28-08-2007, 09:35
adagio schrieb:Trotzdem habe ich das Gefühl, dass du mich nicht verstanden hast.
Auch wenn Gott nicht den Unterschied zwischen Gut und Böse kennen sollte, gibt es hier auf der Erde ein Gesetz dem sich keiner entziehen kann.
Meine Meinung ist, falls Gott exisieren sollte, werden die Geiselnehmer in einem ihrer nächsten Leben um ihr eigenes Leben flehen. Und das ist richtig so. Nicht weil Gott es so will oder weil er zwischen Gut und Böse unterscheidet, sondern weil er uns Menschen ein Gleichgewicht geben will.
OHNE ZU WERTEN. Er gibt das Gleichgewicht, ohne zu sagen, z.B. Geiselnahme ist gut oder schlecht, sondern er lässt ein Gleichgewicht zu. Dieses Gleichgewicht wird nun aber von den Geiselnehmer in einem ihrer nächsten leben schlecht bewertet ?!
In dem Begriff "Gleichgewicht" steckt doch bereits eine Wertung. Es gibt einen Zustand A. Dieser Zustand A wird bewertet und deshalb muss es einen Zustand B geben, um einen Ausgleich zu schaffen. Begriffe wie "Gleichgewicht" oder "Ungleichgewicht" sind damit aber Bewertungen. Meiner Ansicht nach gibt es kein "göttliches Verfahren", wonach 3 Einheiten Glück mit 3 Einheiten Unglück ausgeglichen werden müssen. Ein "Gott" interessiert sich nicht für die Bewertung seiner Taten. Seine Taten sind einfach.
Also "Gott" für Moses und die Israeliten das Rote Meer geteilt hat, dann war das für diese Menschen ein ungeheures Glück. Für die Ägypter hingegen ein großes Unglück (die Israeliten sind entkommen, die ägyptische Arme ist im Meer abgesoffen). Nun kann man natürlich sagen, dieser "Gott" ist der Gott der Juden und der hat mit den Ägyptern nichts am Hut. Aber nach der Universal-Definition des Begriffes "Gott" hat dieser Gott auch die Ägypter und ihre Kultur und ihr Land usw. usw. erschaffen. (wenn nicht, dann gäbe es ja einen zweiten Gott, was dem Alleinherrschaftsanspruch des biblischen Gottes ja völlig widersprechen würde). Die Tat also, das Rote Meer zu teilen, ist einfach nur eine Tat Gottes. Die Wertung, ob gut oder schlecht, erfolgt durch die Menschen, nicht durch Gott. Nach deiner These müsste jetzt den Ägyptern eine ausgleichende Gerechtigkeit widerfahren, um der erlittene Unglück wieder gut zu machen.
Genau das Gleiche müsste in der Entführungsszenerie passieren. Die Bösen werden irgendwann für ihre Taten bestraft, die Guten werden belohnt. An so etwas glaube ich nicht. Es geschieht, was geschieht, und nichts und niemand führt darüber Buch, schon gar nicht eine übergeordnete Instanz.
adagio schrieb:Also am Koran dürftest du nicht glauben. Den diesen (dein) Gottesbegriff ist sehr kontrovers zu dem des Korans.
An dem Gottesbegrif der Bibel dürftest du auch nicht glauben.
Im Prinzip ist es irrelevant, woran ich glaube. Ich weiß nur, dass mir der allgemein übliche Gottesbegriff viel zu flach ist. Die Vorstellung, da sitzt irgendwo ein wie auch immer geartetes Wesen und führt Buch darüber, was jeder einzelne Mensch tut oder lässt, ist mir völlig suspekt. Der alte Mann mit Rauschebart, oder dieses zornige, Blitze schleudernde Wesen, oder die Stimme aus dem Nichts, die einem Analphabeten irgendwas ins Gehirn diktiert - nein, sorry, das ist mir zu einfach.
adagio schrieb:Grundsätzlich finde ich deine These sowieso nicht schlecht, bis auf die Tatsache, dass du das Weltengesetz hier vergisst. Denn wenn du nach sinnhaftigkeit fragen würdest, dann würdest du auch zu dem schluß kommen müssen, dass das Leben einen Sinn haben muß.
Das Problem bei dieser Aussage ist, dass die Antwort bereits in der Frage steckt und somit die Frage unsinnig ist. Es wird nach dem Sinn des Lebens gefragt, weil das Leben einen Sinn haben muss. Damit wird nach etwas gefragt, was als Axiom vordefiniert ist:
Aussage A: Das Leben muss einen Sinn haben (Axiom)
Aussage B: Was ist der Sinn des Lebens (grundsätzliche Fragestellung)
Dabei lautet die eigentliche Frage, ob das Leben einen Sinn haben muss. Wieso muss das Leben einen Sinn haben?
