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Gottes Gerechtigkeit
#21
adagio schrieb:hoffe du gibst mir die antwort auf diese frage !
ich weiß sie nicht

Um dir die Antwort auf die Frage zu geben, müsste ich jetzt in die Axiom-Theorie der Aussagenlogik einsteigen - und das ist mir ehrlich gesagt zu voluminös.

adagio schrieb:irgendwie steht das in widerspruch was du unter "geiselnehmer.." im Islamforum geschrieben hast.
dort hatte ich den eindruck, dass du so denkst, dass das böse die usa sei und die, welche die Usa und die Geisel bekriegen gut seihen.

Dann ist dein Eindruck falsch.

adagio schrieb:ich werd aus dir nicht schlau, da schreibst du so und im Geiselforum anders ? Dort hatte ich den Eindruck du sympathisierst mit den Geiselnehmer ??

Ich sympathisiere keinesfalls mit Geiselnehmern. In dem von mir beschriebenen Fall geht es um die Faszination, die von vermeintlich Unterlegenen in einem Konflikt ausgeht.

Wenn ein vermeintlich Schwacher gegen einen vermeintlich Starken kämpft, dann bringt das nicht selten Sympathiepunkte bei Außenstehenden. Wenn der vermeintlich Schwächere sich dann auch noch durch Standhaftigkeit auszeichnet, bekommt er ziemlich schnell Anhänger.

Als die Israeliten unter der Führung von Moses aus Ägypten auszogen, waren sie zahlen- und kampfkraftmäßig den Truppen des Pharaohs weit unterlegen. Die Israeliten hatten aber ein konkretes Ziel, leisteten Widerstand und machten sich trotz aller Gefahren auf den Weg. Unsere Sympathie gilt den Israeliten, nicht den Ägyptern.

David war physisch seinem Gegner Goliath weit unterlegen, trat aber dennoch zum Zweikampf an. Wer sympathisierte damals bis heute mit Goliath? Auch hier bringen wir unsere Sympathie dem Schwächeren entgegen (die Israeliten waren so sehr von David überzeugt, dass sie ihn zum König machten).

Im alten Rom erhoben sich die Sklaven unter Führung von Spartacus. Sie waren der römischen Militärmaschinerie weit unterlegen und gingen letztlich unter - aber gerade deshalb sind sie Sympathieträger.

In der frühen Neuzeit stand ein kleiner Mönch namens Luther von dem mächtigsten Mann der Welt, Kaiser Karl V., und sollte sich für seine Überzeugungen verantworten, indem er sie widerufen sollte. Heute ist Luthers Satz zum geflügelten Wort geworden: "Hier stehe ich - ich kann nicht anders". Der Widerstand des Kleinen gegen den Großen brachte ihm Anhänger ohne Ende (hätte er widerrufen, würde die Welt heute vermutlich anders aussehen).

Das aber auch böse Elemente Sympathie bei ihren Zeitgenossen erwecksen können, zeigt uns unsere eigene Geschichte. In der Weimarer Republik trat eine zunächst schwache Partei namens NSDAP an, um den Machtapparat des Staates herauszufordern. Obwohl alles, was diese Partei propagierte, Schlechtigkeiten waren, liefen ihr die Menschen in Scharen hinterher - vermutlich, weil die Nazis einen (knallharten wie unerträglichen) Standpunkt hatten, an dem sich die Leute orientieren wollten (bis hin zur Katastrophe)

Genau dieser uralte Mechanismus greift auch bei den Geiselnehmern, Klar, Geiselnahme ist nicht gerade ein sauberes Geschäft - aber das geschieht ja nur wegen den Kampfes gegen einen weit übermächtigen Gegner. Was bleibt den Tailban auch anderes übrig - Jagdbomber haben sie nun mal nicht. Dieser Widerstand gegen einen Stärkeren löst bei vielen Glaubensbrüdern durchaus Sympathie und Bewunderung aus. Und wer sich ebenfalls als Feind des Westens fühlt, der glaubt durchaus an die Idee des Schulterschlusses, frei nach dem Motto: "Der Feind meines Feindes ist mein Freund".

Ich habe für die Taliban nicht das geringste an Sympathie - ganz im Gegenteil. Es gibt aber psychologische Wirkungen, die man nicht unterschätzen sollte. Erfolg macht sexy - und die Entführung von Leute aus dem Westen wird durchaus als Erfolg gesehen.

Erinnere dich mal: Als 1979 die Sowjetunion Afghanistan besetzte und die Mudschahiddin gegen die Rote Armee kämpften (u.a. mit Entführung, Hinrichtungen usw. - diese Methoden gibt es in Afghanstan ja seit Jahrhunderten), hast du da nicht auch gewisse Sympathien für die Mudschahiddin empfunden?

adagio schrieb:Das Böse ist glaub ich von Menschen eine Erfindung.

Nichts anderes habe ich behauptet: Das Böse ist das, was gegen den Wertekonsens der Gemeinschaft verstößt.

adagio schrieb:Und schwärmerein für Gott halte ich auch für eine schlechte und gefährliche Sache. Es kommt drauf an. Wer weiß wozu die schwärmmerein gut sind. Es ist so eine künstliche schwärmerei die eben künstlich ist, und bei der die Leute glauben, sie müssen immer für gewisse Sachen schwärmen.

Das sehe ich anders. Schwärmen kann jeder, wofür er will und so viel er will. Problematisch wird es, wenn aus der Schwärmerei eine Doktrin wird und sie Auswirkungen auf das Leben anderer hat. Insbesondere, wenn jemand zu der Überzeugung gelangt, bestimmte Menschen seien weniger wert als man selbst, und solche Menschen zu töten sei ein Heil an der Welt.


Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)
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Gottes Gerechtigkeit - von Micha - 26-04-2007, 14:55
RE: Gottes Gerechtigkeit - von Mandingo - 26-04-2007, 20:15
RE: Gottes Gerechtigkeit - von Micha - 26-04-2007, 22:05
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RE: Gottes Gerechtigkeit - von Moski - 27-08-2007, 13:34

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