03-03-2012, 21:48
"Es wird also von Menschen auch in einem gewissen Sinne unverständlich gemacht, so dass einem nur mehr übrig bleibt, einfach blind zu glauben"
(von "anderem User" durch Petronius zitiert)
(03-03-2012, 18:58)petronius schrieb: 1. warum bleibt einem nur das übrig?(Nummerierung von mir)
2. warum soll man überhaupt glauben müssen?
3. wenn mir was unverständlich ist und auch auf nachfrage (so die denn überhaupt möglich ist) nicht einleuchtend erklärt wird, dann pfeif ich drauf
1. Ich bin nicht davon überzeugt, dass "einem nur blinder Glaube" bleibt. Glaube ist die poetische Seite des Lebens, die unser Tun auf seinen Wert hin hinterfragt und zugleich ein Spiegel ist, der das subjektive Erleben reflektiert und zugleich vom gesellschaftlichen Umfeld geprägt wird.
Dalberg sprach die Todesangst an. Die ist ja nun erfragbar, und viele Menschen geben die unterschiedlichsten Antwort darauf. Gleichgültig, wie diese lautet (von ich schaue in den Abgrund der Nicht-Existenz bis zum Geborgenheitsgefühl in der Hand des Heiligen, Ewigen), sie sind Glaube. Aber gerade im Hinblick auf den Tod bieten die biblischen Erzählungen nichts. Das viel zitierte "Gottesreich" ist ein gesellschaftlicher Idealzustand, den es anzustreben gilt. Wiederum: Die Bibel transportiert in ihren Texten Fragen an unser Tun und Lassen - viel weitergehend als Beruhigungspillen für die subjektive Existenz. "Blinder Glaube" ist m. E. nur eine Ausrede für Denkfaulheit und Mutlosigkeit, auch unangenehme Wahrheiten, z. B. etwas nicht zu wissen, zur Kenntnis zu nehmen.
2. Wer redet von "glauben müssen"? So kann man nur fragen, wenn einem eine sehr schmalspurige auf das Heilige ausgerichtete Denkweise einfällt. Im Grunde ist die ganze Beziehungskiste, in der wir Menschen leben, geprägt von einem Haufen an Konventionen, die wir für so gut und bedeutsam halten, dass wir ihnen folgen und sie (teilweise vehement) vertreten. Wir müssen nicht glauben, sondern wir sind so gestrickt, dass wir es intuitiv tun, weil wir in unseren Gesellschaften mit ihren Konventionen überleben müssen.
3. Eine bestimmte Vorstellung, eine Konvention oder Überzeugung ablegen, das macht doch jeder früher oder später. Gleichwohl kann man nicht ständig gegen die gesellschaftlichen Konventionen (Überzeugungen) leben. Das würde sehr rasch ermüden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard