10-05-2012, 08:44
(02-05-2012, 18:25)Bion schrieb: Darf ich fragen, was Dich befähigt, ein solches Urteil über die Elite der akademischen Theologie Europas abzugeben?Hab ich doch gesagt: Es gibt in der ganzen Antike kein Beispiel, dass Briefe durch einen Redaktor so komponiert wurden, wie das Theologen so gerne annehmen. und sviw auch nicht im Christlichen Bereich nach 200. Wenn ich mich nicht irre, wird das ausschließlich für die Briefe des NTs behauptet.
Da wird also eine Methode postuliert, für die es keine Vorläufer und keine Wikrungsgeschichte, und keinen ernsthaften Beleg gibt. So was nenne ich unseriöse Spekulation.
Und ich habe ein paar Beispiel, die die "Elite" etwas relativieren:
Du wirst relativ schnell einen Kommentar finden, in dem der Ausspruch Jesu in Apg 16,14 als "Sprichwort" bezeichnet wird. Es ist aber kein Sprichwort, sondern eine Redensart. Nun, im 19.Jh. bedeutete "Sprüchwort" auch das, was wir heute Redensart nennen. Diese Angabe stammt offenbar aus Kommentaren des 19.Jh., und ist ohne Korrektur des inzwischen falsch gewordenen Ausdrucks über mehrere Theologengenerationen ungeprüft übernommen worden.
Im Kommentar von Roloff wird behauptet, dass die in Apg 10 genannten Marschleistungen unrealistisch sind. kam mir schon beim ersten lesen komisch vor, dass römische Soldaten da signifikant schlechtere Marschleistungen gehabt haben soll als das vorgeschriebene Marschtempo von NATO-Soldaten (es ist nicht unbedingt ein Vorteil, dass Theologen nicht zur Bundeswehr müssen), und später konnte ich bei Hengel lesen, dass Antike Marschleitungen durchaus vergleichbar waren - als Rekorde erwähnte Märsche waren noch deutlich schneller. da hat ein Schreibtischgelehrter einfach kritisiert, was er sich nicht vorstellen kann, weil er sein Lauftempo zum Maßstab aller Dinge gemacht hat.
Den Vogel schießt Haenchen ab, den du wohl sicher zur "Elite" zählst:
In Apg 3 vermutet er, dass mit der "schönen Pforte" das sog. korinthische Tor gemeint ist, das bei Josephus als "schön" beschrieben wird. So weit, so gut. dann stellt er fest, dass die Lage des Tores nicht mit dem übereinstimmt, was Lukas in Apg 3 schreibt.
Jeder normal denkende Mensch wäre da wohl zu dem Schluss gekommen, dass eben nicht das korinthische Tor gemeint war, sondern ein anderes Tor (von denen es mehrere gibt, deren Namen wir nicht kennen. Nicht so Haenchen: er kommt zu dem Schluss, dass Lukas nicht weiß, wovon er schreibt.
Ich könnte noch mehr Beispiele nennen, auch grundsätzlich werden - zu Statistik/Stilkritik, und zur Uneindeutigkeit von Befunden der "Formgeschichte". Kann ich gerne noch nachholen.
Aber es sollte klar geworden sein, warum ich keinen Respekt vor dieser "Elite" habe.
Relativismus: "du hast deine Wahrheit, ich habe meine, beide sind richtig"
Toleranz: "was du sagst ist falsch, aber du hast das Recht, es zu sagen"
Toleranz: "was du sagst ist falsch, aber du hast das Recht, es zu sagen"

