11-12-2004, 00:40
Hallo Chris
Zum Buddhisten wird man durch eigene Überzeugung und Einsicht. Diese ist nicht an ein bestimmtes (Reife-)Alter gekoppelt. Es mag 14-jährige Jugendliche geben, die die »Wahrheit« oder zumindest die Plausibilität der Buddha-Lehre erkennen und bereit sind, sich auf diese einzulassen. Und es gibt solche, denen die Buddha-Botschaft für immer verschlossen bleibt. Beides resultiert aus individuellem Vermögen und persönlichen Erfahrungen und lässt sich demnach nicht an einem bestimmten »Reifealter« festmachen.
Ebenso verhält es sich mit der Meditation. Die einen fühlen sich zu ihr hingezogen, dieweil andere erst einen inneren Zugang zu ihr finden müssen. Doch auch hier sind keine spezifischen »Voraussetzungen« gefordert, die einen meditativen Weg erst ermöglichen. Buddhismus ist ständiges Lernen, Sich-Öffnen und ein Sich-Einlassen auf ein großes spirituelles Abenteuer. Doch meditative Veranlagung ist nicht die alleinige Zugangsweise zum Buddhismus, weshalb der Weg der ethisch-sittlichen Vervollkommnung im praktischen Leben einen durchweg gleichwertigen Stellenwert zu beanspruchen vermag. Im Westen besteht die Tendenz, den Buddhismus unter Verkennung seiner hoch entwickelten Ethik einseitig nur über die Meditation zu definieren.
Was, mein Freund, redest du von »Erleuchtung«? Wieso immer gleich das vorwegnehmen, was sich erst nach einem langen Übungsweg im günstigen Fall ergeben mag? Solange du an »Erleuchtung« denkst - diese also gleichsam herbeisehnst -, bist du ihr unendlich fern. Geh den Weg ohne vorgefasste Erwartungen, Begierden und Sehnsüchte - die »Erleuchtung« mag sich dann irgendwann von selbst einstellen.
Natürlich kann man auch als westlicher Buddhist in der abendländischen Welt bestehen. Der Buddhismus ist eine universale Lehre und demnach nicht auf eine bestimmte Ethnie oder Rasse beschränkt. Es geht nicht darum, dass wir durch unser Buddhistsein flugs zu mandeläugigen Asiaten mutieren. Ein Eingeborener aus Papua-Neuguinea, der sich zum Christentum bekehrt, wird dadurch ja auch nicht zu einem blasshäutigen Europäer. Alle Versuche, sich vom abendländischen Erbe zugunsten einer naiv verstandenen asiatischen »Identität« abzusondern, führen in die Isolation und zu einer Entfremdung zum eigenen kulturellen Milieu.
Meine Empfehlung: Schau dich erst einmal auf dem reichhaltigen - gleichzeitig aber auch reichlich verwirrenden! - Buddhismusmarkt um und versuche, dich kritisch und ohne naive Begeisterung und überstürzte Hast der einen oder anderen Denkrichtung zu nähern.
Sarva mangalam und viel Erfolg auf deinem Weg!
Francesco Ficicchia
http://www.navayana.ch
Zum Buddhisten wird man durch eigene Überzeugung und Einsicht. Diese ist nicht an ein bestimmtes (Reife-)Alter gekoppelt. Es mag 14-jährige Jugendliche geben, die die »Wahrheit« oder zumindest die Plausibilität der Buddha-Lehre erkennen und bereit sind, sich auf diese einzulassen. Und es gibt solche, denen die Buddha-Botschaft für immer verschlossen bleibt. Beides resultiert aus individuellem Vermögen und persönlichen Erfahrungen und lässt sich demnach nicht an einem bestimmten »Reifealter« festmachen.
Ebenso verhält es sich mit der Meditation. Die einen fühlen sich zu ihr hingezogen, dieweil andere erst einen inneren Zugang zu ihr finden müssen. Doch auch hier sind keine spezifischen »Voraussetzungen« gefordert, die einen meditativen Weg erst ermöglichen. Buddhismus ist ständiges Lernen, Sich-Öffnen und ein Sich-Einlassen auf ein großes spirituelles Abenteuer. Doch meditative Veranlagung ist nicht die alleinige Zugangsweise zum Buddhismus, weshalb der Weg der ethisch-sittlichen Vervollkommnung im praktischen Leben einen durchweg gleichwertigen Stellenwert zu beanspruchen vermag. Im Westen besteht die Tendenz, den Buddhismus unter Verkennung seiner hoch entwickelten Ethik einseitig nur über die Meditation zu definieren.
Was, mein Freund, redest du von »Erleuchtung«? Wieso immer gleich das vorwegnehmen, was sich erst nach einem langen Übungsweg im günstigen Fall ergeben mag? Solange du an »Erleuchtung« denkst - diese also gleichsam herbeisehnst -, bist du ihr unendlich fern. Geh den Weg ohne vorgefasste Erwartungen, Begierden und Sehnsüchte - die »Erleuchtung« mag sich dann irgendwann von selbst einstellen.
Natürlich kann man auch als westlicher Buddhist in der abendländischen Welt bestehen. Der Buddhismus ist eine universale Lehre und demnach nicht auf eine bestimmte Ethnie oder Rasse beschränkt. Es geht nicht darum, dass wir durch unser Buddhistsein flugs zu mandeläugigen Asiaten mutieren. Ein Eingeborener aus Papua-Neuguinea, der sich zum Christentum bekehrt, wird dadurch ja auch nicht zu einem blasshäutigen Europäer. Alle Versuche, sich vom abendländischen Erbe zugunsten einer naiv verstandenen asiatischen »Identität« abzusondern, führen in die Isolation und zu einer Entfremdung zum eigenen kulturellen Milieu.
Meine Empfehlung: Schau dich erst einmal auf dem reichhaltigen - gleichzeitig aber auch reichlich verwirrenden! - Buddhismusmarkt um und versuche, dich kritisch und ohne naive Begeisterung und überstürzte Hast der einen oder anderen Denkrichtung zu nähern.
Sarva mangalam und viel Erfolg auf deinem Weg!
Francesco Ficicchia
http://www.navayana.ch
