11-09-2008, 20:14
(11-09-2008, 16:35)Padawan(?) schrieb: Religionen sind doch nicht entstanden aufgrund von machtpolitiken (…), religion ist viel älter als macht.Also dass Religionen älter seien als Machtgefüge innerhalb menschlicher Gesellschaften, kann ich mir nicht vorstellen. Meine Erklärung für die Existenz von Religionen ist eine andere: Religion hängt unmittelbar zusammen mit der Notwendigkeit, Meinungen auszutauschen, also nicht nur einfache Befehle oder Sachverhalte zu kommunizieren. "Meinungen" beruhen auf übereinstimmenden Vorstellungen über Welt und Menschen. Anderenfalls zerfällt eine Gemeinschaft oder orientiert sich neu. Religion ist also auch aber nicht nur ein Pool von Erklärungen. In diesem Pool befinden sich daneben: Wertvorstellungen, Vermutete Zusammenhänge, Erfahrungen, Vorurteilen, Mythen.
Religion enstand aus dem zwang der menschen herraus alles erklären müssen zu können, …
Padawan(?) schrieb:(Religion enthält) einfach ein erklärungs modell, was heutzutage selbredend überholt ist …Das antike Tatsachenwissen ist in der Tat überholt. Das gilt aber nicht über grundsätzliche Vorstellungen. Leider geht das in den Hl. Schriften vollkommen durcheinander. Beispiel: Moderne Astronomie ist gar nicht denkbar, wenn alles oberhalb der Atmosphäre als "Gotteswelt" anzusehen ist. Genauso wäre der "Large Hadron Collider" bei CERN nicht denkbar, wenn der Mikrokosmos (Moleküle, Atome, Elektronen, Quarks, Gluonen, …) einer anderen Welt als der erfahrbaren zu denken wäre. Mit anderen Worten: die Religionen liefern die denkbaren Möglichkeiten. Hierin war übrigens der Islam während langer Zeiten im Mittelalter fortschrittlicher als das Christentum.
Padawan(?) schrieb:die wissenschaft ist nur ein erklärungs modell welches sich von zeit zu zeit selbst korrigiert aufgrund neuer erkenntnisse, bis dahin gelten aber die alten erkenntnisse.Diese Aussage ist nur ein Teil dessen, was Wissenschaft umfasst. Wichtiger ist, dass Wissenschaften Methodenlehren sind, wie Tatsachen ermittelt werden sollen und worauf sich Aussagen (der Wissenschaft) beschränken. Die Theoriebildungen (also die immer vorläufigen Erklärungsmodelle) sind nur der Juniorpartner!
Die Begeisterung für deine Beispiele teile ich indes nicht. Die "Schallmauer" war nie ein unüberwindbares Hindernis. Die Lichtgeschwindigkeit ist eine irreführende Bezeichnung für eine Natur-, eigentlich 'Geometriekonstante' unserer Raumzeit. Licht, als masselose Photonen, breitet sich mit genau der Geschwindigkeit aus, welche unsere Raumzeit zulässt. Von "doppelter Lichtgeschwindigkeit" kann keine Rede sein. Die Ergebnisse, die anscheinend Überlichtgeschwindigkeit zeigten, sind längst geklärt, kurz: es handelt sich um Fehlinterpretationen der beteiligten Messzeitpunkte.
Padawan(?) schrieb:In gewisser weise ist wissenschaft auch nur eine relligion, welche aber den vorteil besitzt sich selbst korigieren zu können und zu dürfen, was bei allen anderen religionen ja eher schwer ist.Nein, erklärtermaßen verzichtet Wissenschaft im Wortlaut auf alle Wertungen – ganz im Gegensatz zu Religionen. Natürlich werten und urteilen Wissenschaftler, aber das tun sie auf dem Hintergrund ihrer Weltanschauung oder gesetzlicher Vorgaben.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard