21-12-2011, 00:30
(20-12-2011, 21:31)petronius schrieb: den glauben nun also irgendwie aus der vernunft herleiten bzw. die vernunftorientiertheit von glaubensaussagen behaupten zu wollen ist imho so überflüssig wie fragwürdig, insofern ja durchaus auch der vernunft oder den fakten widersprechendes als "glaubensaussage" verkauft wird. bezieht man sich aber selektiv auf nur die anders gearteten aussagen, wird man natürlich in sachen "vernunft und glaube" auch zu genau dem ergebnis kommen, das man schon als prämisse hineingesteckt hatSo, wie ich den Artikel von Christian Tapp verstanden habe, geht es nicht um die Herleitung / Uminterpretation von Glaubensaussagen, sondern um die im Glauben enthaltene Prämisse, dass Gott der Welt jene Ordnung mitgegeben hat, die sie der Vernunft zugänglich macht.
Wenn also Glaubensaussagen nicht zu verstehen sind, dann liegt das nicht am Glauben, sondern an einem Mangel. Dieser mag z. B. aus der Epoche der Texterstellung oder aus Widersprüchen des Lebens und der menschlichen Psyche stammen. Tapp widerspricht damit der These, nach des sich Glaube auf die grundsätzliche Unfähigkeit der Vernunft in Glaubensdingen zurück zieht. (Tapp bringt ein altes Lutherzitat, nach der die Vernunft "eine Hur' sei", die den Menschen verführe).
(20-12-2011, 21:31)petronius schrieb: daß z.b. "Vernunftfreundlichkeit zum christlichen Glauben gehört – und zwar seinem Selbstverständnis nach" (so gibt humanist tapps zentrale these wieder) scheint mir angesichts der historischen evidenz schon eine recht kühne behauptungWieso? Man muss Fehler der Vergangenheit nicht deshalb tradieren, weil sie lange Zeit als Wahrheiten verkauft wurden.
Zumindest zeitweise galt:
Wissenschaftler und Kirchenleute wie Nikolaus von Kues, zeigen sehr deutlich, dass man sich zu Gott dadurch bekennt, dass man die Welt (die Schöpfung) zu erforschen hat - durchaus in einem modernen Sinn mit Modellbildung und deren mathematischer Durchdringung.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard