@Herbert: Danke. Der Kanon Muratori ist mir gelaeufig. Da er bestenfalls nicht frueher als Irenaeus ist, faellt auch dieser Text in die Zeit, in der zum ersten Mal ein Interesse an der NT-Textgeschichte aufkam. Irenaeus wird deshalb als erster angesehen, der etwas von den vier kanonischen Evangelien erzaehlt, weil zumindest sein Wirkungszeitraum bekannt ist, waehrend die Datierung des Kanon Muratori an einer Erwaehnung zum Hirten des Hermas haengt, einem Buch, das es auch noch in eine unser beiden fruehesten erhaltenen Bibeln (4. Jhdt.) geschafft hatte.
Wie auch immer, das Johannes-Evangelium zeigt durchaus Zeichen von spaeterer Bearbeitung. Auch fuer einen Laien ist das ohne weiteres erkennbar, wenn er einfach mal Kapitel 20 und 21 in Folge liest. Genaueres laesst sich mangels aelterer Textzeugen leider nicht mit Sicherheit feststellen. Auch wenn eine Bemerkung von Tertullian nahelegt, dass sein Johannesevangelium mit Kapitel 20 endete, wurde nie ein Manuskript gefunden, wo das definitiv der Fall war. Es gibt halt nur drei Manuskripte und Manuskriptfragmente aus diesem Textbereich vom 4. Jhdt. und davor.
Dass Schriften Aposteln zugeschrieben wurden, war uebrigens auch ausserhalb unseres Kanons durchaus ueblich. Dass allein sagt erst mal nichts, und die heutige Neutestamentik gibt ja deshalb generell nichts auf die traditionellen Autorennamen - was den Autor des Johannesevangeliums einschliesst - mit der einzigen Ausnahme des Paulus.
Das wichtigste Beispiel, was diese Tendenz zum Schreiben von Briefen im Namen der Apostel angeht und dabei ihr Vermaechtnis zu sein vorgibt, waere die Epistula Apostolorum (die englische Version des Artikels gibt ein paar Hinweise zum Inhalt), ein Text, der vorgibt, auf Lehren Jesu an die Apostel nach seiner Auferstehung und vor seiner Himmelfahrt zurueckzugehen, also versucht, mit der direkten Authoritaet der Apostel und Jesu selbst zu arbeiten. Gegner sind diverse gnostische und doketische Lehren, also Auseinandersetzungen des 2. Jhdts., was auch den Gebrauch des Johannesevangeliums, der Apokalypse des Petrus, des Barnabas-Briefs und des Hirten des Hermas erklaert. Da der Text auch die Wiederkunft Christi exakt datiert mit 150 Jahren nach seinem ersten Wirken, was also um 180 gewesen waere, muss er davor geschrieben sein. Allerdings erklaert das auch, warum er irgendwann an Beliebtheit verloren hat.
Fuer die Beurteilung von Behauptungen in Texten wie dem Kanon Muratori oder den Buechern des Irenaeus muss man also den historischen Kontext beachten und die Vielzahl anderer Schriften im christlichen Umkreis, die damals Teil der Auseinandersetzungen waren. Und da wurden dann halt die "schweren Geschuetze", also angebliche Aussagen aller Apostel gemeinsam und von Jesus selbst herausgekramt, was keinerlei Anspruch auf Historizitaet hat.
Wie auch immer, das Johannes-Evangelium zeigt durchaus Zeichen von spaeterer Bearbeitung. Auch fuer einen Laien ist das ohne weiteres erkennbar, wenn er einfach mal Kapitel 20 und 21 in Folge liest. Genaueres laesst sich mangels aelterer Textzeugen leider nicht mit Sicherheit feststellen. Auch wenn eine Bemerkung von Tertullian nahelegt, dass sein Johannesevangelium mit Kapitel 20 endete, wurde nie ein Manuskript gefunden, wo das definitiv der Fall war. Es gibt halt nur drei Manuskripte und Manuskriptfragmente aus diesem Textbereich vom 4. Jhdt. und davor.
Dass Schriften Aposteln zugeschrieben wurden, war uebrigens auch ausserhalb unseres Kanons durchaus ueblich. Dass allein sagt erst mal nichts, und die heutige Neutestamentik gibt ja deshalb generell nichts auf die traditionellen Autorennamen - was den Autor des Johannesevangeliums einschliesst - mit der einzigen Ausnahme des Paulus.
Das wichtigste Beispiel, was diese Tendenz zum Schreiben von Briefen im Namen der Apostel angeht und dabei ihr Vermaechtnis zu sein vorgibt, waere die Epistula Apostolorum (die englische Version des Artikels gibt ein paar Hinweise zum Inhalt), ein Text, der vorgibt, auf Lehren Jesu an die Apostel nach seiner Auferstehung und vor seiner Himmelfahrt zurueckzugehen, also versucht, mit der direkten Authoritaet der Apostel und Jesu selbst zu arbeiten. Gegner sind diverse gnostische und doketische Lehren, also Auseinandersetzungen des 2. Jhdts., was auch den Gebrauch des Johannesevangeliums, der Apokalypse des Petrus, des Barnabas-Briefs und des Hirten des Hermas erklaert. Da der Text auch die Wiederkunft Christi exakt datiert mit 150 Jahren nach seinem ersten Wirken, was also um 180 gewesen waere, muss er davor geschrieben sein. Allerdings erklaert das auch, warum er irgendwann an Beliebtheit verloren hat.
Fuer die Beurteilung von Behauptungen in Texten wie dem Kanon Muratori oder den Buechern des Irenaeus muss man also den historischen Kontext beachten und die Vielzahl anderer Schriften im christlichen Umkreis, die damals Teil der Auseinandersetzungen waren. Und da wurden dann halt die "schweren Geschuetze", also angebliche Aussagen aller Apostel gemeinsam und von Jesus selbst herausgekramt, was keinerlei Anspruch auf Historizitaet hat.