02-07-2012, 12:02
(02-07-2012, 11:23)petronius schrieb: aber das scheint mir ohnehin eine sehr bedenkliche tendenz der heutigen zeit zu sein - daß man dem einzelnen immer mehr und ins einzelne gehend vorschreiben will, was er zu tun und lassen, wie er sich zu verhalten hat. ich stelle mir unter einer freiheitlich-demokratischen gesellschaft etwas anderes vor als am gängelband der mehrheit tanzen zu müssen
Der heutigen Zeit? Mir scheint das schon länger so gewesen zu sein. Ein Privatleben, wie wir es heute kenne, ist nämlich erst eine relativ neue Erscheinung. Davor fand das Leben mehr oder weniger vor den Augen der Gemeinschaft statt.
*http://de.wikipedia.org/wiki/Privatsphäre
Die "Beschneidung" (wie auch die Taufe) macht übrigens genau das: eine Gemeinschaft schreibt einem - noch dazu unmündigen - Menschen vor, zu welcher Religion er/sie zu gehören hat (und zwar auf Lebenszeit). Sich daraus zu befreien, ist ein extrem schwieriger Akt (aus der katholischen Kirche kann man aus theologischer Sicht gar nicht austreten). Es geht also auch hierbei um den Schutz des Einzelnen vor dem Zwang der Gemeinschaft.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)

