigt den Gedanken irgendwie.

Selbst Judaea und Samaria waren Vielvoelkerstaaten, wo es eben nicht "nur Israel und nichts anderes" gab. Die blinden Flecken auf der Landkarte der Evangelien zeigen uns das nur zu deutlich. Die Evangelien zeigen gar kein Interesse an dem Land, in dem sie spielen.

Ausserdem ignorierst Du hier den Bibeltext. Jesus meinte ja gerade, dass er zu der Frau, die ihn um Hilfe bat, eben nicht gesandt war, sondern nur zu den Staemmen Israels.

Aber hier zeigt sich natuerlich der Beginn der christlichen Umdeutung des Begriffs "Israel". Fuer Jesus waren Nichtisraeliten eben nicht Israel, in der Offenbarung wird das dann schliesslich umgedreht, wo ploetzlich die Juden angeblich nicht mehr Israel waeren.
(17-02-2022, 18:17)petronius schrieb:
(17-02-2022, 08:39)Helmuth schrieb: Daher sind die Aussgen Jesu aus anderen Kontexten für uns von größerer Bedeutung. Sein Wort ist für mich Maßstab und was er über den Teufel lehrt ist verbindlich

was lehrt jesus denn über den teufel?

... wer lesen und verstehen kann, dem sagt "die Versuchung Jesu in der Wüste" schon einiges über das "satanische Wesen", was sich ja bekanntlich nicht nur über rohe Gewalt, sondern auch über "listige Einflüsterungen" in die Irrwege menschlichen Denkens "als Verführer" einzuschleichen versteht.

Interessant ist auch dieses:

>> Im Lukasevangelium sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“ Ein merkwürdiger Satz!
Manche Theologen meinen, dass Jesus an dieser Stelle von einer Erfahrung berichtet, die am Anfang seines öffentlichen Wirkens stand. Der Satan fällt wie ein Blitz vom Himmel – das meint wohl nicht, dass Jesus einen Teufel gesehen hat. Aber vielleicht gab es einen Moment, in dem Jesus erkannt hat: die Macht des Bösen ist begrenzt, denn Gott im Himmel ist mächtiger. Wenn aber Gott den Satan stürzt, dann wird sich auch auf der Erde das Gute durchsetzen. Dann beginnt das Reich Gottes.

Die Bibel erzählt nicht näher, was für eine Erfahrung Jesus da gemacht hat. Vielleicht war es während der 40 Tage, die er in der Wüste verbracht hat. Vielleicht war es der Moment, in dem er den Mut gefasst hat, öffentlich zu reden und von Gott zu sprechen.

„Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“
Das ist vielleicht eine Antwort auf die Frage, ob gute oder böse Kräfte die Welt bestimmen. Oft erschrecken wir beim Blick in die Zeitung, wenn wir von Katastrophen, Verbrechen und Kriegen erfahren. Dann scheint es, als würden böse Mächte den Lauf der Welt beherrschen. Es gibt auch Menschen, die haben so viel Böses in ihrem Leben erfahren, dass sie kaum an einen guten Gott glauben können. Durch Enttäuschung und Verletzungen an der Seele kann der Glaube an das Gute immer schwächer werden.

Es hängt aber viel davon ab, ob wir an eine gute Zukunft glauben, an einen Sieg des Lebens - oder eben nicht. Jesus ging zu vielen Menschen, die verzweifelt waren, und machte ihnen Hoffnung. Für ihn stand fest: Der Satan, also das Böse, wird nicht triumphieren. Am Ende wird sich Gott als mächtiger erweisen. Er wird unserem Leben eine gute Zukunft geben. << (Martin Denger, SWR4 Abendgedanken BW)


Gruß von Reklov
(20-02-2022, 15:37)Reklov schrieb:
(17-02-2022, 18:17)petronius schrieb:
(17-02-2022, 08:39)Helmuth schrieb: Daher sind die Aussgen Jesu aus anderen Kontexten für uns von größerer Bedeutung. Sein Wort ist für mich Maßstab und was er über den Teufel lehrt ist verbindlich

was lehrt jesus denn über den teufel?

