Mir faellt gerade auf, dass ich das eklatanteste Beispiel eines Missverstaendnisses (eklatant deshalb, weil es noch durch Unterstreichung hervorgehoben wurde) gar nicht kommentiert hatte:
Pflanzen produzieren Vitamine nicht fuer Tiere, sondern fuer sich selbst. Vitamin C ist zum Beispiel ein Konservierungsmittel, weshalb das in Fruechten zu finden ist, aehnlich wie Sorbinsaeure. Es wird auch in Stoffwechselreaktionen eingesetzt, z.B. bei der Produktion von Kollagen, das fuer Haut, Sehnen, Knorpel etc. wichtig ist, aber auch anderen Reaktionen. Fuer Pflanzen ist Vitamin C z.B. notwendig fuer die Eisenaufnahme, Hormon-Signalkaskaden und zum Schutz der Photosysteme (fuer die Photosynthese). Die brauchen viel mehr von dem Zeug als Tiere.
Evolutionaer muss man dabei hervorheben, dass Vitamin C fuer unsere tierischen Vorfahren, die aus dem Wasser gekrochen sind, kein Vitamin war. Die meisten Tiere koennen Vitamin C selbst herstellen, und so auch unsere entfernten Vorfahren. Die Abfolge der Ereignisse war also eine andere, als Du Dir hier vorstellst. Evolutionaer selektiert wird nur gegen Effekte, die nachteilig sind. Da seit der Kreidezeit Bluetenpflanzen vermehrt Fruechte produzierten, die "Vitamin C" als Konservierungsmittel enthielten, um die Samen laenger haltbar zu machen, hatten Tiere, die oefter Fruechte frassen, zum ersten Mal einen staendigen Zufluss von Ascorbinsaeure ueber ihre Nahrung. Als dann in den Vorfahren einiger Gruppen die Gene zur Herstellung von Ascorbinsaeure brachen, hatte das keine negativen Auswirkungen, da ja fast immer ein externer Zufluss herrschte. Das passierte uebrigens unabhaengig voneinander in mehreren Tiergruppen: in mehreren Gruppen von Fledermaeusen, einigen Sperlingsvoegeln, bei Meerschweinchen, und eben auch bei einem Vorfahren der meisten hoeheren Affen irgendwann im Paläozän (Lemuren und einige andere Primaten-Gruppen haben noch intakte Gene). Diese Genbeschaedigungen geschahen unabhaengig voneinander, da das Gen in jeder dieser Gruppen unterschiedlich gebrochen ist, innerhalb der jeweiligen Gruppen aber gleich. Der Mensch hat dabei dasselbe gebrochene Gen wie alle anderen hoeheren Affen. Das ist ein schoenes Beispiel, wie fehlender Selektionsdruck zum Aussondern ueberfluessigen genetischen Materials fuehren kann.
(15-09-2022, 19:21)Reklov schrieb: Beide Pflanzenarten standen ja in keiner Weise "unter irgendwelchem Überlebensdruck", um solche Vitaminspender zu produzieren und keine von ihnen hätte "wissen" können, dass einst Lebewesen an Land kriechen werden, welche dieses Angebot dringend zum Überleben brauchen.
Pflanzen produzieren Vitamine nicht fuer Tiere, sondern fuer sich selbst. Vitamin C ist zum Beispiel ein Konservierungsmittel, weshalb das in Fruechten zu finden ist, aehnlich wie Sorbinsaeure. Es wird auch in Stoffwechselreaktionen eingesetzt, z.B. bei der Produktion von Kollagen, das fuer Haut, Sehnen, Knorpel etc. wichtig ist, aber auch anderen Reaktionen. Fuer Pflanzen ist Vitamin C z.B. notwendig fuer die Eisenaufnahme, Hormon-Signalkaskaden und zum Schutz der Photosysteme (fuer die Photosynthese). Die brauchen viel mehr von dem Zeug als Tiere.
Evolutionaer muss man dabei hervorheben, dass Vitamin C fuer unsere tierischen Vorfahren, die aus dem Wasser gekrochen sind, kein Vitamin war. Die meisten Tiere koennen Vitamin C selbst herstellen, und so auch unsere entfernten Vorfahren. Die Abfolge der Ereignisse war also eine andere, als Du Dir hier vorstellst. Evolutionaer selektiert wird nur gegen Effekte, die nachteilig sind. Da seit der Kreidezeit Bluetenpflanzen vermehrt Fruechte produzierten, die "Vitamin C" als Konservierungsmittel enthielten, um die Samen laenger haltbar zu machen, hatten Tiere, die oefter Fruechte frassen, zum ersten Mal einen staendigen Zufluss von Ascorbinsaeure ueber ihre Nahrung. Als dann in den Vorfahren einiger Gruppen die Gene zur Herstellung von Ascorbinsaeure brachen, hatte das keine negativen Auswirkungen, da ja fast immer ein externer Zufluss herrschte. Das passierte uebrigens unabhaengig voneinander in mehreren Tiergruppen: in mehreren Gruppen von Fledermaeusen, einigen Sperlingsvoegeln, bei Meerschweinchen, und eben auch bei einem Vorfahren der meisten hoeheren Affen irgendwann im Paläozän (Lemuren und einige andere Primaten-Gruppen haben noch intakte Gene). Diese Genbeschaedigungen geschahen unabhaengig voneinander, da das Gen in jeder dieser Gruppen unterschiedlich gebrochen ist, innerhalb der jeweiligen Gruppen aber gleich. Der Mensch hat dabei dasselbe gebrochene Gen wie alle anderen hoeheren Affen. Das ist ein schoenes Beispiel, wie fehlender Selektionsdruck zum Aussondern ueberfluessigen genetischen Materials fuehren kann.