27-08-2007, 11:07
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27-08-2007, 16:31 von Alanus ab Insulis.)
Moski schrieb:Deshalb entzieht sich der Gottesbegriff jeglicher Logik.
Im Sinne einer negativen Theologie hast du da gar nicht so unrecht Moski. Von einem Gott, von dem wir nur Wissen das er "deus" ist, können wir keine adäquate Aussage machen. Der klassische Gattungsbegriff Gott, wird hier zum uneingrenzbaren und unbestimmbaren Wesensbegriff.
Aber...das ist nicht der christliche Glaube von Gott. Nach biblischer Überzeugung ist Gott weder ungezügelter Voluntarismus, noch ein von den Prinzipien Logik, Vernunft und Weißheit losgelöstes Wesens. Denn Gott ist der Logos!
Die vielfältigen Bestimmungen dieses Begriffes aus der griechischen Philosophie, ebenso wie die Anlehnung an das hebräsiche "dabar", lassen vor allem eins deutlich werden. Der Logos-Gott ist eine schöpferische Grösse, die sich in einem durch Vernunft ordnenden Prinzip verwirklicht (vgl. Gen 1,1 und Joh 1,1.3). Und daher haben nach klassicher, christlicher Lehre alle Menschen als vernünftige Wesen, an der Vernunft Gottes teil.
"Herr, wie zahlreich sind deine Werke! Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen." (Ps 104, 24)
Oder wie es Papst Benedikt in seiner Regensburger Vorlesung sagte:
"Jenseits davon gebe es die Freiheit Gottes, kraft derer er auch das Gegenteil von allem, was er getan hat, hätte machen und tun können. Hier zeichnen sich Positionen ab, die denen von Ibn Hazm durchaus nahekommen können und auf das Bild eines Willkür-Gottes zulaufen könnten, der auch nicht an die Wahrheit und an das Gute gebunden ist. Die Transzendenz und die Andersheit Gottes werden so weit übersteigert, dass auch unsere Vernunft, unser Sinn für das Wahre und Gute kein wirklicher Spiegel Gottes mehr sind, dessen abgründige Möglichkeiten hinter seinen tatsächlichen Entscheiden für uns ewig unzugänglich und verborgen bleiben. Demgegenüber hat der kirchliche Glaube immer daran festgehalten, dass es zwischen Gott und uns, zwischen seinem ewigen Schöpfergeist und unserer geschaffenen Vernunft eine wirkliche Analogie gibt, in der zwar — wie das Vierte Laterankonzil 1215 sagt — die Unähnlichkeiten unendlich größer sind als die Ähnlichkeiten, aber eben doch die Analogie und ihre Sprache nicht aufgehoben werden. Gott wird nicht göttlicher dadurch, dass wir ihn in einen reinen und undurchschaubaren Voluntarismus entrücken, sondern der wahrhaft göttliche Gott ist der Gott, der sich als Logos gezeigt und als Logos hebend für uns gehandelthat. Gewiss, die Liebe „übersteigt“, wie Paulus sagt, die Erkenntnis und vermag daher mehr wahrzunehmen als das bloße Denken (vgl. Eph 3,19), aber sie bleibt doch Liebe des Gottes-Logos, weshalb christlicher Gottesdienst, wie noch einmal Paulus sagt, „λογικη λατρεια“ ist — Gottesdienst, der im Einklang mit dem ewigen Wort und mit unserer Vernunft steht (vgl. Röm 12,1)."
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)