Und damit kommen wir zum zweiten Teil deiner Argumentation. Das Leben muss einen Sinn haben, ...
adagio schrieb:Denn was sollen dann die ganzen Krankheiten, lebenschicksale, ..... wenn die Leute das nur zufällig ereilt.
Das o.g. Axiom ergibt sich aus dem Wunsch der Menschen, dass das erfahrene Leid einen Sinn hat. Wir weigern uns, eine Krankheit, ein Schicksal, einen schmerzlichen Verlust einfach hinzunehmen. Wir wollen immer und überall Ursache und Wirkung, actio und reactio erkennen. Man wird krank, weil man sich eine Infektion, einen Virus eingefangen hat (Ursache und Wirkung), aber das reicht uns nicht. Es muss sich mehr hinter der Krankheit verbergen. Wir fangen an, die Krankheit überzuinterpretieren. Ganz besonders, wenn es sich um das ultimative Ende handelt - den Tod. Wir können und wollen nicht hinnehmen, dass mit dem Tod einfach alles vorbei ist. Eigentlich ist das ganz normal. Denn wir leben, und wir kennen nichts anderes als das Leben. Streng genommen hält sich jeder Mensch aus genau diesem Grund für unsterblich - obwohl ihm sein Verstand und seine Erfahrungen bei anderen Menschen das Gegenteil lehrt. Und weil wir uns nicht vorstellen können, dass die Welt auch ohne uns existiert, retten wir uns in das Bild des Lebens nach dem Tode. Das Leben nach dem Tode als Ausgleich für die erlittene Mühe im Leben vor dem Tode.
adagio schrieb:Moski schrieb:Ich werde denjenigen, die ungläubig sind, Schrecken einjagen.
Haut ihnen mit dem Schwert auf den Nacken und schlagt zu auf jeden Finger von ihnen!
Weil du auf mein zugefügtes Zitat(deinen Anhang) nicht antwortest, will ich dir antworten:
ich fühle mich ein bisschen persönlich herausgefordert, weil ich ein , wie du so schön sagst, ein "ungläubiger" bin.
Ganz nebenhei: Ich bin auch ein "Ungläubiger", da ich keiner Konfession angehöre. Mit 18 bin ich aus der Kirche ausgetreten (ev.-luth.), weil ich in meiner Jugend einschneidende Erlebnisse hatte bzgl. Gewalt und Gewaltvorstellung in der Kirche (zur Erläuterung: ein Pastor, der sonntags in der Kanzel von Friedfertigkeit und Nächstenliebe faselte, hat mich eines Tages im Streit zusammengeschlagen; eine Pastorin hat hochoffiziell verkündet, ein Hindu sei nicht zur Hilfe an einem Verletzten bereit, weil er als Hindu das Gebot der Nächstenliebe nicht kenne; meine damals bereits kritischen Fragen zur Geschichte des Christentums und zum Gottesbegriff wurden kurzerhand plattgebügelt und weitere Nachfragen mit Drohungen versehen; Freunde von mir, die sich intensiv religiösen Themen zuwandten, entwickelten eine unglaubliche Naivität bei den täglichen Dingen des Lebes - das führte bei mir zum Entschluss. mit so einem Haufen nichts mehr zu tun haben zu wollen). Und was den Islam angeht, würde ich wohl ganz oben auf der Abschussliste stehen, denn ich halte den Islam nicht für eine Religion, sondern für eine Ideologie, die m.E. nach faschistisch ist.
Ich bin der festen Auffassung, dass nicht Gott den Menschen, sondern der Mensch Gott geschaffen hat. Jeder Mensch soll an das glauben, was er für sich für richtig hält. Aber genau dieses Recht soll er dann auch allen anderen Menschen zugestehen - und genau das hakt es bei den allermeisten Religionen. Als schlimm bis bedrohlich empfinde ich "Herrenmenschen-Religionen", wo man selbst der wahre Gläubige ist und alle anderen als minderwertig ansieht (und daraus auch mal das Recht zur phyisischen Vernichtung der anderen ableitet - im Mittelalter und der frühen Neuzeit hat sich da das Christentum besonders hervorgetan, im frühen Mittelalter und in der Gegenwart ist der Islam in diesen Dingen sehr aktiv).
adagio schrieb:Obwohl das eigentlich im Koran explizit steht, dass "ihr"(ich weiß nicht ob du Muslim bist) die christl. und jüdische Religion akzeptieren müßt, hegen doch viele (politiker) die Hoffnung und glauben, dass eines Tages der Islam über die ganze Welt herschen wird und das es die einzige Bestimmung auf der Welt sei, dass der Islam die vormachtstellung erreicht.
Das ist nicht nur die Hoffnung. Das ist im Islam oberstes Gebot und primäres Ziel.
Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)