... wer lesen und verstehen kann, dem sagt "die Versuchung Jesu in der Wüste" schon einiges über das "satanische Wesen", was sich ja bekanntlich nicht nur über rohe Gewalt, sondern auch über "listige Einflüsterungen" in die Irrwege menschlichen Denkens "als Verführer" einzuschleichen versteht.
Betrachten wir also diese Legende von der Versuchung in der Wüste nicht unter dem Aspekt der Legendenhaftigkeit, sondern aus der Perspektive eines Lesers, der das für einen Tatsachenbericht hält, so wie du es anscheinend tust. Es geht um Matthäus 4,1-11, Markus 1,12-13 und Lukas 4,1-13.

Zunächst einmal fällt das Verhältnis zwischen dem göttlichen Jesus und Satan auf. Es ähnelt dem Verhältnis zwischen dem Gott JHWH und Satan im Buch Hiob. Im Neuen Testament ist Satan die Personifikation und Quelle des Bösen und des Übels. Dennoch pflegt Jesus Umgang mit ihm, beschimpft ihn nicht wie er seine theologischen Gegner beschimpft, sondern unterhält sich zivilisiert mit ihm. Die beiden unternehmen sogar auf Vorschlag des Satans einen Ausflug zum Jerusalemer Tempel und eine gemeinsame Bergwanderung (Matthäus 4,5; 4,8; Lukas 4,9). Dabei bietet Satan Jesus die Weltherrschaft an, als Gegenleistung soll Jesus ihn anbeten. Satan teilt offenbar mit Gott die Eigenschaft, dass er unbedingt angebetet werden will. Aber sein Angebot ist für Jesus nicht im mindesten attraktiv, denn Jesus ist der Sohn Gottes und selbst Gott, ihm untersteht somit die gesamte Schöpfung und es gibt nichts, was er nicht von seinem himmlischen Vater bekommen kann, sobald er es will. Warum sollte er also auf den lächerlichen Vorschlag des Teufels eingehen, der ihm die Welt schenken will, deren wahrer Herr er, Jesus, ja bereits ist, da er Gott ist? Das ist keine echte Versuchung, denn Satan hat ja nichts, was er Jesus anbieten könnte, was dieser nicht längst besitzt oder jederzeit von seinem Vater erbitten und erhalten kann. Somit steht Satan von vornherein auf verlorenem Posten. Er hat keine Chance, da er nichts anzubieten hat. Nach der scheinbaren Versuchung verschwindet Satan, dann kommen Engel und dienen Jesus (Matthäus 4,11). Wozu braucht einer, der Engel als Bedienung hat, sich auf irgendein Angebot Satans einzulassen? Eine wirkliche Versuchung sieht anders aus.

Allerdings ist zu beachten, dass der Teufel nach Lukas 4,6 sagt: "Diese ganze Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit, denn mir ist sie übergeben, und wem ich will, dem gebe ich sie." Jesus widerspricht der letzteren Behauptung nicht, scheint sie also als Tatsache zu akzeptieren. Hier liegt ein Konzept zugrunde, wonach Gott dem Satan die Weltherrschaft überlassen hat. Wenn man dies annimmt, hat Satan tatsächlich etwas anzubieten. Dann wird die Erzählung stimmig. Das setzt aber voraus, dass Satan wirklich der "Gott dieser Welt" (2 Korinther 4,4) ist, der "Fürst dieser Welt" (Johannes 12,31). Diese Annahme hat weitreichende Konsequenzen, denn dann untersteht die Menschheit der Herrschaft Satans. Das steht im Widerspruch zu der Behauptung, dass Gott sich persönlich um das Schicksal jedes einzelnen Vogels kümmert und um das jedes Menschen erst recht (Matthäus 10,29).

Wir haben hier also zwei widersprüchliche Annahmen: Nach der einen ist JHWH Weltherrscher, nach der anderen Satan. Dahinter stehen gegensätzliche Weltbilder, die in den Evangelien eingeflossen sind.


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