14-01-2022, 11:36
(14-01-2022, 02:09)Ulan schrieb:(14-01-2022, 01:16)Apollonios schrieb: In der Apostelgeschichte ist die Gütergemeinschaft ganz anders fundiert, sie ist Ausdruck der Glaubensgemeinschaft und ein diesbezüglicher Frevel Sünde gegen den Heiligen Geist, der ganze Kontext ist emotional stark aufgeladen. Bei Platon dient die Gütergemeinschaft dem Staatswohl, die Apostelgemeinde hatte mit dem Staat nichts im Sinn. In der Politeia ist die Gütergemeinschaft verpflichtend vorgeschrieben, in der urchristlichen Gemeinschaft freiwillig - man darf durchaus ein Grundstück oder den Verkaufserlös daraus behalten.
Das sehe ich nicht so. "Freiwillig" war das ind er Gemeinschaft um Petrus bestenfalls formal. Leute, die sich nicht an das Ideal der Guetergemeinschaft hielten, wurden mit dem Tode bestraft.
Ich habe Apostelgeschichte 5,4 so verstanden, dass Ananias das Grundstück oder den Verkaufserlös hätte behalten können, ohne deswegen seinen Status als Mitglied der Gemeinde aufgeben zu müssen. Dagegen hätte Petrus nach seinen Worten offenbar nichts einzuwenden gehabt. Also war die Gütergemeinschaft freiwillig. Das ist eine verbreitete Interpretation, die ich übernommen habe. Allerdings ist auch eine andere Deutung möglich: Ananias und Saphira gehörten der Gemeinde noch nicht an und verkauften das Grundstück, um die Eintrittsbedingung des Beitritts zur Gütergemeinschaft zu erfüllen. Dann ist 5,4 so zu verstehen, dass sie den Besitz nur dann hätten behalten können, wenn sie außerhalb der Gemeinde geblieben wären. Wenn es so gemeint ist, ist deine Auffassung die zutreffende.
Das Thema ist brisant, da die Christen ebenso wie Nichtchristen in der Regel von Gütergemeinschaft nichts wissen wollen. Daher kommt die Standarddeutung, wonach nur die Lüge und nicht das Behalten von Privatbesitz bestraft wurde, den Bedürfnissen der Gläubigen sehr entgegen.